Wie findet ihr Moonraker?

1/10 - Grottenschlecht
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (1%)
2/10 - Sehr schlecht
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (1%)
3/10 - Schwach
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (4%)
4/10 - Mässig
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10 (7%)
5/10 - Durchschnittlich
Insgesamt abgegebene Stimmen: 15 (10%)
6/10 - Nicht übel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 17 (12%)
7/10 - Recht Gut!
Insgesamt abgegebene Stimmen: 19 (13%)
8/10 - Gut!
Insgesamt abgegebene Stimmen: 25 (17%)
9/10 - Sehr gut!
Insgesamt abgegebene Stimmen: 29 (20%)
10/10 - Überragend!
Insgesamt abgegebene Stimmen: 20 (14%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 145

Re: Filmbesprechung: "Moonraker (MR)"

1066
Gestern habe ich mir MR angeschaut. Was ich dazu zu sagen habe:

Moore gibt einen durchweg überzeugenden Bond ab, da habe ich nichts auszusetzen.

Beißer? Naja, er kann es besser, wie er im Vorgängerfilm in einigen Szenen zeigt. Das aufeinandertreffen mit Dolly und den "Liebe auf den ersten Blick"-Moment mag ich.Und nein, sie trägt keine Zahnspange. Beißer hat einige schön bedrohlichhe Szenen, die dann aber ungünstig und zu albern aufgelöst werden, etwa die von mir schon angesprochene Szene auf dem Karneval mit Bond und Manuela oder auch in der PTS.

Obwohl der Plan ja eigentlich total irre ist und eine Bedrohung für die Menschiet darstellt wie in kaum einem anderen Bodfilm, schafft es der Film bei mir über lange Strecken nicht, richtig ein fesselndes Bedrohunsszenario zu schaffen, nicht einmal nach dem Start der Globen von der Raumstation (erst muss noch die Raumstation unter die Kontrolle gebracht werden, dann auch noch die Globen zerstört werden. Eigentlich sollte man als Zuschauer hier mehr mitfiebern, ob die Welt noch gerettet werden kann.). Die anschließende Zerstörung der Globen durch Bond hingegen finde ich dann aber gelungen und aufregend.

Zu Beginn hat der Film einen Durchhänger, finde ich. Mit Ausnahme von Corinnes Tod (und natürlich dem "hübschen Sport"), kann mich zu Beginn nichts richtig begeistern. Auch in Venedig ist nun nicht viel wirlich großartiges dabei, mit Ausnahme der Zerstörung des Glasbläser-Museums. Die Verfolgungsjagt bleibt deutlich hinter der späteren Zurück, trozu schlechter Rückprojektionen. In Brasilien ändert sich dass dann aber glücklicherweise . Die Bootsverfolgung auf dem Amazonas finde ich sehr gelungen (übrigens eine schöne Location), trotz übler Rückprojektionen. Hier kann Bond gerne mal wieder hin, sofern dort nicht inzwischen alles abgeholzt ist. Der Karneval in Rio macht Spaß.

Im Großen und Ganzen muss ich aber sagen, dass man bei den Locatons eine schöne Auswahl getroffen hat, die alle ein gewisses Flair entfalten.

Drax soll ja ein größenwahnsinniger Bösewicht wie Stromberg sein, hat aber bei weitem nichtdiese Ausstrahlung und wirkt auch nicht so bedrohlich. Curd Jürgens hat einen besseren Auftritt abgeliefert.

Die Weltraumaction: Solch große Actionszene mag ich eigenlich ganz gerne, was sich etwa an TSWLM oder TND zeigt, aber das hier? Die Sache mit den Laserpistolen ist nicht so men Fall. Auch geht mir das alles etwas zu chaotisch von statten. Teileise habe ich das Gefühl, dass die einfach nur völlig willkürlich umherballern. Das wirkt nicht so fesselnd wie in TSWLM. Aber immer noch besser als Bond ein Laserschwert in die Hand zu drücken, davon hat man zum Glück abgesehen.

Insgesamt sehe ich den Film unterdurchschnittlich. Auf jeden Fall rechtfertigen die Brasilien-Szenen, sich den Film anzuschauen, das absolute Highlicht, aber viel mehr wirklich großartiges sehe ich abseits dessen nicht. Hiervon hätte ich gerne etwas mehr gesehen, und wie man an Rio einerseits und dem Amazonas andererseits sieht, hat Brasilien viele schöne Ecken zu bieten. Selbst ein Film wie DAD kann mich mehr unterhalten (wo mich ürigens die schlechten CGI-Effekte inzwischen gar nicht mehr so sehr stören, der Film mach trotz allem einfach Spaß).


Achso: In meinem Beitrag stecken keinerlei Aprilscherze, falls das jemand denken sollte.

Re: Filmbesprechung: "Moonraker (MR)"

1067
Wenn man Moonraker als durchgeknallte Wundertüte akzeptiert, kommt Gilberts letzter Bond gar nicht mal so schlecht weg. Handwerklich stehen sich Diletantismus (die miesen Rückprojektionen) und Genie (John Barrys fantastischer Score und Ken Adams gigantomanisches Setdesign) gegenüber, wie nur selten bei Bond. Hinzu kommt ein tiefenentspannter Roger Moore mit einigen der schärfsten Sprüche um die Ecke, Lonsdale gibt einen tollen Antagonisten und Lois Chiles ist eine Augenweide.

Re: Filmbesprechung: "Moonraker (MR)"

1068
craigistheman hat geschrieben: 1. April 2024 17:46 Diletantismus (die miesen Rückprojektionen)
Das ist deutlich zu hart. Da fallen mir aus derselben Zeit ganz andere Filme ein, die ich hinsichtlich ihrer Effekte als dilettantisch bezeichnen würde. Bei MR sind da einige Sachen nicht nach damaligem Stand state of the art, aber auch ganz sicher nicht "dilettantisch".
Henrik hat geschrieben: 1. April 2024 14:35 Eigentlich sollte man als Zuschauer hier mehr mitfiebern, ob die Welt noch gerettet werden kann
Wer fiebert denn bei einem Bond-Film mit, ob der wohl damit endet, dass die Welt untergeht? :) Wer das tut, hat die Kontrolle über sein Leben aber mal vollends verloren.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "Moonraker (MR)"

1069
Ok...wenn ich an die Szenen bei TSWLM im Tanker denke, da hält Captain Carter die Luft an, während Bond die Atombombe auseinanderschraubt und genau so geht es mir als Zuschauer in diesem Moment auch. Und das auch nach zigfacher Sichtung und obwohl ich genau weiss, dass Bond die Mission mit Erfolg zu Ende bringt und die Bombe nicht hochjagt. Ähnlich geht es mir auch nach dem Abschuss der Atomraketen, dort hoffen die Soldaten und Bond ja offenbar, dass die Atomraketen sich nicht gegenseitig zerstören, sondern die U-Boote zerstören.

Re: Filmbesprechung: "Moonraker (MR)"

1070
Was ich nie verstehen werde ist, warum man gerade zur Moore Zeit immer wieder Close Ups von Moore mit Rückprojektionen eingebaut hat, obwohl die wirklich furchtbar aussehen und gar nicht nötig waren.
Aber MR finde ich technisch wunderbar. Klar gibt es 2-3 Szenen wo ich denke "nein, das war nicht nötig" (Beißer spring auf die andere Gondel!) aber insgesamt ist der Film einfach technisch überragend, und ich würde ihn gerne noch mal auf großer Leinwand sehen (nun ja, habe ihn erst vor wenigen Wochen auf einer Heim-Leinwand gesehen).
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "Moonraker (MR)"

1071
danielcc hat geschrieben: 4. April 2024 15:48 Was ich nie verstehen werde ist, warum man gerade zur Moore Zeit immer wieder Close Ups von Moore mit Rückprojektionen eingebaut hat, obwohl die wirklich furchtbar aussehen und gar nicht nötig waren.
Wenn man sie nicht besser hinbekommt, dann hätte man sich die ein oder andere sparen können. Die Ski Verfolgung in TSWLM hätte z.b. genau so gut funktioniert ohne eine dazwischen geschnittene Roger Großaufnahme.

Die Frage ist aber eher warum die technisch so schlecht sind, wo das doch damals auch viel besser ging? Auch lange vorher schon viel besser ging.
Warum die Bonds viel Geld ausgeben für tolle Tricks und Stunts, und dann im gleichen Film auch wieder so hingepfuschtes haben?

Bei Bond kann man ja nun nicht das fehlende Geld verantwortlich machen ...

Re: Filmbesprechung: "Moonraker (MR)"

1074
Mir gefällt die Verwendung der Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauss II. in der Szene eigentlich sehr gut. Zu Moonraker passt es, dass ungewöhnlich viel "klassische Musik" gespielt wird. Unter anderem auch, weil es ein so dekadenter Film ist, mit einem Schurken, der so gottlos reich ist, dass er sich leisten kann was immer er will.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "Moonraker (MR)"

1076
Nach dem tollen „The Spy who loved me“ zum zehnfilmigen Jubiläum, der schon wieder einen gesunden Gigantismus in sich trug, ging es mit dem Nachfolger „Moonraker“ diesmal im wahrsten Sinne des Wortes noch höher hinaus. Bond im Weltall – eine Konsequenz des Vorgängerfilms, so meinen manche. Kann das gut gehen?

Meine Meinung: Ja, es kann. MR begeisterte mich noch nie so sehr wie TSWL, aber dennoch stehe ich dem Film nach der letzten Sichtung aufgeschlossen gegenüber. Mag auch daran liegen, dass MR (so meine ich mich zu erinnern) mein erster Bondfilm war, deshalb hat er immer einen kleinen Bonus. Natürlich ist der Weltraumflug und die Station im All irgendwie eine konsequente Fortführung dessen, was in TSWLM begonnen wurde (und des Star Wars-Hypes) und mich stört das ganz ehrlich auch überhaupt nicht. Natürlich ist das Weltall nicht unbedingt das erste, an was ich denken würde, wenn ich mir einen Bondfilm vorstellen müsste, aber so, wie es hier inszeniert und erzählt wird, passt es für mich. Die Probleme, die der Film hat liegen eher woanders.

Der Cast weiß schon mal zu überzeugen. Michael Lonsdale spielt einen herrlich kultivierten Hugo Drax, Lois Chiles eine starke Holly Goodhead, die Bond des Öfteren die Stirn zu bieten weiß. Neben der Stamm-Crew (Bernard Lee in seinem letzten Auftritt) und einigen mehr oder weniger bedeutenden Nebenrollen ist natürlich noch Richard Kiel zu nennen, der zum zweiten Mal den Beißer nennen darf.

Und hier fangen dann auch gleich die Dinge an, die, wenn auch aus dem Vorgänger heraus entwickelt, nicht mehr zu 100 % passen. Ist z. B. der Beißer in TSWLM noch eine bedrohliche Figur, der ob ihrer Absurdität aber auch humoristische Momente geschrieben wurden, so ist er in MR vom ersten Auftritt in der PTS schon nur noch überdreht. Zwar hat er auch tolle Szenen wie der Kampf auf der Seilbahn und sein bedrohliches Auftreten im Karneval. Doch grundsätzlich ist er nicht mehr so ernst zu nehmen wie zuvor – schade. Dass er sich am Ende auch noch verlieben und sprechen darf, trägt nicht unbedingt dazu bei, ihn ernster zu nehmen.

Generell nimmt sich der Film doch eine Spur zu wenig ernst. Klar, bei Bond muss man vieles akzeptieren, aber die Zufälligkeiten und Albernheiten, die sich in MR bieten, gehen mir doch zu weit. Bond landet irgendwo im Dschungel und ist reinzufällig sofort an Drax‘ Stützpunkt? Ach egal, nicht lange drüber nachdenken. Diesen Gedanken scheint man des Öfteren beim Filmen gehabt zu haben, so erklären sich auch alberne (und teilweise träge) Verfolgungsjagden, blinzelnde Tauben, etc. Auch der Showdown, der als logische Konsequenz natürlich eine Massenszene im All darstellen muss, ist doch etwas arg übertrieben geraten. Die Laserwaffen inkl. der zugehörigen Sounds wirken heute doch sehr albern.

Doch was hat der Film tolles zu bieten? Eine ganze Menge! Wunderschön eingefangene Karnevals- Stadt- und Landschaftsszenen (ein großer Pluspunkt sind einfach die Bilder: Ich konnte mich kaum sattsehen an den tollen Aufnahmen!), tolle Stunts wie die Seilbahn-Szene, die PTS, oder die Prügelei in Venedig. (Das schöne Glas!) ein wieder mal fantastisches Set-Design von Ken Adam und ein toller Soundtrack vom zurückgekehrten John Barry. Besonders hervorheben möchte ich noch die Ermordung Corinnes durch Hugo Drax‘ Hunde. Ein fantastisches Zusammenspiel aus Inszenierung, Licht und Musik und eine Szene, die in ihrer Beklemmung und Grausamkeit einzigartig bei Bond ist. Viele Einzelszenen gefallen mir sehr gut und die negativen Punkte wiegen nicht so schwer, wie man denken mag, also: Ja, mir hat MR wieder einmal wirklich gut gefallen. Er ist sicher kein absoluter Top-Kandidat der Reihe, doch für sich betrachtet ist es ein Film, der in seinem Gigantismus zwar manchmal ein wenig übers Ziel hinausschießt und das Auge fürs Wesentliche verliert, aber doch sehr viel Spaß macht.
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"