Solitaire ist die einzige tatsächliche Entsprechung des klassischen Bondgirl-Klischees oder?
Die Frau des Bösewichts, die von Bond verführt wird, damit er an Informationen gelangt.
- Zugegeben: Paris Carver passt auch auf die Beschreibung, aber die kannte 007 immerhin schon vorher.
Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
827Gar nicht so leicht zu beantworten. Was ist denn das klassische Bondgirl-Klischee?Casino Hille hat geschrieben: 5. Februar 2024 01:17 Solitaire ist die einzige tatsächliche Entsprechung des klassischen Bondgirl-Klischees oder?
Die Frau des Bösewichts, die von Bond verführt wird, damit er an Informationen gelangt.
- Zugegeben: Paris Carver passt auch auf die Beschreibung, aber die kannte 007 immerhin schon vorher.
Dass Bond eine Handlangerin, teils enge Vertraute des Bösewichts, verführt, zwecks Infos, kommt öfter vor, spontan fallen mir Drax' lockige Assistentin (später Hundefutter) und natürlich die Masterson-Schwester (GF) ein (wobei geht es ihm da wirklich um Infos oder nur, dass Goldfinger das kartenspiel verliert?).
Eine echte Freundin oder Ehefrau des Fieslings, die Bond zwecks Infos verführt, wären, neben Paris Carver in TND, Domino in TB, Severine in SF und in TMWTGG Maud Adams (Figurenname entfallen), wobei sie ja auch etwas von Bond will bzw. sie unseren James als Werkzeug zu ihrer Befreiung erachtet.
Alle anderen von Bond verführten "bösen" Frauen sind eher Handlangerinnen und stehen dem Hauptbösewicht selten so nahe wie es deine Definition erfordert. Dementsprechend ist dieses spezielle "Bondgirl-Klischee" bei genauerer Betrachtung eigentlich mehr ein Mythos oder?
Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
828Bei Min. 56:40 könnt ihr eine alternative Version der Boots-Verfolgung hören, bis dato unveröffentlicht
Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
829Gute Frage. Optisch ist das Bondgirl-Klischee auf jeden Fall Ursula Andress.
#London2025
"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
830Äh, was ist mit Pussy Galore? Die ist ja wohl auch eine Art Freundin des Bösewichts die Bond benutzt um an Infos zu kommen. Und natürlich MIss Anders (?)
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
831Ich glaube, ich habe gerade ein Logikloch entdeckt. Es geht um die Szene mit Rosie, Bond und Quarrel auf dem Boot. Rosie stellt ihn, weil sie denkt, er würde für die Gegenseite (also eigentlich für ihre Seite) arbeiten. Sie lässt aber von ihm ab und erschießt ihn nicht (darüber hat sie ja nach eigenem Bekunden nachgedacht), nachdem Bond sie darüber aufgeklärt hat, dass Quarrel auf Bonds Seite steht.
Nun frage ich mich, warum sie ihn überhaupt erschießen wollte? Weil Quarrel für Bond arbeitet? Dann hätte sie ihn doch erschießen können (okay, die Waffe war nicht entsichert, aber das wusste sie ja nicht). Oder weil sie denkt, dass Quarrel (aus Bonds Sicht) für die Gegenseite arbeitet? Das ergibt auch keinen Sinn, da sie ja selber für die Gegenseite arbeitet. Oder wollte sie jemanden, der ihrer Meinung nach für Kananga arbeitet (Quarrel) erschießen, um Bond klarzumachen, dass sie selbst nicht für Kananga arbeitet?
Scheinbar hat man diese Szene später noch reingeschrieben und dabei den Twist vergessen. Oder man hat sich erst für den Twist entschieden, nachdem diese Szene schon stand, und diese Szene dann vergessen. Mit der Tatsache, dass Rosie für Kananga arbeitet, verträgt sich die Szene jedenfalls nicht, finde ich. Wirklich Sinn ergibt die Szene nur dann, wenn man davon ausgeht, dass Rosie nicht auf Kanangas, sondern auf Felixes Seite steht (wie man es als Zuschauer zu diesem Zeitpunkt ja auch noch denken muss). Wenn ich mir den Film nur bis zu dieser Szene anschaue und die zukünftigen Ereignisse außen vor lasse, ergibt alles Sinn.
Nun frage ich mich, warum sie ihn überhaupt erschießen wollte? Weil Quarrel für Bond arbeitet? Dann hätte sie ihn doch erschießen können (okay, die Waffe war nicht entsichert, aber das wusste sie ja nicht). Oder weil sie denkt, dass Quarrel (aus Bonds Sicht) für die Gegenseite arbeitet? Das ergibt auch keinen Sinn, da sie ja selber für die Gegenseite arbeitet. Oder wollte sie jemanden, der ihrer Meinung nach für Kananga arbeitet (Quarrel) erschießen, um Bond klarzumachen, dass sie selbst nicht für Kananga arbeitet?
Scheinbar hat man diese Szene später noch reingeschrieben und dabei den Twist vergessen. Oder man hat sich erst für den Twist entschieden, nachdem diese Szene schon stand, und diese Szene dann vergessen. Mit der Tatsache, dass Rosie für Kananga arbeitet, verträgt sich die Szene jedenfalls nicht, finde ich. Wirklich Sinn ergibt die Szene nur dann, wenn man davon ausgeht, dass Rosie nicht auf Kanangas, sondern auf Felixes Seite steht (wie man es als Zuschauer zu diesem Zeitpunkt ja auch noch denken muss). Wenn ich mir den Film nur bis zu dieser Szene anschaue und die zukünftigen Ereignisse außen vor lasse, ergibt alles Sinn.
Zuletzt geändert von Henrik am 18. November 2024 06:27, insgesamt 4-mal geändert.
Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
832Verstehe die Szene so, weil sie auch so inszeniert ist, dass sie Quarrels Waffen findet und ihn anschließend bedrohlich hinter Bond stehend vorfindet. Da zieht sie die Waffe um Bond zu schützen. Sie hat ja sicher auch als erste Aufgabe für Kananga zu spionieren und Bond zu locken, da die Anschläge ja fehl geschlagen sind.
Warum sie Bond nicht einfach zwischendurch tötet damit Kananga seine Ruhe hat, ist der typische Bad-Bondgirl-Widerspruch.
Warum sie Bond nicht einfach zwischendurch tötet damit Kananga seine Ruhe hat, ist der typische Bad-Bondgirl-Widerspruch.
TOFANA IOAM
Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
833Ok, verstehe. Damit würde sie aber einen von ihren eigenen Leuten erschießen. Sie müsste dann ja denken, dass Quarrel für Kananga arbeitet. Aber das tut sie selber ja auch. Aber mit deiner Erklärung ist es so halbwegs plausibel.
Ich habe mich auch immer darüber gewundert, dass sie überhaupt denkt, dass Quarrel etwas Böses im Schilde führt, nur weil sie die technischen Einrichtungen und die Waffe gefunden hat. Ich habe mir die Szene aber gerade noch mal angeschaut und gemerkt, wie du zu recht sagts, dass man annehmen könnte, Quarrel wolle Bond sogleich töten (oder fesseln. Nennen wir es mal fertig machen).
Ab 0:46:
Ich habe mich auch immer darüber gewundert, dass sie überhaupt denkt, dass Quarrel etwas Böses im Schilde führt, nur weil sie die technischen Einrichtungen und die Waffe gefunden hat. Ich habe mir die Szene aber gerade noch mal angeschaut und gemerkt, wie du zu recht sagts, dass man annehmen könnte, Quarrel wolle Bond sogleich töten (oder fesseln. Nennen wir es mal fertig machen).
Ab 0:46:
Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
834Es ist doch erstaunlich, wie sich drei aufeinanderfolgende Filme der gleichen Serie so stark voneinander unterscheiden können, noch dazu, wenn zwei davon vom gleichen Regisseur stammen. Klar, es sind drei verschiedene Hauptdarsteller, da liegt es nahe, die Gangart ein wenig anzupassen. Dennoch ist das Dreigestirn OHMSS-DAF-LALD eines der spannendsten in der Bond-Geschichte für mich. Natürlich ist es eigentlich unfair, die Filme im Kontext zu sehen, versuche ich doch, mich an jedem einzelnen für sich zu erfreuen, aber gerade im Verlauf einer so langjährigen Reihe drängen sich Vergleiche doch auf. Und vor allem – LALD schadet der Vergleich mit seinem direkten Vorgänger nicht. Im Gegenteil.
Die Ausgangslage für LALD war zu Beginn ähnlich wie bei OHMSS. Sean Connery ist weg. Und nun? Glücklicherweise hatte man gelernt aus dem „Fiasko“ George Lazenby. Es nützt nichts, Connery zu kopieren, nein, etwas ganz Neues musste her. Zum Glück, will ich sagen! Roger Moore als neuer Bond in seinem ersten von insgesamt 007 Auftritten in der Rolle legt diese völlig anders an als sein(e) Vorgänger. Mit Witz und einem Lächeln auf den Lippen (was in den späteren Filmen noch etwas sehr ausarten sollte), tänzelt er durch New York und San Monique. Schwer glaubhaft als durchtrainierter Geheimagent, aber sei es drum. Ihm zur Seite stehen Jane Seymour als geheimnisvolle Solitaire, die ein klasse Debut hinlegt, Yaphet Kotto als nicht ganz so größenwahnsinnigen und deshalb glaubhaften (außer als Mr. Big, mal ehrlich, den erkennt doch jeder sofort) Diplomaten und Gangster Kananga und eine ganze Reihe toller Schauspieler wie David Hedison als bislang sympathischster Felix Leiter, Clifton James als sehr launiger Klischee-Sheriff J. W. (Nepomuk!?) Pepper, Gloria Hendry als Rosie Carver und Geoffrey Holder und Julias Harris als Baron Samedi und Tee-Hee. Der Cast punktet also schon mal durch die Bank weg.
Für die Musik ist erstmals nicht John Barry, sondern der Beatles-Produzent George Martin zuständig und ich möchte sagen „welch ein Glück“! So sehr ich John Barry auch schätze, gehören die (meisten) der Soundtracks, die zwischendurch nicht von ihm stammen, zu meinen Favoriten. Der Film sieht nach 70s aus, er klingt nach 70s, alles ist wunderbar. So auch der Plot. Dieser wirkt auf den ersten Blick erfrischend bodenständig. Ein Unterwelt-Boss, der als Politiker getarnt ist, will Drogen verteilen. So weit, so gut. Dass sich in diese Handlung dann noch übernatürliche Wahrsage- und Voodoo-Elemente mischen, bringt nochmal eine ganz neue Würze. Insgesamt wirkt der ganze Film auf mich trotz seines Alters und seinem klaren 70er Jahre-Stil immer noch erstaunlich frisch. Ich weiß nicht genau, woran es liegt. Vielleicht daran, dass er sich so stark von seinem Vorgänger unterscheidet? Ist es die neue Besetzung Roger Moore? Oder die Tatsache, dass der Film mitunter an den ersten Teil der Reihe, DN, erinnert? Die toll dreckig eingefangenen Schauplätze New York bzw. New Orleans vielleicht nicht unbedingt, aber Jamaica zum Beispiel. Ebenso Quarrel jr. oder die Szenen am Flughafen inkl. nachfolgender Autofahrt. Noch dazu: Bond muss sich wieder einmal auf sich selbst verlassen, sein einziges Gadget, die Uhr, bringt ihn meist auch nicht weiter.
Der ganze Film ist voll von tollen Szenen. (Man könnte fast sagen jede Szene ist toll!) Das geht von der Action (Doppeldecker-Verfolgung, die etwas alberne Flughafen-Action, Krokodil-Sprung, Zug-Klopperei, fantastische Bootsverfolgung) über mystische Szenen wie die Kult-Aktionen auf San Monique mit dem unsterblichen Baron Samedi und packend gefühlsechte Dialoge (Kananga, der erkennen muss, dass Solitaire ihn hintergangen hat) bis hin zu Szenen wie den „Trauerfeiern“ in New Jersey oder dem Finale, das mit einem aufgeblasenen Kananga endet.
Guy Hamilton bewies schon in seinen beiden vorherigen Beiträgen zur Bond-Reihe, dass diese für ihn ein großer Spaß ist. Und mit dem ganzen Voodoo-Kram, übernatürlichen Weissagungen und doppelten Identitäten folgt er dieser Linie, fährt aber doch eine ernstere, „realistischere“ Schiene als im direkten Vorgänger. So folgt dadurch auch sogleich eine völlig andere Tonalität im Film, die mir als Zuschauer deutlich mehr zusagt als das, was ich in DAF geboten bekommen habe. LALD ist und bleibt für mich ein Highlight der Reihe.
Die Ausgangslage für LALD war zu Beginn ähnlich wie bei OHMSS. Sean Connery ist weg. Und nun? Glücklicherweise hatte man gelernt aus dem „Fiasko“ George Lazenby. Es nützt nichts, Connery zu kopieren, nein, etwas ganz Neues musste her. Zum Glück, will ich sagen! Roger Moore als neuer Bond in seinem ersten von insgesamt 007 Auftritten in der Rolle legt diese völlig anders an als sein(e) Vorgänger. Mit Witz und einem Lächeln auf den Lippen (was in den späteren Filmen noch etwas sehr ausarten sollte), tänzelt er durch New York und San Monique. Schwer glaubhaft als durchtrainierter Geheimagent, aber sei es drum. Ihm zur Seite stehen Jane Seymour als geheimnisvolle Solitaire, die ein klasse Debut hinlegt, Yaphet Kotto als nicht ganz so größenwahnsinnigen und deshalb glaubhaften (außer als Mr. Big, mal ehrlich, den erkennt doch jeder sofort) Diplomaten und Gangster Kananga und eine ganze Reihe toller Schauspieler wie David Hedison als bislang sympathischster Felix Leiter, Clifton James als sehr launiger Klischee-Sheriff J. W. (Nepomuk!?) Pepper, Gloria Hendry als Rosie Carver und Geoffrey Holder und Julias Harris als Baron Samedi und Tee-Hee. Der Cast punktet also schon mal durch die Bank weg.
Für die Musik ist erstmals nicht John Barry, sondern der Beatles-Produzent George Martin zuständig und ich möchte sagen „welch ein Glück“! So sehr ich John Barry auch schätze, gehören die (meisten) der Soundtracks, die zwischendurch nicht von ihm stammen, zu meinen Favoriten. Der Film sieht nach 70s aus, er klingt nach 70s, alles ist wunderbar. So auch der Plot. Dieser wirkt auf den ersten Blick erfrischend bodenständig. Ein Unterwelt-Boss, der als Politiker getarnt ist, will Drogen verteilen. So weit, so gut. Dass sich in diese Handlung dann noch übernatürliche Wahrsage- und Voodoo-Elemente mischen, bringt nochmal eine ganz neue Würze. Insgesamt wirkt der ganze Film auf mich trotz seines Alters und seinem klaren 70er Jahre-Stil immer noch erstaunlich frisch. Ich weiß nicht genau, woran es liegt. Vielleicht daran, dass er sich so stark von seinem Vorgänger unterscheidet? Ist es die neue Besetzung Roger Moore? Oder die Tatsache, dass der Film mitunter an den ersten Teil der Reihe, DN, erinnert? Die toll dreckig eingefangenen Schauplätze New York bzw. New Orleans vielleicht nicht unbedingt, aber Jamaica zum Beispiel. Ebenso Quarrel jr. oder die Szenen am Flughafen inkl. nachfolgender Autofahrt. Noch dazu: Bond muss sich wieder einmal auf sich selbst verlassen, sein einziges Gadget, die Uhr, bringt ihn meist auch nicht weiter.
Der ganze Film ist voll von tollen Szenen. (Man könnte fast sagen jede Szene ist toll!) Das geht von der Action (Doppeldecker-Verfolgung, die etwas alberne Flughafen-Action, Krokodil-Sprung, Zug-Klopperei, fantastische Bootsverfolgung) über mystische Szenen wie die Kult-Aktionen auf San Monique mit dem unsterblichen Baron Samedi und packend gefühlsechte Dialoge (Kananga, der erkennen muss, dass Solitaire ihn hintergangen hat) bis hin zu Szenen wie den „Trauerfeiern“ in New Jersey oder dem Finale, das mit einem aufgeblasenen Kananga endet.
Guy Hamilton bewies schon in seinen beiden vorherigen Beiträgen zur Bond-Reihe, dass diese für ihn ein großer Spaß ist. Und mit dem ganzen Voodoo-Kram, übernatürlichen Weissagungen und doppelten Identitäten folgt er dieser Linie, fährt aber doch eine ernstere, „realistischere“ Schiene als im direkten Vorgänger. So folgt dadurch auch sogleich eine völlig andere Tonalität im Film, die mir als Zuschauer deutlich mehr zusagt als das, was ich in DAF geboten bekommen habe. LALD ist und bleibt für mich ein Highlight der Reihe.
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
835Ich finde ja durchaus, dass die vier Guy-Hamilton-Bonds (GF, DAF, LALD, TMWTGG) sehr viel gemein haben und man ihnen sofort ansieht, dass sie alle vom selben Regisseur stammen. Hamilton macht Dekor-Filme, und das in erheblich größerem Maß als die anderen Bond-Regisseure. Er ist am "Albernen", am "Camp" im Konzept von Bond besonders interessiert und das ist es, was ihm Spaß macht. Er hat Bond einen Entenhelm aufgesetzt und einen Schleudersitz verpasst, er hat Bond in die "unechte" Welt von Las Vegas entführt und Moore ließ er über Krokodile laufen, Bösewichte als Luftballons zerplatzen und Karateschulen aufmischen.Nico hat geschrieben: 22. Januar 2025 17:32 Es ist doch erstaunlich, wie sich drei aufeinanderfolgende Filme der gleichen Serie so stark voneinander unterscheiden können, noch dazu, wenn zwei davon vom gleichen Regisseur stammen.
Live and Let Die ist aber sein bester Bond, in meinen Augen, und das hat viel damit zu tun, dass er eine Art zeitgenössischer Kommentar auf Rassenspannungen ist, und Hamilton sein "Campy Bond-Kino" mit Blaxploitation-Einflüssen mixt. Das ergab (auch angesichts des Fleming'schen Ausgangsmaterials) durchaus Sinn. Bond ist schon bei Fleming eine Figur, die durch ihre Nationalität definiert wird. Er arbeitet für eine Regierungsbehörde (und ist damit eine implizierte Verkörperung der nationalen Politik seiner Heimat) und macht dauernd Bemerkungen, "für Königin und Vaterland" zu handeln. Sein Patriotismus & seine Herkunft definieren ihn, und dementsprechend arbeiten die Bond-Filme durchweg (mit recht breitem Pinselstrich) mit einer ausbeuterischen Exotisierung fremder Kulturen. Zigeuner in From Russia with Love, Japan in You Only Live Twice, später dann Indien in Octopussy. In Live and Let Die ist er der weiße Mann in Harlem ("Can't miss him. It's like following a cue ball.")
Oft ist Bond also ein "Außenseiter" in einer fremden, "andersartigen" Welt. In Live and Let Die wird das aber in einer anderen Dimension betrieben, durch die Blaxploitation-Bezüge, durch den "Rassen"-Begriff. Hier wird gewissermaßen Bond mit beiden Extremen des stereotypischen Afrikaners konfrontiert: Kananga repräsentiert den schwarzen Mann im sozialisierten Umfeld, während Baron Samedi seine furchterregende und mysteriöse Ursprünglichkeit heraufbeschwört. Dazu wird dann auch auf Voodoo-Mystizismus zurückgegriffen (Aberglaube, um das einfältige Insulaner-Volk zu kontrollieren), und wenngleich Kananga ein Drogengangster sein mag, so ist er auch einer der kultiviertesten Schurken der Reihe (er ist sogar der einzige tatsächliche korrupte Politiker, der in einem Bond-Film den zentralen Schurken stellt, und er bedient selbst einen schwarzen Klischeetypus - den breitmauligen Gangster alias "Mr. Big" -, um Harlem zu kontrollieren).
Als Ausgangslage für einen Bond-Film ist das verflucht interessant und erstaunlich gut umgesetzt. Hamilton und Co. achteten nicht nur darauf, eine große Vielzahl an einprägsamen Schurken zu schaffen (Kananga, Tee Hee, Samedi, Whistler, Adam ... hat noch ein Bond-Film so viele tolle Bösewichts-Figuren?), sondern auch auf Ausgewogenheit. Mit Strutter und Quarrel Jr. gibt es gleich zwei positiv besetzte schwarze Figuren an Bord und in der Gestalt von Sheriff Pepper macht man sich auch herrlich über rassistische Rednecks lustig, teilt also gegen die "andere" Seite aus. Pepper ist dann auch die einzige Figur, auf die man verurteilend blicken kann, über den sich lustig gemacht wird. Alle anderen Figuren, die ausschließlich schwarzen Gangster, sind alle gerissene, aber intelligente Männer.
Für mich die beste Actionszene der Reihe und eines der besten Beispiele für die ungewöhnlich experimentelle Note von Live and Let Die. Die ganze Bootsjagd geht bestimmt eine Viertelstunde, wenn nicht sogar noch länger und ist rhythmisch in der Form einmalig bei Bond. Sie geht schließlich mit einem Perspektivwechsel einher. Für etwa 15-20 Minuten ist nicht mehr Bond der Protagonist des Films und auch nicht mehr der Fixpunkt des Narratives. Plötzlich betritt eine andere Hauptfigur das Spielfeld: J.W. "Nepomuk" Pepper! Die ganze Bootsjagd ist quasi aus der Sicht eines Zivilisten erzählt, der eher zufällig in Bonds wildes Treiben verwickelt wird.
Pepper trifft auf Kanangas Gefolgsleute, er ärgert sich mit dem Wasserraudi 007 herum und sogar sein armer Schwager Billy Bob wird in Folgen des bunten Treibens in Mitleidenschaft gezogen. Nach einem explosiven Finale bekommt er sogar noch den Schlussgag und rundet die gesamte Szene ab. Eine total außergewöhnliche Entscheidung, die so einmalig innerhalb der Serie ist. Und ich finde, es funktioniert hervorragend. Die Bootsjagd ist voll von tollen Stunts und großen Späßen (etwa der Ausflug quer durch die Hochzeitsgesellschaft) und ist doch entschleunigt gefilmt. Es gibt kein dauerhaftes Zusteuern auf einen Höhepunkt, sondern wie ein Fluss mäandert das Fahren der Boote gewissermaßen von einem Episodenereignis zum nächsten.
Und für uns Fans, die Live and Let Die zigfach gesehen haben, mag es gar nichts mehr sein, worüber wir nachdenken, aber ist es nicht absolut außergewöhnlich, dass Pepper für einen wesentlichen Teil der Laufzeit zur "Hauptperson" des Films wird und nach seinem Abschnitt dann einfach wieder verschwindet? Er wird nicht irgendwie künstlich in den Showdown eingebettet oder hat sonstige Relevanz. Es ist einfach ein Perspektivwechsel, ein Flirt mit einem anderen Ansatz.
Absolut, an diesem Film lässt sich so vieles lieben. Roger Moore ist vom ersten Film an absolute Spitzenklasse. Seine total ausgestellte Lockerheit und sein Abenteuertum sind gerade in Live and Let Die für mich ein Stückweit auch Fassade. Dass sein Bond in wirklich jeder Sekunde mit nach außen gestrahlter Überlegenheit auftritt, ist eine Überlebensstrategie. Er zeigt Tee Hee und den anderen Schlägertypen, dass sie ihn nicht einschüchtern können und lässt sie glauben, er wäre ihnen ganz selbstverständlich überlegen. So bekommt er auch Solitaire ins Bett. Ja, er bescheißert mit den Karten, ein mieser Trick, aber das funktioniert ja auch deshalb, weil sie ihm sein kleines Schauspiel glaubt, weil er sich - man verzeihe mir den Kalauer - eben nicht in die Karten schauen lässt. Und es tut ihm später sogar leid, er entschuldigt sich nach dem kleinen Schäferstündchen, aber sie ist dann gar nicht mal so am Boden zerstört über seinen Betrug und verlangt lieber einen Nachschlag ...
Jane Seymour ist grandios (und ihre Figur macht eine ganz schicke Entwicklung durch, sie wird von Bond gewissermaßen sexuell befreit --> das mag im Kern seeehr altmodisch sein, aber es gibt dem Verlauf ihres Charakters eine interessante Note, der sich sogar in ihre Outfits überträgt). Yaphet Kotto ist fantastisch (darstellerisch ist er locker unter den Top 5 Bondschurken und dann zeigt er, trotz seiner eigentlich lausigen Drogengangster-Tätigkeit im großen Finale, dass er alles besitzt, was ein ausgezeichneter Bond-Villain braucht: eine Einschienenbahn und ein Haibecken!

Und gibt es einen cooleren Stunt in der Reihe als die Flucht über die Krokodile? Ist das nicht immer noch so ziemlich das bescheuertste, was so ein armer irrer Stuntmann je für einen Bond-Film gemacht hat? Wie kommt man überhaupt auf die Idee? Wie wenig muss man dafür an seinem Leben hängen? Er hat das übrigens fünfmal gemacht! Das ist doch Wahnsinn. Wie kann der Typ überhaupt laufen, wenn zwischen seinen Beinen Eier aus Stahl baumeln?
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
836Hilfe!
ich stimme zu 100% mit Hille überein.
Zu den Hamilton Filmen.
Ich mag GF natürlich am meisten, das hat aber dann fast nichts mit Hamilton zu tun sondern einzig mit dem kongenialen Duo Connery/Fröbe und deren gemeinsamen Szenen.
DAF mg ich gar nicht. Hier sieht man, dass Hamilton so gar keine Fähigkeit hat, aus Mist etwas besseres zu amchen. TMWTGG ist da dann ganz ähnlich. "Camp", viele Klischees, immer auf den nächsten Kalauer aus, und wenig Sinn für "Großes".
LALD sticht hervor, was aber wahrscheinlich auch wieder an der Vorlage, am Skript, und vielen tollen Leuten im Cast und der Crew zu tun hat. Seymour ist in jeder Hinsicht ein Highlight der Reihe, Kotto der am meisten unterschätze Bösewicht, der Score trägt sehr viel zum einmalig-exotischen Ambiente des Films bei.
Mit dem was du zur Pepper-Phase im Film sagst hast du sicher auch Recht, nur sehe ich es aus heutiger Perspektive leicht kritischer. Mit Sicherheit hat das damals aber perfekt gepasst. In jedem Fall finde ich es immer wieder toll, wie das lange ohne Musik läuft, bis die sich irgendwann zuschaltet.
ich stimme zu 100% mit Hille überein.
Zu den Hamilton Filmen.
Ich mag GF natürlich am meisten, das hat aber dann fast nichts mit Hamilton zu tun sondern einzig mit dem kongenialen Duo Connery/Fröbe und deren gemeinsamen Szenen.
DAF mg ich gar nicht. Hier sieht man, dass Hamilton so gar keine Fähigkeit hat, aus Mist etwas besseres zu amchen. TMWTGG ist da dann ganz ähnlich. "Camp", viele Klischees, immer auf den nächsten Kalauer aus, und wenig Sinn für "Großes".
LALD sticht hervor, was aber wahrscheinlich auch wieder an der Vorlage, am Skript, und vielen tollen Leuten im Cast und der Crew zu tun hat. Seymour ist in jeder Hinsicht ein Highlight der Reihe, Kotto der am meisten unterschätze Bösewicht, der Score trägt sehr viel zum einmalig-exotischen Ambiente des Films bei.
Mit dem was du zur Pepper-Phase im Film sagst hast du sicher auch Recht, nur sehe ich es aus heutiger Perspektive leicht kritischer. Mit Sicherheit hat das damals aber perfekt gepasst. In jedem Fall finde ich es immer wieder toll, wie das lange ohne Musik läuft, bis die sich irgendwann zuschaltet.
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
837Ich weiß auch gar nicht, was ich dazu noch sagen soll, ich stimme absolut zu.
Der Perspektivwechsel hin zu Pepper war mir nie so aufgefallen. Ich liebe die Figur und sowieso alles, was in den Szenen um ihn herum passiert, aber dass die komplette Bootsverfolgung quasi nur aus seiner Sicht geschildert wird, war mir nie so bewusst bisher.
Ihr sprecht beide die Musik bzw. ihr Fehlen an. Auch da große Zustimmung! Ich liebe es, wenn in den Actionszenen keine Musik läuft und diese dann im genau richtigen Moment doch einsetzt, wie in der Boots- und der Busverfolgungsjagd.
Es passt ehrlich gesagt nicht wirklich zur Figur, aber das verzeihe ich dem Film gerne.
Der Perspektivwechsel hin zu Pepper war mir nie so aufgefallen. Ich liebe die Figur und sowieso alles, was in den Szenen um ihn herum passiert, aber dass die komplette Bootsverfolgung quasi nur aus seiner Sicht geschildert wird, war mir nie so bewusst bisher.
Ihr sprecht beide die Musik bzw. ihr Fehlen an. Auch da große Zustimmung! Ich liebe es, wenn in den Actionszenen keine Musik läuft und diese dann im genau richtigen Moment doch einsetzt, wie in der Boots- und der Busverfolgungsjagd.
Exakt das war auch mein GedankeCasino Hille hat geschrieben: 6. Februar 2025 02:44 dann zeigt er, trotz seiner eigentlich lausigen Drogengangster-Tätigkeit im großen Finale, dass er alles besitzt, was ein ausgezeichneter Bond-Villain braucht: eine Einschienenbahn und ein Haibecken!

Ist Ross Kananga Stuntman gewesen? Ich dachte immer, er wäre einfach nur der BEsitzer der Krokodilfarm gewesen und hätte es gemacht, weil sich halt sonst keiner getraut hat...Casino Hille hat geschrieben: 6. Februar 2025 02:44 Und gibt es einen cooleren Stunt in der Reihe als die Flucht über die Krokodile? Ist das nicht immer noch so ziemlich das bescheuertste, was so ein armer irrer Stuntmann je für einen Bond-Film gemacht hat? Wie kommt man überhaupt auf die Idee? Wie wenig muss man dafür an seinem Leben hängen? Er hat das übrigens fünfmal gemacht! Das ist doch Wahnsinn. Wie kann der Typ überhaupt laufen, wenn zwischen seinen Beinen Eier aus Stahl baumeln?
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Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
838Das mit der Musik sehe ich ähnlich. Das zeigt, dass gute Action-Szenen auch onhe Musik funktionieren. Und so wirklich hätte das auch nicht gepasst, wenn bei den zwischenzeitlich hin und wieder mal vorkommenden Perspektivwechseln (zu Pepper oder auch seinem Schwager (?)) action-lastige Musik gelaufen wäre. Ich denke da an SP, wo bei den Szenen während der DB10-Verfolgungsjagt das Stück "Backfire" zu hören ist. Die Musik hört sich ähnlich an, wenn zu Moneypenny geschaltet wird, was wirklich überhaupt nicht passt.
Und das mit Ross Kananga kenne ich auch so wie Nico.
Und das mit Ross Kananga kenne ich auch so wie Nico.
Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
839Soweit ich das kenne, haben Revolver keine SicherungDann hätte sie ihn doch erschießen können (okay, die Waffe war nicht entsichert, aber das wusste sie ja nicht)

Re: Filmbesprechung: "Live and Let Die (LALD)"
840Einer der schlimmsten Momente in Sp und eine glatte Arbeitsverweigerung Thomas Newmans.Henrik hat geschrieben: 6. Februar 2025 17:48 Ich denke da an SP, wo bei den Szenen während der DB10-Verfolgungsjagt das Stück "Backfire" zu hören ist. Die Musik hört sich ähnlich an, wenn zu Moneypenny geschaltet wird, was wirklich überhaupt nicht passt.
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