Welche Wertung gebt ihr dem Roman FRWL?

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Insgesamt abgegebene Stimmen: 7

Romanbesprechung: Liebesgrüsse aus Moskau - FRWL (Fleming)

1
Vermutlich für viele der Spionage-Thriller schlechthin. Ich muss sagen mich hat der Roman auch gepackt. Bisher das Buch welches ich am schnellsten gelesen habe. Schnörkellos erzählt und mit einer Geschichte die seinesgleichen sucht. Die Szenen mit Kerim sind mir hier vor allem im Gedächtnis geblieben. Irgendwie wird Kerim als ziemlicher Rüpel, aber trotzdem herzlich, dargestellt.

Wie seht ihr den Roman?
"Was machen wir mit dem Geld, Patron?" - "Waschen."

Franz Sanchez in LTK (1989)

Re: Romanbesprechung: Liebegrüsse aus Moskau

2
Sehr lange her...
Ich habe damals zwei Anläufe gebraucht. Ich erinnere mich noch, dass es einen sehr langen Anfang gibt, in dem Grants Geschichte erzählt wird. Das hat mich etwas gelangweilt.
Hinterher aber doch ganz gut, vor allem ja wirklich sehr nah am Film dran.

Was mich interessieren würde: Was sind die großen Unterschiede zwischen Roman und Film?
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Romanbesprechung: Liebegrüsse aus Moskau

3
danielcc hat geschrieben:Sehr lange her...
Ich habe damals zwei Anläufe gebraucht. Ich erinnere mich noch, dass es einen sehr langen Anfang gibt, in dem Grants Geschichte erzählt wird. Das hat mich etwas gelangweilt.
Hinterher aber doch ganz gut, vor allem ja wirklich sehr nah am Film dran.

Was mich interessieren würde: Was sind die großen Unterschiede zwischen Roman und Film?
Gerade die Erzählung über Grant fand ich sehr gelungen.
Grosse Unterschiede zum Film... ich denke Grant ist im Roman um einiges brutaler und kranker.
Ausserdem geht es im Film um das Phantom und im Roman ist der Auslöser die Spezialabteilung SMERSCH, welche einen grossen Coup gegen den Westen landen will.

Gibt sicher noch ein paar kleinere Unterschiede.
"Was machen wir mit dem Geld, Patron?" - "Waschen."

Franz Sanchez in LTK (1989)

Re: Romanbesprechung: Liebesgrüsse aus Moskau

4
Es gibt sehr große Unterschiede trotz aller Ähnlichkeiten.

Mit Spoilern:
Der Roman vertrödelt fast ein Drittel seines Umfangs mit letztendlich wenig relevanten Beschreibungen von Grants Vergangenheit, und den Russen die den Plan entwerfen. Erst dann kommt die eigentliche Handlung in Gang, und auch dann geht es noch einmal lange um anderes, nämlich den Konflikten zwischen Kerim und den Russen, bzw deren jeweilige Helfer. Wenn Bond dann endlich Tatjana trifft, dann sind sie schon eine Seite später im Orient-Express, denn Tatjana hat die Dings-Maschine einfach nach der Arbeit mitgehen lassen. Da erfindet der Film noch haufenweise Nebenhandlungen, was auch Sinn macht, weil Fleming da zu hastig ist.
Nach dem Grant so ausführlich vorgestellt wurde, ist es verblüffend wie wenig Bedeutung er für den Roman hat, denn er taucht erst kurz vor Ende wieder auf, und hat dann nur noch wenige Seiten. auch das macht der Film viel besser indem er Grant sehr viel mehr Raum gibt, allerdings ist das alles im Film arg unsinnig wenn man mal kurz drüber nachdenkt.

Der Film folgt dem Roman teils sehr genau, aber etwa die Hälfte des Films stammt nicht aus dem Roman.

Re: Romanbesprechung: Liebesgrüsse aus Moskau (Fleming)

6
Sorry, ich kann mit dem Roman (welchen J.F. Kennedy ja anscheinend sehr gern mochte) nichts anfangen. Gut, es liegt einige Zeit zurück, vielleicht sollte ich ihn mal wieder lesen. Bislang habe ich ihn zweimal gelesen und er hat sich nach meinem Empfinden extrem gezogen und auch die Story hat mich nicht gerade vom Hocker gehauen. Der Film ist - wie ich finde - besser.
Wo waren Sie, als ich Sie nicht brauchte?
Lieber etwas misstrauisch, als etwas tot.
Ich habe Sie ganz nass gemacht. - Aber mein Martini ist trocken geblieben.
Ich liebe es, früh auszureiten. - Ich bin ebenfalls Frühaufsteher!
Ein Eispalast – Sie fühlen sich hier sicher wie zuhause!
Einen Wodka Martini bitte. Mit viel Eis, wenn sie haben!

Re: Romanbesprechung: Liebesgrüsse aus Moskau (Fleming)

7
Buchreview zu „James Bond 05: Liebesgrüße aus Moskau“

Im Original „From Russia With Love“ von Ian Fleming in der Neuübersetzung von Cross-Cult aus dem Jahr 2013 nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1957

„James Bond 05: Liebesgrüße aus Moskau“ ist das 5. Bondbuch und der 5. Roman von Ian Fleming

Mein Ranking entwickelt sich von Buch zu Buch in der Nachbetrachtung. Nach folgendem Stand würde ich wie folgt ranken:

1. Moonraker
2. Casino Royale
3. Liebesgrüße aus Moskau
4. Leben und Sterben Lassen
5. Diamantenfieber

Worum geht es in „Liebesgrüße aus Moskau“ ?:


SMERSCH will dem Westen einen entscheidenden Schlag versetzen. Da der britische Geheimdienst und James Bond bereits mehrfach die Pläne von SMERSCH vereitelt hat, ist der Kontrahent schnell gefunden. Es wird eine groß angelegte Verschwörung geplant, die zum Ziel hat, den kalten Krieg noch zu verschärfen, Bond zu töten und in den Besitz einer Dechiffriermaschine zu gelangen.

Kapitelverzeichnis der deutschen Version 2013:

Teil 1: Der Plan

1. Rosenland
2. Der Schlächter
3. Ein weiterführendes Studium
4. Die Mogule des Todes
5. Konspiratsia
6. Tötungsbefehl
7. Der Zauberer aus Eis
8. Der wunderschöne Köder
9. Ein Liebesdienst
10. Die Lunte brennt

Teil 2: Die Ausführung

11. Das ruhige Leben
12. Ein Kinderspiel
13. „BEA bringt Sie ans Ziel … „
14. Darko Kerim
15. Hintergrund eines Spions
16. Der Tunnel voller Ratten
17. Zeit zum Totschlagen
18. Starke Empfindungen
19. Der Mund von Marylin Monroe
20. Schwarz auf Pink
21. Der Orientexpress
22. Raus aus der Türkei
23. Raus aus Griechenland
24. Außer Gefahr ?
25. Eine Krawatte mit Windsorknoten
26. Die Falle schnappt zu
27. Fünf Liter Blut
28. La Tricoteuse

Seitenanzahl: 382 / Kapitelanzahl: 28 = Kapitelfrequenz von 13-14 Seiten.

Hauptschauplätze: Istanbul und der Orient-Express

Wichtige Charaktere (neben Bond):

Donovan „Red“ Grant
Rosa Klebb
Kronsteen
Tatjana Romanova
Darko Kerim
General „G“ Grubozaboischikow

Was halte ich davon ?

Liebesgrüße aus Moskau ist rückwirkend betrachtet ein literarisches Standardwerk der fiktiven Unterhaltungslektüre über den „Kalten Krieg“ und war eines der Lieblingsbücher des getöteten Ex-Präsidenten der vereinigten Staaten, John F. Kennedy. Das Buch wurde, wie bereits in der Kapitelübersicht angedeutet, in 2. Teile aufgeteilt, die sich in ihrem Stil leicht unterscheiden. Geht es im ersten Teil des Buches noch stark um Charakterisierung und Exposition, widmet sich der 2. Teil mehr um die Erzählung des Abenteuers. Man kann das ganze auch treffend als „Schachspiel“ bezeichnen. Anfangs werden erst die Figuren in Stellung gebracht, bis das Spiel beginnt und diverse Bauernopfer vollbracht werden müssen, ehe es in Richtung des Königs geht.

Der Anfang mit der Charakterisierung der neuen Mitspieler im Bond-Universum und dem Aufbau der Konspiratsia kann man lieben oder aufgrund der Nüchternheit und Ereignislosigkeit hassen und langweilig finden. Mir hat es gefallen und mit der Charakterisierung des ersten richtigen Hybrids aus Henchmen und Hauptgegner Donovan „Red“ Grant ist dem guten Fleming eine Meisterleistung gelungen. Ebenso wie mit der Schilderung der Ausführung der ganzen Geschichte. Wer den Film gesehen hat, wird einiges aus dem Buch wieder erkennen. Man merkt auch Flemings Liebe zum Detail, wenn er wie ein Reiseführer über die türkische Kultur und die Menschen schreibt, was diesem Roman eine tolle Atmosphäre gibt. Finten, Twists, überraschende Momente – all das gibt es hier zuhauf – und ist auch sehr spannend geschrieben.

Liebesgrüße aus Moskau ist ein sehr gutes Bond-Buch, muss sich jedoch bei mir hinter meinen Favoriten einordnen.

„Liebesgrüße aus Moskau“ bekommt von mir auf der 007er-Skala 007/007 Punkte

Im 10er-System würde ich das ganze auf 9/10 bewerten.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Romanbesprechung: Liebesgrüsse aus Moskau (Fleming)

9
Gestern habe ich FRWL (in der Cross Cult Uebersetzung) zu Ende gelesen und fand Ihn sehr gut. Bis jetzt habe ich noch keinen Bond Roman so schnell verschlungen. Was die Fleming Romane angeht habe ich bisher nur CR, MR, TB und GF gelesen. Meine derzeitige Flemimg Reihenfolge ist wie folgt:
1. MR, FRWL
2. GF
3. TB
4. CR (Ich werde CR nochmal im original lesen. In der dt. Uebersetzung fand ich Ihn ziemlich schlecht zu lesen).
Ich bin leider nicht so gut in "Roman Bewertungen" wie viele andere Kollegen hier im Forum, trotzdem moechte ich etwas beitragen und kurz meinen Senf abgeben.
Das ganze Buch ist ziemlich Rund, total authentisch und Simpel. Kein Hightech, kein Verrueckter der die Welt zerstoeren will, keine grosse Action etc. Was das Buch so gut macht ist die Story und die starken Charaktere. Das ganze Buch ist sozusagen eine tickende Bombe bis zum Showdown wenn Grant/Rosa auf Bond trifft/treffen. (Wie eine Q Tarrantino Inszinierung wo sich die Characktere treffen und langsam der Spannungsbogen aufgebaut wird). Ich persoenlich fand den ersten Teil des Buches sehr gelungen, denn es dient dem Spannungsbogen zum groessen Showdown. Der Leser kennt Grant und hat sozusagen schon Angst um Bond, da er weiss das er Bond ueberlegen ist.
Ich verstehe uebrigens nun auch warum der Film so mittelmaessig ist (meiner Meinung nach), da man sich zu sehr an die Roman Vorlage gehalten hat. Fuer einen Bond "Film" einfach vie zu wening Spektakel. Darum hat man auch wahrscheinlich diese Hubschrauber Szene eingebaut, da man gemerkt hat das der Film sonst nut aus Story besteht. Ich wuneschte ich haette das Buch zuerst gelesen und danach den Film gesehen.
Nun jedoch, was mir nicht so gut and FRWL gefallen hat: 1. Das Tatjana sich viel zu schnell in Bond verliebt. 2. Das Kronsteen nicht nochmal am Ende vorkommt, schade... So zum Abschluss habe ich noch eine Frage an die Experten: Warum musste man im Film unbedingt Spectre in die Geschichte mit rein bringen? Der ganze Plot war doch super mit Smersch. Oder hab ich da was nicht verstanden?

Re: Romanbesprechung: Liebesgrüsse aus Moskau (Fleming)

10
FRWL ist auch der Film, der mir bei der letzten Sichtung deutlich schlechter gefiel als früher.
Ich finde alles bei den Gypsies doof. Das ist echt 60er mäßig inszeniert und wirkt auf mich deutlich angestaubter als DN oder GF. Ab dem Anschlag auf das Konsulat geht dem Film nach und nach die Puste aus (ok, der Kampf mit Grant ist 10/10!).
Während ich früher FRWL im oberen 1/3 der Bonds sah, liegt er bei mir jetzt eher im unteren.
TOFANA IOAM

Re: Romanbesprechung: Liebesgrüsse aus Moskau - FRWL (Fleming)

11
Die Lektüre von „From Russia with Love“ / „Liebesgrüße aus Moskau“ kann ich in etwa mit einem Wort beschreiben: „spannend“. Und damit meine ich nicht mal unbedingt eine Spannung in der Handlung, die mich durchgehend dabei bleiben ließ, nein, es ist vielmehr ein Gefühl, das mir bei der Lektüre kam. Spannend auf vielen Ebenen.
Es fängt schon mit der Zweiteilung dieses wortwörtlichen Spionage-Abenteuers an. Die ersten 130 (!) Seiten des Buches taucht der Protagonist unserer Lieblings-Reihe überhaupt nicht auf, stattdessen erfährt der geneigte Leser erst einmal bis ins Detail die Hintergrundgeschichte von Red Grant. Grundsätzlich erst einmal spannend, aber doch zu viel. So detailliert hätte es nicht sein müssen, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Figur dann erst einmal wieder komplett aus der Handlung verschwindet und erst kurz vor Schluss wieder auftaucht, jedoch ohne dass etwas aus seiner Hintergrundgeschichte groß eine Rolle spielen würde…

Dann wird es völlig absurd. Hochrangige Russen, die ich alle nicht auseinanderhalten kann, stehen im Kreis und überlegen sich, was sie mal wieder so richtig Böses machen könnten. Eine spannende, aber doch wirklich abstruse und ungewollt komödiantische Vorstellung. Und dann auch noch Rosa Klebb im Nachthemd - Brrrr. So sehr ich es auch schätze, lange Passagen ohne die Hauptfigur serviert zu bekommen, so artet Fleming an dieser Stelle doch ein wenig zu sehr aus und der Wunsch, die eigentliche Handlung möge endlich beginnen, setzt irgendwann ein.

Zum Glück tut sie es nach einem guten Drittel des Buches dann auch. Uns James taucht auf und kriegt gleich mal ein Bild einer jungen Russin vorgesetzt, die ihn scharf findet. Ja geil, er ist halt ein Macker, was soll da schon schief gehen? Ich fand es durchaus spannend, dass weder M noch Bond, im krassen Gegensatz zur Verfilmung, hier eine Falle wittern und sich einfach mal drauf stürzen. Dass der Leser es sowohl hier, als auch im weiteren Verlauf des Buches, besser weiß, ist ein dramaturgischer Kniff, der mir sehr gefällt. Man schaut Bond lange dabei zu, wie er in die Falle rennt - spannend!

Es folgen einige unterhaltsame Szenen in Istanbul, bis es dann endlich zum Zusammentreffen von Tanja und Bond kommt. Man hüpft gemeinsam ins Bett und zack - ist man schon im Orientexpress. Fleming fackelt nicht lange, es geht sofort los. Die Lektor - Verzeihung: Spektor muss nicht groß entwendet werden, Tanja nimmt sie einfach nach der Arbeit mit. Kein Wunder, gibt es ja hier kein SPECTRE als dritte Partei, die da mit rumpfuscht, die Maschine ist ja Teil des Plans der Sowjets.

Die Szenen im Orientexpress unterhalten durchaus, vor allem, als dann endlich ein ominöser blonder Agent mit einsteigt. Es kommt zum (wirklich spannenden!) finalen Kampf, in dem letzten Endes selbstverständlich unser James die Oberhand behält und ganz zum Schluss darf er auch noch Rosa Klebb kalt machen. Doch halt! Was ist das? Ein Cliffhanger?! Bond sackt vorm aus CR bekannten Mathis zu Boden und das Buch endet deutlich spektakulärer als jedes seiner Vorgänger! Spannend!

Die Figuren, die Fleming in FRWL skizziert, machen durch die Bank weg Spaß. Auf der Villain-Seite gibt es den wirklich sehr detailliert beschriebenen Grant, die ekelerregende Rosa Klebb (arme Lenya, wer hat eigentlich damals das Buch gelesen und gedacht „Ja! Die Lotte ist es!“?), Kronsteen, der leider relativ blass bleibt, und einige gesichtslose Russen. Ihnen gegenüber stehen natürlich der in den letzten Romanen schon ausreichend charakterisierte James Bond, die sehr ambivalente Figur Tatjana Romanova, die eigentlich von allen Seiten nur benutzt wird und doch ihr eigenes Ding durchziehen will (ich gebe zu, dieser plötzliche Wandel ihrerseits von der Staatstreuen Agentin hin zur eigensinnigen Frau, die raus aus Russland will (warum??) hat mich etwas überrascht), und vor allem Darko Kerim alias Kerim Bey. Natürlich hatte ich bei der Lektüre stets Pedro Amendariz vor Augen und der Kerim im Buch ist die meiste Zeit nicht weniger sympathisch, doch - man mag es für übertrieben halten - seine absolut abstoßende Erzählung über seinen Umgang mit seinen Frauen, hat die Figur für mich nachhaltig beschädigt. Sicher ist die heutige Sichtweise nochmal eine andere, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sowas nicht auch schon 1957 hart an der Grenze war, um damit eine der „guten“ Figuren zu charakterisieren.

Noch ein paar Worte zum Vergleich Buch - Film: Nachdem die ersten vier Bücher ja mehr oder weniger lose adaptiert wurden, ist FRWL der erste Roman, der wirklich zu einem Großteil im Film gelandet ist. (Logisch, war ja auch erst der zweite) Sehr sehr viel, sowohl was die übergeordnete Handlung, als auch einzelne Szenen oder die Konstellation der Figuren und deren Beziehungen untereinander angeht, findet sich in der Verfilmung wieder. Einen großen Unterschied gibt es jedoch bei den beteiligten Parteien: Ist es im Roman recht simpel, die Sowjets wollen die Briten blamieren und Bond umbringen und die Briten hätten gerne eine Spektor, mischt im Film noch SPECTRE als übergeordnete Instanz mit, die das Schachspiel noch einmal deutlich verkompliziert und die Puppen tanzen lässt. Hier sind beide Seiten nur Mittel zum Zweck. (Wozu will SPECTRE eigentlich die Lektor?) Das bringt nochmal eine ganz andere Dynamik in die Geschichte und füllt die etwas dünne Handlung des Buches, von dem ja 130 Seiten wegfallen, etwas auf.

Abschließend lässt sich sagen, dass mir, obwohl der Start etwas holprig war, FRWL insgesamt sehr gut gefallen hat. Der zweite Teil des Buches ist rund, die Figuren sind gut gezeichnet und es war im wahrsten Sinne des Wortes: Spannend.

Funfact: Bond wünscht sich, der MI6 würde explodierende Zigaretten benutzen. Na, das wär ja mal was!
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"

Re: Romanbesprechung: Liebesgrüsse aus Moskau - FRWL (Fleming)

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Spannende Rezension! Als alleiniger Verfechter der Theorie, dass FRWL teils genau so ein Adaptionswirrwarr ist wie CR, würde ich mal behaupten, dass der Film ähnliche bzw. viele der gleichen Probleme hat. Mit dem grossen Unterschied halt, dass dort Spectre noch mit rumtanzt, was mir je länger, je weniger gefällt. Denn das ist eben das genau gleiche Problem, das auch CR hat: Die grundlegende Handlung behalten zu wollen aber mehr Parteien hinzuzufügen und die Figur in andere Parteien umzusiedeln, das funktioniert nicht immer gut, da fehlt dann die ursprüngliche Simplizität und wenn man das Buch einmal gelesen hat, kriegt man es nicht mehr raus. Klebb und co. sind für mich Sowjetrussen, keine Spectreleute, da kann der Film behaupten, was er will...
Nico hat geschrieben: Heute 15:13 Die ersten 130 (!) Seiten des Buches taucht der Protagonist unserer Lieblings-Reihe überhaupt nicht auf, stattdessen erfährt der geneigte Leser erst einmal bis ins Detail die Hintergrundgeschichte von Red Grant. Grundsätzlich erst einmal spannend, aber doch zu viel. So detailliert hätte es nicht sein müssen, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Figur dann erst einmal wieder komplett aus der Handlung verschwindet und erst kurz vor Schluss wieder auftaucht, jedoch ohne dass etwas aus seiner Hintergrundgeschichte groß eine Rolle spielen würde…
Ich behaupte mal, dass sogar das besser funktioniert. Wenn der Gegenspieler erst so kurz vor Schluss vorbeischaut und Bond nicht einmal etwas von seiner Existenz weiss, dann ist doch ein grosser Eröffnungsteil, der den Gegenspieler in Position bringt und ihn dann bewusst längere Zeit weglässt, spannender als ein paar verstreute Szenen mit dem Gegenspieler zwischendurch.

Siehe auch Colonel Sun. Der Sonnenoberst kommt erst ganz zum Schluss, bis auf eine einzige Szene irgendwo mitten im Buch. Das wirkte komplett beliebig, wieso hat Amis den nicht entweder ganz bis zum Schluss aufgehoben ohne diese eine Szene, oder im Voraus mehr aus ihm gemacht als diese eine Szene?
Nico hat geschrieben: Heute 15:13 Dann wird es völlig absurd. Hochrangige Russen, die ich alle nicht auseinanderhalten kann, stehen im Kreis und überlegen sich, was sie mal wieder so richtig Böses machen könnten.
Echt? Waren da noch mehr Russen als Kronsteen, Klebb und Oberst Grobakrzykzakytschchrlyomanylalkrktksovski?
Nico hat geschrieben: Heute 15:13 seine absolut abstoßende Erzählung über seinen Umgang mit seinen Frauen, hat die Figur für mich nachhaltig beschädigt.
Das weiss ich nicht mehr, aber ich habe nicht die CC-Ausgabe, also vielleicht sind da Kürzungen im Spiel.

Jetzt viel Spass mit DN und der vermutlich unfassbar skurrilsten und coolsten Kampfszene aller Bond-Romane...
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Romanbesprechung: Liebesgrüsse aus Moskau - FRWL (Fleming)

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Nico hat geschrieben: Heute 15:13 Die ersten 130 (!) Seiten des Buches taucht der Protagonist unserer Lieblings-Reihe überhaupt nicht auf, stattdessen erfährt der geneigte Leser erst einmal bis ins Detail die Hintergrundgeschichte von Red Grant. Grundsätzlich erst einmal spannend, aber doch zu viel. So detailliert hätte es nicht sein müssen, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Figur dann erst einmal wieder komplett aus der Handlung verschwindet und erst kurz vor Schluss wieder auftaucht, jedoch ohne dass etwas aus seiner Hintergrundgeschichte groß eine Rolle spielen würde…
Ja, das ist grober Unfug und der Film ist hundertfach raffinierter, weil er Grant zu einem wichtigen Teil der Handlung macht und ihn direkt an mehreren Stationen teilnehmen lässt. Er ist eine dauerhafte Präsenz und das er Bond sogar das Leben rettet, ist ein genialer Einfall. Dagegen verliert sich Fleming ewig in irgendwelchen Charakterbeschreibungen, die mich nicht weniger interessieren könnten. Du sagst es auch genau richtig: Nichts aus Grants zum Verrecken langer Biografie spielt später groß eine Rolle und jeder halbwegs vernunftbegabte Lektor hätte Fleming den ersten Akt um die Ohren gedonnert.
GoldenProjectile hat geschrieben: Heute 15:36 Mit dem grossen Unterschied halt, dass dort Spectre noch mit rumtanzt, was mir je länger, je weniger gefällt. Denn das ist eben das genau gleiche Problem, das auch CR hat: Die grundlegende Handlung behalten zu wollen aber mehr Parteien hinzuzufügen und die Figur in andere Parteien umzusiedeln, das funktioniert nicht immer gut, da fehlt dann die ursprüngliche Simplizität
Aha? Aber im Film sind es doch immer noch gleich viele Parteien, weil die Sowjets eben gar keine Rolle spielen. :)
Die Sowjets werden einfach durch SPECTRE ersetzt. Nicht mehr, nicht weniger. Es ist ein netter Twist, weil es den Film weniger "politisch antagonistisch" gegenüber den Russen aussehen lässt, wo das Premium-A*loch Fleming sich wieder in irgendwelchen kulturellen Vorurteilen weidete. Aber viel mehr sehe ich darin dann nicht.

Eigentlich ist die SPECTRE-Scharade im Film nicht groß was anderes als die Atombombe im Goldfinger-Film: eine Variation dessen, was Fleming geschrieben hat, und was offensichtlich eingebaut wurde, um die Probleme der Vorlage auszumerzen.
Nico hat geschrieben: Heute 15:13 Uns James taucht auf und kriegt gleich mal ein Bild einer jungen Russin vorgesetzt, die ihn scharf findet. Ja geil, er ist halt ein Macker, was soll da schon schief gehen? Ich fand es durchaus spannend, dass weder M noch Bond, im krassen Gegensatz zur Verfilmung, hier eine Falle wittern und sich einfach mal drauf stürzen.
Das ist im Film ehrlich gesagt sogar noch lustiger.

"Jo James, hier ist eine Russin, die sich angeblich in dein Passfoto verliebt hat."
- "Aha? Das ist doch sicher eine Falle."
"Ja, klar ist es das."
- "Wobei ... es könnte natürlich wahr sein. Ich sehe schon sehr gut aus."
"Naja, jedenfalls will sie dich flachlegen in Istanbul. Fahr mal hin und schau nach, was genau da los ist."

:mrgreen: :mrgreen:
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