vodkamartini hat geschrieben: 15. Dezember 2021 14:03 Ich werd bei der Zweitsichtung mal auf die 10 Hints achten, nur so zum Spaß.

Mindestens Hint 1 bis 3 offenbaren durchaus einige Details, die ansonsten womöglich übersehen werden könnten. Was man dann aus diesen Details für Erkenntnisse ziehen will oder kann, ist dann eine andere Frage. Für 5, 6 und 8 gilt das eigentlich auch.

Mal ganz ohne meinen üblichen Firlefanz komme ich gerade aus meiner Erstsichtung von "Mulholland Drive" - Ein sehr interessantes Erlebnis, das auf jeden Fall noch nicht vorbei ist und eine weitere Sichtung in Kürze mit einer feineren Analyse zur Folge hat. Eine konkrete Wertung kann ich aus dem "First Look" nicht ziehen und bin mal gespannt, wohin es mich führt.

Nachdem ich es 8-9 Jahre nicht mehr komplett gesehen habe will ich bis Weihnachten mal wieder Twin Peaks durchackern und habe heute mit Lynchs 90-minütigem Pilotfilm begonnen. Und... Joah, er ist besser denn eh und je, ich wage zu behaupten, dass dies zusammen mit Mulholland Drive Lynchs bester Film ist. Das Zusammenspiel aus Musik, Stimmungen und Landschaften ist über jeden Zweifel erhaben, die Inszenierung habe ich noch nie so stark wahrgenommen. Es ist ein Film, der als Auftakt einer Serie funktioniert, aber ebenso sehr als kompromisslose Geschichte einer Stadt am Tag eines Mordfalls. Wie der Tag erzählerisch eingebaut wird, ist meisterhaft, um Mitternacht kommen alle Handlungsstränge zur Ruhe, wird exakt dieses Gefühl eines anstrengenden, ereignisreichen Tags der zu Ende geht erzeugt. Das wird ein toller Ritt über die nächsten Wochen.

Ufff...

Zusammen mit Sergio Leone und Krzysztof Kieslowski mein Lieblingsfilmemacher, aber wenn es hart auf hart kommt dann ist wohl doch er die unangefochtene Nummer eins. Kein anderer Filmschaffender hat mich so fasziniert, inspiriert und mein Leben schlicht so bereichert. Gesundheitlich und vom (quantitativen) Arbeitsnachweis her sah es ja schon eine Weile nicht mehr so rosig aus.

Sein Werk ist grandios, der Mann war es auch, und irgendwie hängt ja auch beides zusammen. Teilweise sind Interviews mit Lynch genauso spannend wie seine rätselhaften und abgründigen Kinogeschichten. Sein Humor und sein Wesen waren unantastbar. Nicht vergessen, dass er immer mit einem Megaphon Regie geführt hat, selbst bei kleinen Sets und intimen Szenen. Oder dass er sich mal mit einer gemieteten Kuh an eine Strassenecke gesetzt hat um Werbung für seine Hauptdarstellerin (nicht für seinen Film!) zu machen. Oder dass er jahrelang jeden Tag einen eigenen Wetterbericht gemacht hat. Der Typ war einfach auf allen Ebenen grosse Klasse und ein echtes Unikat.

Hat jemand Lust, am Wochenende oder nächste Woche einen seiner Filme zu schauen und zu diskutieren?

GoldenProjectile hat geschrieben: Gestern 23:55 Hat jemand Lust, am Wochenende oder nächste Woche einen seiner Filme zu schauen und zu diskutieren?

Gerne. Ich hab sie alle hier und habe auch schon dran gedacht, dass es fast schon notwendig ist, jetzt einen Lynch zu konsumieren!

Ich würde mich euch gerne anschliessen. Lynch hatte für mich jetzt als Regisseur zwar nie die überragende Bedeutung wie zB bei GP, aber ich habe ihn dennoch als absolut eigenständigen Filmemacher sehr geschätzt.

Blue Velvet und Mulholland Drive würde ich in nächster Zeit wohl sichten.

Lynch war für mich immer einer der kontroversesten Regisseure überhaupt.
Gut beschrieb es Walulis mit seiner Persiflage auf ihn:

Am besten gefiel mir von ihm noch "Der Elefantenmensch", da noch konventionell eine deutlich humanistische Botschaft erkennbar war. Seine folgende Werke lassen in mir aber nur noch "?" übrig.
Lebt er seine eigenartige esoterische Phantasien aus wie z.B. in "Twin Peaks"( er machte später u.a. auch Werbung für TM https://de.wikipedia.org/wiki/David_Lynch_Foundation ); andererseits spielt er mit einem unguten Wechselbad zwischen Biedermänner und Brandstifter (wie z.B. bei "Blue Velvet"). Oder macht er einfach auf Surrealismus des Selbstzwecks wegen?
Alles nur "?".

StanleyBeamish hat geschrieben: Heute 19:11 Seine folgende Werke lassen in mir aber nur noch "?" übrig.

Das finde ich ganz großartig. Man kommt so oft aus dem Kino und hat eigentlich nur Ausrufezeichen gesehen. Ist doch schön, wenn man auch mal Fragezeichen mit nach Hause nimmt.