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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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Aha, mhm. Ich kenne den Film ja nur mit der Szene, die Kinofassung habe ich nie gesehen, insofern gehört sie für mich dazu wie alles andere am Film auch. Mit dem Argument könnte man allerdings auch so ziemlich jede Ermittlungsarbeit abkürzen, oder? Bond besorgt sich halt Informationen, das passiert oft. Wozu zeigen, wenn man es auch einfach erzählen kann? (Bisschen provokativ jetzt, ich weiß, aber..)
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"

Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1577
AnatolGogol hat geschrieben: 11. Januar 2025 12:02 Ich bin da weitgehend bei Hille. Für mich hat OHMSS einiges an handwerklichen Defiziten, weswegen er sich bei mir eindeutig im unteren Drittel aller (zumindest klassischen) Bondfilme wiederfindet. An Hunts Regie stört mich doch so einiges wie ich auch den dramaturgischen Fluss nicht immer als stimmig ansehe (die Szenen auf dem Piz sind launig, bremsen den Film aber auch aus. Die Einbruchszene ist super spannend inszeniert, bremst den Film aber auch aus. etc.). Aber am Ende ist es tatsächlich Lazenby, der die schwerste Bürde des Films darstellt. Er fällt wie ich finde in jeder Szene negativ auf dadurch, dass er sich nicht natürlich vor der Kamera zu bewegen versteht. Die Tatsache, dass er mit Savalas, Rigg, Ferzetti oder Steppat richtig gute Schauspieler gegenüber hat macht das sogar noch schlimmer.
Endlich bilden wir mal wieder eine gemeinsame Front. Es hat mir schon gefehlt ...

Ich finde nach wie vor, dass neben Lazenby vor allem negativ ins Gewicht fällt, wie unrund OHMSS dramaturgisch konstruiert ist. Da passt im Detail relativ wenig für mich zusammen. Mein - hier irgendwann schon einmal aufgeführtes Lieblingsbeispiel - Bond ermittelt eine Dreiviertelstunde auf Piz Gloria, plauscht mit Blofeld, beglückt ein paar Allergikerinnen, kuriert seine Versteifung, und bekommt dabei absolut nix in Erfahrung, außer, dass irgendein Hypnose-LSD-Zeugs abgeht. Weil das so ist, erklärt Blofeld ihm danach in aller Seelenruhe ausführlich seinen albernen Plan (ansonsten wären wir ja gar keinen Schritt weiter) und sperrt ihn dann in eine Zelle ein, die ein großes Fenster hat. :) Warum nicht Bond selbst herausfinden lassen, was Glatze mit Katze vorhat? "007 im Alpen-Harem" ist eine lustige Idee, sicher, aber erzählerisch fällt das doch etwas dünn aus, und dem Drehbuch ist das offensichtlich sogar klar, sonst müsste Blofeld nicht in dieser Ausführlichkeit genauestens vorbeten, was er jetzt eigentlich machen will.

Und dann gibt es so viele andere mal unwesentliche und mal sehr große Kleinigkeiten: Bonds und Tracys große Liebe füreinander wird vor allem im dritten Akt während der Actionszenen entwickelt. Da entsteht etwas, nicht nur in der Scheunenszene, auch in ihrem Umgang miteinander. Wozu also schon im ersten Akt so konkret werden? Warum da schon Satchmo nölen lassen? Weshalb da schon gemeinsam Ringe angucken? Und wieso spricht Bond da schon von "Liebenden"? Wo kommt das her?
AnatolGogol hat geschrieben: Heute 12:18 Die Einbruchszene zeigt ja eigentlich nur das, was uns der Film auch ohne sie mitteilt: Bond besorgt sich Infos über den vermeintlichen Blofeld über dessen Anwalt. Als ich die Szene erstmals gesehen hab dachte ich dann entsprechend auch: komisch, dass sie uns etwas zeigen, was wir ja eh schon wissen. Und sie ist bis heute für mich ein zweischneidiges Schwert: handwerklich hervorragend, aber inhaltlich redundant und daher bei einem ohnehin schon nicht besonders temporeichen und vergleichsweise langen Film schon in gewisser Weise "ausbremsend".
Mir geht es lustigerweise noch stärker so mit der Szene, in der Bond bei M im Büro kündigt und Moneypenny ihn mit dem Urlaubsantrag rettet. Das ist alles ganz nett und soll Bonds Verbissenheit in Punkto Blofeld zeigen, aber ... ist das in diesem Überlängen-Film nötig? Was gewinnt der Film durch diese Szene? Und wenn sie vor allem dazu da ist, um zu erklären, weshalb Bond auf den Deal mit Draco einlässt, ist es gleich noch blöder, direkt im Anschluss Bond von "Liebenden" säuseln und "We have all the time in the world" spielen zu lassen! Nein, funktioniert für mich nicht.

Selbes Spiel mit Campbell, eine Figur, deren Auftritte man ebenfalls ersatzlos streichen könnte, weil sie uns original nirgendwo hinbringen. Er will 2- oder 3-mal auf den Berg hoch, wird erwischt, umgebracht und ... fertig. Bond rächt sich nicht für den Tod an einem Kollegen. Bond reagiert nicht mal groß auf den toten Campbell. Wir erfahren über die Szenen mit Campbell nichts Neues über die Sicherheitsvorkehrungen auf Piz Gloria ... Fans stören sich (durchaus zurecht) in YOLT gerne an Bonds unnötiger Japanerwerdung, aber OHMSS schießt dann gleich mehrere solcher Böcke, ohne für mich ersichtlichen Grund oder Bezug zur Kernhandlung.
Nico hat geschrieben: Heute 12:53 Mit dem Argument könnte man allerdings auch so ziemlich jede Ermittlungsarbeit abkürzen, oder?
Ich sehe das Problem allerdings schon vor allem da, dass wir als Zuschauer in dieser Szene keine neuen Informationen erhalten. Was Bond in der Szene eigentlich erfährt, wird uns ohnehin erst hinterher mitgeteilt. Vergleiche das mit der Safe-Szene in YOLT im direkten Vorgänger. Da begleiten wir Bond, wie er den Mörder von Henderson ausschaltet, sich als dieser ausgibt, sehen mit ihm gemeinsam, dass die Osato-Corp. in das Geschehen verwickelt ist usw. In OHMSS geht er in ein Büro, guckt ein paar Akten durch und sagt uns eine Szene später, was drin stand. Da kann ich Anatol schon verstehen, wenn er sagt: Der Film braucht diesen Zwischenschritt nicht in der Ausführlichkeit. Erst recht, wenn es ein Film ist, bei dem ihm (und mir auch) der Handlungsfluss hinsichtlich Tempo und Rhythmus ein Dorn im Auge ist.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

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Was interessiert mich die Relevanz für die Handlung? Die Szene ist einfach super spannend.

Und ansonsten sehe ich das wie Nico: Mit der Argumentation könnte man viele Szenen kürzen und Bond einfach später erzählen lassen, was er erfahren hat.

Dem, was Hille geschrieben hat (wir erfahren erst hinterher, was Bond herausgeunden hat), wollte ich gerade entgegenhaltem, dass wir in dieser Szene den Brief von Hillary Bray sehen können, wobei ich aber feststellen musste, dass man dort nicht wirklich etwas erkennen kann, außer des Namens "Hillary Bray" (oder liegt das an der Youtube-Bildqualität?). Ich dachte, dort könnte man etwas vom Amt für Heraldik lesen.

Und wenn wir schon dabei sind: Gehört das Wappen auf dem Schreiben eigentlich (auch in der realen Welt) zum Amt für Heraldik? Eine Webrecherche liefert ein anderes Wappen, wobei auf dem Wappen im Film zumindest ein Vogel zu erkennen ist.
bei 4:43
Zuletzt geändert von Henrik am 16. Januar 2025 14:04, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1579
Henrik hat geschrieben: Heute 13:29 Mit der Argumentation könnte man viele Szenen kürzen und Bond einfach später erzählen lassen, was er erfahren hat.
Das Argument stimmt aber so nicht.

Man kann jede Szene in jedem Film immer kürzen und später erzählen, was im Off passiert ist. Sergio Leone lässt in "Spiel mir das Lied vom Tod" eine ganze Actionszene, auf die der Film richtig hinarbeitet, komplett ausfallen und uns erst im Nachhinein das Resultat der Schießerei sehen, die wir verpasst haben. Jede Szene, in der Bond vor Verfolgern flieht, könnte sofort abbrechen und damit aufgelöst werden, wie Bond jemandem erklärt, wie er entkommen ist. So etwas in der Richtung gibt es schon 1935 in Alfred Hitchcocks Top-Thriller "Die 39 Stufen".

Diese Argumentation ist immer an einen Kontext gekoppelt. Wenn einem eine Actionszene Spaß macht, in der Bond vor Verfolgern flieht, wird man sie für nötig erachten. Wenn sie einen eher langweilt, dann wird man schnell denken: "Die haben wir so nicht gebraucht."

Von daher ...
Henrik hat geschrieben: Heute 13:29 Sie Szene ist eindach super spannend.
... ist der Punkt der entscheidende. Wenn du die Szene natürlich super spannend findest, sie vielleicht sogar ein Highlight für dein Erleben von OHMSS darstellt, wirst du sie nicht missen wollen.

Ich finde sie nicht "super spannend", und um ehrlich zu sein, finde ich sie nicht mal ohne das vorherige "super" richtig "spannend". Bond sitzt ein paar Minuten in einem Raum, liest gemütlich Zeitung - und dann geht er wieder. :) Klar, der Anwalt droht irgendwann, ihn beinahe zu entdecken, aber die Szene ist weit davon entfernt, diese Situation richtig zuzuspitzen oder ihr Potenzial zu nutzen. Bond muss sich nicht im Raum verstecken, als Gumboldt hereinkommt und unbemerkt entkommen oder sonstiges, und Gumboldt macht auf mich nicht mal den Eindruck, als könne er Bond groß gefährlich werden. 1-2 Watschen von der alten Doppel-Null und der Herr Anwalt würde sich im Land der Träume wiederfinden.

Als kleines Stimmungsstück - im Kombination mit dem John Barry Score - gefällt mir das dennoch ganz gut und es ist irgendwie ein netter, seltener Charaktermoment Bonds, in dem er mal ganz für sich ist und wir ihn sozusagen beim "Langweilen" beobachten dürfen. Von daher geht die Szene für mich schon klar. Aber OHMSS ist ein Film mit Überlänge, es ist aus meiner Sicht ein Film, der seine Überlänge nicht rechtfertigen kann, dafür fehlt es ihm an figürlicher Substanz, und es ist ein Film, der in der ersten Stunde für meinen Geschmack zu langsam läuft. Und wenn ich daran etwas ändern würde, wäre die Gumboldt-Szene eine der ersten, die fliegt.

Man könnte sagen: Ihr Wert rechtfertigt für mich ihre Kosten nicht. Und das ist das entscheidende Argument.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1580
Casino Hille hat geschrieben: Heute 14:01 Bond sitzt ein paar Minuten in einem Raum, liest gemütlich Zeitung - und dann geht er wieder. :) Klar, der Anwalt droht irgendwann, ihn beinahe zu entdecken, aber die Szene ist weit davon entfernt, diese Situation richtig zuzuspitzen oder ihr Potenzial zu nutzen. Bond muss sich nicht im Raum verstecken, als Gumboldt hereinkommt und unbemerkt entkommen oder sonstiges, und Gumboldt macht auf mich nicht mal den Eindruck, als könne er Bond groß gefährlich werden. 1-2 Watschen von der alten Doppel-Null und der Herr Anwalt würde sich im Land der Träume wiederfinden.
Lustig, denn du hast im Prinzip mit jedem Wort recht. Natürlich is die Szene nicht spannend, weil Bond dem Anwalt nicht überlegen wäre, es ist alleine die Musik und die Inszenierung, die mich denken lässt "oh gott oh gott oh gott, schnell Bond, gleich entdeckt er dich!". (Völlig irrsinnig, wär doch wurst, wenn er Bond entdeckt. Dann gibts halt nen Klaps auf den Kopp.) Wie Gumbold nach dem Schlüssel sucht, wie dann erst der Schatten langsam näher kommt... Das ist einfach ganz großes Kino. Mir egal, ob die Szene an sich wichtig ist. Ich brauche sie.
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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"

1582
Nico hat geschrieben: Heute 10:18 Ich bin da im Prinzip total bei dir, Anatol. Ich halte die Montage und das drumherum (Verliebt im Auto etc.) zwar für sehr schön (ja, ich mag die Collage, auch wenn sie Kitsch ist), aber auch für zu aufgesetzt, als dass da wirklich begreifbar wird, dass sich diese Liebe anbahnt. Es geht natürlich viel zu schnell und ist deshalb nicht unbedingt glaubwürdig. Vielleicht kann ich gerade deshalb diese "Liebe" auch so gut ausblenden. Die beiden turteln etwas miteinander, vielleicht entwickelt Bond auch schon mehr Gefühle, als er es sich eingestehen will, aber dann geht es erstmal auf Mission und er lebt sein Leben, wie er es immer getan hat. Tracy? Wer war das nochmal? Plötzlich aber trifft er sie wieder, sie erleben einen bzw. mehrere sehr intensive Momente miteinander und die Gefühle sind wieder da. Funktioniert für mich, aber ich kann es sehr gut verstehen, dass es das für andere nicht tut.
Wie gesagt, wenn sich die grosse Liebe erst im letzten Drittel anbahnt und das erste Drittel reine Exposition / Vorarbeit dafür ist, dann funktioniert das (sogar noch mehr). Da gehört ein bisschen "Headcanon" bzw. Auslegung dazu, weil dafür z.B. der Ring im Schaufenster fehl am Platz ist, aber was soll's.

Die Szene bei Gumbold finde ich super, und wusste die längste Zeit nicht (und kann es auch heute kaum fassen) dass die in manchen Fassungen fehlt. Rein von der Location her ist das ja mit riesigem Abstand das Beste, was es je bei Bond zu sehen gab, aber auch sonst funktioniert die ausgezeichnet und ist in dieser Form bei Bond was Besonderes. Ich mag solche Einbruch- und Einschleichszenen immer, aber ich glaube das ist die Einzige (oder zumindest eine der wenigen), die nicht in Action ausufert.
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