Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

2026
AgentY hat geschrieben: Gestern 19:59 Ich verstehe immer noch nicht was ausgerechnet einen Hautfarben Wechsel so schlimm machen würde. (...)
Ist es nicht eigentlich egal wie der Hauptdarsteller aussieht wenn der Film am Ende gut ist?
"Schlimm" ist daran gar nichts, aber das ist auch nicht die Diskussion, die zumindest vernunftbegabte Menschen aufmachen wollten.

Die Frage ist eigentlich eine andere: Worin genau liegt die Notwendigkeit, eine bislang weiße Figur mit einem andersfarbigen Darsteller zu besetzen? Gibt es in Großbritannien keine talentierten, passenden Darsteller, die eine weiße Hautfarbe haben?

Der Spieß lässt sich ja umdrehen: Bei der "Ghost in the Shell"-Animeverfilmung wurde sehr lautstark kritisiert, dass mit Scarlett Johansson eine weiße anstatt einer asiatischen Darstellerin besetzt wurde. Und bei der losen Bibel-Adaption "Exodus" störten sich viele daran, dass man auf Darsteller wie Joel Edgerton und Aaron Paul als Ägypter zurückgriff, anstatt halbwegs ethnisch passende Darsteller zu besetzen. Man nannte das dann "Whitewashing".

Die Forderung ist die gleiche, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Der Unterschied ist aber: Die eine Forderung klingt politisch korrekt, die andere nicht. Und wenn man jetzt böse wäre, dann ist das auch eine Form des sogenannten (positiven) Rassismus, nachdem die Hautfarbe nur in eine Rolle eine Bedeutung spielt, in die andere aber bitte egal sein soll.

Fans sind in der Regel konservative Wesen und haben ein Interesse an Vertrautheit. Ansonsten wäre Daniel Craigs Haarfarbe bei seiner Vorstellung im Jahr 2005 auch kein so großes Thema gewesen.

Es gibt dazu ein offensichtliches Gegenargument: Als Ian Fleming damals James Bond geschaffen hat, war seine "weiße" Haut kein spezifisches Charaktermerkmal (anders als es die schwarze Haut von "Shaft" beispielsweise ist). Sein Weißsein war einfach nur der gesellschaftliche Normalzustand. Bond wurde nicht als "Weißer" geschaffen, sondern als "normaler" Engländer seiner Zeit.

Der Normalzustand hat sich mittlerweile geändert und umfasst ein breiteres Spektrum. Und deshalb ist es nur logisch, dass auch Filme und Adaptionen dies nach und nach verstärkt abdecken. Deshalb gibt es jetzt einen schwarzen Felix Leiter, eine schwarze Moneypenny und vielleicht irgendwann auch einen schwarzen James Bond.

Ich würde daraus aber nicht schließen, dass die Hautfarbe plötzlich egal ist oder egal sein sollte. Sie ist es de facto nicht - ob wir das wollen oder nicht. Und sollte diese Änderung irgendwann stattfinden, würde ich von den Filmen zumindest erwarten, dass sie es thematisieren.

Ein schwarzer James Bond wäre aufgewachsen und sozialisiert mit Rassismus-Erfahrungen, die ein Mensch, der wie Daniel Craig aussieht, nicht erleben muss. Und er würde in verschiedenen Ländern, in die er reist, anders behandelt werden - so wie beispielsweise der weiße Connery in Japan in YOLT entsprechend anders gesehen und wahrgenommen wird.
Henrik hat geschrieben: Gestern 20:42 Jemanden mit der Hautfarbe von Moneypenny (Naomi Harris) würde ich wohl noch eher akzeptieren als jemanden wie Quarrel.
Einen Hautfarben-Contest nach Schwärzegrad sehe ich jetzt für die Diskussion auch nur als bedingt förderlich an.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

2027
Es gint mir ja ursprünglich gar nicht um den Hautton, sondern um die Abweichung vom bisherigen Normalzustand bei Bond. Jemand wie Richard Kiel passt für mich absolut gar nicht in die Bondrolle, weil er körperlich ganz anders gebaut ist als seine Vorgänger. Das hat nichts spezifisch mit der Hautfarbe zu tun. Bei Craig - auch wenn nicht unwesentlich kleiner als die anderen Bonddarsteller - fällt das keineswegs so sehr ins Gewicht.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

2028
Casino Hille hat geschrieben: Heute 11:57 Ein schwarzer James Bond wäre aufgewachsen und sozialisiert mit Rassismus-Erfahrungen, die ein Mensch, der wie Daniel Craig aussieht, nicht erleben muss. Und er würde in verschiedenen Ländern, in die er reist, anders behandelt werden - so wie beispielsweise der weiße Connery in Japan in YOLT entsprechend anders gesehen und wahrgenommen wird.
Na hoffentlich liest Babs hier nicht mit, das ist doch der perfekte zukünftige Nährboden für einen schwer angeschlagenen, mit seinen Dämonen kämpfenden James Bond. :lol:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

2029
AnatolGogol hat geschrieben: Heute 12:32
Casino Hille hat geschrieben: Heute 11:57 Ein schwarzer James Bond wäre aufgewachsen und sozialisiert mit Rassismus-Erfahrungen, die ein Mensch, der wie Daniel Craig aussieht, nicht erleben muss. Und er würde in verschiedenen Ländern, in die er reist, anders behandelt werden - so wie beispielsweise der weiße Connery in Japan in YOLT entsprechend anders gesehen und wahrgenommen wird.
Na hoffentlich liest Babs hier nicht mit, das ist doch der perfekte zukünftige Nährboden für einen schwer angeschlagenen, mit seinen Dämonen kämpfenden James Bond. :lol:
Klar. Du, ich muss das auch persönlich nicht sehen und es wäre nicht meine Wahl für die Zukunft dieser Filmreihe. Ich wollte nur aufzeigen, dass das Argument "Ist doch egal, wie Darsteller XY aussieht" zu einfach gedacht ist, weil es eben nie egal sein kann. Ansonsten könnte man ja locker argumentieren: "Warum nicht mal ein Bond im Rollstuhl? Ist doch egal, solange der Film gut wird." :)

Natürlich, gute Filme sind immer das A und O, aber ein Bond im Rollstuhl würde entsprechende Konsequenzen mit sich ziehen, und bei der Hautfarbe ist das zu einem gewissen Grad nicht anders. Die Welt da draußen ist nicht farbenblind, selbst wenn das das Ideal sein mag.

In DAF amüsiert Blofeld sich an einer Stelle provokant über Bonds Herkunft: "Ihre armselige kleine Insel habe ich doch gar nicht bedroht." Elektra schimpft in ihrem Bösewicht-Monolog in TWINE über "Männer" und wie leicht diese zu manipulieren sind.

Wie machen wir es beim schwarzen 007? Erwähnen da weiße Gangster seine Hautfarbe gar nicht und drücken sich - obwohl sie die Bösewichte sind - dennoch respektvoll gegenüber einem schwarzen Mann aus? Oder wären da nicht realistisch gesehen auch ein paar Kameraden dabei, die mit rassistischer Sprache um sich werfen? Solche Konsequenzen hängen alle an einer Umbesetzung unter diesen Vorzeichen mit dran, und das muss einem klar sein.

Die Frage wäre dann: Wie machen wir es? Beschimpfen die Bösen Bond jetzt als Untermensch oder nutzen noch schlimmere Begriffe? Oder sind das zwar irgendwelche bösen Weltzerstörer, die den nuklearen Holocaust planen, aber im Umgang mit Ethnien stellen wir sie respekt- und würdevoll dar? Oder nur noch schwarze Gangster, um der Frage aus dem Weg zu gehen?
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

2030
Casino Hille hat geschrieben: Heute 11:57Der Normalzustand hat sich mittlerweile geändert und umfasst ein breiteres Spektrum. Und deshalb ist es nur logisch, dass auch Filme und Adaptionen dies nach und nach verstärkt abdecken. Deshalb gibt es jetzt einen schwarzen Felix Leiter, eine schwarze Moneypenny und vielleicht irgendwann auch einen schwarzen James Bond.
Da komme ich wieder mit meinem Argument, dass die größte Minderheit im UK eben nicht aussieht wie Jeffrey Wright oder Naomie Harris, sondern wie Ex-Premierminister Rishi Sunak oder Vijay Amritraj (um beim Bondbezug zu bleiben).

Laut UK-Behörden sind 82% der Bevölkerung allerdings weiß.
Das ist natürlich weniger als in den 50ern, als Fleming Bond erschuf, aber auch nicht so wenig, dass ausgerechnet jetzt ein MUSS entsteht Bond mit einer Nicht-Weißen Person zu besetzen.

9% sind Asian-British (hauptsächlich Indien, Pakistan, Bagladesch)
4% sind Schwarz

Und daher wieder meine Frage, ob die Community der Briten, die einen karibischen oder afrikanischen Background haben, eine größere Lobby in Bezug auf Kino- und TV-Rollen hat als die asiatische Community, die im realen Leben mehr als doppelt so stark vertreten ist.

Was ich sagen will:
Bevor James Bond aussieht wie Idris Elba, müsste er eigentlich erstmal mit Dev Patel, Riz Ahmed oder Naveen Andrews besetzt werden.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

2031
Die Diskussion ist doch aber ziemlich egal. Es geht im Kern um einen Nicht-weißen Bond, ob er danach schwarz, japanisch, indisch oder sonst wie aussieht, spielt für mich keine große Rolle. Meine grundsätzliche Argumentation verändert sich dadurch keinen Millimeter.

Welche Minderheit jetzt wie viel Anspruch hat oder nicht, ist mir Jacke wie Hose.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

2032
Casino Hille hat geschrieben: Heute 13:19 Die Diskussion ist doch aber ziemlich egal. Es geht im Kern um einen Nicht-weißen Bond, ob er danach schwarz, japanisch, indisch oder sonst wie aussieht, spielt für mich keine große Rolle. Meine grundsätzliche Argumentation verändert sich dadurch keinen Millimeter.

Welche Minderheit jetzt wie viel Anspruch hat oder nicht, ist mir Jacke wie Hose.
Ich glaube wir sind zu 99% einer Meinung bei dem Thema.

Ich wollte in die Diskussion eben nur das Thema bringen, warum einer bestimmten nicht-weißen Minderheit mediale mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als anderen nicht-weißen Minderheiten. Denn es ist ja schon extrem auffällig, dass sowohl in den Mainstream-Medien als auch unter Fans sehr selten über einen japanisch aussehenden oder arabisch aussehende Bond diskutiert wird.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

2033
AnatolGogol hat geschrieben: Heute 12:32
Casino Hille hat geschrieben: Heute 11:57 Ein schwarzer James Bond wäre aufgewachsen und sozialisiert mit Rassismus-Erfahrungen, die ein Mensch, der wie Daniel Craig aussieht, nicht erleben muss. Und er würde in verschiedenen Ländern, in die er reist, anders behandelt werden - so wie beispielsweise der weiße Connery in Japan in YOLT entsprechend anders gesehen und wahrgenommen wird.
Na hoffentlich liest Babs hier nicht mit, das ist doch der perfekte zukünftige Nährboden für einen schwer angeschlagenen, mit seinen Dämonen kämpfenden James Bond.
Nur kämpft ein weißer Bond eben mit anderen Dämonen als z. B. Shaft.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."