Re: Biopics / Filmbiographien - it's personal

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Ich habe nur eine Szene mit Farian als positiv wahrgenommen, das ist die Szene, in der er Einblick gewährt wer alles hinter der Musik steckt. Da wird Farian dann auch als wirklich begeisterter Musiker und Produzent gezeigt, dessen Energie und Fähigkeiten die Musik erst ermöglichen. Das wars dann aber auch, dem gegenüber stehen gefühlt ein Dutzend Szenen, in denen die Figur zumindest in Teilen immer im negativen Licht gezeigt wird. Das ist dann schon sehr tendenziös und hier arbeitet Verhoeven letztlich auch nicht anders als Onkel Steven in seinem Weltkriegsmärchen. Ich bin bei dir, dass das eine legitime Interpretation ist, aber ausgewogen ist es halt mitnichten. Bezeichnend ist eine der letzten Szenen, in denen er von seiner Lebensgefährtin überredet werden muss dem abgestürzten Pilatus zu helfen und er völlig widerwillig gezeigt wird. Die nächste Szene dann mit Pilatus und seiner Schwester, in dem sie ihm davon abrät mit Farian Kontakt zu haben, nachdem dieser (auch mit erheblichen finanziellem Aufwand) ihn aus dem Knast und nach Deutschland zurück geholt hat mit der Aussicht einer (ebenfalls von Farian bezahlten) Therapie und anschliessender beruflicher Chance wieder auf die Beine geholfen hat. Der Punkt ist: selbst nüchtern betrachtet positive Eigenschaften und Handlungen Farians werden hier ausschliesslich negativ gezeigt. Es ist am Ende auch bezeichnend, dass sich der Film der Beraterdienste von Farians ehemaliger Lebensgefährtin und Pilatus Schwester bedient, während die Perspektive Farians weitgehend ignoriert wird. Da verwundert es dann eben auch nicht, dass Milli und die Schwester als charakterlich blütenweise Figuren gezeigt werden (was mich sehr daran erinnert, welche Perspektive Bohemian Rhapsody auf das Leben von Mercury hat - eben die der beteiligten Berater/Bandmitglieder). Wie gesagt, kann man alles so sehen, aber ausgewogen ist das eben nicht.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Biopics / Filmbiographien - it's personal

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Farian war, wenn man dem Zeugnis vieler Weggenossen glauben will, ein schwieriger Charakter. Wie übrigens viele musikalische Genies, das er zweifelsohne ebenfalls war (man denke nur an so manche klassische Komponisten oder auch berühmte Maler). So jemand muss ich dann nicht in Watte packen. Ich habe es nicht als tendenziös oder unfair empfunden, hab aber auch die Farian Figur im Film nicht gehasst. Und die beiden Musiker, so sympathisch sie tw gezeichnet sind, werden auch nicht überhöht. Die Drogensucht, der Absturz etc., das passiert in der Branche zwar häufiger, aber eben auch nicht jedem. Eine überbordende Naivität ist ebenfalls nicht positiv. Verhoeven hat das - immerhin ist es ein Spielfilm - auf der Figurenebene sehr gut hinbekommen.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Biopics / Filmbiographien - it's personal

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Ich sage ja auch nicht, dass man das SO nicht machen kann oder darf. Der Film hat seinen Fokus und seine Perspektive, das ist sein gutes Recht. Das darf jeder mögen oder auch nicht. Für mich passt es halt nicht so ganz und ist in Summe zu einfach. Ich bin da aber auch emotionslos, weil mich das Thema MV nie groß interessiert hat. Das war nicht meine Musik, die Typen fand ich von Anfang an merkwürdig künstlich. Ich fand es zu Beginn des damaligen Hypes eher interessant, dass die Gruppe einen deutschen Hintergrund hatte. Als der "Skandal" dann öffentlich wurde hat mich das entsprechend dann auch wenig interessiert. Ich erinnere mich aber noch gut daran, dass es mich dann schon etwas irritiert hat, wie schnell die Öffentlichkeit und insbesondere auch die Fans da auf Abstand gegangen sind. Wobei Abstand das falsche Wort ist, da wich bedingungslose Glorifizierung schlagartig vollkommener Ablehnung, die sich dann eben auch in erster Linie gegen Rob und Fab richtete. Das empfand ich damals schon als große Ungerechtigkeit und das wäre in meinen Augen eigentlich als Thema für einen Film viel interessanter, nämlich die Thematisierung in wieweit die Öffentlichkeit, also Medien UND Fans, eine Verantwortung am späteren Schicksal gerade von Rob Pilatus mittragen. Leider ist das ja auch überhaupt kein Einzelfall geblieben, ich denke zB an den ebenfalls geradezu absurden "Liebesentzug" als die Dopinggeschichte um Jan Ullrich bekannt wurde, und es ist heute in Zeiten von Social Media eher noch viel schlimmer geworden. Der "Witz" daran ist ja, dass es dabei - so zumindest meine Einschätzung - überhaupt nicht darum ging, ob die beiden nun gesungen haben oder nicht (wie es auch bei Ulle nicht darum ging, ob er gedopt hat oder nicht), sondern um die Enttäuschung über eine zerstörte Illusion, der man sich nur allzu leichtgläubig hingegeben hat. Denn auch das ist Teil der Wahrheit: weder bei MV noch bei Ullrich kam die "Enthüllung" völlig überraschend. Anzeichen und Indizien dafür gab es jede menge, nur wollten große Teile der Öffentlichkeit diese nicht wahrnehmen. Vermutlich ist auch das dann ein Grund für die teilweise absurd ins negative umgeschwappte Stimmung, eben weil man aus einer Art "Selbstschutz" den schwarzen Peter dann lieber ganz woanders als bei sich selbst gesucht hat.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Biopics / Filmbiographien - it's personal

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AnatolGogol hat geschrieben: Gestern 13:50 Als der "Skandal" dann öffentlich wurde hat mich das entsprechend dann auch wenig interessiert. Ich erinnere mich aber noch gut daran, dass es mich dann schon etwas irritiert hat, wie schnell die Öffentlichkeit und insbesondere auch die Fans da auf Abstand gegangen sind. Wobei Abstand das falsche Wort ist, da wich bedingungslose Glorifizierung schlagartig vollkommener Ablehnung, die sich dann eben auch in erster Linie gegen Rob und Fab richtete.
Wenn man mit dem "Skandal" nicht aufgewachsen ist, wirkt dieses ganze Gewese um den Fake-Gesang von Milli Vanilli aus heutiger Sicht sogar noch peinlicher. Mittlerweile singt doch kaum noch einer live, Autotune wird selbst in Musical-Filmen großzügig eingesetzt (wer es mir nicht glaubt, kann ja bald "Wicked" im Kino schauen), überall gibt es Sample und sonstiges ...

Als ich den Film gesehen habe, dachte ich nur: Kinners, was habt ihr euch früher wegen unnötiger Scheiße aufgeregt. :mrgreen:
https://filmduelle.de/

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Re: Biopics / Filmbiographien - it's personal

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Ja, aber wer kann denn heute noch singen? :mrgreen: Es gibt ganze Genres, in denen du Leute nur mit verzerrter oder extrem bearbeiteter Stimme hörst. Wer weiß, ob das dann immer auch die sind, die da auf der Bühne stehen.

Wie gesagt: Aus heutiger Sicht peinlich, wie aufgeregt da viele waren.
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