Wie bewertet ihr den Roman Moonraker?

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Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (11%)
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Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (44%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 9

Romanbesprechung: Moonraker - MR (Fleming)

1
Am Wochenende habe ich nun auch den dritten Bond Roman fertig gelesen.
Moonraker ist wirklich ein sehr gelungener Spionage Roman. Der Anfang des Buches zeigt den normalen Alltag von Bond im MI6 Hauptquartier, was ich grosse Klasse fand. So hat man Bond noch nie gesehen. Wäre unbedingt etwas für einen Film (natürlich nur kurze Sequenz).

Auch der weitere Aufbau des Roman ist eine Wucht. Nach und nach nimmt die Geschichte mehr Fahrt auf bis zum sehr spannenden Finale. Für mich der bisher beste Bond-Roman.

Es geht nun weiter bei Diamantenfieber :)

Was meint ihr zu Moonraker?
"Was machen wir mit dem Geld, Patron?" - "Waschen."

Franz Sanchez in LTK (1989)

Re: Romanbesprechung: Moonraker

2
Also für mich gehört MR zu den besten Roman Ian Flemings (vielleicht sogar der Beste). Auch wenn wir Hugo Drax hier völlig anders kennenlernen, als den Film-Drax. Ich halte gerade den Anfang des Romanes inklusive des siegreichen Kartenspiels gegen Drax sehr gelungen. Aber auch die Fortsetzung der Geschichte ist große Klasse, ein toller Roman.
Wo waren Sie, als ich Sie nicht brauchte?
Lieber etwas misstrauisch, als etwas tot.
Ich habe Sie ganz nass gemacht. - Aber mein Martini ist trocken geblieben.
Ich liebe es, früh auszureiten. - Ich bin ebenfalls Frühaufsteher!
Ein Eispalast – Sie fühlen sich hier sicher wie zuhause!
Einen Wodka Martini bitte. Mit viel Eis, wenn sie haben!

Re: Romanbesprechung: Moonraker

3
Also ich fand auch vor allm den ersten Teil des Romans absolut großartig. Sehr spannend und interessant erzählt. Vor allem erinnerte mich das Spiel im Casino sehr an den Film Casino Royale und da ich mir auch in den Büchern immer Craig als Bond vorstelle kam das sehr gut an :)
Außerdem war es eine echt coole Sche mal etwas mehr vom Alltag im MI6 zu erfahren.
"Sie haben Ihr Hemd gewechselt Mr. Bond, ich hoffe unser Spielchen bringt Sie nicht zum transpirieren"
"Doch etwas, aber ich bin vollkommen unbesorgt, solange ich kein Blut weine"

Casino Royale

Re: Romanbesprechung: Moonraker

4
Habe kaum noch Erinnerungen, weiß nur noch, dass:
1. ich den Roman in Summe gar nicht so gut fand, wie viele Fans meinen
2. die erste Hälfte die soweit ich mich erinnere viel in diesem Club spielt, mir deutlich besser gefallen hat (sowas hätte ich mir für einen Film mal gewünscht)
3. die zweite Hälfte dann hat mich zu stark an eine normale Polizei Mission erinnert. Wenn ich recht erinnere, dann drehte sich im Roman auch sehr viel um die Spannungen und Zusammenarbeit zwischen MI5 und MI6, oder? Ich fand das eher langweilig.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Romanbesprechung: Moonraker

5
danielcc hat geschrieben:Habe kaum noch Erinnerungen, weiß nur noch, dass:
1. ich den Roman in Summe gar nicht so gut fand, wie viele Fans meinen
2. die erste Hälfte die soweit ich mich erinnere viel in diesem Club spielt, mir deutlich besser gefallen hat (sowas hätte ich mir für einen Film mal gewünscht)
3. die zweite Hälfte dann hat mich zu stark an eine normale Polizei Mission erinnert. Wenn ich recht erinnere, dann drehte sich im Roman auch sehr viel um die Spannungen und Zusammenarbeit zwischen MI5 und MI6, oder? Ich fand das eher langweilig.
Die erste Hälfte spielt effektiv vor allem im Club und im Hauptquartier der MI6.
Fand ich übrigens auch äusserst gelungen, schade hat man das ganze für die Filme noch nicht gebraucht.

Die zweite Hälfte finde ich ebenfalls sehr stark. Die Zusammenarbeit zwischen MI5 & MI6 besteht vor allem aus Bond und Gala. Spannung wird bis zum grossen Finale hochgehalten.
Langeweile kommt kaum auf.
Ich kann dir nur empfehlen den Roman wieder einmal zu lesen. Du hast ihn definitiv zu schlecht in Erinnerung.
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Franz Sanchez in LTK (1989)

Re: Romanbesprechung: Moonraker

6
Ich empfand Moonraker immer als Flemings schwächsten Roman und bin immer aufs Neue überrascht, wie positiv er von anderen Fans bewertet wird. Das Bridge-Spiel hat eine gewisse Atmosphäre, aber im Direktvergleich zu anderen Spielszenen in den Romanen - zum Beispiel die Baccara-Partie in Casino Royale - hat es doch ziemliche Längen. Alles was dann noch kam empfand ich als mittelmässig spannende Krimihandlung ohne nennenswerte Highlights. 3 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Romanbesprechung: Moonraker

8
Für mich gehört Moonraker definitiv auch zu den besten Romanen.
Die ganze Atmosphäre im Roman stimmt für mich einfach. Auch das Bridge-Spiel empfand ich nicht als zu lang. Die Szenen im Headquarter sind absolute spitze und auch die ganze Handlung auf dem Areal von Drax gefällt mir ausgezeichnet.

Wäre interessant wenn du noch etwas genauer erklärst was dich so stört :)
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Franz Sanchez in LTK (1989)

Re: Romanbesprechung: Moonraker

9
Dalton007 hat geschrieben:Wäre interessant wenn du noch etwas genauer erklärst was dich so stört
Dazu müsste ich MR aber nochmal lesen, das letzte Mal ist viele Jahre her (ein sehr sonniger Herbsttag im Jahre 2010 im Berner Oberland, falls du es genau wissen willst). Ich weiss nur noch, dass ich den Roman-Drax als relativ uninteressanten Charakter empfunden habe, dass sich das Bridge-Spiel sehr schnell gezogen hat wie Kaugummi und dass die Krimihandlung in der zweiten Hälfte gewöhnlich und fad war.
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Re: Romanbesprechung: Moonraker (Fleming)

10
Buchreview zu „James Bond 03: Moonraker“

Im Original „Moonraker“ von Ian Fleming in der Neuübersetzung von Cross-Cult aus dem Jahr 2012 nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1955

„James Bond 03 Moonraker“ ist das 3. Bondbuch und der 3. Roman von Ian Fleming

Mein Ranking entwickelt sich von Buch zu Buch in der Nachbetrachtung. Nach folgendem Stand würde ich wie folgt ranken:

1. Moonraker
2. Casino Royale
3. Leben und Sterben Lassen
4. Diamantenfieber

Worum geht es in „Moonraker“ ?:

Der britische Nationalheld, Wohltäter und Stifter des wohl größten Verteidigungsprojektes, der Moonrakerrakete – Sir Hugo Drax betrügt am Spieltisch beim Bridge. M, der wie Drax im Eliteclub Blades absteigt, bittet Bond am Spieltisch den Betrug aufzuklären. Kurz nach der Aufklärung passiert in der Abschussbasis des Moonrakers ein Doppelmord und es wird von einer Sabotage des Moonrakerprojekts ausgegangen, da in wenigen Tagen ein Testflug stattfinden soll. Bond ist mal wieder mittendrin.

Kapitelverzeichnis der deutschen Version 2012:

1. Geheimer Papierkram / Teil 1: Montag
2. Der Kolumbit-König
3. Gezinkte Karten und so weiter
4. Der Spiegel
5. Abendessen im Blades
6. Kartenspiel mit einem Fremden
7. Die Schnelligkeit der Hand
8. Das Rote Telefon / Teil 2: Dienstag, Mittwoch
9. Ab hier übernehmen Sie
10. Der Agent der Spezialabteilung
11. Polizistin Brand
12. Projekt Moonraker
13. Tödliche Berechnungen
14. Juckende Finger
15. Harte Gerechtigkeit
16. Ein goldener Tag
17. Wilde Vermutungen
18. Unter dem Flachen Stein / Teil 3: Donnerstag, Freitag
19. Vermisste Person
20. Drax Gambit
21. Der Überreder
22. Die Büchse der Pandora
23. Zero Minus
24. Zero
25. Zero Plus

Seitenanzahl: 340 / Kapitelanzahl: 25 = Kapitelfrequenz von 13-14 Seiten.

Hauptschauplätze:
London und die Südostküste Großbritanniens

Wichtige Charaktere (neben Bond):

Sir Hugo Drax
Gala Brand
Walter
Krebs
Ronnie Vallance

Was halte ich davon ?


MR ist bereits beim ersten Mal, als ich es gelesen habe, ein Kunststück gelungen – mich hat es in seinen Bann gezogen und ich würde es auf einer leicht höheren Stufe wie CR einordnen, weil das Buch weniger Schwächen hat als CR.

Durch seine Einteilung in 3. Teile und die Verteilung der Handlung auf exakt 5 Tage kann dieses Buch mit einer entsprechenden Lesegeschwindigkeit und einer Einteilung auf diese Tage auch einen Echtzeitcharakter entwickeln, was das Buch noch spannender werden lässt. Das ging mir jedenfalls so.

Im ersten Teil des Buchs wird man ein wenig an CR erinnert, auch wenn das Bridgespiel nicht so eine tolle Voraberklärung erhält als es das Chemin de Fer in CR bekommen hat. Dementsprechend mit keinen Bridgekenntnissen kann das Spiel selbst einen im Buch langweilen. Das Drumherum jedoch ist absolut kein Langweiler. Wir bekommen schon einen Eindruck des wunderbaren Antagonisten. Hugo Drax ist ein wirklich genialer Bösewicht, der mit einer gewissen Portion Wahnsinn bedingt durch seine Backstory in meinen Augen über „Le Chiffre“ und „Mr. Big“ steht.

Der 2. und 3. Teil fokussiert sich dann auf die klassischen Elemente eines Bondabenteuers mit vielen Krimi-Elementen, wenn Bond sich auf den Weg zur Abschussbasis des Moonrakers befindet.
Hier lernen wir als Leser auch Gala Brand kennen, die filmisch gesehen ein Hybrid aus Holly Goodhead und Miranda Frost sein könnte. Ich finde es ganz gut, dass der Film selbst nur Hugo Drax, die Moonrakerrakete und den Namen des Buchs übernommen hat, denn das Buch ist als eigenständiges Werk wie auch der Nachfolger Diamantenfieber weitaus besser als der Film.

Die Geschichte wird auch zum ersten Mal nicht nur aus der Sicht von James Bond erzählt – wir bekommen auch noch eine zweite Sichtweise von Gala Brand geboten, die durch ihre Charakterisierung gegenüber Vesper Lynd und Simone „Solitaire“ Lattrell eine erhebliche Steigerung darstellt, die jedoch nur diesen Roman angehalten hat.

Das Buch selbst hat auch einige schöne Action- und Spannungssequenzen (Das Bridgespiel, die Explosion, die Autoverfolgungsjagd und die Abschusssequenz).

Mehr denke ich brauche ich nicht zu schreiben, Moonraker ist wie CR eines meiner Lieblingsbücher

„Moonraker“ bekommt von mir auf der 007er-Skala 007/007 Punkte

Im 10er-System würde ich das ganze auf 10/10 bewerten.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Romanbesprechung: Moonraker (Fleming)

11
Allmählich mache ich mir sorgen. Jeder hier findet MR toll, ich fand ihn langweilig und blass. Es gibt nur zwei mögliche Erklärungen: Entweder sind alle anderen betrunken oder ich war selber betrunken, als ich das Buch gelesen habe. Das Problem ist, um das herauszufinden müsste ich mir den Roman wohl oder übel noch einmal vornehmen. Aaargh...
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Re: Romanbesprechung: Moonraker (Fleming)

12
Nein, ich fand ihn auch nicht so gut wie sonst fast alle.
So wie dir geht es mir exakt auch!

Ja, das Bridge Ding fand ich auch erst interessant, dann gibt es da irrsinnig viel hin und her zwischen MI5 und MI6 wenn ich recht erinnere und eine Polizeiermittlungs Story die nicht so recht zu Bond passt.
Ich weiß noch, dass ich beim Lesen bei ganzen Abschnitten gar kein genaues Bild im Kopf hatte - kein gutes Zeichen für ein Buch
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Re: Romanbesprechung: Moonraker - MR (Fleming)

14
So langsam scheint Fleming mit "Moonraker" aus dem Jahre 1955 seinen Stil gefunden zu haben. Wer ist Bond, was macht ihn aus, wie ist sein Leben und auf was für Missionen geht er? Auf all diese Fragen liefert der Autor im dritten Band der Reihe (für nur Film-Kenner teilweise durchaus überraschende) Antworten.

Der Roman ist sehr stark in zwei sich sehr voneinander unterscheidende Abschnitte aufgebaut. Zwar im Inhelatverzeichnis in 3 Teile unterteilt, ergibt diese Aufteilung für mich nicht unendlich viel Sinn, sind doch die Szenen im Casino und die auf und rund um Drax' Anwesen vor allem zwei Schauplätze, die das Buch prägen.
Die Handlung beginnt mit etwas, das (nicht nur) ich gerne mal in einem Film sehen würde: Bond verrichtet langweilige Büro-Arbeit und hofft auf eine neue Mission. Überraschung: Dass ein 00-Agent, derer es überhaupt nur 3 Stück gibt, auf Mission geht, kommt äußerst selten vor, so sind die maximalen Missionen, mit der Bond im Laufe seiner Karriere beauftragt werden kann, stark limitiert. Ist aber auch logisch, für den Roman-Bond (und ich meine nicht Kollege Revoked damit) ist alles halt sehr viel anstrengender als im Film. Mit Loelia Ponsonby wird uns auch eine neue Figur eingeführt, auch sie darf gerne mal in einem Film auftauchen. (Ich sehe schon, Bond 26 XXL erfüllt nahezu all meine Wünsche...)

Dann aber geht es los, wenn auch die Mission eine sehr ungewohnte ist: Bond geht mit seinem Chef M, für den er wohl deutlich mehr respekt empfindet als der Film-Bond für sein Pendant, in den Club. Die Szenen sind toll beschrieben, es wird noch mehr als in den beiden Vorgängern sehr klar, dass Bond ein Kenner und Genießer ist und mit Hugo Drax erfindet Fleming wieder einmal einen sehr ekligen übergewichtigen Antagonisten. Doch leider haben die Szenen am Spieltisch auch ein großes Problem: Man würde gerne mit Bond mitfiebern und Fleming schafft es auch, wie in CR, übers Kartenspiel eine gewisse Spannung zu erzeugen, nur: Ich habe absolut keine Ahnung von Bridge und Fleming macht auch nicht den Hauch eines Versuches, es mir zu erklären. So wird zwar irgendwie deutlich, dass Bond am Ende Drax und seinen Partner besiegt, aber wie und warum - absolut keine Ahnung. Es geht sogar so weit, dass ein Bild des Kartenblatts gezeigt wird, als würde das irgendwie helfen, die Spannung zu erhöhen. Schade. Eine verschenkte Chance.

So richtig los geht es ja auch erst im zweiten Teil, nach ca. einem Drittel des Buches. Hier fällt auf, dass lange Zeit überhaupt nicht klar ist, was eigentlich das Bedrohungsszenario ist. Bond ist bei Drax, himmelt ihn an und ermittelt - irgendwie. Was genau er eigentlich ermitteln soll, ist ihm selbst nicht ganz klar. Dieser Drax scheint doch einfach rundherum ein toller, patriotischer Typ zu sein. Der Leser weiß natürlich, dass mit Drax etwas nicht stimmen kann, aber sonderlich viel mehr als Bond weiß man zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Doch: Diese Atmosphäre, die Fleming da aufbaut, erzeugt eine ganz schöne Spannung. Mehr und mehr habe ich die Seiten verschlungen, um endlich dahinter zu kommen, was Drax mit Moonraker vorhat. und schließlich ist es so weit: Die Erzählperspektive wechselt, man liest durch die Augen der weiblichen Hauptfigur Gala Brand und weiß somit erstmals mehr als Bond. Es geht los, der Countdown läuft. Natürlich schafft es Bond im letzten Moment unter schier unmenschlichem Leiden (Bond leidet in den Büchern immer so schön. Er wird verbrüht, will sich opfern, muss mit seinen Zähnen einen Bunsenbrenner betätigen und verbrennt sich...), Moonraker umzulenken und die Bedrohung, von der fast niemand weiß, dass sie überhaupt existiert, abzuwenden.

Sehr viel mehr als die beiden Vorgänger lebt MR vom Tempo, das hochgehalten wird. Auch wenn effektiv wenig passiert und nicht klar ist, was verhindert werden soll, herrscht die ganze Zeit eine bedrohliche Atmosphäre vor. Man weiß, Drax hat irgendetwas vor und Bond und Gala sind auf dem Anwesen nicht sicher. Apropos Gala: Von allen drei bisherigen Frauenfiguren gefällt sie mir am besten. Sie ist eigenständig und wird durch die Beschreibungen greifbar. Spannend auch, dass Bond sie am Ende eben NICHT bekommt und so etwas bedröppelt alleine dasteht. Dennoch merkt man auch wieder hier Flemings (oder generell das 50er Jahre) Frauenbild: Egal, was passiert, ob Gala von Einer Klippe begraben wird, verprügelt wird oder gerade hinter das Geheimnis ihres "Vorgesetzten" gekommen ist: Erstmal schminken, dann ist die Welt wieder in Ordnung...

Insgesamt muss ich sagen, auch wenn natürlich nicht rundherum alles funktioniert und mir vor allem die unverständliche Bridge-Partie sauer aufstößt, dass mir MR von den drei Büchern bisher mit Abstand am besten gefällt. Man erfährt ein wenig mehr über Bonds beruflichen Alltag, die Schauplätze sind toll beschrieben und in die real existierende Landschaft eingebettet, es gibt wenige, aber prägnante Figuren, neben Gala noch die Handlanger Drax', Krebs und der Doktor, und eine permanente Spannung. Gelungen, würde ich mal sagen!


ich bin mir übrigens, ganz fernab meiner Rezension des Buches, unsicher, ob die Vorlage auch als romangetreue Verfilmung funktioniert hätte. Ich kann mir zwar Connery als Bond und den Orson Welles der späten 1960er-Jahre gut als Drax vorstellen, aber ob die dann doch Action- und generell Bedrohungsarme Handlung, die sehr auf den Schauplatz von Drax' Anwesen zentriert ist ausgereicht hätte? Andererseits wäre genau das vielleicht auch ganz spannend gewesen. Wir werden es wohl nie erfahren!
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Re: Romanbesprechung: Moonraker - MR (Fleming)

15
Moonraker ist einer der wenigen Romane von Fleming, die ich etwas gelungener finde als den Rest (zusammen mit Dr. No, From Russia With Love und Thunderball). Und das hat viel mit dem zu tun, was du schon sehr richtig schreibst, Nico: Das Tempo ist hoch! Sobald das Bridge-Spiel überstanden ist (das mir eigentlich ganz gut gefällt, auch wenn es keine Hochliteratur ist), legt der Plot eine ordentliche Geschwindigkeit auf den Tag, der Perspektivwechsel von Bond auf Brand (Warum wurde Gala Brand nie als Name für ein Bond-Girl in der Filmreihe verwendet?) ist eine hübsche Idee, und Fleming ist zwar immer noch ein eher bescheidener Schriftsteller, bringt hier aber richtig gelungen verschiedene Elemente zusammen. Wie du geschrieben hast - und ja, es spiegelt sich vielleicht ein weeeeenig in Bond 26 XXL wieder (uppsi, aber so könnten Eric und ich in Interviews immerhin behaupten, wir wollten "zu Fleming zurück") - gefällt mir auch sehr gut, dass Bonds beruflicher Alltag im Büro gezeigt wird, als Kontrast zu seinen sonstigen Abenteuern.

Eine "romangetreue Verfilmung" (davon ausgehend, Connery hätte seinen Bond so angelegt, wie er es in den Filmen tut, und sich nicht an Flemings depressivem Miesmacher orientiert) hätte denke ich 1963 nach DN oder 1964 nach FRWL ganz gut funktionieren können. Spätestens mit GF und TB waren dann aber die spektakuläreren Elemente der Bond-Formel fürs Kino zu ausformuliert, als dass man MR adaptiert hätte, ohne nicht doch einige große Änderungen vorzunehmen. Als zweiter oder dritter Film kann ich mir das aber sogar ganz okay vorstellen. Orson Welles ist btw eine fabelhafte Besetzungsidee, aber angesichts der Enthüllung um Drax' wahre Abstammung, wäre doch in einem Szenario, in dem das Buch 1963/1964 adaptiert wird, Gert Fröbe eigentlich der perfekte Kandidat. :D Oder ein anderer hochklassiger deutscher Darsteller der damaligen Zeit. Wie wäre Pinkas Braun?
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