Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Man kann den*die Antagonist*in ja ruhig verschonen, wenn der Pay Off befriedigend ist. Im Falle von SP ist er es leider nicht, da die Blofeld-Figur äußerst schwammig bleibt und die eingeschobene Autoren all deiner Schmerzen-Motivation wahrlich haarsträubend und billig um die Ecke kommt. Davor hätte ein anderer (ursprünglich auch mal angedachter) Film spielen müssen, um das glaubwürdig zu verklickern. Auch die Liebeskiste zwischen Maddie und Bond funktioniert nicht. Es hat auch sicherlich nicht geholfen, dass sich Madie nur 5 Minuten nachdem sie Bond liebesschwanger aus dem Folterstuhl rettet, dann plötzlich doch kneift und ihm Lebwohl sagt, weil sie nicht "in dieses Leben" zurückkehren will. Damit wird nur ein narrativer Vorwand geschaffen, Maddie räumlich von Bond zu trennen, damit sie in Ruhe entführt werden kann.
Dass das Finale von SP so bedeutungsvoll um das Verschonen Blofelds (den sie nicht schon nach einem Film verheizen wollten) und der behaupteten Liebesbeziehung zu Maddie konstruiert ist, lässt den Film umso unausgegorener erscheinen. Schade, dass Mendes und Logan IHREN (eigentlich viel besseren) Film nicht drehen durften.
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"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Die "Author of all your pain"-Nummer ergibt inhaltlich durchaus Sinn, das finde ich nicht haarsträubend. Die Präsentation des Ganzen mit Klebezetteln in der MI6-Ruine ist doof, weil man da mehr als nötig drauf rumreitet, aber die grundsätzliche Idee und die Basis der ganzen Veranlagung ist völlig okay, da hat die Reihe viel schlimmere Böcke geschossen.
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Ne wirklich nicht. Denn wo ist er denn bitte der "Autor" aller Schmerzen Bonds? Der Satz ergibt bei näherer Betrachtung nicht den Hauch eines Sinnes. Solange bedeutet Bond nichts, Vesper nimmt sich aus Reue, Scham und Auswegslosigkeit selbst das Leben, Fields bedeutet Bond nichts, Mathis ist Mittel zum Zweck und hinter seinem Tod steht eher der bolivianische Polizeichef, der zu diesem zeitpunkt nicht weiß, dass Medrano von Greene verarscht wird, Séverine bedeutet Bond nichts und geht auf Silvas Kappe, M stirbt an einem Querschläger und nicht einmal durch Silva selbst... Also wenn Blofeld es sich zur Aufgabe gemacht hat ein Schmerzensautor zu sein, war er nicht sonderlich erfolgreich. Es ist der absolut erfolglose Versuch, seine Figur in den Gesamtkontext der vorangegangenen Filme zu stellen und ihr bedrohliche Züge zu geben - ein wahrhaftiger Rohrkrepierer.
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Blofelds Organisation hat Vesper in den Tod getrieben. M stirbt durch Silvas Jagd, die von SPECTRE finanziert wurde. Von mehr als den beiden - und das sind die einzigen gewichtigen Verluste in Bonds Leben - spricht Blofeld im Film nicht. Beide ergeben Sinn. Zumal er seine ganze Rede in der Forum überhaupt nur hält, weil Madeleine im Raum ist. Er leitet diese Ansprache mit einer Formulierung à la "Dachtest du, es sei Zufall, dass alle Frauen in deinem Leben irgendwann sterben?" ein, und schaut dabei direkt zu Madeleine rüber.

Geschickt ist was anderes und die Rekontextualisierung der vorherigen Craigs hätte nicht sein müssen, aber mich stört es nicht. Ich hab nie verstanden, warum hier im Forum so ein Wind drum gemacht wird. Ich finde, der Film Spectre hat echte Probleme, und nicht drei Dialogzeilen, die für ein bisschen Kontinuität sorgen sollen und dabei vielleicht nicht super elegant sind.
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Nein, das lasse ich so nicht gelten. Silva verfolgt eine rein persönliche Vendetta, ganz egal, wer das finanziert. So wird es in SF verkauft und im Nachfolger wird nicht weiter darauf eingegangen, Silva ist nur plötzlich Teil der Organisation SP (was unter uns absolut null Sinn ergibt und wider die Figur ist, wie sie in SF angelegt war). Wie du ja selbst sagst, zwingt nichts und niemand Vesper in den Freitod, außer ihre eigenen Gefühle. Somit war der Tod Vespers erst recht nicht planbar. Und jede Frau in Bonds Orbit? Was ist denn mit Camille, der lieben Türkin am Anfang von SF, Estella (?) oder Lucia?
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Ich sehe das so wie Hille. Vesper hat sich nicht "einfach so" umgebracht. Um es ganz deutlich zu machen: Hätte das genau so geendet, wenn es Mr. White, SPECTRE usw. nicht gegeben hätte? Vesper hätte nie dieses doppelte Spiel gespielt, wäre sie dann auch von uns gegangen, wie es jetzt geschehen ist?

Außerdem muss man auch berücksichtigen, dass Brofeld Bond an dieser Stelle bewusst provozieren will. Da macht es absolut Sinn, dass er als sein Stiefbruder sich an dieser Stelle als "Urheber all seiner Schmerzen ausgibt".

An Fiels und Solange habe ich an dieser Stelle in SP nie gedacht, nur an M und Vesper, die Blofeld ja auch namentlich nennt. An Mathis sowieso nicht, Blofeld spricht doch explizit von Frauen.

Und da stimme ich Hille auch zu, Blofeld trägt das ganz bewusst vor, um Madeleine einzuschüchtern. Zeitnah wird sie das zeitliche segnen, das will Blofeld ihr damit sagen.

Meinem Vorredner muss ich aber auch zustimmen, was Silva angeht. Während ich die Verknüpfungen von SPECTRE zu den Villains aus CR und QOS noch gelungen finde (da werden mir bestimmt schon viele widersprechen), passt Silva, der persönliche Motive verfolgt, hier nicht wirklich rein. Ich gehe auch davon aus, dass man zu CR/QOS-Zeiten schon mit einer größeren Organisation im Hintergrund geplant hat, deren Anführer in einem späteren Film aufgedeckt wird, nur noch nicht unter dem Namen SPECTRE/Blofeld. Nach QOS hat man das alles wieder über den Haufen geworfen, da der Film nicht gut ankam und vor SP dann gedacht "hey, so übel war die Idee ja doch nicht".
Zuletzt geändert von Henrik am 23. April 2024 12:51, insgesamt 3-mal geändert.

Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Henrik hat geschrieben: 15. April 2024 17:14 Ich sehe das so wie Hille. Vesper hat sich nicht "einfach so" umgebracht. Um es ganz deutlich zu machen: Hätte das genau so geendet, wenn es Mr. White, SPECTRE usw. nicht gegeben hätte? Vesper hätte nie dieses doppelte Spiel gespielt, wäre sie dann auch von uns gegangen, wie es jetzt geschehen ist?

An Fiels und Solange habe ich an dieser Stelle in SP nie gedacht, nur an M und Vesper, sie Blofeld ja auch namentlich nennt. An Mathis sowieso nicht, Blofeld spricht doch explizit von Frauen.

Und da stimme ich Hille auch zu, Blofeld trögt das ganz bewusst vor, um Madeleine einzuschüchtern. Zeitnah wird sie das zeitliche segnen, das will Blofeld ihr damit sagen.
Lol und sich der Person anzuvertrauen, die man liebt, ist keine Option? Ok, interessant... Vielleicht hätte Bond sie ja beschützen können? Wer hat denn hier behauptet, dass sich Vesper "einfach so" umbringt? Ich jedenfalls nicht. Sie wird in die Enge getrieben und hat ein schlechtes Gewissen, das reicht mir als Motivation. Mir ging es um die Planbarkeit des Unterfangens. Und wenn Blofeld behauptet, er stünde direkt hinter dem Tod Vespers um Bond Schmerzen zuzufügen, dann ist das meines Erachtens nicht nur iditotisch sondern faktisch einfach falsch.

Edit: Naja, er sagt halt "jede Frau", das legt doch nahe, dass er auch jede Frau meint oder nicht?
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Mag sein, aber ich habe ja noch geschrieben: (anscheinend erst nachträglich editiert)
Henrik hat geschrieben: 15. April 2024 17:14 Außerdem muss man auch berücksichtigen, dass Brofeld Bond an dieser Stelle bewusst provozieren will. Da macht es absolut Sinn, dass er als sein Stiefbruder sich an dieser Stelle als "Urheber all seiner Schmerzen ausgibt".
Das mit "jede Frau" sehe ich jetzt nicht so eng. Meint er damit wirklich jede, die mal an seiner Seite stand? Auch z.B. jede 'Grundschulliebe'. Ich nehme an, er bezieht sich nur auf die, die Bond wirklich etwas bedeutet haben. Und das sind in erster Linie Vesper und offenbar auch M, wie man in der Szene sieht, in der sie in Bonds Armen stirbt. Und dass Blofeld das so ausdrücklich gegenüber Madeleine betont, macht auch Sinn, um damit zu verdeutlichen, welches Schicksal ihr blüht. Er will Bond provozieren und Madeleine einschüchtern, deshalb äußert sich Blofeld hier so. Hätte er stattdessen gesagt "2 von 20 Frauen an Bonds Seite haben wegen mir ins Gras gebissen" hätte das auf Madeleine keinen entsprechenden Eindruck hinterlassen. Sie soll wissen, was ihr blüht.

Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Ja, Henrik hat recht. Vesper hätte die Geldübergabe vermutlich nie überlebt, Selbstmord hin oder her. Silva hat eigenen Aussagen nach Aufträge für Kunden erledigt. Warum das nicht Spectre sein soll, erschließt sich meiner Kenntnis.
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Ich weise hier mal auf den Dialog zwischen Camille und Bond in QOS nach dem Flugzeugabsturz hin. Im Grunde zeigt ja der gesamte Film, dass Bond Vespers Tod nicht einfach als freiverantwortliche Entscheidung von Vesper hinnimmt und das Kapitel damit als erledigt ansieht. Ganz im Gegenteil. Und da kann Blofeld dann eben anknüpfen und sich selbst als der Urheber all seiner Schmerzen ausgeben.

Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Zum Thema Over the Top-Action: Das befürworte ich auch, daran fehlte es bei den letzten Filmen. So einen Showdown wie in TSWLM würde ich gerne mal wieder sehen. TWSLM und TND gehören zu meinen absoluten Favoriten. Zwar kann das auch schnell aus dem Ruder laufen (Weltraum in MR ist mir etwas too much, DAD geht auch in diese Richtung), aber das Risiko, dass mir ein neuer Bondfilm nicht gefällt, besteht immer. Also warum nicht?

Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Henrik hat geschrieben: 15. April 2024 17:14 Ich gehe auch davon aus, dass man zu CR/QOS-Zeiten schon mit einer größeren Organisation im Hintergrund geplant hat, deren Anführer in einem späteren Film aufgedeckt wird, nur noch nicht unter dem Namen SPECTRE/Blofeld.
Das Problem ist doch, dass sie in CR / QOS eine Krake namens QUANTUM etabliert haben, die "ihre Leute überall" hat. Davon ist dann in SP keine Rede mehr, sondern sie packen der Krake QUANTUM einfach noch eine fettere Ober-Krake namens SPECTRE obendrauf, ohne dass das in irgendeiner Weise schlüssig oder auch nur notwendig wäre. Das ist der verzweifelte und völlig misslungene Versuch, einen Bogen von CR bis SP zu schlagen, um SP krampfhaft ein wenig Bedeutung zu verleihen, denn der Film hat weder einen sinnvollen Bedrohungsplot (ui, Informationen, echt?) noch einen wirklich bedrohlichen Villain, denn Blofeld mussten sie erst aufbauen - was sie nun "rückwirkend" versuchten, und das geht halt völlig in die Hose.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."