Re: Der Steve McQueen Thread

46
Für mich war CK auf den Punkt. Viel mehr braucht so ein Spielerfilm nicht ohne aufgebläht zu sein.
Ich finde er gibt schöne Einblicke in die ganze Szene (Hinterhof- / Kellerspiele, Hahnenkämpfe etc).
Lancey ist so, wie mir LeChiffre vor 2005 immer vorgestellt hatte.
Ich mag auch das wiederholende Element mit dem Schuputzerjungen und, dass Lady Fingers Lancey ständig erzählt wer von den alten Helden woran gestorben ist.
TOFANA IOAM

Re: Der Steve McQueen Thread

47
Ich konnte Cincinnati Kid gestern schauen und hier ein paar Eindrücke dazu:
- die Milieu-Schilderung hat mir gut gefallen, also diese Zwischenwelt irgendwo zwischen Wohlhabend und Abgebrannt. Schön, wie der Film hier oftmals variiert, zB zwischen der protzigen Wohnung von Slade und der eher kargen Behausung von Kid sowie der Zwischenstufe von Shooter und irgendwie völlig aus der Welt des Films gefallen (aber dafür dramaturgisch umso sinnvoller) der Farm von Christians Eltern. Das hilft ungemein den Figuren mehr Hintergrund zu geben und sie generell schärfer zu zeichnen.

- Die Figuren sind ebenfalls gut getroffen und charakterisieren sich in erster Linie durch das, was sie tun (oder zuweilen nicht tun). Entsprechend kommt der Film auch weitgehend ohne große "Erklär-Szenen" aus, in welchen dem Zuschauer die Figuren kleinteilig erläutert werden.

- Das große Thema, zumindest so wie ich es verstehe, ist moralische Integrität. Hier ist es fast schon aberwitzig, dass der Film ausgerechnet in der moralisch eher fragwürdigen Welt des professionellen Kartenspielens nach moralischem Handeln seiner Figuren sucht, was die jeweiligen Handlungen aber nur um so deutlicher herausstellt. Es gibt die negativem Extreme wie Slade und und natürlich auch Melba, wunderbar verkörpert als die Sünde in Person von Ann-Margret. Und es gibt die Figuren, die sich trotz ihres fragwürdigen Berufs eine gewisse Moral bewahrt haben wie Shooter und auch Lady Fingers. Die Hauptakteure Kid und Lancey bleiben lange diesbezüglich undurchschaubar, was sich im letzten Drittel dann aber ändert. Der sich lange ebenfalls ein Stück seiner Moral bewahrende Kid (der nicht durch Betrug gewinnen und nicht mit der Frau seines Freundes ins Bett will) verliert im Laufe des großen Spiels mehr und mehr seine Grundsätze und steht am Ende entsprechend vor den Scherben seiner Existenz (obwohl ihm der Film am Ende zumindest etwas Hoffnung zugesteht in Person der auf ihn wartenden Christian). Lancey erscheint den ganzen Film über ebenfalls als jemand, der nach gewissen moralischen Richtlinien agiert, was ihn jedoch nicht hindert andere Menschen skrupellos finanziell und moralisch zu ruinieren. Wie der Filme dieses Hinabgleiten in den moralischen Verfall seziert und mehr und mehr forciert ist schon sehr stark gemacht und sicher auch die größte Stärke des Films.

- nicht so stark ist hingegen, dass der Film ein eher gemächliches Tempo anschlägt, was ihn trotz seiner vergleichsweise geringen Laufzeit auch ein bisschen unbeweglich wirken lässt. Hinzu kommt ein über weite Teile eher biedere Inszenierung, was aber bei Jewison so oder ähnlich in vielen seiner Filmen zu finden ist.

Macht in Summe dann ordentlich 7 Punkte, auch dank des tollen Darstellerensembles. Dass der Film in den 30ern spielen soll hätte ich übrigens nicht mal gemerkt, wenn nicht die Zeitung auf Christians Farm so plakativ darauf hingewiesen hätte.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Steve McQueen Thread

49
AnatolGogol hat geschrieben: 30. Oktober 2023 14:58 - Die Figuren sind ebenfalls gut getroffen und charakterisieren sich in erster Linie durch das, was sie tun (oder zuweilen nicht tun). Entsprechend kommt der Film auch weitgehend ohne große "Erklär-Szenen" aus, in welchen dem Zuschauer die Figuren kleinteilig erläutert werden.

- Das große Thema, zumindest so wie ich es verstehe, ist moralische Integrität. Hier ist es fast schon aberwitzig, dass der Film ausgerechnet in der moralisch eher fragwürdigen Welt des professionellen Kartenspielens nach moralischem Handeln seiner Figuren sucht, was die jeweiligen Handlungen aber nur um so deutlicher herausstellt. Es gibt die negativem Extreme wie Slade und und natürlich auch Melba, wunderbar verkörpert als die Sünde in Person von Ann-Margret. Und es gibt die Figuren, die sich trotz ihres fragwürdigen Berufs eine gewisse Moral bewahrt haben wie Shooter und auch Lady Fingers. Die Hauptakteure Kid und Lancey bleiben lange diesbezüglich undurchschaubar, was sich im letzten Drittel dann aber ändert. Der sich lange ebenfalls ein Stück seiner Moral bewahrende Kid (der nicht durch Betrug gewinnen und nicht mit der Frau seines Freundes ins Bett will) verliert im Laufe des großen Spiels mehr und mehr seine Grundsätze und steht am Ende entsprechend vor den Scherben seiner Existenz (obwohl ihm der Film am Ende zumindest etwas Hoffnung zugesteht in Person der auf ihn wartenden Christian). Lancey erscheint den ganzen Film über ebenfalls als jemand, der nach gewissen moralischen Richtlinien agiert, was ihn jedoch nicht hindert andere Menschen skrupellos finanziell und moralisch zu ruinieren. Wie der Filme dieses Hinabgleiten in den moralischen Verfall seziert und mehr und mehr forciert ist schon sehr stark gemacht und sicher auch die größte Stärke des Films.

- nicht so stark ist hingegen, dass der Film ein eher gemächliches Tempo anschlägt, was ihn trotz seiner vergleichsweise geringen Laufzeit auch ein bisschen unbeweglich wirken lässt. Hinzu kommt ein über weite Teile eher biedere Inszenierung, was aber bei Jewison so oder ähnlich in vielen seiner Filmen zu finden ist.

Macht in Summe dann ordentlich 7 Punkte, auch dank des tollen Darstellerensembles. Dass der Film in den 30ern spielen soll hätte ich übrigens nicht mal gemerkt, wenn nicht die Zeitung auf Christians Farm so plakativ darauf hingewiesen hätte.
Ja, da kann ich vieles unterschreiben. Für mich war allerdings beim Schauen die Frage der Moral gar nicht so zentral. Ich habe es mehr als Porträt der oft selbstzerstörerischen Spielernatur und ihrer verschiedenen Facetten gesehen, die Moral ist da natürlich ein Aspekt. Moralisch einwandfrei ist am Ende keine der zentralen Figuren (weder Stoner, noch Shooter, noch Melba und auch nicht Howard). Aber alle sind irgendwie angefixt und besessen.
Das wird wie du ja auch schreibst fast ausschließlich über Handlungen und Blicke erzählt, was angesichts der heutigen Erklärbareuphorie ungemeine angenehm ist. Hier fühlt man sich als Zuschauer noch ernst genommen.
Die Inszenierung ist eher zurückhaltend, bieder ist mir zu negativ, aber das hat mir dennoch gefallen, denn damit bekommen die Darsteller und Figuren mehr Raum. Ich hatte den früher auch immer so bei 7, inzwischen würde ich den aber zwischen 8 und 9 ansiedeln.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Steve McQueen Thread

50
Revoked hat geschrieben: 29. Oktober 2023 18:39 Ich mag auch das wiederholende Element mit dem Schuputzerjungen und, dass Lady Fingers Lancey ständig erzählt wer von den alten Helden woran gestorben ist.
Ja, das geht Lancey gehörige auf die Nerven, das ist ein gelungener Running Gag. Übrigens sollte ja ursprünglich Spencer Tracy den alten Hasen spielen, wäre auch sehr interessant gewesen. Aber Robinson macht das mit seiner "Gangster-Aura" vortrefflich.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Steve McQueen Thread

51
Cincinatti Kid habe ich früher öfter gesehen, aber jetzt schon ewig lange nicht mehr. Ich habe den so bei 8/10 verortet, aber möglicherweise würde er das heute nicht mehr schaffen. Das war ja übrigens ein Film den Peckinpah in s/w begonnen hatte zu drehen, bevor er nach wenigen Tagen von dem Produzenten gefeuert wurde. Das wäre sein erster Nicht-Western gewesen, und natürlich auch seine erste Zusammenarbeit mit McQueen.

The Great Escape ist ein Film den ich nie so richtig mochte, die Mischung aus albernem Humor und Tragik hat für mich nie funktioniert. Ich mag auch McQueen nicht sonderlich in seiner Rolle, außer wenn er auf dem Motorrad sitzt finde ich ihn hier eher langweilig, seine Coolness funktioniert für mich hier nur wenig. Aber auch die anderen Darsteller bleiben überwiegend hinter ihren Möglichkeiten zurück.
Klar, da gehöre ich was diesen Film betrifft zu den Ausnahmen, aber während ich Mag 7 im Laufe der Jahre doch etwas mehr abgewinnen konnte (eine große Enttäuschung gemessen an Besetzung und Stoff bleibt er trotzdem) konnte TGE mich auch letztes Jahr nicht für sich gewinnen, seine massiven Schwächen blieben dieselben. Dafür ist mir noch aufgefallen wie visuell reizlos er meist ist, wie armselig er das Breitwandformat nutzt, wie sehr fast alles in der Bildmitte statt findet. Eine Vollbildversion würde da glaube ich größtenteils kaum auffallen.

Mag 7 6,5/10
The Great Escape 5/10

Re: Der Steve McQueen Thread

52
Ich mochte den Great Escape früher auch nicht so sehr, aber bei der letzten Sichtung hat er mich sehr positiv überrascht. Gerade diese etwas krude Mixtur aus Komödie, Abenteuer, Spannung und Tragik geht für mich voll auf.

McQueen wurde mit diesem Film ja zum Superstar, was interessant ist, denn ursprünglich war seine Figur ein quasi No-Character. Sturges wollte ihn in dem Film, aber er hatte schlicht keine Relevanz und auch kaum etwas zu tun. McQueen bestand dann auf massiven Skriptänderungen. Die Idee, dass er ausbricht um sich wieder fangen zu lassen um berichten zu können. Die Demksportunterstützung durch den an die Wand geworfenen Baseball. Und natürlich die Motorradjagd am Ende des Films, Alls das stammt von ihm. Da frage ich mich schon, wofür seine Figur ursprünglich eigentlich überhaupt im Skript gewesen war. ;)
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Steve McQueen Thread

55
Ich habe den vor 3/4 Monaten gesehen. Er ist leider nur als ARTE-Aufnahme auf dem Festplattenrekorder im Wohnzimmer verfügbar. Da komm ich nur selten dran. Deswegen werde ich Kanonenboot aus dem Gedächtnis mit diskutieren. Obwohl ich ihn eigentlich nochmal gerne schauen würde.
TOFANA IOAM

Re: Der Steve McQueen Thread

57
Seine Darstellung hat mir schon ziemlich gut gefallen. Besonders im Vergleich zu „Der Gauner“, den ich auch vor paar Tagen gesehen habe. In letzterem spielt er schon sehr mittelmäßig, am Rande zu schlecht. Aber hier hat er mir schon sehr gut gefallen. Er kann durch seine Präsenz gut wirken und hat gerade ausreichend Dialog, um nicht in das von Maibaum erwähnte Problem reinzuschlittern. Ob’s jedoch für eine Oscarnominierung ausreicht, weiß ich nicht…
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Der Steve McQueen Thread

58
Hat es ja.;)
Ich finde auch, dass er hier sehr gut funktioniert. Er ist immer dann am besten, wenn er einen Rebellen gibt, jemand der nonkomform und etwas aufsässig ist. So sah er sich auch selbst und angesichts seiner Kindheit ist das auch gar nicht so verwunderlich. Zudem ist sein Charakter auch noch ein Spezialist für den Schiffsantrieb und er schraubte ja selbst sehr gerne herum (allerdings an Autos und -der musste jetzt sein - an vielen weiblichen Costars und Sternchen ;)).

Interessant auch, dass Regisseur Robert Wise ursprünglich Paul Newman für die Rolle wollte, aber der fand sie passe nicht zu ihm. Newman kam ja ebenso wie McQueen aus dem New Yorker Actors Studio, war allerdings schon früher als McQueen ein begehrter Star.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Steve McQueen Thread

59
Unglücklich formuliert…. Es hat gereicht, aber ob es gerechtfertigt war, kann ich nicht beurteilen.
Beim Anschauen konnte ich etwas nicht richtig deuten.
Spoiler
Stirbt Mai Li on screen? Als es mit dem Kampf losgeht, sitzt sie neben dem Bett. Als Holman wieder ins Zimmer kommt, ist sie nicht mehr da und die Tür zum Balkon ist geöffnet. Kurz darauf wird jedoch gesagt, sie sei Tod. Was denn nu? Ich Blick da nicht so ganz durch…
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Der Steve McQueen Thread

60
Ich mag den Film und ich mag McQueens Darstellung. Ich finde allerdings nicht, dass seine Darstellung wesentlich aus seinem schauspielerischen Oeuvre herausragt, was die Oscarnominierung ja andeutet. Das war wohl eher eine Würdigung der Tatsache, dass er seinerzeit gerade einer der populärsten Schauspieler war (was bis heute ja immer noch bei den Oscars üblich ist, manchmal gibt es dafür sogar den Goldjungen). Im Vergleich zu Scofield, Burton oder Caine (für seine Paraderolle Alfie), mit denen er zusammen nominiert war, kann er jedenfalls nicht annähernd schauspielerisch mithalten. Aber natürlich hat der Oscar auch nicht den Anspruch ein reiner Schauspielpreis zu sein, von daher geht das ok, aber zB für Junior Bonner hätte er eine Nominierung deutlich eher verdient gehabt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"