Für die meisten Bond-Puristen gehört GF in die Top 3, ich fremdel nach wie vor ein wenig mit diesem Film. Mein Eindruck hat sich bestätigt, dass der Film kippt und an Drive verliert, sobald die Handlung nach Amerika wechselt. Das hat einerseits mit einem zur Passivität verdammten Bond zu tun, aber auch mit einem Verlust an herausragenden Szenen oder Bildern in der zweiten Hälfte. Da ist der Billard-Raum, der sich zum Multimedia-Saal verwandelt, schon fast das Interessanteste, ansonsten ist das alles visuell so flach wie die Landschaft Kentuckys. Das Finale im Tresorraum ist natürlich fantastisch.
Was mein Sehvergnügen zusätzlich trübt, ist der fragwürdige Einsatz von Spezialeffekten - da wäre es mir fast lieber, man ließe es ganz (vgl. FRWL). Die Laserkanonen sehen nach genau dem Pappmaschee und Aluminium aus, aus dem sie vermutlich sind, und wenn Goldfingers Privatjet in der Luft zu sehen ist, sucht man unwillkürlich nach den Bindfäden. Goldingers Ende und der wacklige Absturz der Maschine wirken so unbeholfen wie die künstlich beschleunigte Autoverfolgung in Goldfingers Fabrik in der Schweiz. In dem nur ein Jahr jüngeren TB erkenne ich schon einen Quantensprung gegenüber GF, wenn man sich nur mal die Szenen mit dem entführten Kampfjet ansieht, das wirkt richtig modern (auch wenn TB diese Fähigkeiten im Finale eindrucksvoll vergisst). Bonds Seitenhieb auf die Beatles nehme ich persönlich übel, ich empfinde das aber auch objektiv als erstaunlich reaktionär - für 1964, für Bond.
Auf der Habenseite: Barrys vielleicht beste Arbeit und Q's erster Einsatz im Labor.
Re: Filmbesprechung: "Goldfinger (GF)"
826"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."