so, habe ja meinen bond-marathon (1-20) bis auf DAD durch und habe die ausführliche kritik zu GF noch vergessen. hier nun also:
nun, man kann GF auf zwei arten bewerten, entweder als den wohl wichtigsten bondfilm, der das phänomen bond so richtig in schwung brachte und dessen formel, bis heute schablone für mehr oder weniger alle film war, oder man kann versuchen den film sehr rational und objektiv filmisch zu bewerten. ich habe mir gedacht, es wäre mal lustig aufzuzeigen, was alles am film suboptimal ist (nur um auch dem größten nostalgie-fan klar zu machen, dass kein bondfilm fehlerfrei ist!) aber ich bin dann doch zu großer fan, als dass ich das könnte, daher hier eine mischung aus bewunderung und kritik.
keine frage, GF ist ein toller bondfilm, der dies schon allein deswegen ist, weil er eben die vorlage für die meisten anderen ist. es fehlt an praktisch nichts, was heute so gerne als "bondtypisch" zitiert wird:
- PTS
- größenwahnsinniger bösewicht
- gadgets
- martini
- aston martin mit gadgets
- bond musik
- bondsong
- mindestens zwei hübsche bondgirls
- Q szene
- coole sprüche
- showdown
- M besprechung
- moneypenny flirt
- usw.
das ist alles schön und gut, den film deswegen zu loben ist aber total unsinnig, da uns diese sache ja nur bekannt sind, weil sie danach immer wieder kopiert wurden. würde also in GF ein kaninchen mit einem dartpfeil getötet und dies wäre danach immer wieder gemacht worden, würden wir auch das toll finden

mir geht es also eher um die sachen, die am film objektiv wirklich gut und innovativ sind.
fangen wir vorne an:
die PTS ist nett, kurz, explosiv aber auch nichtssagend. sie gehört in keinster weise zur story des films und entgegen anderslautender behauptungen ist dies eine ausnahme bei den bondfilmen. (genau genommen gibt es nur 2 filme danach, bei denen dies so war: TB und FYEO, MR und CR sind zumindes wichtig um charaktere einzuführen - den beißer bzw. bond als 00-agent). unter drehbuch-gesichtspunkten muss man sich sogar fragen, was eine szene soll, die keinen charakter und kein storyelement einführt. doch damit kommen wir darauf, wozu die szene dient, und insofern ist sie brillant. sie bringt uns nämlich den charakter bond näher und das besser als es im "normalen film" möglich ist. bond ist rücksichtlos, er ist knallhart wenn nötig, nutzt jede möglichkeit zum intermezzo mit schönen frauen, tut alles um selbst am leben zu bleiben und ist bei allem immer ganz cool. hier erfahren wir dies alles in 5 minuten.
der song des films ist natürlich legende und die titles sind hier für mich die vielleicht gelungendsten bis GE, zumindest kamen später oft nur einfallslose kopien.
während die PTS also storymäßig keine funktion hat, profitert der (oje, viel zu kurze!) film im folgenden davon, dass er sofort in die story eintaucht! schon die erste reguläre szene zeigt uns den bösewicht und verknüpft dies sofort mit dessen charakter. erfreulichweise kommt es gleich zum ersten aufeinandertreffen von bond mit seinem nemesis und gleichwohl eine der besten szenen des films. "your luck has just changed" teilt bond goldfinger mit und sagt ihm damit an, dass er seinen meister in bond gefunden hat. interessanterweise - und auch dies ist etwas, was man einem heutigen bondfilm nicht durchgehen lassen würde - ist es im weiteren verlauf des films bond, der häufig ausgiebig vom glück profitiert! ja tatsächlich bringen bond die vielen gadgets im film nämlich nie weiter. überhaupt scheitert bond im film häufig und muss sich auf glück oder seine intelligenz verlassen (wobei das letztere natürlich genau das richtige ist). dass bond fehler und unnötige risiken eingeht, ist aber bei fleming üblich.
was folgt ist eine sehr stilisierte story, im grunde gibt es keine sondern nur handlung. bond bekommt seinen auftrag - in einer wundervollen szene die wieder mehr seiner charakterzeichnung dient als der handlung-, er bekommt seine ausrüßtung von Q (erschreckend WIE stark sich die späteren Q szene an dieser orientieren bis hinzu gleichen sätzen, kameraeinstellungen und set) und hat sein erster offizielles treffen mit dem villain "socially, of course". das golfspiel ist natürlich ein leckerbissen, zeigt es uns doch wieder so viel über die beiden leute, um die es im film geht. bond liebt es, seinen gegner zu reizen, es kommt ihm weniger darauf an, wirklich etwas zu erfahren, vielmehr geht er sogar leichtfertig risiken ein. goldfinger zeigt sich hier schon als größernwahnsinnger zocker, der aber sehr clever ist. es sind genau die richtigen beiden aufeinandergetroffen und deren dynamik ist es die den film so sehenswert macht.
schön ist auch, wie goldfinger bond sofort klar macht, dass er ihn durchschaut hat und im folgenden auch immer einen guten grund hat, ihn am leben zu lassen.
der film führt uns schnell zur nächsten location in die berge. es handelt sich um eine recht lange szene, die aber in ihren vielen schönen details den unterschied macht. goldfinger schlafend im rolls ist für mich jedes mal wieder sehenswert, der schuss auf goldfinger und das anschließende zwischenspiel mit tilly sind natürlich auch sehenswert.
später im wald geht bond wieder ein komisches risiko ein, wenn er die tote tilly betrachtet und eigentlich damit rechnen muss, dass er auch getötet wird. die aston martin szene begeistert mich heute ehrlich gesagt wenig. für mich ist das pure effekthascherei, denn keines der gadgets bringt ihm letztlich was. er wird wieder aufgrund eines fehlers gefangen (insofern ist auch der gadget einsatz im parkhaus von TND für mich gelungener). immerhin fällt abermals positiv auf, dass während der action keine musik läuft. musik läuft im film oft nur dann, wenn eine lange szene interessant gemacht werden muss, die sonst langweilg wäre (flugszene mit pussys staffel., fahrt zum schrottplatz mit einem großartigen musikeinsatz...)
doch all dies führt eigentlich nur zu der szenen, die vollkommen zurecht legendär ist: die laser szene. warum ist sie so gut? weil sie wieder vieles vereint, was bond ausmacht: spaß (no mr bond, i expect you to die!), spannung (es wird ganz schön knapp und man schwitzt mit bond), ein technisches schmankerl (der laser) und vor allem der großartige dialog der kontrahenten. nach all den technischen spielereien die ihm nichts gebracht haben, ist bond hier auf seinen intellekt angewiesen und dieser hilft ihm weiter. die szene ist einfach brillant geschrieben und ich frage mich warum bis heute den drehbuchautoren nicht eine annähernd gleichwertige szene eingefallen ist.
und nun kommt wieder etwas, was fans heute sicher nicht akzeptieren würden, denn für den rest des films (ca. die hälfte) ist bond in gefangenschaft und weitestgehend passiv. überhaupt fällt auf, er trägt praktisch nichts zum erfolg der mission bei, alle seine versuche scheitern. am ende ist nur verlass auf seine größte stärke, nämlich sein charme und seine "überzeugungskunst" gegenüber pussy! selbst die atombombe am ende kann er nicht entschärfen, der kampf gegen oddjob so gesehen eigentlich unnötig.
um nicht jede szene des films analysieren zu müssen: der film lebt von seinen beiden hauptdarstellern und dessen permanenten aufeinandertreiffen, wie es sie in späteren bondfilmen leider weniger gibt. die szene in der bond goldfingers plan durchschaut, im grunde alle szenen mit den beiden auf dessen ranch sind einfach wundervoll. so stört mich auch nicht wirklich, dass die locations des films an späteren maßstäben nicht so außergewöhnlich sind (schweiz und kentucky, nun ja) und ehrlich gesagt, die action eher schwach. im grunde gibt es an actionszenen nur die autoverfolgung, den kampf gegen goldfinger und oddjob und das geballere im showdown.
hervorzuheben ist sicher noch die szene in der goldfinger seinen plan erklärt. hervorragend gespielt aber so sinnlos, da er sie ja ohnehin umbringen wird. wieder hilft bond nur der zufall (und der drehbuchautor).
Fazit:
GF ist die schablone für alle weiteren bondfilme. der film ist kurzweiig und unterhaltsam, doch zum zwecke der unterhaltung werden storymäßig bewusst umwege, abkürzungen und logik-abstriche in kauf genommen. der film lebt vom einmaligen gert fröbe (im englischen komplett synchronisiert und zwar sehr gut) und einem sean connery, der sich 100% sicher in der rolle ist und diese voll ausspielen darf, wie sie aufgrund von sexismus heute nicht mehr politcal correct wäre.