Berni hat geschrieben: 9. August 2023 09:28 Hab ich das richtig verstanden, durch die Ampulle die im Becken geplatzt ist konnte Bond Madeleine nicht mehr treffen ohne dass sie sterben? Bond war ja schon mit den Nanobots infiziert (in Blofelds Gefängnis). Das Problem war also dass das Ding bei Safin zerbrochen ist, oder?

Die Nanobots müssen jedes Mal, für jedes neue Opfer, umprogrammiert werden. Heißt:

Willst du Blofeld töten, dann programmierst du brandneue Nanobots darauf, Blofeld zu töten, und infizierst Menschen auf der Welt damit, bis sich die Nanobots so um den Planeten verbreitet haben, dass Blofeld stirbt. Willst du danach als nächstes Stromberg töten, brauchst du wieder ganz neue Nanobots, die auf Stromberg programmiert sind, und musst die wieder auf Weltreise schicken. Die Nanobots, mit denen Bond durch Madeleine infiziert wurde, waren nur auf Blofeld programmiert und sind somit vollkommen unbedeutend, sobald Blofeld verstorben ist. Als Bond im Becken im Finale von Safin neu infiziert wird, sind das neue Nanobots, die explizit auf Madeleines und Mathildes DNA programmiert sind.

Danke Hille. Wenigstens etwas dass ich richtig verstanden habe.

Es ist natürlich absolut irre (um nicht zu sagen: mies geschrieben), dass ausgerechnet M, der sich in SP noch gegen Drohnentechnologie ausspricht, plötzlich ein Projekt unterstützt haben soll, bei dem man jedes Mal zur Ausschaltung weniger Ziele die gesamte Weltbevölkerung über kurz oder lang mit Nanobots infiziert. Und es ist noch irrer (um nicht zu sagen … ihr wisst schon), dass M im Film dafür nie zur Rechenschaft gezogen wird, weil es ihm ja leid tut. In Wahrheit müsste er mindestens dafür draufgehen oder vom Film so schwer verurteilt werden, dass er unsere Sympathie nicht mehr verdient. Dann wären wir aber bei der Bourne-Reihe und so radikal darf es bei Bond nicht werden, die Filme müssen im Kern eben patriotisch bleiben.

@ Casino Hille Danke für die Erklärung

Ja, Hille hat das hier gut beschrieben. Und das Schlimme ist ja, dass es noch viel mehr Schwachsinnigkeiten in der ganzen Spectre-Safin-Madeleine-Bond-Blofeld-M-Geschichte gibt, das waren noch nicht alle.

Hauptproblem bleibt, dass man im Nachhinein begonnen hat Geschichten und Handlungen zusammenzudichten, die man nie so geplant hatte. Was man da ab SP aufgeführt hat, ist schon ziemlich krass, eigentlich.

Aber ja, solange man nicht viel darüber nachdenkt, ist es eine wunderbare, stringente Charakterentwicklung von Craig's Bond mit ein paar kleinen Unachtsamkeiten. Halb so schlimm

Gernot, vielen Dank. Besser kann man es nicht beschreiben.

Und wenn ich ergänzen darf: für so eine, man möge mir den Ausdruck verzeihen, schwachsinnige halbdurchdachte Geschichte hätte es überhaupt keine Rückkehr, weder von Spectre noch von Blofeld gebraucht.

Ich bin mir übrigens sicher, wäre SP bei den Leuten so gut angekommen wie SF, hätte es in NTTD keinen Safin gegeben, sondern dann wäre Blofeld der einzige Bösewicht gewesen der aus dem Gefängnis die Strippen zieht und vielleicht später ausgebrochen wäre

Ist zwar alles rchtig aber ich finde hier habt ihr unnötig hohe Ansprüche an einen Bond. Die meisten werden Kinozuschauer sehen eine Bond, und nehmen das was passiert unabhängig von anderen Filmen wahr. Das was der jewelige Film erzählt, ist Gesetz für den Film.

Ansonsten könnte man sicherlich auch so einiges an den alten Filmen hinterfragen

Ich bleibe dabei, man wollte mit NTTD das Franchise "reformieren", sprich mit allen Traditionen brechen, um zu sehen, was bleibt. Das passte zum gegenwärtigen Zeitgeist und zu Craigs allgemeiner Haltung der Figur gegenüber. Dazu gehört auch, dass der*die Antagonist*in seinen*ihren Plan NICHT preisgibt. Nur klappt das nicht, wenn alle Beteiligten mitten im Prozess Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen. So eignet sich NTTD weder zum Genuss, denn dafür ist der Film schlicht überfrachtet und zu sehr bemüht seiner Handlung eine dramatische Dimension anzudichten, noch ist er in seiner Radikalität wirklich konsequent. Bond sterben zu lassen ist wider die Figur und darf durchaus als narzisstische Geste Craigs gesehen werden, in der Hoffnung seiner Ära ein Denkmal zu setzen. Nun ja, ob ihm das gelungen ist, werden wir in ein paar Jahren sehen.

Ja, ich sehe das auch 2 Jahre später immer noch so (und wohl auch noch in 2*x Jahren): Damit hat man Craig's Bond mehr geschadet als geholfen. So vielversprechend seine Darstellung mit CR begonnen hat, so wenig ist dann leider übrig geblieben. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Was dem ganzen eine unfreiwillig tragische Dimension verleiht, ist, dass gerade SP und NTTD alle Zutaten aufweisen, die einen exzellenten Bondfilm ausmachen könnten. Einzelne Lichtblicke findet man in beiden Ablegern. Nur ist meines Erachtens die einstige Hauptambition EONs, eine möglichst große Schnittmenge an Zuschauer*innen auf spektakuläre und vor allem eskapistisch befriedigende Art zu unterhalten, völlig flöten gegangen. Wenn sich die Menschen nach der Sichtung eines Bondfilmes deprimiert fühlen, wie im Falle von NTTD, dann läuft etwas nicht rund. Diese Filme wurden einst gemacht, um klassenübergreifend Freude zu schenken, nicht um Kulturen der Ressentiments, wie wir sie in sozialen Netzwerken vorfinden, zu frönen. Aber vielleicht ist unsere Zeit ja einfach eine lustlose und die Filme nur deren Spiegel.
Ich denke dennoch, dass Bond vor allem durch die Wahrung eines gewissen Mysteriums um die stets neuverhandelbare Figur funktioniert. Das Seelen-Striptease der Craig-Ära führt unweigerlich in eine Sackgasse und nimmt der Formel ihre so beliebte und begehrte Leichtigkeit.

Der Film ist ein großer Genuss von vorne bis hinten. Und nun?

Nimm doch einfach hin, dass NTTD einer der (oder der?) erfolgreichste Film der Corona Pandemie war, und im Rahmen des Franchises sehr gute/hohe Bewertungen bekommen hat.
Alles anderes ist eine Realität die du dir konstruierst, weil anderen nicht gefallen soll was dir gefallen hat

Naja. Ich finde besser als Gernot oben kann man es nicht sagen.

danielcc hat geschrieben: 10. August 2023 18:14 Der Film ist ein großer Genuss von vorne bis hinten. Und nun?

Nimm doch einfach hin, dass NTTD einer der (oder der?) erfolgreichste Film der Corona Pandemie war, und im Rahmen des Franchises sehr gute/hohe Bewertungen bekommen hat.
Alles anderes ist eine Realität die du dir konstruierst, weil anderen nicht gefallen soll was dir gefallen hat

Ich wusste schon, dass es nicht lange dauert, bis du um die Ecke kommst Ist doch cool, dass er dir so gut gefällt, ehrlich - ich wünschte, ich könnte ihn genauso genießen. Aber denkst du nicht, dass da noch mehr drin gewesen wäre, also ich meine Box Office-technsich? Der Film wurde erwartet wie der Messias, und mir kommt es dennoch so vor, als sei er von der anvisierten Zielgruppe gar nicht so positiv aufgenommen worden, gerade aufgrund der "woken" Statements und Zugeständnisse. Die Teenager in meinem Umfeld fanden z.B. den Nomi-Charakter allesamt richtig nervig, Mädels und Jungs wohlgemerkt. Am Ende scheint der Film vor allem bei Standard-Kinobesucher*innen mittleren Alters gut wegzukommen, weder bei den Kids noch bei den Fans.
Die Vorwürfe hinsichtlich Cary Fukunagas Verhalten an Sets und privat haben so ihr Gschmäckle, und tun für mich persönlich ihr übriges.

ich habe das schon mal hier gezeigt: Was word-of-mouth / Multilikator angeht, ist er wenn ich recht erinnere zB in Deutschland ogar am besten von allen Bonds bis GE gelaufen