Ok nochmal - eine Parodie kann durchaus auch ernste Momente beinhalten, die per se nichts offenkundig komödiantisches in sich tragen. Der Gesamtkontext, der Grundton wenn du so willst, entscheidet letztlich darüber, was als Parodie gilt und was nicht. Und da ist das Gesamtbild von NSNA meines Erachtens klar in parodisitschen Gewässern zu verorten - alleine schon aufgrund der Art und Weise, wie Bond und der MI6 dargestellt werden. Fast jeder Dialog in NSNA beinhaltet mindestens eine humoristische Pointe oder einen augenzwinkernden Verweis auf den Bondkosmos. Vieles davon funktioniert, und das rechne ich den Autoren und den tollen DarstellerInnen an. Damit hat es sich für mich aber auch schon. Obgleich die Locations teils sehr stimmig sind, vermögen sie es an keiner Stelle so etwas wie Exotik aufkommen zu lassen, die Action wirkt bis auf einzelne sperrlich gesähte Lichtblicke lasch und billig, überhaupt wirkt vieles am Inszenierungsstil des Filmes lieblos und uninspiriert. Auf mich wirkt das ganze wie ein aufwendig produzierter TV-Film aus den 80ern, den ich auch getrost ohne großen Verlust im Letterboxformat konsumieren könnte.Agent 1770 hat geschrieben: 27. September 2022 14:57 Also in den ersten Szenen im Sanatorium als er von Fatima aufgesucht wird, halte ich seine Abhängigkeit überhaupt nicht für klamaukig umgesetzt. Man sieht, dass er auf Entzug ist, sie reißt ihm eiskalt die Binde vom Gesicht und der sadisitische Ausspruch "dann wird er sein Leckerchen bekommen". Da sehe ich keine klamaukigen Züge und man sieht, dass er psychisch völlig fertig ist.
Und dass das Ableben von Menschen nicht in einer Parodie auftauchen kann, habe ich so nicht behauptet. Es geht um das wie. Wenn eine Person wie z.B. in Die nackte Kanone ablebt, indem sie unter eine Dampfwalze gerät und es dann zum Ausspruch kommt "Wie schrecklich. Mein Großvater ist genauso gestorben.", dann sorgt das für Lacher und trägt eindeutig parodistische Züge, zumal wenn das Opfer cartoonhaft dargestellt wird, denn so sähe keine von einer Walze überrollte Person in Wirklichkeit aus. Wenn Bond Nicole im Pool entdeckt, ist das nicht parodistisch in Szene gesetzt. Dominos Ausdruck im Gesicht, nachdem sie Largo getötet hat - parodistisch ist das gar nichts.
Mit den 70er Bonds gehe ich konform. Da war eben Spaß angesagt (wie in NSNA eben auch). Und das ist meine persönliche Meinung: DAF finde ich im Ganzen klamaukiger und parodistischer als NSNA.
Und was sein "unterbelichtetes Grinsen" anbelangt. Stimmt, er grinst wirklich komisch, aber ist das deshalb gleich eine Parodie? Habe ich schon oft genug im realen Leben ebenso erlebt.
Dass bei einem solchen Ensemble mindestens passable spielerische Leistungen zu erwarten sind, setze ich einfach voraus, und hier macht der Film einiges richtig. Brandauer als Largo ist ein Genuss und hat Mathieu Amalrics Zugang an seine Greene-Figur maßgeblich geprägt.
Zu deinem Beispiel mit François: Die sadistische Krankenschwesternnummer ist doch sowas von ausgelutscht, und sorry, aber plakativer kannst du jemanden auf cold turkey einfach nicht darstellen. Das ist meiner Auffassung nach mit einem dicken Augenzwinkern zu genießen. Empfehle diesbezüglich Trainspotting oder den originalen Christiane F., da leisten die SchauspielerInnen in Sachen Drogenkonsumsdarstellung wirklich überzeugende Arbeit. Das hier ist ein schlechter Witz im Vergleich, und so soll es auch sein. Dazu noch Legrands Freejazz-Gedudel... Also (melo-)dramatisch kann das bei allem Respekt auf keinen Fall gemeint sein, und du wirst es auch nicht schaffen, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Aber das braucht es auch nicht, denn die nicht eingeweihten Zuschauer*innen kapieren so oder so, worum es sich handelt, und NSNA macht spätestens ab der ersten M-Szene klar, dass er nichts anderes versucht zu sein als ein großer Spaß, und auf dieser Ebene funktioniert der Film auch über weite Strecken.