danielcc hat geschrieben: 1. Juli 2022 08:00
Die Kritik an GE ist einigermaßen erstaunlich, wenn man doch sieht, wie unfassbar formelhaft die Bondserie schon zuvor spätestens seit GF war.
Da kann man ja GE, der in einer viel unsichereren und daher für die Serie risikobehafteten Situation entstanden ist, das nicht vorwerfen.
Ja, GE erfindet Bond nicht neu, aber das haben die x Filme zuvor auch nicht getan. Zumindest ist GE solide inszeniert und wirkt wie aus einem Guss. Ein ganz außergewöhnlich stimmiger Unterhaltungsfilm damals. Im Grunde der Maverick von 1995
grobmotorisch zusammen gesteckt, wie einen Bond Lego-Bausatz, aber Lego Duplo.
der Spruch war aber auch großes Kino
Diesbezüglich sind wir uns einig, GE ist auch für mich ein absoluter Volltreffer, ein Bondfilm erster Güteklasse, bei dem erstaunlich viel stimmt und zusammenpasst - allen voran das tolle Ensemble (ich liebe Gottfried John in der Rolle des General Ourumov).
Gerade der rhythmische, mit Industrial und EBM-Elementen versehene Score entfaltet meines Erachtens eine unglaubliche Wirkung, und passt atmosphärisch zum Ostblock-Setting, wie auch zum übergreifenden Thema des Filmes - dem Zerfall der Sowjetunion.
Auch Daniel Kleinman liefert uns eine seiner besten, wenn nicht die beste Titelsequenz überhaupt - hier stimmt die Balance zwischen symbolischen, allegorisch verhandelten Elementen aus dem Plot und erotischer Ästhetisierung.
Die Action im Tiger-Helicopter samt Gefängnisausbruch mit dieser irren Schießerei ist meines Erachtens das absolute Highlight des Filmes. Aber auch den Showdown unter und auf der Antenne genieße ich jedes Mal auf's neue - was ein fantastisches Setdesign, weil es einerseits so drüber ist, gleichzeitig aber so funktional in die Handlung eingebettet wird, dass es sich plötzlich haptisch anfühlt.
Und wie genial, lustig und bitter böse gibt Xenia hier den Löffel ab?!
Campbell schafft es den Spannungsbogen durch die Bank aufrecht zu erhalten und mit immer neuen Einfällen und Gags zu überraschen und zu entertainen. Und das sollten Bondfilme in erster Linie. Da stört mich der gestriegelte, aalglatte und noch sehr oberflächlich und modelhaft auftretende Brosnan überhaupt nicht, im Gegenteil - diese elegante Unnahbarkeit nehme ich ihm hier voll ab, das ist reiner Spaß und wird auch so auf der Leinwand zelebriert. Darin ist Brosnan meiner Ansicht nach auch ungeschlagen, die emotionaler aufgeladenen Touren ab TWINE stehen ihm meiner Ansicht nach weniger, was aber nicht an seinem Spiel liegt, sondern an den teils miserablen Dialogzeilen, die man ihm zugemutet hat.
Jetzt hab ich direkt Lust auf GoldenEye!
