AnatolGogol hat geschrieben: 9. Februar 2022 10:36
Die Szene ist doch eindeutig als Statement angelegt. Mag sein, dass bei der Scriptentwicklung tatsächlich zunächst die von dir angeführte Idee da war einen Gag über den aufgrund seines Privatlebens gestressten Qs zu machen. Dass man aus seinem Date aber einen "er" macht ist fraglos ein bewusstes Statement der Filmemacher. Das mag gut gemeint sein, ist aber inhaltlich letztlich völlig redundant und damit auch nichts anderes als z.B. die BMW-Schaufahrten in GE oder TWINE, das inflationäre Auftauchen von chinesischen Figuren in modernen Blockbustern oder der homosexuelle Kuss am Ende von Star Wars 9. Das sind Momente, die reissen mich dann zwangsläufig aus dem Film raus, weil sei einfach förmlich schreien: "ich bin nur hier, um dir Zuschauer eine wichtige Botschaft zu vermitteln (oder um dich zu manipulieren)!". Und genau das ist mir viel zu plakativ und aufdringlich.
Aber dann einen homosexuellen Sidekick zu haben, der quasi den ganzen Film über als homosexuell auftritt und dessen Sexualität thematisiert wird, wäre weniger plakativ und aufdringlich? Interessanter Gedanke, aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich auf die breite Mehrheit so wirken würde. Und es hätte eben den unangenehmen Beigeschmack, dass man damit sagt: "Homosexualität ist eben doch noch etwas Besonderes, wenn es also schon vorkommt, dann soll es auch richtig vorkommen und muss thematisiert werden." Und damit behandelt man es dann wieder als von der Norm abweichend, es muss quasi exklusiver behandelt werden als Heterosexualität (denn die kann man als gegeben ansehen, während Homosexualität ein Thema werden muss). Der Wunsch wäre ja, irgendwann da zu sein, dass Zuschauer ein "Er kommt bald" genauso wahrnehmen oder nicht wahrnehmen wie ein "Sie kommt bald". Und auf dieses Ziel geht NTTD in meinen Augen einen Schritt zu und andere Filme, die das zum Thema machen müssen aus einer Art Zwang heraus, die gehen davon weg, die schaden dem ganzen. Ich verstehe natürlich den Gedanken: "Wenn ihr euch dafür einsetzen wollt, dann setzt euch eben auch richtig dafür ein." Bin da generell schon bei dir, nur sollte das nicht dazu führen, dass jedwede ganz normale und alltägliche Darstellung von Homosexualität als problematisch gesehen wird, weil sich die Filmemacher erdreisten, es so darzustellen, wie sie Heterosexualität dargestellt hätten.
Der homosexuelle Kuss in "Star Wars 9" ist da eine ganz andere Kragenweite in meinen Augen, weil die Szene selbst für mich überhaupt kein Problem darstellt (die 2 freuen sich halt und geben sich einen Schmatzer, so what?), aber Disney im Vorfeld ein riesiges Bohei um diesen einsekündigen Moment gemacht hat – nur um ihn dann in China zu zensieren. Da wird es lächerlich. Die Szene selbst finde ich gänzlich unproblematisch, das muss nicht mal zwingend homosexuell sein. Wie gesagt: Die freuen sich halt und feiern und jubeln.
PS: Warum ist das denn eigentlich redundant? Redundant wäre doch auch gewesen, wenn Q sein Date als "Sie" bezeichnet hätte, weil das Date eh keine Rolle spielt und wir die andere Figur nicht sehen. Wenn ist also die Szene im Ganzen ein Problem, oder, und nicht der explizite Verweis auf das Geschlecht des unsichtbaren Dritten.