Hab ihn mir gestern nach langer Zeit wieder angeschaut, und festgestellt, dass ich ihn gar nicht mal so übel finde, wie ich ihn hier immer wieder gerne mache. Der Film hat bis zur Verfolgungsjagd in Rom ein paar wirklich schöne Momente, und fühlt sich trotz einer weiteren 007 goes rogue-Story nach klassischem Bondabenteuer der alten Schule an, was dem Rhythmus und der bondformelhaften Szenenreihenfolge verschuldet ist.
An dieser Stelle wird sich NTTD mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel „befremdlicher” anfühlen.
Trotzdem:
- Unverzeihlich ist der Soundtrack mit seinen ständigen Skyfall-Zitaten, für mich der eindeutige Beweis der völlig austauschbaren Arbeit, die Newman für Bond geleistet hat. Fast alle seine Kompositionen variieren lediglich das Bondtheme, das ist meines musikalischen Empfindens nach viel zu dünn. Für mich macht die Musik bei Bond einen sehr großen Bestandteil des Spaßes aus, schade, dass SP bereits hier aus offensichtlichen Gründen (denn es ist nunmal eindeutig - doch doch) bereits unterpunktet.
- Das aufdringliche Colorgrading, das dem Film genau das nimmt, was Bondfilme mitunter ausmacht: Eine vielfältige Farbpalette, analog zum Ritt um den Globus. Dieser „Artistic Choice“ ist ein gewaltiger Griff ins Klo, der an sich toll, wenn auch meines Erachtens etwas klaustrophobisch und überladen fotografierte Film büßt dadurch massiv an atmosphärischen Nuancen ein. Gerade hier, hätte ein charaktervoller Soundtrack mit Sicherheit geholfen. Bei Newman ertönt in Marokko dasselbe Instrumentarium wie in Macau, London, Schottland oder Österreich.
- Die Locations: Hier zeigen sich die gleichen Schwächen wie im unmittelbaren Vorgänger - SF und SP sind unverkennbare „Studiofilme”, zumindest wirken sie so. Natürlich wurde an ominösen Locations gedreht, das mag auch alles sehr teuer gewesen sein. Aber was bringt mir das als Zuschauer*in, wenn nichts davon länger als ein paar Sekunden auf der Leinwand zu sehen ist. Mexico sticht hier - bis auf die fürchterlichen Farben - positiv heraus. Wobei - die gigantischen und unnatürlich wirkenden Menschenmassen erzeugen ebenfalls ein klaustrophobisches Gefühl. Nirgends „atmet“ SP wirklich. Gerade Österreich hätte so viel liebevoller und ruhiger in Szene gesetzt werden können. Bonds Überquerung des Altaussees und langsame Annäherung an Whites Haus hätte meines Erachtens in aller Stille stattfinden müssen - das wäre sehr viel atmosphärischer gewesen als dieses großkotzige und gewollt epische Brimborium im Hintergrund.
Wie auch SF spielt mir SP zu oft in geschlossenen Räumen. Das muss man Marc Forster wirklich zu Gute halten - er hat es verstanden, Orten einen Puls zu verleihen, bzw. in sehr wenigen Filmminuten/Sekunden die Lebendigkeit und atmosphärische Dichte der Locations einzufangen. Hingegen wirkt SP geradezu „tot“.
Auf narrativer Ebene könnte ich jetzt den dritten Akt, die Bond/Madeleine-Beziehung und den Stiefbruder-Twist, oder die Süffisanz im finden von praktischen Zufällen/Scriptlösungen angreifen. All diese Dinge, und das habe ich gestern wieder einmal festgestellt, stören mich bei weitem nicht so, wie die eben genannten Punkte, bzw. würden sie unter anderen Umständen für mich nicht so ins Gewicht fallen.