Nico hat geschrieben: 22. Februar 2021 02:41 Vögel > Psycho, ich weiß nicht genau. Psycho ist der einzige Hitch, den ich nun wirklich schon „mehrfach“, also mehr als 2 oder 3 mal gesehen habe und er packt mich wirklich sehr. Die Duschszene (interessant übrigens die editorische Ähnlichkeit zur Szene des letzten Einzelangriffs auf dem Dachboden auf Tippi Hedren) ist nicht umsonst so weltbekannt und ich spule jedes Mal wieder zurück, um sie noch mal zu erleben. Auch die sa gen hafte Musik von Bernard Herman, die stetige Unruhe, die sie auslöst und die den ganzen Film über anhält. Grandios. Ich hätte gleich Lust, ihn noch einmal zu sehen. Lediglich in den Szenen mit Vera Miles und John Gavin (und der sollte Bond werden...?) nach dem Mord sehe ich dann einige Längen, die aber dem Spaß keinen Abbruch tun.

Ja, ich wollte nur etwas Geistreiches beitragen und dachte mir, ich stelle diesen Vergleich mal an. Natürlich ist auch "Psycho" wunderbar, und ich habe ihn mehrfach begeistert gesehen. Am Ende des Tages sind es dann auch gar keine Schwächen, die ich bei ihm ausmachen kann, weshalb ich ihn unter die anderen 5 Hitchcocks platzieren würde, sondern einfach das Bauchgefühl. Irgendetwas kitzelt mich an dem verstörenden Ende von "Die Vögel", das kann ich nicht beschreiben. Längen sehe ich in "Psycho" glaube ich keine. Die hier viel diskutierte Erklärbär-Szene ganz zum Schluss ist ziemlich doof und unnötig und richtig daneben ist der letzte Shot, in dem Hitchcock nochmal vom inhaftierten Bates weg und zum geborgenen Automobil blendet. Aber beschädigen kann das den Film nicht wirklich.

Nico hat geschrieben: 21. Februar 2021 19:27 Nachdem ... Auf geht‘s.

Amen Bruder! Da will sich einer beliebt machen um eine Extraration Rum zu ergattern! (À propos: Psst, Gernot...)

Vor allem ist es schön wenn jemand ähnlich grosse Unterschiede zwischen To Catch a Thief und Rear Window sieht. Die Nizzareise ist ja schon ganz nett, aber wie hier jüngst ausgeführt auch nicht viel mehr. Wohingegen Rear Window einfach überragend ist, zusammen mit Vertigo mein liebster Hitchcock, und damit würde ich ihn mittlerweile wohl auch über Psycho stellen. Ich kriege gleich wieder Lust darauf, obwohl ich ihn erst vor ein paar Monaten gesehen habe. Das Motiv der auf dem Bett liegenden Kelly (mit Jimmy und seinem Rollstuhl dezent im Hintergrund) habe ich übrigens mal drucken und rahmen lassen, das hängt just in diesem Moment vor mir an der Wand.

Die Vögelei müsste ich unbedingt mal wieder sichten, war damals für mich immer in der zweiten Reihe direkt hinter der Hitch-Oberklasse. Aber die Atmosphäre in Bodega Bay fand ich auch immer grossartig und die Matte Paintings absolut überzeugend. Der ist vielleicht bald mal wieder an der Reihe.

Interessant ist auch dein Marathon der letzten fünf Filme. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir exakt mit denselben drei davon nicht viel anfangen können, nämlich Marnie-Topaz. Aber diese drei und Frenzy sind bei mir auch wieder ewig und drei Tage her, seit Erstsichtung mehrfach wiedergesehen habe ich von den letzten fünf nur Family Plot - und der ist halt ziemlich gut...

Na, das klingt ja interesant. Die Vögel mochte ich nie sonderlich, aber das wäre tatsächlich mal wieder ne Sichtung wert. North by Northwest wird er aber nie erreichen, da bin ich mir sicher.

GoldenProjectile hat geschrieben: 22. Februar 2021 11:44 Vor allem ist es schön wenn jemand ähnlich grosse Unterschiede zwischen To Catch a Thief und Rear Window sieht. Die Nizzareise ist ja schon ganz nett, aber wie hier jüngst ausgeführt auch nicht viel mehr.

Absolut, da kann auch ich nur unterschreiben. To Catch a Thief hat eine grandiose Grace Kelly (die in Rear Window aber nochmal besser ist) und auch einen tollen Cary Grant aber abseits von einigen schönen Szenen konnte mich der Film irgendwie nicht packen. Rear Window dagegen ist locker eine 10/10 und einer der besten Filme aller Zeiten.

Marnie mochte ich bei meiner bisher einzigen Sichtung vor sieben oder acht Jahren sogar recht gerne. Hat mir damals auch weitaus besser gefallen als Vertigo

"Über den Dächern von Nizza" soll euch auch gar nicht packen. Das ist zwar im Wesen ein Whodunnit (was eher ungewöhnlich für Hitchcock ist), aber der ganze Film ist eine bunte, prächtig gefilmte Komödie, ein Lustspiel, ein langer, ausgedehnter Flirt. Das ist ein Film für Romantiker, die keinen Mord im Raum gegenüber brauchen, um Spaß und Spannung zu haben. "Das Fenster zum Hof" ist ein aufregendes, toll aufgezogenes Krimi-Dinner, "Über den Dächern von Nizza" ist ein langes Abendessen zu zweit bei Kerzenschein. Er scheint mir, einer der unterschätztesten Filme des Meisters zu sein.

Ich hab "Nizza" immer mehr als launige Fingerübung, gewissermaßen als Bummeln an der Strandpromenade empfunden. Und genau deshalb mag ich ihn so gerne. Übrigens - steinigt mich - lieber als das Fenster zum Hof, aber das liegt wahrscheinlich auch ein wenig (aber nicht nur) darin begründet, dass ich irgendwie Stewart nicht sonderlich mag. Gegen den hege ich eine ähnlich gelagerte Aversion wie gegen Ton Hanks. Bei uns stimmt einfach die Chemie nicht.

Schön, Vodka. Da liegen wir dann komplett auseinander. Ich liebe Stewart und auch Tom Hanks (der im übrigen ab nächster Woche Gegenstand meines nächsten Filmsichtungs-Projektes wird)

GoldenProjectile hat geschrieben: 22. Februar 2021 11:44 Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir exakt mit denselben drei davon nicht viel anfangen können, nämlich Marnie-Topaz. Aber diese drei und Frenzy sind bei mir auch wieder ewig und drei Tage her, seit Erstsichtung mehrfach wiedergesehen habe ich von den letzten fünf nur Family Plot - und der ist halt ziemlich gut...

Du liegst goldrichtig. Bei der jeweiligen Erstsichtung war ich von den dreien nicht sonderlich begeistert. Frenzy und Family Plot jedoch haben mich durchaus unterhalten.

Casino Hille hat geschrieben: 22. Februar 2021 15:26 "Über den Dächern von Nizza" soll euch auch gar nicht packen. Das ist zwar im Wesen ein Whodunnit (was eher ungewöhnlich für Hitchcock ist), aber der ganze Film ist eine bunte, prächtig gefilmte Komödie, ein Lustspiel, ein langer, ausgedehnter Flirt. Das ist ein Film für Romantiker, die keinen Mord im Raum gegenüber brauchen, um Spaß und Spannung zu haben. [...] "Über den Dächern von Nizza" ist ein langes Abendessen zu zweit bei Kerzenschein. Er scheint mir, einer der unterschätztesten Filme des Meisters zu sein.

Völlig korrekt, so hab ich ihn auch wahrgenommen. Dann muss ich den Film wohl das nächste Mal nicht alleine sehen, sondern in Begleitung einer Grace Kelly-artigen Frau. (Man darf ja träumen...)

AnatolGogol hat geschrieben: 22. Februar 2021 09:03 In einem würde ich aber teilweise widersprechen wollen: ich halte Hitch für keinen sonderlich vielfältigen Regisseur, jedenfalls nicht in Bezug auf Genres/Thematik/Stil. Das mag jetzt härter und abwertender klingen, als ich es meine, jedoch sehe ich Hitch eher als einen Spezialisten an, der es auf seinem Fachgebiet zur absoluten Perfektion gebracht hat. Und dieses Fachgebiet ist in meinen Augen das mehr oder weniger eng abgesteckte Suspense-Thriller-Genre. Natürlich hat er dies in den unterschiedlichsten Ausprägungen und Variationen bearbeitet, aber außerhalb seiner Komfortzone Thriller hat er sich halt nur sehr selten und wenn dann nur mit wie ich finde sehr mäßigem Erfolg gewagt.

Da magst du Recht haben. Natürlich ist der Suspense-Thriller absolut sein Feld, auf welchem er sein ganzes Können zeigen konnte und auf dem auch die überzeugendsten Werke bei rausgekommen sind, aber ich finde es eben doch auch sehr erfrischend, seine „experimentellen“ Filme zu sehen, denn gerade in der Abweichung vom Gewohnten liegt ja manchmal die Kraft. Und auch in seinem spezialisierten Genre sind ja die ein oder anderen Gurken bei rausgekommen. (Was bei einer dermaßen umfangreichen und langjährigen Filmografie natürlich verschmerzbar ist.) Vielleicht ist mein Eindruck momentan auch etwas verfälscht, weil ich nur die Hälfte seiner Filme nochmal gesehen habe, und wenn ich mir mal das Ranking ansehe, dass ich nach den Erstsichtungen erstellt habe, dann sehe ich dort auch die eher andersartigen Filme weit unten. Naja. Mehr Filme im Stile von Trouble with Harry hätten mir jedenfalls gefallen.

vodkamartini hat geschrieben: 22. Februar 2021 15:46 Und genau deshalb mag ich ihn so gerne. Übrigens - steinigt mich - lieber als das Fenster zum Hof

Ach was steinigen - du kriegst halt einfach keine Ration Rum, die geht an Nico

Nico hat geschrieben: 23. Februar 2021 01:35 Du liegst goldrichtig. Bei der jeweiligen Erstsichtung war ich von den dreien nicht sonderlich begeistert. Frenzy und Family Plot jedoch haben mich durchaus unterhalten.

Ich müsste die dringend noch mal sehen... Aber zumindest bei Marnie sagt mir mein trübes Gedächtnis dauernd, dass der einfach nicht gut war. Ich glaube sogar Herrmann war wesentlich schwächer als gewohnt. An Topaz kann ich mich kaum mehr erinnern.

Meine persönliche Hitchcock Top 10:

1. Vertigo

2. Psycho

3. Frenzy

4. Der Mann, der zuviel wusste (1956)

5. Der unsichtbare Dritte

6. Bei Anruf Mord

7. Das Fenster zum Hof

8. Cocktail für eine Leiche

9. Saboteure

10. Marnie

Ich bin kein allzu großer Freund von Hitchcocks Spätwerk. Von seinen letzten 5 Filmen gefällt mit Marnie am besten, das ist ein spannendes Psychogramm. Topaz und den Vorhang halte ich in großen Teilen für misslungen, schade weil sie beide interessante Ansätze und einen interessanten Cast vorweisen können. Frenzy mochte ich nie, der ist mir - mir fällt kein besseres Wort ein - irgendwie "unsympathisch". Und an Family Plot habe ich keinerlei Erinnerung, was selten ein gutes Zeichen ist.
Wenn ich mich für ein paar entscheiden müsste, dann wären ohne Wenn und Aber "North by Northwest", "Shadow of a Doubt", "Psycho", "To catch a Thief" und (trotz Stewart "Rope" dabei.

Die Erinnerung solltest du mal auffrischen, das ist ein enorm launiger und leichtfüssiger Abschlussfilm.

1. Vertigo
2. Rear Window

3. Psycho
4. North by Northwest
5. Notorious
6. Family Plot

7. The Man who knew too much
8. Rope
9. Strangers on a Train
10. The Birds

würde ich mal spontan sagen.

Machen wir das jetzt alle? Na gut.

01. Der unsichtbare Dritte
02. Berüchtigt
03. Die Vögel
04. Vertigo
05. Der Mann, der 1934 zuviel wusste

06. Psycho
07. Über den Dächern von Nizza
08. Im Schatten des Zweifels
09. Saboteure
10. Der Mann, der 1956 zuviel wusste

@GoldenProjectile :

Freut mich, dass wir bei Vertigo und "Cocktail für eine Leiche" einer Meinung sind.

GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Februar 2021 14:24 7. The Man who knew too much

Original oder Remake?

Also was ich von Hitchcock so gesehen habe, da fand ich "Das Fenster zum Hof" und "Psycho" am besten. Okay fand ich "Der Mann der zu viel wusste". Ganz schwach fand ich dagegen "Vertigo", der war für mich mehr Romanze als Thriller. Weiß gar nicht warum den viele so toll finden.

Überbewertet finde ich vor allem "Die Vögel". Kennt zwar so gut wie jeder, hat mich persönlich aber noch nie überzeugt.