Casino Hille hat geschrieben: 14. Dezember 2020 16:12
Samedi hat geschrieben: 14. Dezember 2020 16:10Kein Regisseur achtet so auf die Soundeffekte und die generelle Geräuschkulisse wie er.
Was ihm aber immer wieder vorgeworfen wird: Man versteht im Original oft nur sehr schlecht den Dialog der Figuren (was handwerklich gar nicht geht). Ist mir selbst aber nie aufgefallen. Vielleicht ein Phänomen im IMAX-Kino?
Viele der Nolan-Szenen kommen aber auch fast ganz ohne Dialog aus und gerade da kommt sein Sounddesign dann auch am besten zur Geltung.
Casino Hille hat geschrieben: 14. Dezember 2020 16:12
Der Soundtrack als "Klangteppich" und "weniger als Sinfonie" ist allerdings nicht Nolan-exklusiv.
Mir fällt aber kein Mainstream-Regisseur ein, der so oft auf so eine Art Soundtrack setzt. Auch wenn es inzwischen natürlich viele Nolan-Nachahmer gibt.
#London2024
"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."
Die gesamte Eröffnungssequenz in der Oper ist großartig. Das Stück "A Rainy Night in Tallin" (kleines Problem - das ist tatsächlich die Linnahall in Tallinn, soll aber die Oper in Kiew darstellen) von Ludwig Göransson darüber ist großartig und da zeigt der Film bereits in ganz kleinen Häppchen sowohl visuell als auch musikalisch, was wir später noch erwarten dürfen.
Den Score von Göransson habe ich bereits hier, die Limited Edition Blu-Ray-Steelbook erwarte ich in den nächsten Tagen und da werde ich erstmal genüßlich die Extras durchschauen.
Samedi hat geschrieben: 14. Dezember 2020 16:30
Mir fällt aber kein Mainstream-Regisseur ein, der so oft auf so eine Art Soundtrack setzt.
Vielleicht nicht in dem Ausmaß, wie Nolan es tut oder einsetzt (aber eben wie gesagt nicht immer, bei den Batmännern und "Inception" ist die Musik "klassisch"). Aber Michael Kamen (kein Regisseur, ich weiß!) hat beispielsweise immer wieder Scores komponiert, die eher Klangteppiche sind als das obligatorische Filmmusik-hafte. "Lethal Weapon", "Licence to Kill", "Die Hard", etc. würden mir da sofort in den Sinn kommen. Ist allerdings eigentlich nicht so wichtig, denn das Eine ist ja nicht besser als das Andere und Nolan lässt sich stets die Musik komponieren, die ihm am besten für sein Konzept taugt. Meinen Geschmack trifft das nicht immer, weil es manchmal zu viel Musik ist (das ist besonders in den Dark Knight Sachen auffällig, wenn beinahe jeder Dialog mit irgendeiner Hintergrundmusik unterlegt ist) oder zu viel Pathos in der Musik mitschwingt ("Interstellar" hat da in emotionalen Kernszenen auffallend viel Musik-Bombast). Bei "Tenet" empfand ich das als mustergültig (ist für mich schließlich Nolans Meisterwerk in jeder Hinsicht) – und höre den Score auch abseits des Films sehr gerne.
Habe dasselbe Steelbook vorbestellt, HCN! Freue mich auch schon, das Film-Erlebnis 2020 noch einmal auf Scheibe zu genießen.
Das sind für mich alles eindeutige Melodien, klassische Filmmusik (worin ja keine Abwertung besteht). Du hast aber sicher recht, dass sich auch in den Bätmän-Filmen viel "Hintergrundmusik", viel "nicht sinfonische Musik" finden lässt. Aber das muss nicht unbedingt Nolan, sondern kann auch in Teilen Zimmer geschuldet sein. Die "Sherlock Holmes"-Filme von Guy Ritchie haben auch viele untypische, non-sinfonische Stellen im Score, trotz des prägnanten Themes. Mir ging es wie gesagt nur darum, aufzuzeigen, dass nicht alle Nolan-Filme ein und dasselbe musikalische Stilmittel bedienen. Variationen sind möglich, und gerade Superheldenfilme verlangen eine starke, wiedererkennbare Melodie, die seine Dark Knights auch alle haben (genau wie die Batman Filme von Burton oder die von Schumacher). "Tenet" ist da schon sehr extrem, hinsichtlich des Scores (was aber an Göransson liegt, der auch "Black Panther" und "The Mandalorian" so unterlegt – wenngleich beide Beispiele immerhin ein prägnantes Theme habe, allerdings untypische).
Interessant ist aber, dass man bei den Zimmer-Soundtracks für Nolan sofort raushört, dass es Zimmer-Soundtracks für Nolan sind. Viele Stücke in "The Dark Knight" ähneln auffallend anderen Stücken auf dem Soundtrack zu "Inception" oder "Interstellar". Die beiden haben zusammen einen gewissen Stil erarbeitet. Und diesen Stil hat Zimmer ohne Nolan nicht – und Nolan nicht ohne Zimmer, wie man bei "Tenet" hören kann.
Casino Hille hat geschrieben: 14. Dezember 2020 17:12
Du hast aber sicher recht, dass sich auch in den Bätmän-Filmen viel "Hintergrundmusik", viel "nicht sinfonische Musik" finden lässt. Aber das muss nicht unbedingt Nolan, sondern kann auch in Teilen Zimmer geschuldet sein.
Wer sich das genau ausgedacht hat, werden wir wohl nie erfahren, aber bei Nolan passt das schon sehr gut ins Gesamtkonzept.
Casino Hille hat geschrieben: 14. Dezember 2020 17:12
Mir ging es wie gesagt nur darum, aufzuzeigen, dass nicht alle Nolan-Filme ein und dasselbe musikalische Stilmittel bedienen. Variationen sind möglich, und gerade Superheldenfilme verlangen eine starke, wiedererkennbare Melodie, die seine Dark Knights auch alle haben (genau wie die Batman Filme von Burton oder die von Schumacher).
Hier muss ich sagen, dass mich vor allem in "Batman begins" genau gestört hat, dass es eben kein erkennbares Batman-Theme gab.
Inzwischen stört mich das nicht mehr so sehr, weil ich mich an den Nolan/Zimmer-Stil gewöhnt habe. Und vor allem TDK hatte ja auch einen starken Soundtrack.
Casino Hille hat geschrieben: 14. Dezember 2020 17:12
"Tenet" ist da schon sehr extrem, hinsichtlich des Scores (was aber an Göransson liegt, der auch "Black Panther" und "The Mandalorian" so unterlegt – wenngleich beide Beispiele immerhin ein prägnantes Theme habe, allerdings untypische).
Das Mandalorian-Theme finde ich überhaupt nicht untypisch. Gefällt mir sehr gut und erinnert mich von der Komposition her irgendwie an "Ben Hur".
Casino Hille hat geschrieben: 14. Dezember 2020 17:12
Interessant ist aber, dass man bei den Zimmer-Soundtracks für Nolan sofort raushört, dass es Zimmer-Soundtracks für Nolan sind. Viele Stücke in "The Dark Knight" ähneln auffallend anderen Stücken auf dem Soundtrack zu "Inception" oder "Interstellar". Die beiden haben zusammen einen gewissen Stil erarbeitet. Und diesen Stil hat Zimmer ohne Nolan nicht – und Nolan nicht ohne Zimmer, wie man bei "Tenet" hören kann.
Mich würde hier aber noch immer interessieren, was genau James Newton Howard zu den Soundtracks beigesteuert hat.
Da unterscheidet sich ein Zimmer-Soundtrack für Nolan kaum von einem Zimmer/Newton Howard-Soundtrack für Nolan. Zumindest nicht stärker als sich die einzelnen Zimmer-Soundtracks untereinander unterscheiden.
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Letztlich ist "The Dark Knight" meines Wissens damals nicht für "Beste Filmmusik" bei den Oscars nominiert worden, weil zu viele verschiedenen Komponisten und Autoren eingetragen waren und der Score zu viel Musik beinhaltete, die durch Zulieferer mit unklarer Zuornung entstanden ist. Letztlich haben ja auch Lorne Balfe, Ramin Djawadi und Zimmers übliche Sklaven für ihn mit komponiert. Aber das sind jetzt Angaben ohne Gewähr, das müsste von jemandem überprüft werden, der da mehr Ahnung hat als ich. Für mich klingen die meisten Zimmer-Arbeiten sehr ähnlich (was für ein immer gleiches Team aus Zulieferern sprechen würde), und ich finde unsere "Klangteppiche" häufig auch abseits von Nolan bei Zimmer, allerdings haben die Zimmer-Scores bei Nolan dann doch meist noch ihre ganz eigene Note (was dafür sprechen würde, dass Nolan bei der Musikgestaltung ein großes Wort mitzureden hat).
Casino Hille hat geschrieben: 14. Dezember 2020 20:41
Letztlich ist "The Dark Knight" meines Wissens damals nicht für "Beste Filmmusik" bei den Oscars nominiert worden, weil zu viele verschiedenen Komponisten und Autoren eingetragen waren und der Score zu viel Musik beinhaltete, die durch Zulieferer mit unklarer Zuornung entstanden ist.
Wenn dem so wäre, dann dürfte Zimmer ja nie für den Oscar nominiert werden. Offiziell sind als Komponisten bei TDK aber nur Zimmer und Newton Howard aufgeführt. Das restliche "Music department" spielt bei den Oscars ja keine Rolle.
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Samedi hat geschrieben: 14. Dezember 2020 23:04
Wenn dem so wäre, dann dürfte Zimmer ja nie für den Oscar nominiert werden.
Nix "Wenn dem so wäre" – so ist es gewesen!
Zitat:
"The Executive Committee of the Academy of Motion Pictures music branch has ruled that the score for The Dark Knight is disqualified because five names were listed as composers on the music cue sheet. What? Apparently this is a common practice done to ensure that the entire music team is financially rewarded. ASCAP and BMI use the names listed on the cue sheet to distribute royalties to composers.
The names listed include Hans Zimmer and James Newton Howard and three other individuals — music editor Alex Gibson, ambient music designer Mel Wesson and composer Lorne Balfe. Variety reports that Gibson, Wesson and Balfe signed an affidavit stating that the score was primarily the work of Zimmer and Howard. But the committee also had documentation claiming that somewhere between 30% and 40% of the score was not authored by Zimmer and Howard. Batman Begins was also disqualified for similar reasons."
Casino Hille hat geschrieben: 14. Dezember 2020 20:41
Letztlich ist "The Dark Knight" meines Wissens damals nicht für "Beste Filmmusik" bei den Oscars nominiert worden, weil zu viele verschiedenen Komponisten und Autoren eingetragen waren und der Score zu viel Musik beinhaltete, die durch Zulieferer mit unklarer Zuornung entstanden ist.
Wenn dem so wäre, dann dürfte Zimmer ja nie für den Oscar nominiert werden. Offiziell sind als Komponisten bei TDK aber nur Zimmer und Newton Howard aufgeführt. Das restliche "Music department" spielt bei den Oscars ja keine Rolle.
Doch, scheint es zu spielen.
Jeder Komponist, der auf einem Notenblatt als Komponist genannt wird, zählt für die Academy, auch wenn im Filmabspann nur zwei davon einen Credit bekommen:
Und natürlich kann man einen Komponistennamen aus einem Filmabspann streichen, aber nicht vom Copyright des Stücks selbst, welches er komponiert hat.
Andererseits steht in dem Artikel, dass es bei der Academy angeblich gar keine festgelegte Obergrenze gäbe.
Ob sich das bis heute geändert hat, habe ich nicht recherchiert.
Invincible1958 hat geschrieben: 14. Dezember 2020 23:27
Jeder Komponist, der auf einem Notenblatt als Komponist genannt wird, zählt für die Academy, auch wenn im Filmabspann nur zwei davon einen Credit bekommen.
Wie konnte Zimmer denn dann bereits 10 mal nominiert und sogar einmal ausgezeichnet werden? Die Academy scheint mir da ziemlich inkonsequent zu sein.
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Casino Hille hat geschrieben: 14. Dezember 2020 23:25
The names listed include Hans Zimmer and James Newton Howard and three other individuals — music editor Alex Gibson, ambient music designer Mel Wesson and composer Lorne Balfe. Variety reports that Gibson, Wesson and Balfe signed an affidavit stating that the score was primarily the work of Zimmer and Howard. But the committee also had documentation claiming that somewhere between 30% and 40% of the score was not authored by Zimmer and Howard.
Hier steht eigentlich sehr genau, warum The Dark Knight (und Batman Begins) nicht nominiert bzw. disqualifiziert wurden, aber andere Soundtracks von Zimmer (und Anhang) nicht. Es ließ sich schlicht nicht klar zuordnen, wer für was auf dem Soundtrack verantwortlich ist – und dieser Kontroverse betreffend hat die Academy die Scores nicht beachtet. Bei anderen Arbeiten von Zimmer (und Anhang) wird es anders gewesen sein (nämlich eindeutig) und somit waren dort Wettbewerbsteilnahmen problemlos möglich.
Dank Prime jetzt zum dritten Mal Tenet geschaut.
Toller Film - aber leider schaltet mein Hirn bei einigen Szene regemäßig auf Protest Modus.
Will das jetzt aber nicht wieder durchleuchten.
Nur eine Frage an Hille: Auf der "Rückreise" zum Flughafen gibt es zwei ganz merkwürdige Schnitte die ich ncht deuten kann. Da unterhalten sich der Protagonist und Neil in diesem Container, und dann kommen zwei Schnitte die völlig die Stimmung ändern. Ist das ein Fehler oder beabsichtigt? Wenn beabsichtig dann warum? Da liegt ein mal Neil auf dem Bett, dann der Protagonist, und die Schnitte passen einfach nicht
"It's been a long time - and finally, here we are"
Bin zwar nicht Hille, aber da ich den Film heute Nacht zum ersten Mal auf Bluray und damit insgesamt zum fünften Mal gesehen habe antworte ich einfach auch mal (ohne Hille damit irgendwas vorwegnehmen zu wollen):
Die drei sind ja insgesamt eine Woche in dem Container, es handelt sich schlichtweg um unterschiedliche Zeitpunkte, vermutlich um unterschiedliche Tage. Dass sich die Stimmung da bei zwei Schnitten völlig ändert ist mir aber nicht aufgefallen. Ein bisschen ja, aber so radikal?
Nolan muss an dieser Stelle zwei untschiedliche Dinge machen: Erstens, den Plot weitererzählen und dabei die Beziehung zwischen Neil und dem Protagonisten beleuchten. Und zweitens will er den Hintergrund des Ganzen, also den Plan von der Zukunft und Sator ein bisschen weiter erleutern. Beides geschieht im Container, aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten, deshalb vielleicht die Schnitte, die dich da etwas stören.
Mit ist gestern übrigens wieder aufgefallen wie unglaublich flott Tenet doch erzählt ist - entgegen so manch anderer Behauptung. Ich hatte ehrlich gesagt nicht so die große Lust auf den bondigen ersten Teil des Films, aber bevor ich mich auch nur eine Sekunde langweilen konnte, ist die Handlung schon in Tallinn angelangt und von da an herrscht ja nur noch Höchsttempo kombiniert mit grandiosen Schauwerten. Zwar funktioniert der Film im Kino eindeutig besser, macht aber auch zu Hause noch richtig viel Spass.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."
Witzig dass du das sagst. Mir gefällt der bondige erste Teil besser
Was du sagst, verstehe ich aber ich glaube das erklärt es nicht genau. Mir geht es nämlich fast exakt um das was das Ende der Reise ist. Da ist in EINEM Dialog dieser Schnitt obwohl sie (soweit ich mir erinnere) schon am Flughafen sind.
Schaue heute Abend noch mal rein
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