Re: Eine Laudatio zum 85. Geburtstag von JOHN WILLIAMS

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photographer hat geschrieben: 8. Februar 2017 14:50 .

Eine Laudatio zum 85. Geburtstag von JOHN WILLIAMS / BR Klassik

John Williams wird 85 Jahre alt
Hollywoods grosser Zeremonienmeister

06.02.2017 von Matthias Keller / Antonia Goldhammer


Der weiße Hai", "Star Wars" und "Indiana Jones". Kaum ein Komponist hat so legendäre Soundtracks vorzuweisen wie John Williams, der 50 Mal für den Oscar nominiert wurde. Am 8. Februar wird er 85 Jahre alt. Wir lassen seine Karriere Revue passieren - und die Filme, die mit seiner Musik groß geworden sind.

1948 kommt ein 16-jähriger New Yorker, der sich Johnny Williams nennt, zum ersten Mal nach Los Angeles, um dort Privatunterricht bei dem italienischen Komponisten Mario Castelnuovo-Tedesco zu nehmen. Für ein Klavierstudium kehrt er nochmals nach New York zurück, um dann - gut zehn Jahre später - in der kalifornischen Traumfabrik Arbeit als Pianist zu finden. "Als ich anfing, in den Studios zu spielen, hatte ich keine Ahnung, dass ich eines Tages selbst Filmmusik komponieren würde", erinnert sich John Williams. "Es war kein Plan, sondern kam vielmehr dadurch, dass ich von diversen Kollegen gebeten wurde, ihre Musik zu orchestrieren."


Die ersten Filmmusik-Projekte

Schnell kommt Williams in Kontakt mit den ganz Großen des Business. Wie er heute sagt, ohne sich dessen damals bewusst gewesen zu sein: Er assistiert unter anderem Henry Mancini bei dessen Musiken zu "Peter Gunn“ und "Mr. Lucky“ und spielt später den Klavierpart in Elmer Bernsteins Oscar-prämierter Musik zu "Wer die Nachtigall stört". Als Pianist ging es von einem Projekt zum nächsten, erzählt Williams. "Ich war sicherlich nicht der größte Pianist in Los Angeles; allerdings einigermaßen gut im Blattspiel, worum es hauptsächlich ging. Man stellte mir eine dreizeilige Orchestrierungsskizze hin und ich war in der Lage, sie zu reduzieren und zu spielen. Was ich nicht lesen konnte, füllte ich mit Improvisation. Und das reichte offenbar, um zu diesen Aufnahmen eingeladen zu werden."
Seine erste offizielle Filmmusik war 1958 diejenige zu einem B-Movie mit dem Titel "Daddy-O"- ein Roadmovie mit viel Rhythmus und quietschenden Reifen.




Die ersten Oscars

Ab 1967 war John Williams sechs Mal für den Oscar nominiert. 1972 (in diesem Jahr wurde er dreimal nominiert) hieß es dann zum ersten Mal "And the Winner is: John Williams". Und zwar für seine Orchestrierung des Musicals "Anatevka" ("Fiddler on the Roof"). Vier Jahre später folgte dann der erste Oscar für eine Originalkomposition von John Williams, nämlich zu Steven Spielbergs "Der weiße Hai". Dieser Film, der nicht zuletzt dank der kongenialen Musik so mancher US-amerikanischen Familie die Badeferien vermieste, bedeutete für Williams den Durchbruch.




Die Weltraumoper

1977 war es Regisseur George Lucas, an dessen Seite Williams Filmmusikgeschichte schrieb. "Star Wars“ hieß das neue Unternehmen. Und die besondere Leistung von Williams bestand aus heutiger Sicht darin, diesem durch und durch futuristisch angelegten Sujet und seinen Figuren eine Musik auf den Leib geschrieben zu haben, die von Anfang bis Ende mit klassischem Orchester auskommt - während der musikalische Trend der Filmindustrie damals ganz in Richtung Popmusik ging. "Ich hatte den Eindruck, dass dieser Film ganz offensichtlich nach einem breiten orchestralen Pinselstrich verlangte", erklärt John Williams. Und dass die Musik so groß orchestriert wurde, ist der Idee des damaligen musikalischen Direktors von Fox, Lionel Newman, zu verdanken. Der schlug nämlich vor, den Soundtrack mit dem London Symphony Orchestra aufzunehmen. So entstand eine der legendärsten Filmscores aller Zeiten.



Für die Partitur zum ersten aller "Star Wars“-Filme erhält Williams seinen dritten Oscar. Und es ist nicht zuletzt sein Soundtrack, der dazu beitrug, dass "Star Wars" zur Weltraumoper wurde - und für viele sogar zur (Ersatz-)Religion.


Historische Helden und Ausserirdische

Der Zeremonienmeister des großsymphonischen Hollywood-Kinos kann allerdings auch gänzlich anders: intimer und nach innen gekehrt, auf den seelischen Kern der Handlung konzentriert. Der vielleicht schlagendste Beweis hierfür ist sein Thema zu Steven Spielbergs großem Beitrag zur Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit: "Schindlers Liste“ aus dem Jahr 1993. Angeblich soll Williams zunächst zögerlich reagiert haben. Mit den Worten: "Steven, für diesen Film benötigst Du einen besseren Komponisten als mich." Und Spielberg soll bloß geantwortet haben: "Ich weiß, aber die sind alle tot."
Mit seiner Musik zu "Schindlers Liste“ erhält John Williams - nach "E.T. - Der Außerirdische“ (1983) - seinen insgesamt fünften Oscar. Und es folgen Jahr für Jahr weitere Nominierungen. Mit insgesamt 50 hält er den Weltrekord unter den lebenden Künstlern - nur Walt Disney brachte es auf noch ein paar mehr. Und als wäre dies noch nicht genug, wurde Williams zusätzlich sechs Mal für den Emmy, 24 Mal für den Golden Globe und 59 Mal für den Grammy nominiert.




Ohne Ende Qualität und Produktivität

"Superman" (1978), "Indiana Jones" (1989), "Kevin allein zu Haus" (1990), "Jurassic Park" (1993), "Der Soldat James Ryan" (1998), "Die Asche meiner Mutter" (1999), "Harry Potter" (2001)... Nicht nur die Qualität der Scores von John Williams, sondern auch seine Produktivität ist schier unfassbar. Denn wenn unser Jubilar auch inzwischen die Stafette in Sachen "Star Wars“ weitergereicht hat an jüngere Kollegen: Ans Aufhören denkt er offenbar noch lange nicht:
"Es gehört zu meinem Charakter oder meiner Persönlichkeit, dass ich niemals absolut zufrieden bin, sondern immer zu zehn Prozent unsicher darüber, ob ich das Richtige gefunden habe oder das Beste. Deshalb habe ich auch immer vier oder fünf Alternativen. Und hoffe, dass die richtige dabei ist."


Quelle: https://www.br-klassik.de/themen/klassi ... g-100.html

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Einen Soundtrack von John Wiliams, der nicht so bekannt ist, den ich aber persönlichg sehr schätze, möchte ich gerne noch hinzufügen:

https://www.youtube.com/watch?v=iABqpY6 ... cHWOVB1dAq
https://youtu.be/B3KqYNddqvQ

Die DRACULA-Verfilmung von John Badham und Frank Langella (Hauptrolle) aus dem Jahr1979, ist gerade durch die musikalische Untermalung ein echter Genuß!
" Denn bei allen Dingen die den Tod betreffen ist SPECTRE strengstens unparteiisch !", Ernst Stavro Blofeld (Max von Sydow) in SAG NIEMALS NIE.

Re: Die besten Filmsoundtracks / Filmkomponisten

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Ich glaube, ich brauch mindestens den Mount Everest für diese Aufgabe... :D
Aber im Ernst, sich auf vier zu beschränken bei der doch vergleichsweise großen Anzahl an Ausnahmekönnern in den letzten sagen wir mal 80 Jahren ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Ich probier es trotzdem mal mit nem analytischen Ansatz:

Der Hauptkopf ist klar, das muss Jerry Goldsmith sein. Zum einen, weil er halt mein absoluter Lieblings-Filmkomponist ist und zum anderen, weil sich sein Werk in allen Jahrzehnten auf höchstem Niveau bewegt hat. Vielleicht war sein letztes Jahrzehnt etwas schwächer und auch stilistisch zuweilen etwas diskutabel, aber tolle Scores findet man auch hier. Für mich also klar die Nr.1.

John Williams muss da auch mit rein. Ich bin nicht der allergrößte Fan von Johnny sagen wir mal ab den 90ern (auch wenn auch hier wiederum immer wieder ganz grossartige Sachen dabei waren), weil er mir zuweilen etwas zu sehr den typischen Williamssound bedient hat - wenn man versteht, was ich meine. Aber allein für sein fantastisches Werk in den 70ern verdient er eine Ausnahmestellung. Und dann kommen - auch im Anschluss - eben zahllose ikonische Scores dazu, das ist einfach Spitzenklasse.

Tja und dann wird es schwierig, weil ich mindestens vier Komponisten für die restlichen zwei Köpfe hätte (mit der Betonung auf mindestens). Als da wären:
Ennio Morricone - auch wenn alle großen Komponisten ihren eigenen Stil hatten, aber Ennio hatte nun wirklich seinen ganz eigenen, unverkennbaren Stil geschaffen und damit die Welt der Filmmusik revolutioniert. Auch wenn er oft in erster Linie für seine Arbeiten mit Leone genannt wird oder zumindest im Italo-Umfeld, so schätze ich ihn auch für die vielen tollen Scores, die er in Hollywood geschaffen hat (exemplarisch sei nur der wundervolle Score zu The Mission genannt).

John Barry - ich mag eigentlich alles von Barry, wohl kaum einer konnte majestätischere Film-Klänge schaffen wie er. Am meisten mag ich aber seine Arbeiten in den 60ern, weil er hier ein sehr breites stilistisches Werk schuf, während er ab den 70ern (und spätestens ab den 80er) desöfteren doch allzu sehr nach typische Barry klang. Das ist sicherlich auch überhaupt nichts schlechtes, aber die hohe Innovativität der 60er hat er im Anschluss dann eben doch nicht mehr ganz erreicht.

Miklos Rosza - Meister der Extreme - keiner klang je größer und gewaltiger und gleichzeit klagender und betrübter als Miklos Rosza. Fraglos der Meister des Noir und Monumentalfilms, dessen mächtige Vertonungen immer dem jeweiligen Film ihren Stempel aufdrückten. Das war oft perfekt passend, in Einzelfällen aber manchmal aber auch fast etwas zu erdrückend.

Bernard Herrmann - König des Thrills und der verstörenden Atmosphäre. Denke ich an Herrmann, denke ich zumeist daran, wie wunderbar unheilschwanger seine Scores sind und in welch beängstigende Wirkung sie erzielten. Aber das greift natürlich viel zu kurz, da er auch grandiose schwungvoll-zupackende Soundtracks geschaffen hat, man denke nur an North by Northwest oder The Man who knew too much. Seine Kollaboration mit Hitch gehört zu den allergrössten Symbiosen in der Filmgeschichte.

>> Schwierig, schwierig. Aber im Zweifel würde ich hier wohl Rosza und Barry die restlichen Köpfe zugestehen, weil mir ihr Stil persönlich dann noch etwas mehr taugt als der der beiden ebenfalls grandiosen genannten Kollegen.

Von daher:

- Jerry Goldsmith
- John Williams
- Miklos Rosza
- John Barry
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die besten Filmsoundtracks / Filmkomponisten

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Mir fehlt hier sicher im Vergleich das breite Filmwissen und vor allem kenne ich praktisch keine (Italo) Western (so dass zB Morricone bei mir rausfällt).

Für mich daher:

1. John Williams: Einfach ein wahnsinniges Werk mit unzähligen Themen für die Ewigkeit
2. Jerry Goldsmith: Wahrscheinlich unübertroffene Bandbreite an Genres; praktisch DER Komponist "meiner" Filmära
3. Hans Zimmer: Es scheint "in" zu sein ihn nicht zu mögen aber er gehört hier auf jeden Fall rein! Jetzt schon ein krass umfangreiches Werk, vor allem aber kann er ganz unterschiedliche Musikstile und hat zuletzt einen ganz neuen, innovativen Score Stil geprägt
4. Bernhard Herman: Hier kann ich ausschließlich die Hitchcock Beiträge bewerten, und da gehört seine Musik einfach unbedingt zur Filmwirkung

Dann würde ich noch jemanden nennen, der noch nicht genannt wurde:
James Horner: Wie Goldsmith praktisch der Mann meiner aktivsten Kinophase. Hat unzählige Blockbuster dieser Ära musikalisch begleitet
"It's been a long time - and finally, here we are"