Re: Zuletzt gesehener Film
9646Meinem Vater ist Waltz vollkommen egal. Aber da war er mal meiner Meinung.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."
Ich mag den Film sehr gern - und nicht nur wegen dem hier spektakulär-sensationellen Waltz. Für das was der Film ist - ein vergleichsweise billiges TV-Filmchen aus der RTL-Schmiede - bietet er erstaunlichen figürlichen Tiefgang. Es gibt sicher dennoch auch die zu erwartenden Heiligenverehrung und Glorifizierung, aber insgesamt wesentlich weniger, als man es angesichts der Enstehungsumstände (Är Teh El halt) befürchten hätte müssen. Ach ja, hatte ich schon erwähnt, dass Waltz hier sagenhaft-extraordinär spielt?Casino Hille hat geschrieben: 6. Oktober 2020 16:48 Für meinen Teil – ich habe den Film einmal gesehen, 2017 glaube ich, und kann mich nur noch daran erinnern, dass Waltz das ziemlich stark spielt und viel mehr aus Roy Black macht, als das Drehbuch hergibt. Denn der Film kennt keinerlei Grautöne, und macht aus Mr. Black streng genommen einen Mr. White, den Waltz dann aber doch so menschlich spielt, dass er beinahe den Anschein macht, dreidimensional zu sein.
Da kann ich dir jetzt leider nicht so drauf antworten, wie ich gerne würde, weil ich ihn wirklich nur einmal gesehen habe und mich eigentlich nur an das starke Schauspiel von Waltz erinnere. Ich weiß nur noch, dass ich vieles etwas simpel und albern fand (der böse böse Plattenproduzent zum Beispiel wirkte platt), und dramaturgisch es für mich auch nichts so dolles war. Vielleicht sehe ich den irgendwann nochmal, dann kann ich mehr ins Detail gehen.AnatolGogol hat geschrieben: 6. Oktober 2020 20:29 Für das was der Film ist - ein vergleichsweise billiges TV-Filmchen aus der RTL-Schmiede - bietet er erstaunlichen figürlichen Tiefgang. Es gibt sicher dennoch auch die zu erwartenden Heiligenverehrung und Glorifizierung, aber insgesamt wesentlich weniger, als man es angesichts der Enstehungsumstände (Är Teh El halt) befürchten hätte müssen.
Ist bei mir auch schon ein Weilchen her, aber der Film zeigt den schwarzen Roy ja durchaus nicht immer nur als das unschuldige Opfer. Da gibt es die Szene, in welcher er das Treffen mit Brian Epstein platzen lässt, was der Film klar so darstellt, dass Roy selbst eben auch Mitschuld an seinem Schicksal und Niedergang hat. Auch sein Zaudern und Festhalten am zwar ungeliebten aber eben auch gewohnten Schlagertrott wird thematisiert (die Szene während der Bäder-Tour, als ihn Guntbert Warns bekniet endlich das musikalisch zu machen, was er eigentlich will). Man hätte die ganze Geschichte auch viel einfacher erzählen können nach dem Motto: guter Roy wird ausgenutzt vom Manager, muss dann Durststrecke durchmachen und hat am Ende doch wieder Erfolg, weil er immer an sich geglaubt hat und sich treu geblieben ist. Das macht der Film aber nicht, sondern stellt klar, dass der gute Gerd kaputt daran gegangen ist, dass er sich immer verstellen hat müssen und Sachen machen "musste", auf die er gar keinen Bock hatte. Das bringt der Film finde ich gut rüber und durch Waltz intensives Spiel wird Roy Black wirklich zur tragischen Figur.Casino Hille hat geschrieben: 7. Oktober 2020 11:06 Da kann ich dir jetzt leider nicht so drauf antworten, wie ich gerne würde, weil ich ihn wirklich nur einmal gesehen habe und mich eigentlich nur an das starke Schauspiel von Waltz erinnere. Ich weiß nur noch, dass ich vieles etwas simpel und albern fand (der böse böse Plattenproduzent zum Beispiel wirkte platt), und dramaturgisch es für mich auch nichts so dolles war. Vielleicht sehe ich den irgendwann nochmal, dann kann ich mehr ins Detail gehen.
Ja, okay, Einspruch stattgegeben. Diese figürliche Tiefe (oder zumindest Mehrschichtigkeit) gesteht der Film aber eigentlich nur Roy Black selbst zu oder? Alle anderen Figuren erfüllen entweder lediglich ihre Funktion für die Geschichte (Mittel zum Zweck) oder sind verhältnismäßig eindimensional. Zumal ich mich frage, ob diese Zwischentöne wirklich das sind, was am Ende des Films eher hängen bleibt – oder ob das nicht doch die vielen Gesangsszenen sind, in denen Waltz die öffentliche Auftritte seiner Figur imitiert.AnatolGogol hat geschrieben: 7. Oktober 2020 11:42 Ist bei mir auch schon ein Weilchen her, aber der Film zeigt den schwarzen Roy ja durchaus nicht immer nur als das unschuldige Opfer. Da gibt es die Szene, in welcher er das Treffen mit Brian Epstein platzen lässt, was der Film klar so darstellt, dass Roy selbst eben auch Mitschuld an seinem Schicksal und Niedergang hat. Auch sein Zaudern und Festhalten am zwar ungeliebten aber eben auch gewohnten Schlagertrott wird thematisiert (die Szene während der Bäder-Tour, als ihn Guntbert Warns bekniet endlich das musikalisch zu machen, was er eigentlich will). Man hätte die ganze Geschichte auch viel einfacher erzählen können nach dem Motto: guter Roy wird ausgenutzt vom Manager, muss dann Durststrecke durchmachen und hat am Ende doch wieder Erfolg, weil er immer an sich geglaubt hat und sich treu geblieben ist.
Letztlich war es eine Mixtur aus seiner Sauferei, der Erfolglosigkeit in den 80ern und seinem Frust, dass er immer noch der verhassten Schlager-Rolle nachkommen musste, um überhaupt noch im Geschäft zu bleiben welche seine Ehe gekillt hat. Müsste im Film aber drin sein wenn mir meine Erinnerung keinen Streich spielt.Mr.Chrismas Jones hat geschrieben: 7. Oktober 2020 12:03 Man hätte aber vielleicht noch genauer erklären können, warum ihn seine Frau verlassen hat, denn das wurde mir nicht wirklich klar.
Das ist weitgehend so. Der Film hat abseits seiner titelgebenden zentralen Figur kein ernsthaftes Interesse an den restlichen Figuren. Wobei ich es immer etwas tragisch empfinde, dass Blacks 2. Manager, der mit ihm jahrelang durch die Lande getingelt ist und zu ihm gehalten hat dann als das Interesse an Roy wieder zunimmt ins 2. Glied zurück soll zu Gunsten seines Vorgängers.Casino Hille hat geschrieben: 7. Oktober 2020 12:08 Ja, okay, Einspruch stattgegeben. Diese figürliche Tiefe (oder zumindest Mehrschichtigkeit) gesteht der Film aber eigentlich nur Roy Black selbst zu oder? Alle anderen Figuren erfüllen entweder lediglich ihre Funktion für die Geschichte (Mittel zum Zweck) oder sind verhältnismäßig eindimensional.
Das hängt wohl nicht zuletzt auch von der Erwartungshaltung ab. Keine Frage, RTL hat den Film auch deshalb produziert, um den ganzen Schlager- und Wörthersee-Junkies ein bisschen filmisches Methadon zu verabreichen. Als der Film damals rauskam hab ich ihn genau deswegen auch überhaupt nicht ernst genommen, da ich davon ausging dass der Film sonst auch nichts anderes liefert als nachgespielte Nostalgie. Hab dann zufällig als er ein bisschen später in 3sat im Rahmen eines TV-Film-Wettbewerbs lief zufällig reingezappt und bin hängen geblieben. Da war die Überraschung, dass der Film dann doch wesentlich mehr zu bieten hatte, umso größer. Sicher kein Meilenstein, aber ganz ehrlich: mit dem so gehypten Bohemian Rhapsody kann er es allemal aufnehmen!Casino Hille hat geschrieben: 7. Oktober 2020 12:08 Zumal ich mich frage, ob diese Zwischentöne wirklich das sind, was am Ende des Films eher hängen bleibt – oder ob das nicht doch die vielen Gesangsszenen sind, in denen Waltz die öffentliche Auftritte seiner Figur imitiert.
Nee, das war nicht wirklich drin. Das Einzige war, dass seine Frau in einer Szene so ihm meinte: "Du bist lächerlich." Ansonsten wurde darauf aber nicht so recht eingegangen.AnatolGogol hat geschrieben: 7. Oktober 2020 12:42Letztlich war es eine Mixtur aus seiner Sauferei, der Erfolglosigkeit in den 80ern und seinem Frust, dass er immer noch der verhassten Schlager-Rolle nachkommen musste, um überhaupt noch im Geschäft zu bleiben welche seine Ehe gekillt hat. Müsste im Film aber drin sein wenn mir meine Erinnerung keinen Streich spielt.Mr.Chrismas Jones hat geschrieben: 7. Oktober 2020 12:03 Man hätte aber vielleicht noch genauer erklären können, warum ihn seine Frau verlassen hat, denn das wurde mir nicht wirklich klar.
Zurück zu „Cinema- Das Filmforum“