HCN007 hat geschrieben: 3. April 2019 22:14
Im Beispiel von "Dumbo" geht es im Grunde, wie auch bei "Jungle Book" ; "Die Schöne und das Biest" und kommend "Aladin" und "Der König der Löwen" darum, zu zeigen, was aktuell mit den modernen Animationstechniken möglich ist.
Sehe ich ganz anders. Es geht um Geld, und darum, möglichst einfach Geld zu machen, ohne große eigene Kreativleistung. Etwas zu verfilmen, dass schon da ist und schon erfolgreich war, hat gleich zwei positive Seiten fürs Studio. Es ist einerseits eben leichter, den Film zu machen, da man eine sehr klare Vorgabe möglichst originalgetreu nachahmt - und es ist ein sicherer kommerzieller Hit, weil das Publikum eben momentan so drauf ist, sich diese Filme anzusehen und es auch noch besonders gut zu finden, wenn diese möglichst wenig von ihren Originalen abweichen (was für mich eher ein Armutszeugnis darstellt). Dumbo passt deshalb in diese Linie auch überhaupt nicht rein. Er distanziert sich nach 40 Minuten stark vom Trickfilm und geht eigene Wege, er ist das Herzensprojekt seines Regisseurs (Burton will das Ding seit zwei Jahrzehnten umsetzen, nannte Dumbo schon in den 1990ern als den wichtigsten, inspirierendsten Film seiner Kindheit) und er ist überhaupt kein sicherer Erfolg gewesen, da der Trickfilm viel zu alt ist und nicht den unglaublichen Klassiker-Status hat, um Nostalgie zu wecken. Die, die bei Dumbo wirklich nostalgisch werden dürften, sind entweder tot oder zu alt, um für die Studiobosse noch eine Rolle zu spielen. Burtons Dumbo war ein Flop mit Ansage - umso schöner, dass er zumindest qualitativ ein Hit geworden ist und diesen ganzen anderen Live Action Remakes zeigt, dass ein guter, eigenständiger Film einer guten Kopie immer vorzuziehen ist. Zumindest ist das mein Standpunkt.
Und die Uncanny Valley Vokabel greift hier mal so gar nicht. Ja, Dumbo sieht künstlich aus, aber der ganze Film ist eine Burtoneske für ihn typische Kuriositätenshow, sodass Dumbo sich sogar sehr organisch in diese schräge, etwas entrückte Welt einfügt. Das ist wieder so etwas, über das Leute sich grundsätzlich aufregen und es irgendwann dann kritisieren, weil sie darauf getrimmt sind, sich an so etwas zu stören, anstatt es im Gesamtbild der künstlerischen Vision des Regisseurs zu betrachten.