Re: Zuletzt gesehener Film

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Wir / Us

Wohl der überbewerteste Film des Jahres 2019!
Am gelungensten war noch die PTS. Ich dachte mir, wenn es schon so verdammt gut losgeht, dann wird der Film ein Spass.
Auch dann, als es sich abzeichnete, dass es ein Home Invasion Horror würde, war ich noch guter Dinge. Ich dachte mir es wird so etwas wie "Panic Room" oder "Vögel"
Doch allzu schnell verlor der Film sich in Berechenbarkeit und Ideenlosigkeit. Die Attacken dieser zombiehaften Monster im roten Overall dienten eigentlich nur noch dazu, die Sendezeit vollzumachen. Die Auflösung dieser rätselhaften Attacken am Ende ist nur noch als albern zu bezeichnen.
Lobenswert sind die Darstellungen von Lupita Nyongo und Winston Duke, als afroamerikanisches Ehepaar von Emporkömmlingen, v.a. Winston Duke spielt den etwas tumben und bisschen aufgedrehten Neureichen sehr gut. Entfernt erinnert er an Trump.
6/10 Punkte
Zuletzt geändert von NickRivers am 1. April 2019 18:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9228
vodkamartini hat geschrieben: 28. März 2019 08:24 Hierzualnde habe ich schon recht viele nicht unbedingt begeisterte Kritiken zu lesen.
Das ist ja keine Kunst. Genau wie Get Out ist auch Us ein Film, der sehr stark auf den amerikanischen Markt zugeschnitten ist und (wie der Titel schon hübsch verrät) etwas über die amerikanische Gesellschaft und ihre tiefe Spaltung erzählen will. Dass das in Europa nur noch so halb funktioniert, wundert mich wenig.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9231
vodkamartini hat geschrieben: 28. März 2019 14:58 Das erklärt bestenfalls das geringere Zuschauerinteresse, nicht aber die schlechteren Kritiken.
Doch, in Teilen schon. Das ist ein Film, der haargenau den Zeitgeist in den USA 2019 einfängt und trifft - wer ihn gesehen hat, wird wissen, was ich meine. Und das liest sich auch aus vielen US-Kritiken raus. Damit kann ein deutscher Filmkritiker nicht unbedingt etwas anfangen und das muss er auch nicht. Was nicht heißen soll, dass ihn Europäer nicht verstehen oder gar lieben können. Oder das Amis ihn nicht auch total doof finden könnten. Persönlich finde ich den ganz stark, was Peele da inszenatorisch nach "Get Out" ein zweites Mal abliefert, kann sich schon sehen lassen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9232
iHaveCNit: Ein Gauner & Gentleman (2019)
28.03.2019


Der nächste Film in meinem Filmjahr 2019 ist die womögliche Abschiedsvorstellung des 82-jährigen Robert Redford, der knapp 60 Jahre Erfahrung als Filmschaffender und Schauspieler hinter sich hat und als Legende hier einen sehr würdigen Abtritt von der Filmbühne spendiert bekommt. In David Lowerys Gauner- und Charakterstück ist neben Redford auch unter anderem Sissy Spacek und Casey Affleck zu sehen.

Das Leben des charmanten Gentlemans Forrest Tucker besteht im Großen und Ganzen daraus, auf sehr charmante Weise Banken auszurauben und aus Gefängnissen auszubrechen. 1981 ist er gerade mit seinen Kumpanen dabei, eine Bank nach der Anderen zu erleichtern. Bei der Flucht vor den Ermittlungsbehörden lernt er die Pferdeliebhaberin Jewel kennen und lieben, während der Cop John Hunt ein Muster erkennt und dem charmanten Gauner Stück für Stück näher kommt.

„The Old Man And The Gun“ ist ein wahrlich schöner Film, der eine unglaublich tolle Mischung aus Heist-Movie, Biopic und Charakterstück ist. Basierend auf dem Leben des Gauners Forrest Tucker steht vor allem die Periode im Jahr 1981 exemplarisch für das Lebenswerk des Gauners. Dabei verfolgen wir ihn nicht nur bei seinen sehr ambivalenten Raubzügen mit seinen Kumpanen, die hier von Tom Waits und Danny Glover verkörpert werden, wir sehen ihn hier auch abseits dieser Raubzüge dabei, sich privat mit der Beziehung zu Jewel, die toll von Sissy Spacek gespielt wird, einen Hafen zu erschaffen, um endlich auch mal anzukommen und über das eigene Vermächtnis nachzudenken. Aber um das Leben von Tucker nicht vollkommen zu romantisieren bekommen wir einen tollen Plot um den Polizisten John Hunt noch parallel geliefert indem Casey Affleck sehr gut den Polizisten verkörpert, der im Grund ein ähnliches Verhältnis zur Jagd auf Gauner pflegt wie es Tucker mit seinen Raubzügen und Gefängnisausbrüchen hält. Ganz toll finde ich auch die Inszenierung von David Lowery, der mit einer Bildkörnung und Farbgebung ein sehr authentisches Bild liefert, das wirklich so auch aus den 80ern hätte kommen können. Und für Robert Redford könnte dieses klassische Biopic und Gaunerstück kein tollerer Abschied sein.

„Ein Gauner & Gentleman“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9233
AnatolGogol hat geschrieben: 27. März 2019 11:43 Ich kann bei Samurai nicht besonders viel tiefründigeres hinsichtlich der eigenen Vergangenheit erkennen.
Tiefgründig ist er vielleicht auch nicht, ich habe das ausschließlich auf den Vergleich zu Wolves bezogen. Man kann Zwick natürlich vorwerfen, dass er jetzt nach Hollywoods Bemühen, die amerikanischen Ureinwohner zu edlen Wilden zu verklären, gleich damit weitermacht, dieselbe Bildsprache für die ostasiatischen Ureinwohner zu bemühen. Aber dafür sehe ich dann doch genügend Aspekte des Films, die mir sehr sehr gut gefallen haben. Die Globalisierungskritik ist für einen Film dieser Art schon gut umgesetzt, und gerade die Spannungsweite zwischen den zwei unterschiedlichen Parteien, dem Kriegerheroismus der Samurai und den auf Modernisierung aufbauenden Gegenkräften des Landes, das funktioniert imo und ist besser geschrieben als man hätte erwarten dürfen, erst recht für ein US-Epos. Und gerade Ken Watanabe und Hiroyuki Sanada sind sensationell in dem Film, für die beiden allein lohnt sich die Sichtung. Vodkas Vorwurf, Japan werde auf Samurai-Klischees reduziert, kann ich überhaupt nicht teilen, das ist kaum nachvollziehbar in meinen Augen. Japan war zu dieser Zeit nun einmal eine stark ästhetische Kultur, ähnlich den alten Griechen oder noch mehr den Indern. Die Kernessenz dieser Weltanschauung war eine tiefe Spiritualität zu Kultur und Natur, die auch ganz ohne Romantisierung erhabene Aspekte an sich hat (und nein, die Welt ist nicht nur Schwarz und oder Weiß). Das muss man nicht leugnen. Ja, der Film wird am Ende zu pathetisch und simplifizierend, wenn Cruise sich als ehrenwerter, rechtschaffener Super-Samurai behaupten darf und Hans Zimmer dazu aus allen Rohren drönt, aber um ehrlich zu sein sehe ich auch darin kaum einen Unterschied zum Costner-Film, der seinen epischen Atem letztlich auch nur für ein dann doch relativ simples Heldenmärchen gebraucht.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9234
Casino Hille hat geschrieben: 29. März 2019 13:07 Tiefgründig ist er vielleicht auch nicht, ich habe das ausschließlich auf den Vergleich zu Wolves bezogen. Man kann Zwick natürlich vorwerfen, dass er jetzt nach Hollywoods Bemühen, die amerikanischen Ureinwohner zu edlen Wilden zu verklären, gleich damit weitermacht, dieselbe Bildsprache für die ostasiatischen Ureinwohner zu bemühen.
Aber genau das macht wolves doch eben nicht. Der Ansatz mit den edlen Wilden kennt man im Western ja spätestens seit den 60er und genau hier macht wolves es ja dann doch etwas anders. Die Indianer werden auffallend häufig in Alltagssituationen gezeigt, wodurch die Parallelen zwischen den Kulturen unterstrichen werden. Wenn beispielsweise für den stampelnden Vogel durchgängig das Verhalten seiner Frau Rätsel aufgibt reduziert der Film ihn so eben nicht auf den edlen Wilden, sondern zeigt ihn als das was er ist: einen Menschen. Unter anderem deswegen kann ich deinen Vowurf des simplen Heldenmärchens hier nicht nachvollziehen, zumal Dunbar in meinen Augen nicht als Held in Szene gesetzt wird. Als Identifikationsfigur fraglos, aber auch hier zielt der Film sehr deutlich darauf ab über die weisse Identifikationsfigur den Blick auf die fremde Kultur (und hier insbesondere auf die Gemeinsamkeiten) zu ermöglichen.
Casino Hille hat geschrieben: 29. März 2019 13:07Und gerade Ken Watanabe und Hiroyuki Sanada sind sensationell in dem Film, für die beiden allein lohnt sich die Sichtung.
Fürs Protokoll: Studi und Grant sind mindestens fabelhaft, Graham Greene ist sensationell und Costner schultert den Film im Stile einer klassischen Leinwand-Ikone. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

9235
Wir

Es gibt Filme, die nur unterhalten wollen, ohne jede zweite Ebene und Tiefe. Es gibt Filme die so fixiert auf ihre Aussage sind, dass sie ihren Unterhaltungswert vergessen. Und es gibt Filme die beides miteinander verbinden. Der zweite Film des US-Amerikaners Jordan Peele ist vordergründig ein Horrorfilm, hintergründig eine Gesellschaftskritik und als Gesamtprodukt natürlich beides.
„Wir“ sticht aus der Masse der immer gleichförmigen Horrorfilme der letzten Jahre angenehm heraus, weiß zu überraschen, kommt fast komplett ohne Jumpscares aus und kreiert Bilder die sich ins Gedächtnis brennen. Der Trailer lieferte einen hervorragenden Vorgeschmack auf das was der Film bietet, ohne dabei aber zu viel zu verraten; „Wir“ entwickelt sich schließlich in eine völlig andere Richtung als es zu erwarten war.
Neben den gruseligen und horrorlastigen Elementen merkt man Peele aber auch durchgehend seine komödiantischen Wurzeln an, immer wieder werden hier Gags eingestreut, die meistens zünden und einen auch nicht aus der Atmosphäre herausreißen.
Der Film erweist sich als Innovativ, in vielen Punkten neu und überraschend, gleichzeitig aber auch als verwirrend und teilweise zu offen gelassen. Und am Ende gibt es einen Twist zu viel, der die Logik, falls sie je vorhanden war, komplett begräbt.
Dieser Film ist definitiv nichts für jedermann, viele wird er entweder verstören oder komplett verwirren, und all jene, die es überhaupt nicht mögen am Ende ohne Erklärung allein gelassen zu werden sollten ohnehin die Finger von diesem Film lassen.
Wer aber Lust auf einen auf alle Fälle interessanten Film hat, eine düstere Atmosphäre und ein gewisses Maß an Gewalt ertragen kann, der kann hier ruhig mal einen Blick riskieren. Neben einem einzigartigen Kinoerlebnis wird man auch mit einer famos aufspielenden Lupita Nyongo belohnt, die man für die kommenden Jahre definitiv im Blick behalten sollte.

8/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

9236
Spoiler
v.a. dass sich im Finale herausstellt, dass die Gute die eigentlich Böse ist, ist sinnentleerter Nonsense pur!
Hirnamputierte Humunkuli attackieren ihre Klone aus der Gutmenschenwelt, um dann eine Menschenkette wie damals die "Grünen" gegen den NATO-Doppelbeschluss zu machen, ist das einzig relevante, was dann von der Handlung bleibt. Ist an Albernheit nicht mehr zu überbieten
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Re: Zuletzt gesehener Film

9237
dernamenlose hat geschrieben: 29. März 2019 21:44 Dieser Film ist definitiv nichts für jedermann, viele wird er entweder verstören oder komplett verwirren, und all jene, die es überhaupt nicht mögen am Ende ohne Erklärung allein gelassen zu werden sollten ohnehin die Finger von diesem Film lassen.
Das ist ja witzig, denn der häufigste Kritikpunkt am Film, der mir bislang begegnet ist ist der, dass Us in den letzten 20 Minuten in einem viel zu langen, in jeder Hinsicht unnötigen Monolog seinen ganzen Plot erklärt und seine Geheimnisse/Mysterien aufgibt. Ich selbst teile das so aber bestenfalls bedingt.
dernamenlose hat geschrieben: 29. März 2019 21:44 mit einer famos aufspielenden Lupita Nyongo belohnt, die man für die kommenden Jahre definitiv im Blick behalten sollte
Da die seit Februar 2014 Oscarpreisträgerin ist, und in großen Blockbustern wie Star Wars und Black Panther dabei war, haben die glaube ich alle längst im Blick. :wink: Die ist jetzt nicht wirklich eine Entdeckung. Das erfüllt in Us eher Winston Duke, der zwar ebenfalls in Black Panther und in Infinity War dabei war, aber in einer eher weniger einprägsamen Rolle und vielen Zuschauern sicher zum ersten Mal bewusst hier begegnet. Eingeweihte wissen aber natürlich schon länger, dass er was kann - streng genommen seit er in "Person of Interest" in der vierten Staffel eine bärenstarke Performance als Antagonist Mini hingelegt hat. :)
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Re: Zuletzt gesehener Film

9238
hm? Aber seit Jahrzehnten zerbrechen sich kluge Köpfe, was "Rosebud", dieser Schlitten, für Citizen Kane für eine Bedeutung hatte.
Es fängt mit Gedanken über Romeo unnd Julia an ("OH Romeo! Was ist's was wir schon Rose nennen, verbreitete es doch unter anderem Namen denselben Duft!") und endet in Ecos "Der Name der Rose".
Vielleicht wollte Orson Welles uns nur foppen? Wenn ja, dann ist es ihm gut gelungen.
In "Wir" aka "US" fehelen solche Geheiminss und Mysterien komplett. DAs, was als so etwas verkauft wird, sind nur Albernheiten.

PS: von Benny Hill gibt es eine verdammt gute Verarsche von Filmmysterien.
Ein Interviewer fragt einen Avantgardefilmer über sein letztes Werk.
Die erst Frage beläuft sich auf die Hauptdarstellerin, die lispelt. Der Interviewer meint, das symbolisiere unser Streben nach Vollkommenheit, das an den rellen Gegebenheiten gebricht.
Der Regisseur entgegnet, das war die damalige Freundin des Produzenten. Ohne die als Star hätte er ihnen kein Geld gegeben!
In der Mitte des Films schlägt er von einem Farb- in einen schwarzweiss Film um. Der Inrerviewer meint, das zeige den Zusammenbruch ihrer Traumwel, der sie jetzt hart am Boden der grauen Realität aufschlagen läßt..
Der Regisseur hingegen kontert, ihnen ging das Geld aus und daher konnten sie sich nur noch schwarzweiss Filme leisten
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Re: Zuletzt gesehener Film

9239
NickRivers hat geschrieben: 1. April 2019 17:57 hm? Aber seit Jahrzehnten zerbrechen sich kluge Köpfe, was "Rosebud", dieser Schlitten, für Citizen Kane für eine Bedeutung hatte.
Es fängt mit Gedanken über Romeo unnd Julia an ("OH Romeo! Was ist's was wir schon Rose nennen, verbreitete es doch unter anderem Namen denselben Duft!") und endet in Ecos "Der Name der Rose".
Vielleicht wollte Orson Welles uns nur foppen? Wenn ja, dann ist es ihm gut gelungen.
Nick der Nichtversteher.
Das ist nun wirklich nicht schwer zu erraten was der Schlitten, und damit auch Rosebud, für eine Bedeutung hat.

Rosebud, Romeo, Rose (der Name), konfuser gehts kaum ...

Re: Zuletzt gesehener Film

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NickRivers hat geschrieben: 1. April 2019 17:57Aber seit Jahrzehnten zerbrechen sich kluge Köpfe, was "Rosebud", dieser Schlitten, für Citizen Kane für eine Bedeutung hatte
Keiner tut das, denn das ist so klar wie nur irgendwas Klar sein kann. Citizen Kane ist sicherlich einer der am häufigsten diskutierten und rezipierten Filme überhaupt, und das auch nicht zu Unrecht, aber das Ende ist sehr eindeutig, und auch sehr berührend. Auf jeden Fall verdient Rosebud seinen Status in der Filmgeschichte, und die kraftvolle Art des Films lässt sich auch nach fast 80 Jahren noch wunderbar würdigen, ohne ihn historisch perfekt einordnen zu können.
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