Ach was. Ich bin nun weiß Gott kein Oscar-Fan und gebe so gut wie gar nichts auf diesen Preis, aber das ist dann auch wieder zu viel des Guten. Der Oscar ist in erster Linie ein Branchenpreis von Branchenleuten für Branchenleute und hat als solcher natürlich auch die "Aufgabe" (bzw. ergibt sich dieser Umstand schlicht aus seinem Ursprung), den US-Film in einer gewissen Breite abzudecken (ob er das jetzt immer adäquat getan hat ist ein anderes Thema). Und dazu gehören dann eben u.a. anspruchsvollere Produktionen wie Roma, Green Book oder The Favourite wie auch größere Mainstream-Erfolge à la Black Panther, Bohemian Rhapsody oder A Star is Born. Das ist für mich völlig in Ordnung und warum jetzt die sieben Nominierungen für Black Panther Gelächter auslösen sollen, wenn man da in den letzten Jahren in der Best Picture Kategorie u.a. Mad Max Fury Road, The Martian, Life of Pi, Gravity, Herr der Ringe 1, Herr der Ringe 3 (der hat sogar gewonnen) oder Avatar hingenommen hat, erschließt sich mir nicht. Die Superheldenwelle wird immer größer, die Erfolge dieser Filme toppen jedes Jahr neue Einspielrekorde und die ursprünglich als Nerdnische entstandene Comickultur ist das Mainstream-Phänomen im US-Kino der letzten 20 Jahre schlechthin geworden. Verwundert es da wirklich so sehr, dass ein Branchenpreis wie der Oscar irgendwann diese Stimmung anerkennt und dementsprechend diese Filme auch in den oberen Kategorien mitspielen? Letztes Jahr erst gab es für "Logan" eine Nominierung in der Drehbuch-Kategorie und die Aufstockung der Nominierungen in der Best Picture Kategorie selbst sind letztlich auf die Nichtberücksichtigung von The Dark Knight im Jahr 2009 zurückzuführen (die damals sogar Hugh Jackman mit ironischem Ton kritisch in seiner Anmoderation erwähnt hat). Natürlich ist es bei dem enorm positiven Echo, welches der Panther aus den Staaten bekommen hat mittlerweile im Netz auch cool geworden, Black Panther nicht zu mögen oder ihn als overrated zu bezeichnen und ganz besonders cool ist man, wenn man dahinter gleich noch eine politische Agenda vermutet, aber letztlich ist diese Nominierung genau ein Ausdruck dessen, was sie ist: Eine Würdigung für die popkulturelle Signifikanz des Superheldenkinos in den letzten Jahren, die im Falle von Black Panther (und das meine ich wertfrei und unpolitisch) auch der Repräsentation dunkelhäutiger Figuren im US-Mainstream-Kino einen gewaltigen Dienst erwiesen hat. Der erste Mega-Big-Budget-Film mit einem fast ausschließlich schwarzem Cast, der zudem im Production Design, im Soundtrack, im Kostümdesign etc. sehr liebevoll Ströme des Afrofuturismus verarbeitet und ganz besonders auf das dunkelhäutige Publikum zugeschnitten ist. Muss den Film jeder mögen? Nein. Ist er oberflächlich betrachtet qualitativ vermutlich für die meisten Kinogänger kaum von den anderen Marvel-Filmen zu unterscheiden? Sicherlich. Hat die Wertschätzung dieses Films etwas damit zu tun oder muss etwas damit zu tun haben? Nein. Der Oscar ist ein Kulturpreis und als solcher ist die Nominierung von Black Panther in diesem Jahr in der Hauptkategorie kein Augenroller, sondern eine Unabwendbarkeit. Und deswegen ist auch Black Panther nominiert worden und nicht Dr. Strange oder Infinity War oder Ant-Man oder Aquaman. Das muss einem nicht gefallen, aber so waren die Oscars schon immer - und das ist für sich genommen auch nicht verkehrt.GoldenProjectile hat geschrieben: 22. Januar 2019 17:43Hahahavodkamartini hat geschrieben: 22. Januar 2019 16:11 Oscar Nominations 2019:
Best Picture
Black PantherNur gut, dass ich seit letztem Jahr aufgehört habe, mich für die Oscars zu interessieren bzw. ihnen überhaupt noch grosse Bedeutung zuzumessen. Das ist schlicht nur Late-Night-Komödie mit viel (Selbst)Beweihräucherung und Gutmenschentum.
Und ich versichere dir: Natürlich wird Black Panther den Oscar in der Hauptkategorie nicht gewinnen. Die Nominierungen (passend zum 10 jährigen MCU-Jubiläum) sind Auszeichnung genug, um als Anerkennung dafür zu fungieren, was der Film für sein angepeiltes Zielpublikum geleistet hat.