Welcher ist euer Lieblingsfilm von M. Night Shyamalan?

Praying with Anger (1992) (Keine Stimmen)
Wide Awake (1998) (Keine Stimmen)
The Sixth Sense (1999)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (50%)
Unbreakable - Unzerbrechlich (2000)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (20%)
Signs - Zeichen (2002) (Keine Stimmen)
The Village - Das Dorf (2004)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (20%)
Das Mädchen aus dem Wasser (2006) (Keine Stimmen)
The Happening (2008) (Keine Stimmen)
Die Legende von Aang (2010)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (10%)
After Earth (2013) (Keine Stimmen)
The Visit (2015) (Keine Stimmen)
Split (2016) (Keine Stimmen)
Glass (2019) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10

Die Filmografie des M. Night Shyamalan

1
M. Night Shyamalan dürfte Filmfans weltweit spätestens seit 1999 ein Begriff sein, als er für sein vielbeachtetes Drama "The Sixth Sense" u.a. Oscarnominierungen für den besten Film und die beste Regie einheimste und von Kritikern schnell auf ein Podest mit Alfred Hitchcock und Steven Spielberg gehoben wurde. Seitdem hat sich das Bild der öffentlichen Wahrnehmung von Shyamalan mehrfach gewandelt. Nur wenige Jahre später schienen die Vorschusslorbeeren in das krasse Gegenteil umzuschlagen. Jene Journalisten, die ihn für seine ersten Hollywoodfilme (neben "The Sixth Sense" auch "Unbreakable") zum Regie-Wunderkind erklärten, zerrissen seine neueren Werke mit derselben Leidenschaft - darunter auch Pullitzer-Preisträger Roger Ebert, der mehrere Filme von Shyamalan als Qual bezeichnete. Auch die großen Zuschauer-Zusprüche blieben aus, auch wenn Shyamalan dank seiner Vorliebe für gewagte Twist-Enden, die den vorherigen Plot in einem neuen Licht erscheinen lassen, unter Fans von Mindfuck-Filmen zu einem Synonym für überraschende, verwirrende Endszenen geworden ist. Nach zwei Blockbusterausflügen gelang Shyamalan 2015 und 2016 dann sein unerwartetes Comeback, nach dem er zuvor nur durch seine Beteiligung an der TV-Serie "Wayward Pines" aufgefallen war: Mit seinen deutlich kleineren Horror-Filmen "The Visit" und "Split" erschien er plötzlich in alter Stärke zurück auf der Bildfläche und konnte sich bei Publikum und Presse neu etablieren, nutzte die Erwartungen seiner Zuschauerschaft für Endtwists sogar für einen Seitenhieb auf die modernen Züge des US-Kinos, verschiedene Einzelfilme in großen Filmuniversen (z.B. das "Marvel Cinematic Universe" oder das "DC Expended Universe") zusammenzufassen. In "Split" überraschte der Regisseur seine Zuschauer ganz am Schluss mit einem Gastauftritt von Bruce Willis in seiner Rolle als David Dunn aus "Unbreakable" und entpuppte "Split" somit als Origingeschichte eines Schurken, die drei Jahre später im Januar 2019 in Shyamalans Film "Glass" mit den Charakteren aus "Unbreakable" kollidieren sollte.

Shyamalans Filmografie als Regisseur:

1992: Praying with Anger
1998: Wide Awake
1999: The Sixth Sense
2000: Unbreakable – Unzerbrechlich
2002: Signs – Zeichen
2004: The Village – Das Dorf
2006: Das Mädchen aus dem Wasser
2008: The Happening
2010: Die Legende von Aang
2013: After Earth
2015: The Visit
2016: Split
2019: Glass
2021: Old
2022: Knock at the Cabin

Wie steht ihr zu M. Night Shyamalan? Genie, Eintagsfliege oder doch irgendwas dazwischen?
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Re: Zuletzt gesehener Film

2
Glass - Review

Ich mochte Unbreakable wahnsinng gerne, vielleicht damals sogar noch mehr als den besser bewerteten Überaschungserfolg Sixth Sense. Wurde damals zum großen Fan von M. Night, da mir dann auch sein Signs richtig gut gefallen hatte. Ich bekenne sogar, dass mir sein The Happening irgendwie immer schaurige Freude bereitet.

Ein wenig schien seine Karriere ja schon vorüber, bis dann Split kam. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich den Film damals beurteilt hatte, aber aus der Erinnerung kann ich noch sagen, dass die Atmospähre toll war, aber der Film hinten heraus nachließ. Der Clue am Ende war natürlich dann überraschend.

Glass schließt nun die vielleicht ungewöhnlichste Trilogie der Kinogeschichte ab und greift dabei überraschend viele Elemente der vorherigen Filme auf, verknüpft sie teilweise, so dass tatsächlich so etwas wie eine Comic-Trilogie entsteht. Atmosphärisch ist Glass näher an Split als an Unbreakable, was besonders der sehr außergewöhnliche "Score" unterstützt.

Im Zentrum des Films steht deutlich James McAvoy und die von ihm gespielten rund 20 Persönlichkeiten.
Bruce Willis wirkt trotz grauem Dreitagebart und Haarstoppeln irgendwie viel fitter als zuletzt mit komplett polierter Platte, hat aber im Film fast keine Dialoge. Er wirkt mehr wie ein stiller, oft ungläubig dreinschauender gesunder Mensch inmitten eines absurden Szenarios.
Noch extremer ist Samuel L. Jackson als titelgebender Mr. Glass. Rund die Hälfte des Films ist er völlig sprach- und regungslos bevor er dann überraschend eingreift und zum Dreh- und Angelpunkt wird.

Sehr überrascht war ich, dass man es nach den vielen Jahren geschafft hat, auch die wichtigen Nebendarsteller aus Unbreakable (aber auch Split) zurückzuholen was den Sequel Charakter deutlich stärkt.

Doch am Ende geht es um Drehbuch, Drehbuch und das Drehbuch - und leider offenbart M. Night hier einige Schwächen. So richtig scheint er nicht zu wissen, was er eigentlich erzählen will. Zu oft wirkt einiges einfach zu fantastisch oder einfach platt, um in der an sich sehr realen Welt zu funktionieren. Was bei Marvel so gut funktioniert, weil man sich Stück für Stück von einer nahezu völlig realen Welt (Iron Man 1) hinzu einem Space Märchen entwickelt hat (Guardians), will hier nicht ganz gelingen.
Gerade Unbreakable (und mit Abstrichen auch Split) hatten ja noch in dieser Hinsicht überzeugt, da sie das Übernatürliche einfach ans Ende stellen, und den Zuschauer damit alleine lassen (bevor man peinliche Details erklären müsste)
In Glass jedoch ist das Übernatürliche von Anfang an gegeben. Es wird zwar thematisch den ganzen Film über in Frage gestellt, was aber auf Dauer albern ist, da man als Zuschauer ja den nötigen Wissensvorsprung hat.

Schlimmer noch, dass der Film den eingeschlagenen Weg nie konsequent nimmt. Man wartet die ganze Zeit auf den großen Showdown, der jedoch nicht geboten wird. So wirken das Aufeinandertreffen der Superhelden oft wie mit angezogener Handbremse. Fast so, als solle man als Zuschauer doch zweifeln, ob sich die Charaktere diese Superkräfte einfach einbilden.

Doch es wäre nicht Shyamalan, wenn er nicht am Ende noch einen drauflegen würde und ein letztes Ass im Ärmel hat - so beginnt der Film noch ein mal für 10min nachdem er eigentlich zu Ende ist.
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Re: Zuletzt gesehener Film

3
Aaarrgh, also Lust hätte ich schon. Ich habe mich nie gross für Schimmelhahn interessiert, obwohl er sich gerade wegen seiner starken qualitativen Schwankungen (die zumindest viele so zu sehen scheinen) mal für einen Mini-Marathon anbieten würde. Unbreakable und Sixth Sense habe ich vor Jahren mal gesehen, müssten aufgefrischt werden, und Split habe ich im Kino geschaut, wenn auch leider nicht ganz bis zum Ende. Hat mir aber bis dahin gut gefallen. :)

Aber jetzt habe ich nächste Woche so gar keine Zeit und Ende Januar sind schon ein paar Kinofilme eingeplant, und ich müsste sowohl Split als auch Unbreakable zunächst auffrischen, also wird das wohl leider nichts. Aber ich hätte wiederum Lust...
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Re: Zuletzt gesehener Film

4
Find es sehr schade, wie seit einigen Jahren über den Regisseur gedacht und geurteilt wird. Für mich einer der wenigen Regisseure heute die ich in einer Tradition mit Hitchcock sehen würde.

Es gibt so viele Regisseure die in den letzten 20 Jahren gefeiert wurden, die dann nur 2 gute Filme gemacht haben, oder in Summe es nicht mal auf 10 Filme bringen, oder aber die nur mit dem was ich für filmische Gimmicks halte für Aufsehen sorgen.

Shyamalan hingegen übereugt mit einer Reihe von echt guten Filmen, und hat zudem noch eine erkennbare Handschrift, die aber kein Gimmick ist. Den meisten seiner Filme kann ich eine einzigartige Atmosphäre bescheinigen in Kombination mit teils mutigen Twists und einer raffinierten Inszenierung.

Jetzt habe ich soeben selbst wieder gemerkt, dass ich einen seiner von mir geliebten Filme sogar noch vergessen haben.

Also: Sixth Sense, Unbreakable, Signs, The Village, Split sind allesamt für mich richtig tolle Filme. Glass und The Happening haben zumindest auf trashige Art etwas Besonderes. Seine anderen Filme haben mich nie interessiert aber vielleicht sollte ich mal After Earth versuchen
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Re: Zuletzt gesehener Film

6
Shyamalan ist schon zumindest ein interessanter Typ ist und seine Filme polarisieren, sogar im Hause Hille. So finde ich beispielsweise The Sixth Sense eher lahm und dröge, Unbreakable halte ich für einen Geniestreich (ein beinharter 10er, würde ich behaupten), Split mochte ich auf eine leicht trashige Art und Weise, war aber unterm Strich enttäuscht und habe mich bei Glass zwei Stunden einfach nur gelangweilt und geärgert. Finde deinen Text recht treffend, auch wenn ich vieles deutlich kritischer sehe, vor allem das Drehbuch ist geradezu konfus, da sich eigentlich der ganze Plot um die Frage dreht, ob Bruce Willis und James McAvoy wirklich Superkräfte haben - eine Frage, die sich für den Zuschauer nach Unbreakable und Split gar nicht mehr stellen dürfte. Das blasse, eindeutig aus mangelndem Budget resultierende "Finale" war mir dann auch ein riesiger Dorn im Auge - und unterm Strich auch reichlich selbstgefällig aufgezogen. Sehr schade, da ich die grundsätzliche Konstellation der Trilogie bemerkenswert finde, aber auch der Ansicht bin, dass Unbreakable besonders daher so gut war, weil er eigentlich nur der erste Akt eines klassisches Dreiakters war. Mit Split und Glass wurden diese jetzt nachgeschoben, was Unbreakable wieder etwas an Wirkung nimmt. Schwer zu erklären.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7
Also für mich ist und bleibt vor allen Dingen The Sixth Sense ein absoluter Geniestreich, wenn es um Publikums-Manipulation geht. Insofern sehe ich ebenfalls diese Parallele zu Hitchcock. Die schauspielerischen Leistungen von Willis, Osment, Colette und Williams sind absolut grandios, sowie Setting, Ausstattung und Kameraarbeit. Für mich einer der mit Abstand gruseligsten Filme überhaupt, weil er das Übernatürliche nahtlos und subtil in den Alltag der ProtagonistInnen einbettet. Natürlich muss man auf diese Art von Film stehen, oder auf das Thema "Geister". Gerade diese sind in ihrem Erscheinungsbild deshalb so furchteinflößend, weil sie eben nicht auf übertriebenen Spuk oder Gore à la Asia-Horror getrimmt sind, sondern absolut menschlich und willkürlich präsent. Bis auf wenige Ausnahmen werden die Verstorbenen in äußerst kurzen Auftritten alle bei Licht und in Totalen, bzw. Halbtotalen gezeigt. Hier lässt sich eine Parallele zu Kubricks The Shining erkennen.
Unbreakable finde ich ebenfalls nicht schlecht, leider interessiert mich das Superhelden-Thema nur wenig.
Nach The Sixth Sense ist The Village mein Favorit, ebenfalls ein sehr unheimlicher und toll gespielter Film.
Alle anderen Filme die ich von ihm gesehen habe, konnten mich nicht wirklich überzeugen, allen voran Split nicht, den ich zu gezwungen und dadurch albern fand.

Re: Zuletzt gesehener Film

8
Ich habe mich aktuell dagegen entschieden, mir "Glass" im Kino anzusehen. Das hängt an einigen Dingen. Wie manch einer mit der Konzeption von Filmen eines Nolan und auch Villeneuve nichts anfangen kann, kann ich mit der Konzeption eines Shyamalan nichts anfangen. Es gibt mir nichts, wenn ein Film auf einen entscheidenden Twist am Ende hinarbeitet und damit den Film in sich selbst nochmal komplett durcheinanderwirft. Klar habe ich mir damals einen "The Sixth Sense" angesehen, aber bis heute habe ich weder "Signs", "Unbreakable" , "The Village" , "The Happening" und den ganzen anderen Batzen an Filmen von Shyamalan nicht gesehen, bis auf "Split". Und "Split" hat mir selbst als Kammerspiel mit einem multiplen und richtig gut aufspielenden James McAvoy richtig gut gefallen, das war interessant und sehr spannend. Nur hat es meines Erachtens das Ende nicht gebraucht. Das wirkt auf mich wie ein weiterer Versuch dieser aktuellen Epidemie, unbedingt große Filmuniversen aufzuziehen und über Fortsetzungen das Publikum bei Laune zu halten. "Split" hätte für mich auch ohne diesen Shyamalan-typischen Schlusstwist funktioniert. "Split" war irgendwie das letzte Hurra von Shyamalan nach einer heftig langen Durststrecke von qualitativ scheinbar unterirdischen Filmen (nachdem was ich so noch meinungstechnisch in Erinnerung habe).
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9
Wäre da nicht das Meisterwerk Unbreakable, würde ich da völlig miteinstimmen, mir gibt Shyamalan als Regisseur auch nicht allzu viel und seine doch recht selbstverliebte (bzw. selbstgefällige) Art der Inszenierung stößt mir immer wieder sauer auf. Der Mann wurde einfach zu früh auf ein Podest mit Hitchcock und Spielberg gestellt und hat das offenbar selbst am allermeisten geglaubt (zumindest machen seine Filme gerne den Eindruck, da ihm bei aller Überhöhung jede Selbstironie fast vollständig abgeht). The Last Airbender und After Earth sind unfassbarer Trash mit Blockbuster-Budget, The Happening für mich dermaßen unfreiwillig komisch, dass er mich stets eher an eine Komödie erinnert. Dass Shyamalan immer auf seine beliebten "Twists" beschränkt wird, ist dagegen eher schwachsinnig, weil es solche in seinen Filmen nur selten gibt. Streng genommen haben nur Sixth Sense, Unbreakable und The Village wirklich "Twist-Enden", während Split sich einen kleinen Spaß mit der aktuellen Cinematic Universe Idiotie macht, und Filme wie Signs, Happening oder Glass eben einfach "unerwartet enden", was aber imo noch nicht mit richtigen Plottwists wie bei den anderen genannten Beispielen vergleichbar ist. Ein Sixth Sense stellt am Ende plötzlich alles vorher gesehene in Frage, während Glass eben nur ein Ende hat, dass man nicht unbedingt zu Hundertprozent voraussieht (was aber eher daran liegt, dass es unfassbar dämlich geschrieben ist als an einer wohlüberlegten Ausführung).
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Verstehe eure Argumente nicht.

HCN hat also keinen seiner Filme gesehen, hält aber nichts von seinen Filmen?

Hille spricht negativ gerade von den Filmen, die man kaum ernsthaft zu Shyamalans echten Filmen zählen kann?

Im Gegensatz zu manch anderen modernen und gehypten Regisseuren (die oft wenige Filme gemacht haben) sehe ich bei ihm kaum eine Überhöhung. Sixth Sense wurde zurecht gefeiert aber danach ging die Presse schon sehr gemischt mit ihm um.
Ironie hat der Mann genug. Schon allein seine eigenen Auftritte in den Filmen sind meist mit einem Augezwinkern.

Alles ist eh Geschmackssache aber meinen trifft MNS zumeist vollends. Ich mag es wenn Filme eine erkennbare, packende Atmosphäre erzeugen, und ich mag es, wie er mit subtilen Stilmitteln inszeniert. Ich merke das, wenn ich bewusst drauf achte, aber ich werde nicht dadurch gestört. Kein übertriebenes Wackeln der Kamera, schnelle Schnitte, fancy Zeitlupe oder -raffer, keine unnötige Verschachtelung der Erzählung oder pseudo-authentische Amateueraufnahmen Looks. (Sorry für die offensichtlichen Anspielungen auf andere Regisseure :-) )

Ich persönlich mag auch sein Spiel mit dem Übersinnlichen zumindest bei Sixth Sense, Unbreakable, Signs, The Happening trifft das genau meinen Geschmack. Split und Glass entwickeln sich da sicherlich bewusst in eine plattere Richtung, die mir etwas wengiger gut gefällt. In Happening sehe ich eindeutig eine Homage an naiv-übersinnlichen Horror à la Night of the Living Dead. Verstehe die irrsinnige Kritik an dem Film daher nicht.

Mal schauen was noch kommt.
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Re: Die Filmografie des M. Night Shyamalan

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danielcc hat geschrieben: 23. Januar 2019 15:53Hille spricht negativ gerade von den Filmen, die man kaum ernsthaft zu Shyamalans echten Filmen zählen kann?
Warum kann man seine großen Produktionen nicht ernsthaft zu seinen Filmen zählen? Ist Iron Man 3 auch kein echter Shane Black Film? Mag sein, dass gerade seine Avatar-Verfilmung wenig von den üblichen Shyamalan Manierismen zeigt, aber da wäre er nicht der erste Regisseur, der bei einer großen Budget-Produktion seinen Stil verwässert.

Shyamalan in Zahlen:

The Sixth Sense (1999) - 5/10
- Angestrengtes Esoterik-Drama mit Mysteryhorror kombiniert, stark gespielt (Bruce Willis und Haley Joel Osment sind ein wunderbares Leinwandpaar), aber extrem schwerfällig, langatmig und bei allen stilistischen Überlegungen atmosphärisch zu wenig ausgereift für die arg lange Laufzeit. Das legendäre Ende schockt noch heute, führt den Plot aber leider auch extrem ad absurdum, und bricht zudem vollständig mit der inneren Logik des Films.

Unbreakable (2000) - 9,5/10
- Fantastisches, melancholisches Drama, zugleich kluges Metakino und gefühlvolle Charakterstudie. Shyamalan bricht die Mythologie des Comichelden auf, schaut unter die Oberfläche und findet die Archetypen aus griechischen Sagen vor. Inszenatorisch wahnsinnig raffiniert, exzellent geschrieben und mit starker Symbolik aufgeladenes Emotionskino. Ein großes, unterschätztes Meisterwerk, das glatt an Hitchcock erinnert, mit einem großartigen Bruce Willis!

Signs (2002) - 7/10
- Mel Gibson war selten besser als in diesem Anti-"Independence Day". Signs gelingt es, die altbekannte Geschichte einer Alien-Invasion fast vollständig aus dem Blickwinkel einer Farmer-Familie zu zeigen, und besonders die gute Charakterarbeit bleibt trotz einiger Längen positiv im Gedächtnis und fügt klassischen "Horrormomenten" einen neuen Twist hinzu. Einzig das überhastete Ende läuft sehr erwartbar ab, lässt einen aber nicht unbefriedigt zurück.

The Village - 6/10
- In ruhigen Bildern erzählte, in den Dialogen naive Fabel über den Wert von unbedingtem Pazifismus als Reaktion auf die Grausamkeiten der Welt. Mit großen Namen besetzt ist The Village zwar interessant, aber selten atmosphärisch, eher eine Mixtur aus Geisterbahngrusel und Mittelalterfest. Die zentrale Liebesgeschichte überzeugt mit zugedrücktem Auge, der antiklimaktisch hohle (und erwartbare) Plottwist am Ende ist dagegen eine Frechheit.

Lady in the Water - 4/10
- Unkonventioneller Märchenfilm, in dem die Charaktere zwar um ihr ktischiges Umfeld wissen, die Erzählhaltung aber dennoch süßlich-verschwurbelt wie didaktisch bleibt. Allzu egomanisch gerät das, als sich Shyamalan als missverstandener Autor selbst besetzt, unfreiwillig komisch, als jede Selbstironie dem bierernsten Finale weicht. Somit leider viel zu schwerfällig im Ton und selbstverliebt in der Story, trotz erinnerungswürdig starker Optik.

The Happening - 3/10

- Was hat Shyamalan hier bloß geritten? Inhaltlich extrem dürftige Adaption klassischer Gruselfilme, bei der die aus unbekannten Gründen ausgelösten Massensuizide eher zum Witzeln denn Fürchten einladen. Ein unterirdisches Leinwandduo (Mark Wahlberg, Zooey Deschanel) und ein desaströs albernes, und doch ernst gemeintes Drehbuch mit Öko-Moral geben der interessanten Grundidee den Rest und stufen den Film auf Trashniveau. Lachen oder schaudern? Gähnen!

The Last Airbender - 3/10
- Die beliebte Anime-Serie "Avatar - Der Herr der Elemente" in einem Kinofilm umzusetzen war unmöglich. Wenig verwunderlich hetzt dieser quälend mies getrickste Blockbuster im Affenzahn also durch eine so kaum verständliche Geschichte, die in ihren grotesken Abkürzungen mehr irritiert denn unterhält. Die steife Inszenierung lahmt erstaunlich, extrem ärgerlich zudem das Whitewashing-Casting (auf Seite der Guten) trotz asiatischer Vorlage.

After Earth - 4/10
- Als temporeicher Survival-Reißer mag After Earth aus Effektseite überzeugen, doch die emotionslosen Darstellungen von Will Smith und Sohnemann distanzieren mehr von der simplen Geschichte. Das reaktionäre Drehbuch nimmt sich schockierend ernst und überhöht Familienmotive und Militarismus dabei bis zur unfreiwilligen Selbstironie, bloß manches Gefahrenszenario gerät zumindest oberflächlich spannend. Dumm, aber kein Debakel.

The Visit - 8/10
- Gelungener Home Invasion Film mit umgekehrten Rollen und "Hänsel & Gretel"-Plot, der ohne große Berührungsängste gekonnt Nervenkitzel und Comedy-Appeal ansprechend verknüpft. Die bodenständige Genregeschichte mit einer Familiendynamik à la Steven Spielberg erweist sich als gleichermaßen fies wie belustigend und sichert sich somit spielerisch ihre Eigenständigkeit. Ein feines Werk, das so nicht unbedingt zu erwarten war.

Split - 5/10
- Split steht und fällt mit der tollen Overacting-Performance von James McAvoy, der zahlreiche verschiedene gespaltene Persönlichkeiten in einem Körper darstellt. Rundherum ist Split eher routiniertes Kino aus dem kleinen Horror-Einmaleins, wobei die nervigen Protagonistinnen und die zu abgedreht übersinnliche Konklusion nicht vom Hocker hauen. Solide ausgeführt, aber kein Vergleich zum ähnlichen, deutlich besseren "10 Cloverfield Lane".

Glass - 3/10
- Das Finale zu "Split" und "Unbreakable" scheitert auf ganzer Linie an einem extrem dünnen Plot, der über zwei Stunden mit prätentiöser Geschwätzigkeit seine Vorgänger sehr konstruiert verknüpft und im letzten Drittel gar keine überzeugende Idee hat, zu einem Ende zu kommen. Auch das Darstellertrio enttäuscht: McAvoy wird seine eigene Karikatur, Jackson und Willis spielen im Autopilot. Ein Flop, dessen Notwendigkeit sich nicht erschließt.
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Re: Die Filmografie des M. Night Shyamalan

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Ich muss ehrlich zugeben, ich hatte von dem Herrn noch nie gehört und bisher auch noch keinen seiner Filme gesehen, auch wenn mir „The Sixth Sense“ natürlich ein Begriff war. (Weiß leider inzwischen schon über den Twist Bescheid, was den Film etwas weiter nach hinten auf die Watch-List geschickt hat) Der Trailer zu Glass sah sehr interessant aus, ich hätte eigentlich schon noch Lust, Unbreakable und Split zu sehen (dessen Trailer damals auch ganz interessant wirkte) und mal wieder ins Kino zu gehen, was ich die letzten Monate eher vernachlässigt habe (Kinobesuche seit November bestanden aus 4x BoRhap und 2x Fantastic Beasts :D) aber Hille hat mir dann jetzt doch ein wenig die Lust genommen. ;)
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Re: Die Filmografie des M. Night Shyamalan

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Also man sollte Unbreakable und Split schon unbedingt gesehen haben, bevor man Glass schaut - obwohl Glass inhaltlich eigentlich nur Unbreakable 2 darstellt, da die McAvoy Figur sozusagen noch einmal neu eingeführt wird. Aber trotzdem: Das "spannende" an Glass ist definitiv die Zusammenführung zweier vorher unabhängiger Filme, auch wenn das imo nach 15 Minuten dann über den Haufen geworfen und durch ewig langes unnützes Gequassel und einen Low Budget "Showdown" ersetzt wird. Wenn er dich interessiert, schau ihn auf jeden Fall an, aber guck vorher unbedingt die Vorgänger. Bin gespannt, was du dann sagen wirst. Da wir uns ja bei Bohemian Rhapsody und den Fantastic Beasts auch nicht einig sind, kann man ja nie wissen. :wink:
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Re: Die Filmografie des M. Night Shyamalan

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Oh ich könnte mir schon vorstellen, dass wir uns bei den Beasts einig sind, die 2. Sichtung erfolgte nur aufgrund von Spaß an der Freude, mit Freunden nochmal ins Kino zu gehen und ihn auf deutsch zu sehen, nachdem ich in der Mitternachts-OT-Preview aufgrund von Englisch und Müdigkeit nicht alles 100% mitbekommen hatte. Keinesfalls, weil ich den Film so super gelungen fand.

Bei Bohemian Rhapsody kann ich dir in großen Teilen sogar zustimmen, trotzdem hat mich der Film gefesselt wie lange nix mehr. Aber dazu schreib ich lieber was im richtigen Thread, kommt noch, ich muss erstmal einiges abarbeiten hier, das dauert. ;)

Ich hatte durchaus vor mir die beiden Filme vorher anzuschauen und werd‘s wohl auch tun, zumindest bei Unbreakable scheinst du ja absolut eine Empfehlung aussprechen zu können und dann kann ich ja nach Split immer noch entscheiden, ob sich Glass für mich lohnt oder nicht.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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danielcc hat geschrieben: 23. Januar 2019 15:53 Im Gegensatz zu manch anderen modernen und gehypten Regisseuren (die oft wenige Filme gemacht haben) sehe ich bei ihm kaum eine Überhöhung.
Mit 12 Filmen in seiner Vita (und von einem davon hat anscheinend zumindest hier nie jemand etwas gehört, und ich auch nur dank Wiki-Check) ist Shyamalan jetzt aber auch nicht unbedingt ein Vielfilmer - zumindest je nach Perspektive, und es kommt immer drauf an wo man diesen Massstab ansetzt. Und braucht es denn überhaupt einen Massstab? Du deutest ja an, dass manche Filmemacher in deinen Augen zu wenig Filme gedreht haben, um einen gewissen Grad an kritischer Würdigung zu verdienen. Das ist ein interessantes Thema. Ich habe hier im Forum vor unzähligen Jahren (da war ich aber wesentlich jünger) auch meinen Spott mit Tarantino und seiner überschaubaren Filmografie getrieben und wünsche mir manchmal dass Regisseure die mir so gefallen wie Mister Night dir, mehr Filme drehen würden oder gedreht hätten, so hat Edgar Wright zum Beispiel auch nur fünf Filme in fünfzehn Jahren gedreht. Und ich wünsche mir das nicht nur weil mir seine Filme und sein Stil so sehr gefallen und ich mehr will, sondern manchmal drängt sich eben dieses Denken auf, ob man jemanden dessen Filmografie an einer Hand abzählbar ist wirklich schon zu seinen liebsten Regisseuren zählen kann/soll. Umgekehrt fällt es bei mir aber auch ins Gewicht, dass jeder dieser Filme nahezu makellos und ein sehr persönliches Herzenswerk seines Regisseurs ist.

Und Vielfilmer mit dutzenden von Werken werden ja auch oft nur auf ihre drei "Meisterwerke" reduziert, wobei das sicher etwas vereinfacht ist und sich auch genügend Listen finden werden die z.B. Hitchcocks und Fords weniger bekannte Werke würdigen.
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