Casino Hille hat geschrieben: 4. Oktober 2018 23:42
Solche charakteristischen "Überlieferungen" findest du in deutschen Fassungen heutiger Filme leider wirklich immer weniger, da ist im Geschäft schon ein deutlicher Rückgang ersichtlich (der aber weniger der eigentlichen Sprecherqualität, als mehr dem zunehmendem Zwang zur Korrektheit im Vergleich zum Original geschuldet ist).
Das ist genau der Punkt, die Kontrolle aus Übersee lässt solche künstlerischen Freiheiten ja kaum noch zu. Das macht sich auch an der Stimm-Vielfalt bemerkbar, solch Charakter-Stimmen wie die von Gentzen oder Marquis findet man immer seltener, auch weil man ja bewusst auf "normale" Stimmen setzt, die wesentlich universeller einsetzbar sind (wobei das angesichts zB Marquis Arbeitsnachweis und vor allem wen er da alles an unterschiedlichsten Typen geprochen hat ja eigentlich auch nicht stimmt). Das Synchron-Gewerbe entwickelt sich immer mehr zur reinen Gebrauchsfunktion (für alle, die einen Film auf deutsch sehen wollen) und immer mehr weg von einer künstlerischen Interpretation, die im besten Fall ein Original sogar bereichern kann (wie zB bei Gentzen/Thormann in DAF).
Casino Hille hat geschrieben: 4. Oktober 2018 23:42Thormann ist sogar so gut, dass ich sicher bin, manch jüngerer User hier käme nie auf die Idee, den Sprecher von Michael Caine oder John Hurt mit DAF in Verbindung zu bringen.
Vor allem in den 70ern wurde Thormann ja auch gerne für etwas skurrilere Rollen besetzt, beispielsweise durfte er sich bei Rainer Brandt diverse male als Stotterer austoben (besonders brillant auf Aldo Maccione in Ein irrer Typ). Irgendwie schon kurios, dass ausgerechnet er dann nicht zuletzt durch seine Stamm-Besetzung auf Caine im Laufe der Jahre immer mehr zum Vorzeige-Sprecher für distinguierte Gentlemen wurde.
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