Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Fack Ju Göthe 3 (2017)

Alles was begonnen hat, muss irgendwann auch mal zu Ende gehen – also wird es nach den in Deutschland überaus erfolgreichen Teil 1 und Teil 2 von Fack Ju Göhte auch noch einen 3. Teil geben, der aktuell in die deutschen Lichtspielhäuser vordringt und bei über 7 Millionen Besucher je Film in extreme Fußstapfen treten muss, um mindestens genauso erfolgreich zu sein. Ob er das schafft, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen. Was ich beurteilen kann, ist, dass ich auf jeden Fall meinen Spaß dabei hatte.

Für die 10b der Goethe-Gesamtschule wird es sehr kritisch. Das Abitur steht an und die Problemklasse und auch ihr Lehrer Zeki Müller stehen vor einer nahezu unschaffbaren Aufgabe, weil davon auch das Fortbestehen der Schule abhängt. Zusätzlich sind die Schüler auch noch demotiviert weil die beruflichen Aussichten nach einem Besuch des Berufsinformationszentrums doch nicht so rosig sind.

Wer beide ersten Teile mag, wird auch seinen Spaß an Teil 3 haben. Die schnellen Schnitte, der grelle Look, der herrliche, unorthodoxe und politisch unkorrekte Humor und ein regelrechte übertriebene Situationszeichnung – all das findet seinen Weg auch in Teil 3. Teil 3 streicht den Gangsterteil aus Zekis Vergangenheit komplett aus der Gleichung und baut stattdessen eine wichtige Message in Bezug auf Mobbing und Zukunftsgestaltung ein, das passt, aber hin und wieder den Ton des Films inkonsistent werden lässt. Bei all den Nebenstorys kommt es auch dazu, dass der Film sehr bruchstückhaft und auch als eine episodenhafte Aneinanderreihung von Situationen wirken kann und einen roten Faden vermissen lässt. Doch für mich ist das letzendliche Ziel des Films erkennbar und auch der Fokus bei all den Nebenstorys richtet sich auf das große Ganze. Elyas M´Barek spult hier sein Standardprogramm ab und hält sich für mich als Zeki Müller etwas zurück. Ebenfalls routiniert bleiben auch die meisten Schüler wie Lucas Reiber, Gizem Emre, Aram Arami, Lena Klenke und Max von der Groeben. Richtig stark hingegen sind dann doch 3 Damen, angefangen bei Jella „Chantal“ Haase über Katja Riemann und der Zugang Sandra Hüller, die mir bereits in Toni Erdman gefallen hat, ist für mich als Biggi Enzberger eines der Highlights des Films. Dazu kommen auch noch gewohnte und auch überraschende Auftritte weiterer (auch neuer) Leute. Was ist also für mich die grundsätzliche Intention gewesen, diesen Film im Kino zu sehen ? Spaß, aber auch eine gewisse Form der leicht emotionalen Message, die mich mit leichten Gedanken aber auch einem guten Gefühl aus dem Kinosaal entlassen. Für mich ist es schon cool, dass man es bei der Reihe auf eine Trilogie geschafft hat, die nebenbei in den Filmjahren definitiv zu den Topfilmen in Deutschland nach Besucherzahlen zählt. Respekt dafür. Und man merkt allen Beteiligten auch an, dass sie richtig viel Spaß dabei hatten. Das überträgt sich förmlich auf die Zuschauer.

„Fack Ju Göthe 3“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Fröstelnder Blick in tiefe seelische Abgründe

8269
Casino Hille hat geschrieben:Schneemann

Ein estnisches Sprichtwort lehrt: "Der Sommer kommt und küsst das Kind, der Winter kommt und tötet es." In der ersten Szene von "Schneemann" wird dieser Ausspruch beinahe zum Programm: Ein kleiner Junge, der mit seiner Mutter im verschneiten norwegischen Niemandsland lebt, bemerkt den Besuch seines Onkels Jonas, welcher die Mutter sofort in rege Aufregung versetzt. Bald schon erschließt sich, woher die Unruhe rührt: Onkel Jonas fragt seinen Neffen eindringlich historische Eckdaten ab. Für jede falsche Antwort kassiert die Mama einen Faustschlag. Als der Junge diese Gewalt nicht mehr aushält, verlässt er das Haus und baut einen Schneemann…
Klingt nach einem dieser Filme, die sich einerseits selbst sehr ernstnehmen, und andererseits gleichzeitig absurde Ideen vorbringen...
Da wundern mich die schlechten Kritiken eigentlich wenig. :P
It's the BIGGEST... It's the BEST
It's BOND

AND BEYOND

Re: Zuletzt gesehener Film

8270
Vielleicht erstmal selbst ansehen und eine eigene Meinung bringen. Dass sich die Leute gerade bei Schneemann von den schlechten Kritiken beeinflussen lassen, wundert mich nicht, der Film ist leicht angreifbar. Aber wie immer sehen die meisten dann lieber das, was alle sehen, als eine eigene Position zu entwickeln. Ob Schneemann sich ernst nimmt, weiß ich nicht, ich würde es nicht unbedingt behaupten. Es ist schon ein ernster Film, aber auch eine morbide Geschichte (aus einem ziemlich schwachen Roman), die mit einiges an Zynismus vorgetragen wird. Alfredsons vorherige Literaturverfilmung, "Dame König As Spion", ist inhaltlich ein ganz anderes Kaliber und das weiß er auch, und man merkt den Filmen diesen Unterschied auch an.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

8271
Ankündigung: tolle Mario Bava Retrospektive auf "ARTE".
Fängt am Montag dem 30.10.17 mit meinem Lieblingswerk "Diabolik" an.
Der zu unrecht als B-Movie Regiesseur verschrieene Bava war ein Meister des visuellen Ambientes. Er konnte es locker mit seinem Bühendesign mit dem legendären Ken Adam aufnehmen.
Mit Bond dürft er so seine Probleme gehabt haben. Seine köstliche Parodie "Der Spion, der aus dem Speiseeis kam" ist sogar auf Stream anzusehen.
Ein Typ wie Diabolik wäre als Bond-Bösewicht oder sogar noch besser als Handlanger ein Genuss. Wäre mal ein saftiger und schöner Stilbruch weg von den Watschen-Wastis wie gehabt. Das wäre ein Filmvergnügen, wenn sich mal wirklich zwei Antipoden matchen würden.
https://www.arte.tv/de/videos/RC-015294 ... ario-bava/
http://cinema.arte.tv/de/artikel/der-sp ... mario-bava
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Zuletzt gesehener Film

8272
iHaveCNit: Split (2017)

Der Januar 2017 war in Deutschland ja vollgepackt mit Filmen, so dass ich „Split“ aus dem Kinokalender in den Heimkinokalender verschoben und auch weit nach hinten geschoben habe.
Das mag zum einen am Regisseur gelegen haben. Aber da ich gerade mit der Sichtung fertig wurde, muss ich zugeben, dass ich an ein paar Gründen definitiv falsch gelegen habe, wie ich gleich noch näher erläutern möchte.

Für die jungen Mädchen Casey, Marcia und Claire wird es zum Alptraum, als sie auf einem Parkplatz von einem Unbekannten entführt werden und sich in einer abgeschlossenen Kammer wiederfinden. Dieser Unbekannte entpuppt sich als Geisteskranker, den ein großes Geheimnis umgibt.

Ja, M. Night Shyamalan – von ihm habe ich bisher neben Split nur „The Sixth Sense“ gesehen und in Anbetracht seiner Filmografie, die vor allem nach „Signs“ nur noch unterdurchschnittlicher Mittelmaß sein soll (Kann ich nicht beurteilen, weil ich eben wenig von M.N.S. Gesehen habe) und in gewisser Art und Weise nur vom klassischen Schlusstwist leben, bin ich etwas zwiegespalten was den Regisseur angeht. Ich bin auch weniger der Horrorfilmgänger und das etwas horrorlastige Setting haben mich ebenfalls abgeschreckt. Da ich aber James McAvoy als Darsteller vertraue und der Film vom Trailer her eine interessante Kiste zu sein schien, habe ich mich letztendlich für den Film entschieden und bin mehr als positiv überrascht. Es gibt zwar hier und da Szenen und Charaktere, die im Film letztendlich nur Beiwerk sind und wenig Gutes zum Film beitragen, aber sonst ist alles gut. Hier geht es nicht nur um den obligatorischen Schlusstwist, also geht es hier nicht wirklich ums Ziel, sondern der Weg ist das Ziel – und wie der Film dahinkommt ist schlichtweg richtig gut. Es stimmt der Spannungsaufbau dieses Kammerspiels und auch die eingebundenen Gespräche des Unbekannten mit einer Psychiaterin sowie Flashbacks ergeben ein rundes immer wieder passendes Bild. Ich habe zumindest auch in den Schockphasen des Films keine lästigen Jumpscares vernommen. Der Soundtrack nähert sich auch immer wieder bedrohlich von hinten heran und unterstützt den Spannungsaufbau enorm. Darüberhinaus bietet der Film mit James McAvoy und Anya Taylor-Joy richtig gute Performances. Vor allem McAvoy liefert hier eine der besten Leistungen seiner Karriere ab.

Es scheint so, als würde mich in diesem Jahr dann der „Horror“ im Kino dann doch überraschen. Vor allem „Get Out“ und nun auch „Split“ sind für mich die „Horror“-Überraschungen des Jahres. Der eine knallharte Satire, der andere knallharter Psychothriller. Dementsprechend bin auch ich über meine Wertung überrascht – aber keineswegs gespalten.

„Split“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Professor Marston and the Wonder Woman (2017)

Das zweite Mal im Leben gab es für mich im Kino eine „Privatvorstellung“. Nach dem Biopic-Sport-Thriller „The Program“ hatte nun „Professor Marston and the Wonder Woman“ diese Ehre.
In einem Jahr, in dem Wonder Woman der wohl präsenteste Filmcharakter sein wird – sei es durch die Wiederauflage der DC-Animated-Film „Wonder Woman“ aus dem Jahr 2009, einer der erfolgreichsten Blockbuster des Jahres und erfolgreichste Film überhaupt von einer weiblichen Regisseurin mit „Wonder Woman“ und auch als Teil eines Ensembles im kommenden „Justice League“ - haben wir mit „Professor Marston and the Wonder Woman“ noch eine kleine schöne Filmbiografie über den Schöpfer der feministischen Kampfamazone, der das Bild abrundet und quasi weiteres Neuland betritt, da William Moulton Marston der erste Comicschöpfer ist, dem ein Biopic nun gewidmet wird.

Gegen Ende der 20er Jahre trifft der Uniprofessor und Psychologe William Marston und seine Ehefrau Elizabeth auf die junge Olive Byrne und kriegen die Studentin dazu, an ihren Experimenten zur Erfindung des Lügendetektors zu helfen. Dabei entsteht ein polyamoröse Dreiecksbeziehung, die die Beziehung aller Drei auf eine harte Probe stellen wird, da eine solche Beziehung der damaligen Zeit weit voraus und gesellschaflich verpönt ist. Da aus dieser Beziehung sich unzählige Ideen kristallisieren, die Marston Inspiration für die Wonder Woman-Comics sind, werden natürlich nach einiger Zeit auch hier die Sittenwächter aufmerksam.

Das Biopic bietet vor allem mit Luke Evans, Bella Heathcote und auch Rebecca Hall genau die großartigen Darsteller, die hier großartige Performances liefern und die Dreiecksbeziehung perfekt darstellen. Thematisch ist der Film unendlich vollgeballert. Von Psychologie, der Erfindung des Lügendetektors, die Erschaffung von Wonder Woman, Feminismus, Freie Liebe, Homosexualität, Polyamorie, BDSM, Gesellschaftliche Diskurse zu diesen Themen – da ist extrem viel dabei, so dass dem Film eben in seinen 109 Minuten nur wenig Zeit hat, alles tiefgründig zu beleuchten und dabei sehr oberflächlich bleibt. Zusätzlich bleibt der Film trotz einer interessanten Narration während einer Anhörung von Marston mit Rückblenden zu wichtigen Ereignissen aus seinem Leben und seinen Inspirationen für Wonder Woman dann doch relativ formelhaft und leicht manipulativ in Bezug auf zu weckende Emotionen. Der Film hat aber tolle Momente, die sehr spannend und auch intensiv sind, auch wenn sie vielleicht etwas zu dick auftragen. Das sich am Ende auch vielleicht kreative Freiräume geboten haben, die auch genutzt worden sind, ist da auch klar.

Mir hat der Film aber trotz meiner Kritikpunkte sehr gefallen, und die Privatvorstellung war auch mal wieder sehr elegant. So wie es aussieht, bekommt „Wonder Woman“ als Charakter dieses Jahr einen Sonderpreis !

„Professor Marston and the Wonder Woman“ - My First Look – 8/10 Punkte
Zuletzt geändert von HCN007 am 7. November 2017 23:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

8274
Hab mir jetzt auch "Tulpenfieber" angesehen. Wirklich ein toller Film mit hervorragenden Darstellern, einer grandiosen Ausstattung und interessanter (weil noch nicht breitgetretenen) Handlung. Ebenfalls interessant: Waltz mal nicht als Schurke.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Zuletzt gesehener Film

8275
Letztens auf Netflix:
Sieben Jahre in Tibet

Ich fand ihn sehr zäh und langweilig, habe aber trotzdem nicht ausgeschalten. Irgendwie wollte ich ihn doch zu Ende schauen - vielleicht in der leisen Hoffnung, dass noch irgendwas passiert.
Falls das tatsächlich mal alles so geschehen ist, hebe ich meinen Hut vor dieser traurigen und ereignisreichen Lebensgeschichte, so viel steht aber fest.
Brad Pitt gefiel mir auch nicht sonderlich.

Fazit 5/10
The name's Bond, James Bond.

Re: Zuletzt gesehener Film

8276
BlofeldsKatze hat geschrieben:Letztens auf Netflix:
Sieben Jahre in Tibet

Ich fand ihn sehr zäh und langweilig, habe aber trotzdem nicht ausgeschalten. Irgendwie wollte ich ihn doch zu Ende schauen - vielleicht in der leisen Hoffnung, dass noch irgendwas passiert.
Falls das tatsächlich mal alles so geschehen ist, hebe ich meinen Hut vor dieser traurigen und ereignisreichen Lebensgeschichte, so viel steht aber fest.
Brad Pitt gefiel mir auch nicht sonderlich.

Fazit 5/10
Meine letzte Sichtung dieses Films ist glaub ich schon 15 Jahre her, aber ich habe auch nicht den Drang, ihn mir erneut anzusehen.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Zuletzt gesehener Film

8278
iHaveCNit: Suburbicon (2017)

Es wurde mal wieder Zeit für eine absurde, schwarze Kömodie – da kam mir aufgrund des Casts von Matt Damon, Oscar Isaac und Julianne Moore definitiv der neue Film von George Clooney - „Suburbicon“ - gut gelegen. Also habe ich mal auf den Weg in diese gleichnamige, idyllische Vorstadt gewagt um zu sehen, was sich unter der Oberfläche befindet.

Suburbicon repräsentiert den idyllischen, amerikanischen Traum in Wohlstand in den 50er Jahren. Doch die oberflächliche Idylle scheint zu zerreißen, als Familie Meyer einzieht, die erste dunkelhäutige Familie in Suburbicon – Ihr Einzug sorgt für allerhand Aufruhr – aber auch unter der Oberfläche der Familie Lodge brodelt es. Bei einem Einbruch stirbt Rose, die Frau von Gardner Lodge und es droht ein wichtiges Geheimnis in der Familie Lodge offenbart zu werden.

Bissige Satire und Schwarze Kömodie – das Drehbuch der Coen-Brüder, das seit ca. 3 Jahrzehnten im Schreibtisch sein Dasein fristete, hat nun von George Clooney und Grant Heslov einen frischen Anstrich bekommen und bietet entsprechend auch einen gesellschaftlichen Background in Zeiten einer Präsidentschaft Donald Trumps oder entfernt der Flüchtlingskrise und dem Erfolg der AfD in Deutschland. Die Atmospähre einer klassischen amerikanischen Vorstadt in den 50er-Jahren wird hier perfekt dargestellt. Doch der Film bleibt vor allem im Bezug auf die Familie Meyer einiges schuldig – aber die Schuldfrage kann nur ambivalent beantwortet werden. Denn der Konflikt mit den Meyers wird nur oberflächlich, plakativ und handzahm als Randnotiz behandelt. Eigentlich viel zu wenig und viel zu wenig bissig. Interessant wird es jedoch, wenn man die Präsentation von Randfiguren im Hintergrund – quasi als Randfigur als passendes Stilmittel für diese Darstellung empfindet. Kommen wir zur Familie Lodge. Wir haben mit Matt Damon und Julianne Moore zwei Darsteller, die ihren Figuren mit wenig Nuancen genug Tiefe und Ambivalenz verleihen, doch in den wenigen Minuten von Oscar Isaac zeigt sich, wer mit Nuancen am Besten umgehen kann.
Der Plot um die Lodges schwingt sehr ausgewogen zwischen überraschend und erwartbar konstruiert. Das Ganze ist sehr absurd – aber auch sehr konsequent und geizt nicht mit grafischer Gewalt. Manchmal habe ich mir gedacht „Das haben die jetzt nicht gesagt ?“ oder „Das ist jetzt nicht tatsachlich passiert ?“ und ich habe auf jeden Fall meinen Spaß mit „Suburbicon“ gehabt, weil es einige coole Szenen und auch spannende Sequenzen gibt. Man muss sich aber bei „Suburbicon“ die Frage stellen ob man nur einen gepflegten, glatten und langweiligen Rasen sieht, oder ob man sich mal mit der Schaufel traut zu schauen, was sich unter dem Rasen in der Erde befindet.

„Suburbicon“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

8280
Suburbicon (2017, George Clooney)

Clooneys neuster Streich basiert auf einem Drehbuch, das die Coens vor zig Jahren geschrieben, aber nie selber verfilmt haben. Und wieder mal wirft sich die Frage auf, weshalb das exzentrische Brüderpaar in den Abspännen der letzten Jahre häufiger als Schreiberlinge denn als Regisseure geführt werden, denn Suburbicon hätte unter der Ägide der beiden mit Sicherheit viel besser ausgesehen. Es ist eine Coen-typische Geschichte um kuriose Verstrickungen um einen Mordfall in einer Vorstadtssiedlung der 1950er-Jahre, der bald in allerhand aberwitzige Morbiditäten ausartet. Der schräge und schwarze Humor der Coens hätte hier gut gepasst, immerhin war es ja auch ihre Idee, aber Kluhnie-Schorsch inszeniert das Ganze ziemlich straight und ernst, und statt diese ideale Schnittmenge aus Bösartigkeit und Witz zu treffen landet er zwischen den Stühlen. Oder anders gesagt; Suburbicon verlangt nach Fargo, aber Clooney will No Country for Old Men. Es ist diese tonale und erzählerische Unentschlossenheit, die dem Strahlemann zu schaffen macht. Ist Suburbicon ein Drama, eine Satire, eine schwarze Komödie, ein Krimi oder ein politisches Statement? Für letzteres hat Hollywoods Moralapostel immerhin eine im Originaldrehbuch nicht beabsichtigte Einbindung der damaligen Rassismusprobleme herbeigedichtet und lässt einen Vorstadtmob vor der Tür einer schwarzen Familie wüten. Die Frage bleibt offen, der Film bei allen guten Ansätzen zu unausgegoren. Nur wenn Oscar Isaacs als zwielichtiger Versicherungsdetektiv auftritt dringen die ursprünglich beabsichtigten Eleganz und Witz richtig durch. Mit Suburbicon hat mich die dritte von Clooneys Regiearbeiten eher ernüchtert zurückgelassen und ich frage mich allmählich, ob ich mir die übrigen drei überhaupt noch anschauen soll.

Wertung: 5 / 10
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