2167
von craigistheman
Agent
@dernamenlose:
Nur das mir die eskapistischen Komponenten in SF irgendwie fehlen. Der Film gehört wie auch sein Nachfolger zu den eher düsteren und trägen Bondfilmen. Nicht, dass CR nicht ebenfalls "düster" oder "ernst" ist, allerdings ist die Farbgebung so knallig und die erste Hälfte des Filmes so rasant inszeniert, dass der Film (das mag vielleicht komisch klingen, ist auch höchst subjektiv) einen Eindruck der Leichtigkeit bei mir hinterlassen hat. Und dies trotz des dramatischen Finale. Witzigerweise kommt mir QOS aufgrund seiner recht komplex in die Action integrierte Handlung, und der hohen Anzahl an Locations doppelt so lang vor, obwohl er gute 40 Min kürzer ist.
Im übrigen inkludiert "das Bondphänomen" selbstverständlicherweise auch Mendes' Filme, nur, dass ihm die klassische Formel (wer hätte es auch anders von ihm erwartet) scheinbar nicht genügt, und wahrscheinlich auch nicht gefällt. Erst CR und Craig haben ihm gezeigt, dass sich aus dem klassischen Konzept auch ein "interessanter" Film machen lässt, davor hätte Mendes einen Regieposten bei Bond dankend abgelehnt, wie er ja selbst betont.
Ich finde der Mann denkt seine Konzepte irgendwie nicht zu Ende, oder hat Angst wirklich etwas zu riskieren. Deshalb schwächeln sowohl SF als auch SP im letzten Drittel der Filmhandlung, weil irgendwie doch alles wieder einfach und gefällig werden soll. Schade, denn CR und QOS haben meines Erachtens den perfekten Mittelweg zwischen klassischer Bondformel und modernem/"realistischerem" Action-Thriller gefunden. Bei Mendes fühlt es sich so an, als hätte er sich erst von anderen Regisseuren, darunter Christopher Nolan inspirieren müssen, um einen Stil zu finden. Mag sein, dass Bourne und 24h die Machart von CR und QOS beeinflusst haben, nur habe ich das nicht so intensiv wahrgenommen, weil sich der Charakter Bond, immer noch nach Bond, wenn auch mit etwas menschlicheren Zügen angefühlt hat.
In SF geht mir die Winkelpsychologisierung des Charakters schwer auf die Nerven, weil sie ihn meiner Meinung nach zu stark entmystifiziert. Natürlich kann man Bond menschlicher gestalten, aber dies sollte meines Erachtens nur ein Spiel bleiben, eine Facette, um eine situationsbedingte Wirkung zu erzeugen.
Ich denke nicht, dass Menschen in einen Bondfilm gehen, mit der Erwartung eine Fallstudie zu sehen, was so oder so hinfällig ist, weil Bond letztendlich immer überlebt, sondern um auf hohem Niveau unterhalten zu werden. Erst wenn ihnen die Kinnlade bis zum Boden reicht, vor lauter Staunen über die liebevoll und aufwendig arrangierten Actionsequenzen, haben die Beteiligten ihre Arbeit erfüllt. Und dieses Gefühl wollte bei mir während der Sichtung der zwei letzten Film einfach nicht aufkommen.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."