Re: Zuletzt gesehener Film

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HCN007 hat geschrieben:Ich finde nicht, dass 2016 bisher ein schlechtes Kinojahr war.
Schlecht ist vielleicht übertrieben. Schwach würde ich es durchaus nennen. Da kamen verhältnismäßig wenige interessante Filme raus. Das war 2015 ganz anders.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

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Review zu „Der Spion und sein Bruder“ (2016)

Wenn es etwas gibt, was mir absolut nicht zusagt, ist es der stumpfsinnige, britische und eigensinnige Humor eines Sacha Baron Cohen. Filme wie „Borat“ ; „Der Diktator“ oder auch „Ali G in da House“ sind absolut nicht mein Humor und für mich absolute Zeitverschwendung. Als ich bei meinen Kinoausflügen am Anfang des Jahres mehrfach den Trailer zu „Der Spion und sein Bruder“ gesehen habe, war ich doch aufgrund der innovativ gefilmten Action und dem gewissen Setting einer Actionkomödie interessiert – nicht im Kino – dafür im Heimkino.

Im Film geht es um 2 unzertrennliche Brüder aus dem britischen Hafenstädtchen Grimsby, die als Waisenkinder voneinander getrennt wurden. Nobby, immer noch Fußball-Hooligan, bleibt in Grimsby, während Sebastian gut behütet aufwächst und mittlerweile zum Top-Agent des MI6 aufgestiegen ist. Es kommt zu einem Wiedersehen der beiden, indem ein Einsatz von Sebastian schief geht und er ins Kreuzfeuer gerät. Beide machen sich nun auf eigene Faust auf, eine große Verschwörung aufzudecken.

Ich muss jetzt nach der Sichtung sagen, dass der Film doch leicht verdaulicher war als gedacht. Das liegt nicht am entsprechend derben und politisch unkorrekten Fäkalhumor von Sacha Baron Cohen, sondern mehr am Anteil der Actionkomödie und der Hintergrundgeschichte der beiden Brüder. Mir gefallen Spionagefilme und in dem Bereich angesiedelte Actionkomödien sehr. Der Plot im Bereich der Spionageaction in „Der Spion und sein Bruder“ ist im Grunde sehr austauschbar und gewöhnlich geworden. Die im Laufe der Geschichte eingebundenen Rückblenden mit der sich stückweise entwickelnden Backstory um Nobby und Sebastian gibt dem ganzen eine emotionale Tragweite, auch wenn diese sehr gewöhnlich ist und dem Pacing des Films nicht gut tut. Auch dient hier die Story auch eher dazu, sich von Gag zu Gag zu hangeln, die teilweise sehr geschmacklos, derb und politisch unkorrekt sind und hin und wieder nicht wirklich funktionieren. Die Actionsequenzen bekommen teilweise auch die bisher noch nicht oft verwendete Ego-Perspektive, die zwar hektisch rüberkommt, aber für einige Highlights sorgt.

Ein Großteil der involvierten Darsteller wie Ian McShane, Isla Fischer, Rebel Wilson, Gabourey Sidibe, Annabelle Wallis und auch Penelope Cruz sind zwar mehr oder weniger große Namen – Ihre Charaktere sind jedoch sehr eindimensional und die Darsteller entsprechend unterfordert. Scott Adkins zeigt hier in einer Szene eindrucksvoll, aus welchem Holz er geschnitzt ist und das Actionfilme definitiv seine Sparte sind. Sacha Baron Cohen liefert hier sein routiniertes Ding, auch wenn sein Charakter nicht so ikonisch bleiben wird wie „Borat“ und Konsorten. Einer der hier scheinbar den größten Spaß hatte, war Mark Strong, der mir hier am meisten gefallen hat.

Unterm Strich verbleibt für mich ein Film, der unausgewogen wirkt und mit seinem Humor trotz einiger Highlights nur bedingt unterhaltsam ist. Der Film gehört für mich eher zu den schlechteren Filmen, die ich dieses Jahr gesehen habe.

„Der Spion und sein Bruder“ bekommt von mir 5/10 Punkte

Auf diesem Wege gibt es bezüglich meiner bisher getroffenen Wertungen des Jahres einen Film, den ich nach reiflicher Überlegung ZU NIEDRIG bewertet habe und der eine Aufwertung um 2 Punkte erhält und sich somit von der Bürde "Schlechtester Film des Jahres" befreit:
Gods of Egypt - Aufwertung von 4/10 auf 6/10 Punkte !
Begründung - Das visuelle und die Story überzeugen mich doch mehr als z.B. die lächerliche Neuauflage von Independence Day ; das schlechte, dumme Marketing und Drehbuch von The Huntsmen and The Ice Queen und auch "Der Spion und sein Bruder"

Nach einigen Diskussionen mit meinen Arbeitskollegen kommen einige zum Schluss, dass ich bei folgenden 2 Filmen auch Fehler in meiner Bewertung gemacht habe:
- The Jungle Book (7,5/10) - Lt. meinen Kollegen ZU NIEDRIG !
- Suicide Squad (8/10) - Lt. meinen Kollegen ZU HOCH !
Ich muss überlegen, ob ich hier mal auf eine Aufwertung/Abwertung prüfe !
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

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HCN007 hat geschrieben:Wenn es etwas gibt, was mir absolut nicht zusagt, ist es der stumpfsinnige, britische und eigensinnige Humor eines Sacha Baron Cohen.
Ebenso. Und das ist auch alles, was es zu dem Film zu sagen gibt. Das weiß ich auch ungesehen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

6846
Spoiler
man muss auch sagen, dass Sacha Baron Cohen extrem dicke Eier und einen echten Schneid zu haben scheint, wenn er in diesem Film folgende Dinge verarbeitet:

- Um einen mit Gift angeschossenen Mark Strong das Leben zu Retten saugt Cohen das Gift aus den Testikeln von Strong und spuckt den Kram danach aus

- Als Versteck nehmen beide die Höhle einer Vagina einer Elefantenkuh - und werden beide Zeuge eines Elefanten-Bukkake und werden entsprechend häufig mit Sperma bespritzt.

- Am Ende müssen beide eine Raketenexplosion abwehren, in dem sie sich mit nacktem zensiert auf die Sprengkörper setzen, um die Sprengung im geschlossenen Raum stattfinden zu lassen.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

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Habe mir gerade Bekmambetows Neuverfilmung von Ben-Hur angetan. Für die Akten: Den Wyler-Klassiker habe ich nur mal ausschnittsweise als Kind gesehen, zählt also nicht und kann in diesem Fall nicht zum Vergleich herangezogen werden. Wäre aber bestimmt mal wert, nachzuholen, denn dem Remake sieht man trotz aller Unzulänglichkeiten durchgehend an, wie grossartig der Stoff bei einer guten Umsetzung wohl wäre.

Der Ben Hur der Generation 2016 ist leider weitgehend dramaturgisches Stückwerk. Die Inszenierung fühlt sich unrhythmisch und gehetzt an, kein Wunder wenn man bedenkt dass die Geschichte, die damals zu den Glanzzeiten des Monumentalfilms in knapp vier und sogar schon als Stummfilm in knapp zweieinhalb Stunden erzählt wurde, hier auf knappe zwei Stunden runtergekürzt wurde. Dazu gesellen sich eine zigfach gesehene 3D-Hochglanzoptik, wirre Kameraführung und einfallslose Montage, alles gekrönt von einem aufdringlichen Soundtrack der Marke Fliessband. Darstellerisch gibt es viel heisse Luft, am meisten krankt der Film an seinen beiden Protagonisten Judah und Messala. Die ambivalente Beziehung der beiden wird zu oberflächlich behandelt, und zwischen den Schauspielern Huston und dem mal wieder wie eine ferngesteuerte Schaufensterpuppe agierenden Kebbell fehlt es an Charisma, Feuer und Chemie, ausserdem sind viele ihrer Dialoge zu hölzern und künstlich. Parallel dazu bekommt man Morgan Freeman in einer Rastafari-Version seiner 1991er-Robin-Hood-Rolle geboten.

Immerhin schaut Jesus in einer Handvoll Cameos hinein und seine Erlösungsszene im aufziehenden Gewitter ist die stimmungsvollste und eindrücklichste Szene im gesamten Film. Das Wagenrennen ist handwerklich in Ordnung, und generell wird der Film nie wirklich schlecht, was ich darauf zurückführe dass das Potential der spannenden Geschichte immer wieder durch Bekmambetows beliebige Blockbuster-Inszenierung durchschimmert. Trotzdem fehlt dem Film so einiges. Einwegkino ohne nachhaltigen Mehrwert.

Wertung: 4,5 / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

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craigistheman hat geschrieben:"Funny Games" (1997) von Michael Haneke. Immer wieder ergreifend und verstörend.
Für mich leider nur verstörend und abartig, ohne darüber hinaus interessant zu sein. Ein wirkender Film, aber kein guter, nicht mal ein sonderlich intelligenter und leider inszenatorisch nicht mal etwas besonderes. Kann daher wenig damit anfangen, eine simple Aneinanderreihung von Perversitäten und Geschmacklosigkeiten ist mir zu dürftig dafür.
GoldenProjectile hat geschrieben:Trotzdem fehlt dem Film so einiges. Einwegkino ohne nachhaltigen Mehrwert.
Also genau das, was Ben Hur niemals hätte sein sollen. Ach Hollywood, was machst du da momentan nur...
Schön geschrieben Eric, auch wenn ich den Film niemals sehen werde, kann ich mir doch vorstellen, dass ich das alles genauso sehe.
HCN007 hat geschrieben:
Spoiler
man muss auch sagen, dass Sacha Baron Cohen extrem dicke Eier und einen echten Schneid zu haben scheint, wenn er in diesem Film folgende Dinge verarbeitet:

- Um einen mit Gift angeschossenen Mark Strong das Leben zu Retten saugt Cohen das Gift aus den Testikeln von Strong und spuckt den Kram danach aus

- Als Versteck nehmen beide die Höhle einer Vagina einer Elefantenkuh - und werden beide Zeuge eines Elefanten-Bukkake und werden entsprechend häufig mit Sperma bespritzt.

- Am Ende müssen beide eine Raketenexplosion abwehren, in dem sie sich mit nacktem zensiert auf die Sprengkörper setzen, um die Sprengung im geschlossenen Raum stattfinden zu lassen.
Ohne Worte... :roll:
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben:
craigistheman hat geschrieben:"Funny Games" (1997) von Michael Haneke. Immer wieder ergreifend und verstörend.
Für mich leider nur verstörend und abartig, ohne darüber hinaus interessant zu sein. Ein wirkender Film, aber kein guter, nicht mal ein sonderlich intelligenter und leider inszenatorisch nicht mal etwas besonderes. Kann daher wenig damit anfangen, eine simple Aneinanderreihung von Perversitäten und Geschmacklosigkeiten ist mir zu dürftig dafür.
Wenn das nicht intelligent ist, was dann?

Und inszenatorisch ist das doch einwandfrei, vor allem sehr bewußt und voller Skrupel im Angesicht des Stoffes.

Und 100%ig das Gegenteil einer "simplen Aneinanderreihung von Perversitäten und Geschmacklosigkeiten". Nämlich das Gegenteil eines Exploitation Films der diese Art Stoff immer noch geniesbar macht.
Denn Haneke ist insgesamt doch sehr zurückhaltend, sondern erzeugt das Verstörende nicht mit Schockeffekten.

Vor allem ist es auch ein Film der das auch konsequent durchzieht.

Und was Sacha Baron Cohen betrifft, auch wenn Borat filmisch uninteressant war, so war aber doch saukomisch.

Re: Zuletzt gesehener Film

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GoldenProjectile hat geschrieben:Habe mir gerade Bekmambetows Neuverfilmung von Ben-Hur angetan. Für die Akten: Den Wyler-Klassiker habe ich nur mal ausschnittsweise als Kind gesehen, zählt also nicht und kann in diesem Fall nicht zum Vergleich herangezogen werden. Wäre aber bestimmt mal wert, nachzuholen, denn dem Remake sieht man trotz aller Unzulänglichkeiten durchgehend an, wie grossartig der Stoff bei einer guten Umsetzung wohl wäre.

Der Ben Hur der Generation 2016 ist leider weitgehend dramaturgisches Stückwerk. Die Inszenierung fühlt sich unrhythmisch und gehetzt an, kein Wunder wenn man bedenkt dass die Geschichte, die damals zu den Glanzzeiten des Monumentalfilms in knapp vier und sogar schon als Stummfilm in knapp zweieinhalb Stunden erzählt wurde, hier auf knappe zwei Stunden runtergekürzt wurde.
Keine Sorge der Rest wird nur mit peinlich schlechten Dialogen gefüllt.

Ich denke eher der Neue ist noch ca 80 Min zu lang. ;)

Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben:
HCN007 hat geschrieben:Wenn es etwas gibt, was mir absolut nicht zusagt, ist es der stumpfsinnige, britische und eigensinnige Humor eines Sacha Baron Cohen.
Ebenso. Und das ist auch alles, was es zu dem Film zu sagen gibt. Das weiß ich auch ungesehen.
Korrekt. Furchtbarer Trailer, weshalb ich mir den Film nie ansehen werde.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

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Maibaum hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:
craigistheman hat geschrieben:"Funny Games" (1997) von Michael Haneke. Immer wieder ergreifend und verstörend.
Für mich leider nur verstörend und abartig, ohne darüber hinaus interessant zu sein. Ein wirkender Film, aber kein guter, nicht mal ein sonderlich intelligenter und leider inszenatorisch nicht mal etwas besonderes. Kann daher wenig damit anfangen, eine simple Aneinanderreihung von Perversitäten und Geschmacklosigkeiten ist mir zu dürftig dafür.
Wenn das nicht intelligent ist, was dann?

Und inszenatorisch ist das doch einwandfrei, vor allem sehr bewußt und voller Skrupel im Angesicht des Stoffes.

Und 100%ig das Gegenteil einer "simplen Aneinanderreihung von Perversitäten und Geschmacklosigkeiten". Nämlich das Gegenteil eines Exploitation Films der diese Art Stoff immer noch geniesbar macht.
Denn Haneke ist insgesamt doch sehr zurückhaltend, sondern erzeugt das Verstörende nicht mit Schockeffekten.

Vor allem ist es auch ein Film der das auch konsequent durchzieht.

Und was Sacha Baron Cohen betrifft, auch wenn Borat filmisch uninteressant war, so war aber doch saukomisch.
Genau. Haneke liefert eine Analyse des Verhaltens der "Konsumenten" filmischer Gewalt im "Gewaltfilm" selbst. Und das geht nur durch die subjektive Kraft des Bildes, sonst würde sich Haneke auf das gleiche "Niveau" begeben, wie das Kino, das er angreift. Man sollte den Film auch nicht unbedingt als Genrefilm betrachten, sondern eher als filmisches Experiment. Das kann und darf aber natürlich missfallen. In einem Interview hat Haneke mal betont, dass er "der Gewalt" ihren ursprünglichen Schrecken wieder zurückgeben wollte, sie so zeigen wollte wie sie ist, nähmlich als etwas wiederliches und nicht genießbares. Indes verlangt er von seinem Zuschauerraum, das eigene Konsumverhalten bzgl. Gewaltbilder zu reflektieren, bzw. zu überdenken. Nach Funny Games kann man sich durchaus die Frage stellen "Was schaue ich da eigentlich an um mich zu unterhalten"?

Darüber hinaus kann man die schauspielerischen Leistungen in diesem Film nur bewundern. Was Susanne Lothar und Ulrich Mühe da hinkriegen, ist unglaublich.