Samedi hat geschrieben:Wie gesagt, das lässt Batman mit seinem Kostüm als Superheld erscheinen
Samedi: So schreibt nur jemand, der sich mit der Thematik nicht sonderlich viel beschäftigt.
Der Superheld als solches existiert schon deutlich länger als erst seit 1938 (als das "Goldene Zeitalter" des Superheldenkults begann). Denn in Wahrheit kommen all diese Figuren aus der Antike und (wie ja fast alles) hat es dort seinen Ursprung. Wir haben beispielsweise Achilles, der ebenfalls bereits übermenschliche Fähigkeiten hatte und in der Erzählliteratur als Heldentypus (beziehungsweise als heroische Instanz) auftritt. Das ganze hat sich dann immer weiter entwickelt und beginnt so richtig mit Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes, aber auch schon früher mit einigen ähnlichen Figuren (Zorro natürlich, Siegfried, Robin Hood oder Tarzan, such dir da irgendwen aus). Das alles sind Archetypen, viele davon basierend auf der finnischen Sagengestalt Väinämöinen. Besonderen Einfluss hatte zusätzlich auch noch "The Man of Bronze", eine Romanreihe der 30er Jahre, die bereits fast alles vorweg nimmt, was Superheldencomics und andere Autoren weltweit (unter anderem den geschätzten Ian Fleming) maßgeblich beeinflusste. Daraus formt sich dann 38 Superman - das Vorzeigebeispiel, der Archetyp unter den Archetypen. Aufrecht, ehrlich, unanfechtbar, moralisierend durch und durch, unkaputtbar und ein Vorbild durch und durch. Und damit geht es dann los, über Batman und Wonder Woman von Iron Man bis Wolverine. Dabei basiert all das aber eben auf einem Grundtypus Held, den es so immer gab und geben wird: Ein Archetyp, den auch Bond absolut großzügig bedient.
Der Rest ist ebenfalls größtenteils falsch. Batman ist ein Superheld - da kannst du umdeuten, wie du es möchtest, Batman ist als solcher definiert, genau wie alle anderen genannten. Ein Superheld ist per Definition eben nicht zwangsläufig mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet (obwohl man sich da bei Batmans und Bonds Quote, die unmöglichsten Dinge zu überleben ja in beiden Fällen nicht mal sicher sein kann
), sondern wird auch noch anders definiert (unter anderem ist der übermäßige Gebrauch von High Tech Spielzeug ein wichtiger (bzw. zentraler) Aspekt dieser Thematik - und wer jetzt nicht an den ollen Q denkt, der hat selber Schuld). Ich empfehle dir, dich da mit der Entstehung und Entwicklung des Superhelden als solches mehr auseinanderzusetzen - auch in der dazugehörigen Sachliteratur wird oft und gerne der Vergleich mit Bond gewagt. Und zwar ausdrücklich nicht NUR mit Batman, sondern mit allen Superhelden und sehr im Vordergrund stehend deutlich mehr mit Superman als Batman, was mir auch schlüssiger erscheint (Batman ist dann doch zu wenig heroisch und vor allem viel ambivalenter als die Bondfigur, hier wäre höchstens ein Vergleich mit dem Roman-Bond nicht völlig abwegig). Beide sind die Alphamännchen einer ganzen Nation und wenn man so will das perfekte Abbild der Idealversion eines jeweiligen Landsmannes. Das Bond keine Laseraugen hat, ändert daran nur äußerst wenig, das sind dann eben Variationen der immer gleichen Thematiken.
Schlussbemerkung: Witzigerweise ist Bond alle Etappen des Superheldencomics ebenfalls filmisch durchlaufen. Es gab die goldenen Jahre (Connery, bzw. 1938-1955 bei Comichelden) mit Bond an der Spitze und weit über der Konkurrenz, dass silberne Zeitalter (Moore, bzw. 1956 bis etwa 1975 bei den Comichelden), in denen es immer abgehobener und übertriebener (auch humoristischer!) wurde, das bronzene Zeitalter (Dalton, bzw. die 80er in den Comics) mit zunehmend düsteren Themen und ernsthaften Geschichten und dann die moderne Epoche, in der vieles aus den alten Zeiten wieder entdeckt wird und man die Charaktere zeitgemäß weiterentwickeln zu versucht. Eine von über hunderten Parallelen zwischen Uns James und den maskierten Verfechtern des Gesetzes.
Thunderball1965 hat geschrieben:Sind nach dieser Definition nicht alle archetypischen Helden "Superhelden"?
Eine berechtigte Frage und nicht ganz so leicht zu beantworten: Größtenteils sicherlich schon, da die Bezeichnung Superheld sehr offen ist und eben vieles vereint und allein die "offiziellen" Superhelden ja schon sehr unterschiedlich sind (Batman und Cyclops sind unterschiedlich wie Tag und Nacht, wenn nicht noch mehr). Da sind sich dann auch "Literaturexperten" nicht so ganz einig. Deshalb wurden Superhelden auch lange als Maskenhelden bezeichnet - dumm nur, dass dann ausgerechnet der Superman höchstpersönlich keiner wäre. Insgesamt scheiden sich da die Geister, es herrscht aber schon darüber Einigkeit, dass die Schnittmengen mitunter sehr groß sein können (wie im Falle Bond und Marvel/DC Konsorten) und das allermeiste in etwa derselben Schublade zuzuordnen ist. Wichtig ist, dass es fantastische (im Sinne des Ausmaßes, also übermäßigen Gebrauch von Fantast) Erzählungen über mutige, edle und aufrechte Helden sind, welche den Kampf gegen das dämonisierte Übel antreten. Nicht wenige Comicexperten oder Literaturwissenschaftler vergleichen Superman da übrigens sehr gerne mit Moses: Zwei Geschichten, die besonders zu Beginn sehr ähnlich sind und sich in vielen Dingen erscheckend gleichen.