5801
von SamTrautman
Agent
Black Mass 6/10
Johnny Depps Stirnglatze erzählt uns mehr über Black Mass, als Regisseur Scott Cooper in zähen zwei Stunden Laufzeit. Jene vorhandene bzw. nicht vorhanden Haarpracht des Deppen zeichnet sich durch kahle Stellen aus, geschmückt mit vereinzelten überlebenden Haaren, die nicht der Glatze zum Opfer fielen. Und genau das verkörpert Black Mass, der nunmehr dritte Streich des Regisseurs. Vereinzelt blitzen überragende Szenen auf, gepaart mit dem immer noch vorhandenen Können des Hauptdarstellers, doch meistens bleibt der Film kahl, arm an Höhepunkten und wiederholt sich schrecklich oft. Cooper flirtet nur mit dem Gedanken einen wirklichen Genrebeitrag zu erschaffen, traut sich dann aber doch nicht so recht mit dem Mädel auf den Ball zu gehen...
Black Mass erzählt mehr oder weniger die wahre Geschichte des wohl berühmtesten Glatzenträgers Bostons, dem Gauner und Bandenboss James J. "Whitey" Bulger. Jimmy Bulgers ( Johnny Depp ), Rise and Fall Geschichte. Der unglaublichen Story des FBI, die mit dem Teufel einen Pakt einging bei dem sie später in selbiger landeten und nicht mehr zurück in den Himmel durften. Auf dem Weg dorthin kann der geübte Zuschauer noch so aller Hand Prominenz an jeder Ecke Bostons entdecken. Kevin Bacon, Joel Edgerton oder auch Benedict Cumberbatch sind nur einige der Namen, die den Film schmücken. Selbst für Frank Underwoods ( House of Cards ) ehemaligen Kollegen gibt es einen Schreibtisch Job in Black Mass. Der Mann scheint auf Anzug tragende Unsympathen abonniert zu sein.
Viel Action wird in Black Mass nicht gezeigt, meist immer nur das fertige Resultat, die Tat an sich. Der Weg dorthin ausgelassen. Erfahrbar wird die Welt in der Bulger regiert nie so ganz. Jedenfalls nicht dadurch, dass man als "Fremder" vom Regisseur in die Organisation eingeschleust wird. Weder die Chance erhält sie von innen heraus kennen zu lernen noch Teil des inneren Kreises zu werden.
Das "Wie" an sich, ist Scott Cooper ( Crazy Heart ) egal, er schert sich wenig darum dem Zuschauer zu zeigen wie "Whitey" seine Kohle macht oder den Laden schmeißt. Nur eine Randnotiz die es zu erwähnen gilt oder kurz angerissen wird. Ihn interessiert viel mehr das innere der Hauptfiguren, deren Motivation und Antrieb. In Black Mass fallen dabei ganz oft Worte wie Loyalität, Ehre und Aufrichtigkeit. Scott, versucht statt explodierenden Autos oder Genre typischen Straßen Geballer, das Innere seiner Charaktere zu durchleuchten. Ist bemüht sie in die Ecke zu treiben um dabei zu sehen wie sie reagieren. Diese Interesse am Mensch ist da und auch der Kern des Films, nur gelingt es Scott nur manchmal ganz nah bei seinen Charakteren zu sein. Stimmungen und Gefühle zu kreieren, die nicht nur behauptet sind, sondern spürbar. Wenn das Interesse am Handeln der Charaktere wirklich visualisiert werden kann nimmt Black Mass Fahrt auf und weiß zu unterhalten. Leider sieht man sie zu selten, diese Szenen treten nur vereinzelt auf wie die Haare auf dem Kopf des Hauptdarstellers.
"Nicht was Du tust, ist wichtig, sondern wann und wo Du´s tust und wem Du was tust und wer dabei ist. Wenn niemand es sieht, ist es nie passiert."
Den Spruch den er Bulger in den Mund legt um ihn seinen Sohn zu predigen beherzigt Cooper leider selbst nicht. Zu beschäftigt damit beim Versuch jedem einzelnen seiner vielen Sprechrollen in Black Mass Tiefe zu verleihen vergisst er dabei seinen an sich epischen Grundsatz seiner Hauptfigur. All die Dinge, die er dem Zuseher nicht zeigt, passieren für ihn auch nicht. Wie Jimmy seinen sagenhaften Aufstieg bewerkstelligte oder das Innenleben der Organisation die er betreibt, die Mechanismen im inneren Kern seiner Truppe. Scott zeigt wenn er die Winter Hill Gang begleitet nur das Resultat, das meist eine kurze Gewaltspitze darstellt, die nach dem fünften Mal ermüdend wirkt. Schema F: Verräter enttarnt, Schnitt, Mord, Schnitt. Jimmys Arbeit am Opfer wird abgehakt damit es wieder weiter gehen kann, zurück in der Wohlfühlzone des Regisseurs, dem Wühlen in menschlichen Abgründen die a in Black Mass vor allem aus falscher Loyalität, Gier und Skrupellosigkeit besteht. An sich alles hochspannende Themen, wenn der Film ein Krimi nach einer Romanvorlage eines einsamen schwedischen Autors wäre, nicht diesen Trailer rausgehauen hätte und einen Charakter erschaffen hat der nach Coolniss nur so schreit. Scott kann die Waage zwischen den zwei Extremen, Action und Dialog nicht halten. Zu viel wiegt der Anteil, an sich wiederholenden Abfolgen von Büroszenen und schwachen Dialogszenen auf dieser einen Seite der Waage. Dabei ist das Wort Action nicht als bloße Worthülse für Explosionen und Krach zu verstehen sondern als Synonym für Bewegung bzw. Fluss des Films. Der gestaltet sich des Öfteren doch viel zu zäh, teilweise tappt Black Mass sich die Füße wund an ein und derselben Stelle der Geschichte weil nichts vorangeht.
Der nervige Nachbar
So ganz wird man in letzter Zeit nicht mehr schlau aus Johnny Depp. Zeichnete er sich in früheren Zeiten dadurch aus, dass man ihn gerne sah in Rollen wie dem legendärem Jack Sparrow oder als Kleinganove in Blow, ist es jetzt eher so, dass er der nervige Nachbar ist. Den man immer wieder zu sich nach Hause einlädt in der Hoffnung es würde doch ein cooler Abend werden nur um am Ende des Tages abermals zu merken das er der nervige Nachbar geblieben ist. Wie kam es dazu? Was ist nur los? Warum? Das einst aus dem netten Nachbarn, den man gerne ins Heimkino einlud, dieser nervige Nachbar wurde?
Frauen in Black Mass sind grundsätzlich da um verlassen zu werden und oder um begrabscht zu werden. Ferner sie versterben nach wenigen Szenen. Eine Kommuniation zwischen Mann und Frau in Black Mass ist meist durch Hass oder Verachtung geprägt. So krass wie in Lawrence von Arabien in dem keine einzige Frau mitgespielt hat geht es hier nicht zu aber so weit weg bewegen wir uns davon auch nicht. In dieser gezeichneten Welt von Scott Cooper, die von Gier, Skrupellosigkeit und dem Drang zur Macht bestimmt wird verwelken schnell die Personen deren Gebote, Ehrlichkeit und Liebe lauten. Selbst die Grenzen von Gut und Böse verschwimmen, wenn die Guten nicht mehr als die solchen erkannt werden von ihres Gleichen. Wie einst auf dem Schulhof als Jimmy und seine Kumpels Räuber und Gendarm spielten. Die Grenzen verschwimmen und des Öfteren tragen die Bösen jetzt auch Krawatte.