Tja, was soll ich zu "Spectre" sagen...
SPOILER FOLGEN!!!
Die PTS ist stark gemacht, das Setting, der endlos lange, elegante Take - super! Die Klopperei im Heli fand ich dagegen optisch nicht überzeugend.
Die von vielen hochgelobte TS war leider auch nicht meins. Mir kam sofort das Opening von Finchers "Verblendung" in den Sinn. Das fand ich großartig - aber hier wirkten einige Motive für mich abgekupfert. Und unpassend. In einem Bond Titel möchte ich den Protagonisten bitte klassisch und nicht halbnackt.
War ich nach "Skyfall" noch fest davon ausgegangen, dass alle Weichen für einen klassischen Auftrag im nächsten Abenteuer gestellt sind, stellte sich das rasch als Trugschluss heraus. Bond wird suspendiert, arbeitet auf eigene Faust, das Doppelnull-Programm und der MI6 stehen schon wieder auf dem Prüfstand... Hier fragte ich mich, wie viel Zeit eigentlich seit den Geschehnissen in "Skyfall" vergangen sein sollten? Dem Zustand des alten HQ nach zu urteilen, kann das nicht allzu lange her sein.
Rom & Österreich bestechen durch recht klassische Inszenierung und starke Bilder.
Das Treffen der Organisation vermittelt einen starken Eindruck, auch wenn das Gefühl der weltweiten Bedrohung für mich ausblieb. Da lief eigentlich nix, was man nicht auch Lobbyisten in Regierungen zutraut. Dafür war die Bedrohung innerhalb Spectres sehr sehr präsent. Die Szene mit Hinx und seinen Daumen war schon arg...
Mr. Hinx gefiel mir sehr gut, Bautistas physische Präsenz ist beeindruckend. Dabei machte er dennoch eine erstaunlich elegante Figur. Kein Mann vieler Worte...
Qs Alpentrip war ein nettes Schmankerl für die Fans. Sehr schwach imho allerdings, wie die Bedrohung im Skilift aufgelöst wurde.
Warum Mr. White seine Tochter überhaupt ins Spiel bringt, anstatt Bond direkt zu verraten, wo er Oberhauser findet, macht für mich wenig Sinn. Denn nach der Rettung in Österreich geht dem Film in meinen Augen merklich die Luft aus. Die Wege von Bond & Swann hätten sich ja trotzdem kreuzen können.
Ein Highlight ist noch einmal der Kampf im Zug. L'Americaine war für mich dagegen unnötig wie ein Kropf. Swann ist kein Charakter, mit dem ich warm wurde. Was Bond an ihr findet, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Sie als eine Art Vesper reloaded aufzubauen, missfiel mir sehr.
Auch nach dem Bahnhof im Nirgendwo zieht sich die Handlung für mich wie Kaugummi.
Oberhauser/Blofeld verlor für mich schlagartig seine Bedrohlichkeit, als er kindlichen Neid als Motiv für seinen obsessiven Hass auf Bond offenbarte. Auch dass die Summe der letzten drei Filme seinem Racheplan entsprach, entbehrt für mich jeder Grundlage.
Völlig sinnfrei für mich: die Folterszene. Was ist Blofeld denn bitteschön für ein Stümper?!? Hat da einen tiptop Chirurgenstuhl stehen und bohrt Bond damit völlig folgenlos in den Kopf??? Das war wirklich lächerlich!
Zurück in London wird es leider nicht viel besser für mich. C wird enttarnt und bekommt einen höchst beiläufigen, unspektakulären Abgang. Bond schießt Blofelds Heli mit einer Handfeuerwaffe ab.
Die Krönung dann das Ende, das suggeriert, Bond hänge seinen Job an den Nagel und entscheide sich für ein Leben mit Swann...
Fazit für mich: Spectre fängt stark an und lässt ab Österreich leider ganz stark nach.
Craig ist mein Lieblingsbond, Casino Royal liegt bei mir ganz weit vorn. Quantum war schwach, Skyfall liegt dann wieder fast gleichauf mit CR. Spectre schafft es für mich leider nur ganz knapp vor Quantum.
Ich gucke Filme sonst gern und oft mehrfach im Kino, bei Spectre habe ich nach Ende des Films bereut, mich schon für weitere Sichtungen verabredet zu haben... Durchziehen werde ich es trotzdem und hoffe, dass sich mein Eindruck dann noch verbessert.
Für mich momentan leider die größte filmische Enttäuschung seit "The Dark Knight rises".
Vielleicht ist das Problem einfach, dass ich von Skyfall sehr überzeugt war und die Erwartung hatte, dass das Team hinter der Kamera daran anknüpfen könnte. Spectre war mein "Most wanted" in diesem Jahr.
Ich hoffe, dass Craig noch mindestens den 25. Bond drehen und dieser dann wieder richtig gut wird!
Auch Waltz als Blofeld würde ich gern wiedersehen.
Den Rest des MI6 Teams sehe ich eh als gesetzt an...