Re: Der Winnetou Thread
137Aber nur die Kinofilme aus den 60ern.Agent 009 hat geschrieben:Ich dachte ihr wollt die sowieso review'n?
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Der Winnetou Thread
138Achso, daran hab ich gar nicht mehr gedacht. Keine Ahnung, wo die Posts hin sind.AnatolGogol hat geschrieben:du hattest geschrieben, dass Vodka und nicht du lamentiert hättest und ich, dass ich Vodka meinte, aber Casino geschrieben habe
TV-Zweiteiler: ja. Gedreht aber erst in den 90ern. Gesehen hab ich das Teil aber ebenfalls selbst nie.AnatolGogol hat geschrieben:Winnetous Rückkehr hab ich nie gesehen, das war der TV-Zweiteiler mit Brice um die 70, oder? Hat mich irgendwie immer abgeschreckt.
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Let the sheep out, kid.
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Re: Der Winnetou Thread
139Noch schlechter als "Mein Freund Winnetou", trotz besseren Kostüms.
http://www.youtube.com/watch?v=A0kQQqz24L8
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Zuletzt geändert von vodkamartini am 4. März 2015 23:33, insgesamt 2-mal geändert.
http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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Re: Der Winnetou Thread
140Autsch, hätte man Brice nicht synchronisieren können? Ein Apachenhäuptling mit Franzosen-Akzent ist unfreiwillig komisch...
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Re: Der Winnetou Thread
141Das ist nur eines der vielen Probleme des Films.
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Re: Der Winnetou Thread
142Glaub ich dir, ich hab ihn auch aus guten Grund nie gesehen.
Ich sag gleich vor dem Marathon vorne weg: es läuft bei Winnetou bei mir ähnlich wie bei der guten alten James-Platte. Ich liebe die Filme und die Bewertungen sind eine Mischung aus Nostalgie-Empfinden und entwickelten Vorlieben nach tausendfachen Sichtungen.
Ich sag gleich vor dem Marathon vorne weg: es läuft bei Winnetou bei mir ähnlich wie bei der guten alten James-Platte. Ich liebe die Filme und die Bewertungen sind eine Mischung aus Nostalgie-Empfinden und entwickelten Vorlieben nach tausendfachen Sichtungen.
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Re: Der Winnetou Thread
143Ich denke, dass ist bei uns (zumindest anatol und mir) nicht anders.
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Re: Der Winnetou Thread
144Winnetous Rückkehr habe ich auch nie gesehen und scheint wohl auch eine gute Entscheidung gewesen zu sein. Winnetou mit französischem Akzent!
Bei mir auch nicht .vodkamartini hat geschrieben:Ich denke, dass ist bei uns (zumindest anatol und mir) nicht anders.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)
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Re: Der Winnetou Thread
145Ich weiss nicht, ob euch das schon mal aufgefallen ist, aber für sein Auenland-Thema hat Howard Shore offensichtlich bei Martin Böttcher abgeschaut. Vergleicht es mal mit seiner Musik für "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten".
#London2024
"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."
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Re: Der Winnetou Thread
146Ab Sonntag dann den Silbersee, ach, was freue ich mich darauf . Habe mein Wochenende filmisch schon genau durchgeplant .
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MAYRATHON - Teil I
147Dann möchte ich hochoffziellerweise mal die bedeutungsschwangere Präambel von mir geben:
Die Romatik des Wilden Westens ist wieder auferstanden, ein Traum ihrer Jugend ist Wirklichkeit geworden, ein unvergessliches Erlebnis erwartet sie; der MAYRATHON - er sei eröffnet - hugh!
Teil I: DER SCHATZ IM SILBERSEE - Karl Mays phantastischer Erfolgsroman als deutscher Monumentalfilm
Die Romatik des Wilden Westens ist wieder auferstanden, ein Traum ihrer Jugend ist Wirklichkeit geworden, ein unvergessliches Erlebnis erwartet sie; der MAYRATHON - er sei eröffnet - hugh!
Teil I: DER SCHATZ IM SILBERSEE - Karl Mays phantastischer Erfolgsroman als deutscher Monumentalfilm
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Re: MAYRATHON - Teil I
148Na endlich! Mensch, da freu ich mich doch schon sehr auf den Schatz im Silbersee. Review folgt also die Tage.AnatolGogol hat geschrieben:der MAYRATHON - er sei eröffnet - hugh!
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Re: MAYRATHON - Teil I
149Der Schatz im Silbersee (1962) – Harald Reinl
Der Legende nach begann alles mit der Idee eines kleinen Jungen: der Sohn des seinerzeit mit den Edgar Wallace-Filmen bereits ausgesprochen erfolgreichen Produzenten Horst Wendlandt soll seinen Vater aufgefordert haben doch endlich mal was anderes zu verfilmen als immer nur Wallace, z.B. Karl May. Ob sich das Ganze tatsächlich genau so zugetragen hat lassen wir mal dahin gestellt, in jedem Fall entwickelte sich die Idee deutsche Western zu produzieren zu einer phänomenalen Erfolgsgeschichte und stellt filmhistorisch eine der interessantesten Ären innerhalb der deutschen Filmgeschichte dar.
Interessant ist auch die Entscheidung von Wendlandt & Co. als Erstling nicht den eigentlich hinsichtlich einer chronologischen Figureneinführung sinnigeren ersten Teil der Winnetou-Trilogie zu verfilmen, sondern stattdessen Mays berühmte Charaktere ohne größere Einführung gleich in ein eigenständiges actiongeladenes Abenteuer zu schicken. Hier spielte den Machern sicherlich auch in die Karten, dass die Werke Mays und entsprechend auch seine Protagonisten damals in noch viel größerem Maße als heute deutsches Kulturgut darstellten, das praktisch jeder Landsmann zwischen 6 und 90 kannte. Wozu also groß mit einer Hintergrundgeschichte aufhalten, die ohnehin die meisten kennen. Zudem kalkulierte der erfahrene Kaufmann Wendlandt sicherlich auch mit der Zugkraft des wohl bekanntesten May-Titels und wollte sich gleichwohl er den Gedanken an eine Filmreihe von Anfang an im Hinterkopf hatte nicht bereits beim ersten Film zu weit exponieren im Sinne eines möglicherweise erfolglosen Trilogiebeginns, der dann keine weitere Fortsetzung finden würde (ein Schicksal, dass ihn dann drei Jahre später in Form von Old Surehand aber doch noch ereilen sollte). Aus filmischer Sicht war diese Entscheidung jedenfalls goldrichtig, denn eine zweiminütige Einführungssequenz mit den berühmtesten „deutschen“ Westmännern reicht aus, um sie und vor allem ihre Darsteller beim Publikum zu etablieren. Regisseur Reinl löst dies ausgesprochen clever, indem er aus dem Off von den großen literarischen Idolen der Jugend erzählen lässt, untermalt von Martin Böttchers kongenialem Old Shatterhand-Thema. Bereits in diesen ersten Minuten gelingt es ihm sein Publikum in den Bann zu ziehen, was sich erfreulicherweise auch im Rest des Films fortsetzt.
Der Schatz im Silbersee unterhält sein Publikum auch heute noch, da die entscheidenden Erfolgsfaktoren auch ohne nostalgische Verklärung noch funktionieren. Zum einen ist da die einfach nur als perfekt zu bezeichnende Besetzung der Schlüsselrollen Old Shatterhand und Winnetou. Lex Barker und in vielleicht sogar noch größerem Maße Pierre Brice verkörpern im wahrsten Sinne des Wortes die Mayschen Fantasiegestalten. Da ist kein allzu großes schauspielerisches Können gefragt, hier geht es um Auftreten und Leinwandpräsenz – und in beidem funktioniert das franko-amerikanische Duo perfekt. Schaut man sich den Silbersee im Wissen der folgenden Filme an, dann fällt auch auf, dass Shatterhand und Winnetou hier deutlich weniger im Mittelpunkt des Films stehen wie in den Folgewerken. Silbersee ist – auch wenn Barkers Shatterhand sich in der zweiten Filmhälfte etwas mehr ins Zentrum spielt – eher ein Ensemblefilm, bei dem mehreren Figuren ein ähnlich großer Raum zugestanden wird. Dies gilt vor allem für Götz George als jugendlich-draufgängerischer Fred Engel und Herbert Lom als sinistrer Colonel Brinkley. Letzterer erweist sich dann auch als einer der ganz großen Trümpfe des Films, da er seine Schurkenfigur auf faszinierende Art verachtenswert böse darstellt. Die ausgezeichnete Besetzung wird durch die fein ausgewählten Nebenrollen abgerundet, vor allem mit den humoristischen Sidekicks Wolter, Arent und Boman (bei letzterem habe ich mich übrigens als Knirps immer gewundert, warum ausgerechnet dieser Schlaks „Ganz dick Onkel“ genannt wurde ).
Ein weiterer Erfolgsfaktor war unzweifelhaft die Entscheidung, den Film in Jugoslawien zu drehen. Auch wenn eigentlich alles etwas zu pittoresk und grün ausschaut, um als Wilder Westen durchzugehen trägt gerade diese märchenhafte Landschaft enorm zur Stimmung der Filme bei. Realismus ist hier eh nicht wirklich gefragt, viel entscheidender ist das Erzeugen einer wild-romantischen Stimmung und dies gelingt Reinl durch die Einbindung der imposanten jugoslawischen Drehorte meisterlich. Hier erwies es sich letztlich auch als Glücksfall, dass der Heimatfilmerfahrene Reinl und nicht der ursprünglich vorgesehene Vohrer den Standard für Mayverfilmungen setzte. Denn der deutsche Western der 60er Jahre ist in seiner Einbindung der Natur und der konsequenten Bedienung von romantischen Wunschvorstellungen die Fortführung der Heimatfilme der 50er Jahre. Kongenial ergänzt wird dies durch Böttchers großartigen Soundtrack, mit dem er einen absolut eigenständigen Sound mit höchstem Wiedererkennungswert schuf. Die Bedeutung von Böttchers romantisch-sentimentalen Themen für den Erfolg der Filme kann man eigentlich nicht hoch genug ansetzen. Wenn wehmütig die Mundharmonika das Shatterhandthema fortführt mag das oft hart an der Grenze zum Kitsch sein, aber es ist eben auch absolut effektiv und verfehlt seine Wirkung beim Publikum nicht.
Bemerkenswert ist auch der Aufwand, der bei Der Schatz im Silbersee betrieben wurde. Dreinhalb Millionen DM waren seinerzeit für eine deutsche Produktion ein gewaltiges Budget (welches durch die – zumindest beim Erstling noch – recht günstige jugoslawische Crew sogar noch „mehr“ wert war als vergleichbare europäische Produktionen). Silbersee sieht immer nach großem Kino aus und schneidet in Punkto Schauwerte im Vergleich mit den US-Western seiner Zeit sicherlich nicht schlechter ab. Auch in Punkto Action weiss der Silbersee zu überzeugen, am meisten bleibt diesbezüglich der Überfall der Tramps auf Butlers Farm in Erinnerung, der effektvoll und spektakulär in Szene gesetzt wurde. Was Drehbuch und Story anbelangt ist der Silbersee hingegen eher überschaubar und hier verlässt man sich ganz auf ein Hin-und- Her rund um die Jagd nach dem Schatz. Mal hat die eine Partei die Schatzkarte, mal die andere. Mal sind die Geiseln gefangen, dann wieder frei, dann wieder gefangen. Allzu viel Abwechslung wird hier dramaturgisch nicht geboten, wobei dies allerdings nicht sonderlich schwer ins Gewicht fällt angesichts der kurzweiligen Schauwerte. Allerdings fällt dennoch auf, dass der Film vor allem im Mitteldrittel etwas an Schwung verliert und sich gefühlt etwas zu lange mit einzelnen Episoden aufhält. Genau wie der alte Petterson permanent zur Eile drängt würde man auch als Zuschauer bei der einen oder anderen Szene am liebsten zurufen: nun kommt mal etwas in die Puschen! Das doch sehr lange Intermezzo bei den Utahs hält den Film für meinen Geschmack jedenfalls etwas zu sehr auf, gerade den Nachklapp nach Shatterhands Kampf im Indianerdorf hätte man wohl besser weggelassen und den Film so etwas straffer gehalten. Dafür weiss das Finale dann wieder zu überzeugen mit seiner phantasievollen Grotte, dem alten Schatzhüter, dem Goldschatz, den angesichts des Schatzes dem Wahnsinn verfallenden Tramps und dem wohlig-gruseligen Ende des Colonels (man frägt sich angesichts der frappierenden Ähnlichkeiten zum Ende von Indy III, ob Spielberg den Silbersee kannte). Am Ende ist alles gut, die Bösen sind bestraft und die Guten reiten friedlich in den Sonnenuntergang neuen Abenteuern entgegen.
Der Schatz im Silbersee ist eine überzeugende deutsche Großproduktion, die Maßstäbe gesetzt und ein eigenes Genre ins Leben gerufen hat. In Punkto Aufwand muss sich der Film vor der großen Konkurrenz in Hollywood nicht verstecken, zumindest nicht vor der des eigenen Genres. Auch wenn der Film hinsichtlich Tempo und Dramaturgie die eine oder andere Schwäche offenbart, so wird dies doch weitgehend kaschiert durch die wunderbar romatische Stimmung und das unterhaltsame Hin und Her zwischen unseren Helden und den Tramps. Der nicht gerade subtil vorgetragene Humor funktioniert ebenfalls die meiste Zeit, auch wenn einige Albernheiten auch mal über das Ziel hinausschiessen (etwa wenn Arents Castlepool einen angreifenden Indianer zur Nachtruhe mahnt). Aber auch dies muss im Kontext seiner Zeit gesehen werden und wenn man ehrlich ist: ein Schmunzeln können selbst solche Clownereien noch entlocken. Alles in allem ist Der Schatz im Silbersee ein deutscher Filmklassiker, der viel richtig macht, der seinen Klassikerstatus aber in meinen Augen eher seiner filmhistorischen Bedeutung und der Tatsache, dass er eben der erste Film der Serie war verdankt, denn seiner überragenden Qualität. Er ist gut, aber es ist noch deutlich Luft nach oben.
Wertung: 7 / 10
Der Legende nach begann alles mit der Idee eines kleinen Jungen: der Sohn des seinerzeit mit den Edgar Wallace-Filmen bereits ausgesprochen erfolgreichen Produzenten Horst Wendlandt soll seinen Vater aufgefordert haben doch endlich mal was anderes zu verfilmen als immer nur Wallace, z.B. Karl May. Ob sich das Ganze tatsächlich genau so zugetragen hat lassen wir mal dahin gestellt, in jedem Fall entwickelte sich die Idee deutsche Western zu produzieren zu einer phänomenalen Erfolgsgeschichte und stellt filmhistorisch eine der interessantesten Ären innerhalb der deutschen Filmgeschichte dar.
Interessant ist auch die Entscheidung von Wendlandt & Co. als Erstling nicht den eigentlich hinsichtlich einer chronologischen Figureneinführung sinnigeren ersten Teil der Winnetou-Trilogie zu verfilmen, sondern stattdessen Mays berühmte Charaktere ohne größere Einführung gleich in ein eigenständiges actiongeladenes Abenteuer zu schicken. Hier spielte den Machern sicherlich auch in die Karten, dass die Werke Mays und entsprechend auch seine Protagonisten damals in noch viel größerem Maße als heute deutsches Kulturgut darstellten, das praktisch jeder Landsmann zwischen 6 und 90 kannte. Wozu also groß mit einer Hintergrundgeschichte aufhalten, die ohnehin die meisten kennen. Zudem kalkulierte der erfahrene Kaufmann Wendlandt sicherlich auch mit der Zugkraft des wohl bekanntesten May-Titels und wollte sich gleichwohl er den Gedanken an eine Filmreihe von Anfang an im Hinterkopf hatte nicht bereits beim ersten Film zu weit exponieren im Sinne eines möglicherweise erfolglosen Trilogiebeginns, der dann keine weitere Fortsetzung finden würde (ein Schicksal, dass ihn dann drei Jahre später in Form von Old Surehand aber doch noch ereilen sollte). Aus filmischer Sicht war diese Entscheidung jedenfalls goldrichtig, denn eine zweiminütige Einführungssequenz mit den berühmtesten „deutschen“ Westmännern reicht aus, um sie und vor allem ihre Darsteller beim Publikum zu etablieren. Regisseur Reinl löst dies ausgesprochen clever, indem er aus dem Off von den großen literarischen Idolen der Jugend erzählen lässt, untermalt von Martin Böttchers kongenialem Old Shatterhand-Thema. Bereits in diesen ersten Minuten gelingt es ihm sein Publikum in den Bann zu ziehen, was sich erfreulicherweise auch im Rest des Films fortsetzt.
Der Schatz im Silbersee unterhält sein Publikum auch heute noch, da die entscheidenden Erfolgsfaktoren auch ohne nostalgische Verklärung noch funktionieren. Zum einen ist da die einfach nur als perfekt zu bezeichnende Besetzung der Schlüsselrollen Old Shatterhand und Winnetou. Lex Barker und in vielleicht sogar noch größerem Maße Pierre Brice verkörpern im wahrsten Sinne des Wortes die Mayschen Fantasiegestalten. Da ist kein allzu großes schauspielerisches Können gefragt, hier geht es um Auftreten und Leinwandpräsenz – und in beidem funktioniert das franko-amerikanische Duo perfekt. Schaut man sich den Silbersee im Wissen der folgenden Filme an, dann fällt auch auf, dass Shatterhand und Winnetou hier deutlich weniger im Mittelpunkt des Films stehen wie in den Folgewerken. Silbersee ist – auch wenn Barkers Shatterhand sich in der zweiten Filmhälfte etwas mehr ins Zentrum spielt – eher ein Ensemblefilm, bei dem mehreren Figuren ein ähnlich großer Raum zugestanden wird. Dies gilt vor allem für Götz George als jugendlich-draufgängerischer Fred Engel und Herbert Lom als sinistrer Colonel Brinkley. Letzterer erweist sich dann auch als einer der ganz großen Trümpfe des Films, da er seine Schurkenfigur auf faszinierende Art verachtenswert böse darstellt. Die ausgezeichnete Besetzung wird durch die fein ausgewählten Nebenrollen abgerundet, vor allem mit den humoristischen Sidekicks Wolter, Arent und Boman (bei letzterem habe ich mich übrigens als Knirps immer gewundert, warum ausgerechnet dieser Schlaks „Ganz dick Onkel“ genannt wurde ).
Ein weiterer Erfolgsfaktor war unzweifelhaft die Entscheidung, den Film in Jugoslawien zu drehen. Auch wenn eigentlich alles etwas zu pittoresk und grün ausschaut, um als Wilder Westen durchzugehen trägt gerade diese märchenhafte Landschaft enorm zur Stimmung der Filme bei. Realismus ist hier eh nicht wirklich gefragt, viel entscheidender ist das Erzeugen einer wild-romantischen Stimmung und dies gelingt Reinl durch die Einbindung der imposanten jugoslawischen Drehorte meisterlich. Hier erwies es sich letztlich auch als Glücksfall, dass der Heimatfilmerfahrene Reinl und nicht der ursprünglich vorgesehene Vohrer den Standard für Mayverfilmungen setzte. Denn der deutsche Western der 60er Jahre ist in seiner Einbindung der Natur und der konsequenten Bedienung von romantischen Wunschvorstellungen die Fortführung der Heimatfilme der 50er Jahre. Kongenial ergänzt wird dies durch Böttchers großartigen Soundtrack, mit dem er einen absolut eigenständigen Sound mit höchstem Wiedererkennungswert schuf. Die Bedeutung von Böttchers romantisch-sentimentalen Themen für den Erfolg der Filme kann man eigentlich nicht hoch genug ansetzen. Wenn wehmütig die Mundharmonika das Shatterhandthema fortführt mag das oft hart an der Grenze zum Kitsch sein, aber es ist eben auch absolut effektiv und verfehlt seine Wirkung beim Publikum nicht.
Bemerkenswert ist auch der Aufwand, der bei Der Schatz im Silbersee betrieben wurde. Dreinhalb Millionen DM waren seinerzeit für eine deutsche Produktion ein gewaltiges Budget (welches durch die – zumindest beim Erstling noch – recht günstige jugoslawische Crew sogar noch „mehr“ wert war als vergleichbare europäische Produktionen). Silbersee sieht immer nach großem Kino aus und schneidet in Punkto Schauwerte im Vergleich mit den US-Western seiner Zeit sicherlich nicht schlechter ab. Auch in Punkto Action weiss der Silbersee zu überzeugen, am meisten bleibt diesbezüglich der Überfall der Tramps auf Butlers Farm in Erinnerung, der effektvoll und spektakulär in Szene gesetzt wurde. Was Drehbuch und Story anbelangt ist der Silbersee hingegen eher überschaubar und hier verlässt man sich ganz auf ein Hin-und- Her rund um die Jagd nach dem Schatz. Mal hat die eine Partei die Schatzkarte, mal die andere. Mal sind die Geiseln gefangen, dann wieder frei, dann wieder gefangen. Allzu viel Abwechslung wird hier dramaturgisch nicht geboten, wobei dies allerdings nicht sonderlich schwer ins Gewicht fällt angesichts der kurzweiligen Schauwerte. Allerdings fällt dennoch auf, dass der Film vor allem im Mitteldrittel etwas an Schwung verliert und sich gefühlt etwas zu lange mit einzelnen Episoden aufhält. Genau wie der alte Petterson permanent zur Eile drängt würde man auch als Zuschauer bei der einen oder anderen Szene am liebsten zurufen: nun kommt mal etwas in die Puschen! Das doch sehr lange Intermezzo bei den Utahs hält den Film für meinen Geschmack jedenfalls etwas zu sehr auf, gerade den Nachklapp nach Shatterhands Kampf im Indianerdorf hätte man wohl besser weggelassen und den Film so etwas straffer gehalten. Dafür weiss das Finale dann wieder zu überzeugen mit seiner phantasievollen Grotte, dem alten Schatzhüter, dem Goldschatz, den angesichts des Schatzes dem Wahnsinn verfallenden Tramps und dem wohlig-gruseligen Ende des Colonels (man frägt sich angesichts der frappierenden Ähnlichkeiten zum Ende von Indy III, ob Spielberg den Silbersee kannte). Am Ende ist alles gut, die Bösen sind bestraft und die Guten reiten friedlich in den Sonnenuntergang neuen Abenteuern entgegen.
Der Schatz im Silbersee ist eine überzeugende deutsche Großproduktion, die Maßstäbe gesetzt und ein eigenes Genre ins Leben gerufen hat. In Punkto Aufwand muss sich der Film vor der großen Konkurrenz in Hollywood nicht verstecken, zumindest nicht vor der des eigenen Genres. Auch wenn der Film hinsichtlich Tempo und Dramaturgie die eine oder andere Schwäche offenbart, so wird dies doch weitgehend kaschiert durch die wunderbar romatische Stimmung und das unterhaltsame Hin und Her zwischen unseren Helden und den Tramps. Der nicht gerade subtil vorgetragene Humor funktioniert ebenfalls die meiste Zeit, auch wenn einige Albernheiten auch mal über das Ziel hinausschiessen (etwa wenn Arents Castlepool einen angreifenden Indianer zur Nachtruhe mahnt). Aber auch dies muss im Kontext seiner Zeit gesehen werden und wenn man ehrlich ist: ein Schmunzeln können selbst solche Clownereien noch entlocken. Alles in allem ist Der Schatz im Silbersee ein deutscher Filmklassiker, der viel richtig macht, der seinen Klassikerstatus aber in meinen Augen eher seiner filmhistorischen Bedeutung und der Tatsache, dass er eben der erste Film der Serie war verdankt, denn seiner überragenden Qualität. Er ist gut, aber es ist noch deutlich Luft nach oben.
Wertung: 7 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Der Winnetou Thread
150Habe mein Review fast fertig (werde das entsprechende Fazit Morgen schreiben und die Kritik hier posten) und habe daher jetzt auch deine (sehr lange und ausführliche!) Kritik gelesen und ärgere mich beinahe ein wenig, so sehr hast du mir die Worte aus dem Mund genommen. Da muss ich dir leider (ist fast schon langweilig) in allen Belangen absolut zustimmen. Bis auf deinen Kommentar zur Castlepool-Figur empfinde ich den Schatz im Silbersee wohl exakt so wie du. Besonders gefällt mir dein Kommentar zum Hin-und-Her um den Schatz und deine Ausführungen zu Böttchers Soundtrack. Ach Mensch, ich dachte, da kommen jetzt große Diskussionen auf und schon beginnen wir, Brüder im Geiste zu sein. Mal sehen, wie sich das in den folgenden Wochen noch ändert.
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