So, die langersehnte Kritik zu
Moonraker
ist fertig, nachdem ich monatelang nur 2 Sätze zu Papier bringen konnte und nicht wusste, wie ich an diesen Film herangehen sollte.
„Bei Moonraker sehe ich einen Salat aus positiven und negativen Beilagen. Wenig passt bei diesem Film zusammen.“ Was für ein Sch*** Anfang!
Tatsächlich ging es mir genauso: Von der Grundidee her macht Moonraker einen Schritt in die richtige Richtung, geht aber parallel dazu einen in die Falsche. Die Idee, Bond in den Weltraum zu schicken, eröffnet viele Möglichkeiten, allerdings verschließt man sich selbst den Weg, diese auszunutzen, indem der Flug ins All relativ spät m Skript auftaucht. Der erste Konflikt in der Zentrifuge passt zwar zum Film, jedoch hätte Bonds Allmission spätestens nach einer halben Stunde beginnen sollen. Dann kann man vieles ausnutzen, angefangen bei den Schwerkraftsproblemen, dem Vakuum außen, dem Sauerstoffvorrat…
Anstelle dessen findet im Weltall eine gigantische Laserstrahl-Schlacht statt. Dass Star Wars gerade in die Kinos gekommen war, macht diese Tatsache nicht besser. Für ein sinnfreies Lichtgeballere und eine (zugegeben witzige)
Sex im Weltraum-Szene den Handlungsort Orbit zu ver(sch)wenden, ist doch ein bisschen schade.
Dass der Film für all das kaum mehr Zeit hat, liegt daran, dass er sich zuvor in Handlungsstränge verzettelt, die nicht halb so interessant sind, wie die Weltall-Thematik. Gerade Szenen wie die Beißer-Verfolgung auf dem Amazonas (?) scheinen nur der Action wegen eingeschoben zu sein, sie bringen Bond genauso wenig wie die Handlung voran. Deshalb ist u.a. Moonraker für mich ein Paradebeispiel für einen Film, der bloß Actionszenen miteinander verbinden will (so auch die etwas gelungenere, die damit endet, dass sich der Beißer verliebt; schmacht, wie romantisch).
Dass Moonraker einige gute Ideen hat, lässt sich auch anhand der manchmal wirklich gelungenen Oneliner belegen. Von
Wir könnten es hintenrum versuchen
bis allein zum Namen von Dr. Goodhead!
satre70 hat geschrieben:Ein Beispiel: Bond landet in Rio, die Agentin sucht ihn auf, sie setzt sich auf die Couch und Bond öffnet sofort ihr Kleid, um mit ihr zu vögeln...
Selbst in einem Porno dauert das Vorspiel länger...
MR kommt ein wenig wie ein recht schmutziger Film daher
Warum MR weiterhin nur in Ansätzen gelungen ist: Ich bin kein Fan von Vergleichen in Kritiken, aber sie bieten sich immer wieder an, so z.B.
Spy. Dort ist die Rolle des Bondgirls nicht nur besser geschrieben, sondern auch gespielt. In MR wird aus Goodhead ebenfalls eine Agentin gemacht, dabei hätte die Geschichte das gar nicht nötig gehabt. Wenn schon, dann auch bitte mit der Story (und vllt. auch mit dem Plot) verzahnen.
Abgesehen vom Bondgirl hatte Moo7re in
Spy auch in Form des Bösewichts ein Gegengewicht. Hugo Drax hingegen wird von einem der blassesten Darsteller der Bond-Geschichte verkörpert. Selten hatte ich so sehr das Gefühl, ein Schauspieler wartet bloß auf Gelegenheiten, seine Textzeilen, die ihm nichts bedeuten, einigermaßen betont loszuwerden. Vielleicht wollte der Lonsdale (?) die Größe der Rolle dem Drehbuch überlassen und sich selbst absichtlich kühl und reduziert darstellen, aber das ist angesichts der Rolle nach dem Drehbuch und der Darstellung im Film unmöglich.
Zurück zum Vergleich also:
Spy hatte Bond, Stromberg, Agentin XXX und einen Haufen große Nebenfiguren (Beißer, Gogol, das Helikoptermädchen etc. etc.) – Moonraker hat Bond, sonst nichts. Und ähnlich wie Pepper tut auch dem Beißer der 2. Auftritt nicht unbedingt gut.
Die Rolle verliert stark an Bedrohlichkeit, zwar schön, wenn sich Situationskomik (am Flughafen – eine Szene, die zeigt, was MR hätte sein können!) anbietet, aber danach darf man einen Charakter wie ihn nicht zur Witzfigur verkommen lassen. Dafür gefällt mir das Ende, es hätte Drax‘, wenn er denn von jemand anderem oder anders gespielt worden wäre, gestärkt: Ein Bösewicht, der seinen Plan über das Privatleben seiner Handlanger stellt, und dieser – der Beißer – sich infolge dessen gegen ihn wendet.
Als Fazit kann ich meine Einleitung eigentlich wiederholen: Moonraker hat jede Menge guter Ansätze, diese weiß er jedoch nicht einzusetzen und verzettelt sich in einer Menge Handlungssträngen, die für diesen Film zwar inhaltlich nötig sind, aber insgesamt nichts/ kaum was haben, was sie hervorhebt. Eine andere Herangehensweise und man hätte einen großen, spektakulären Beitrag der Bond-Serie zur cineastischen Weltraumserforschung Ende der 70er sehen dürfen.
Maibaum fasst MR schon ziemlich gut zusammen, von mir gibt es wohlwollende:
5/8 Sternchen.