Zwei vom alten Schlag (2013) – Peter Segal
Rocky gegen den wilden Stier – die Ausgangsidee von Zwei vom alten Schlag ist zu schön um wahr zu sein und man musste angesichts dessen eigentlich befürchten, dass der fertige Film nie dieses gegebene Vorversprechen halten könne – gerade auch aufgrund der komödiantischen Vorbelastung der Herren Stallone und De Niro. Aber weit gefehlt, statt einer müden Klamauk-Revue ist der Film eine gelungene Mischung aus pointierter Genrehommage und launigem Feel-Good-Movie. Es ist erstaunlich, mit welch hoher Trefferquote der Film seine Gags und seinen Wortwitz unterzubringen weiss und wie liebevoll er mit den großen Genre-Vorbildern umgeht und diese immer und immer wieder vortrefflich zitiert und imitiert. Vor allem Rocky-Fans kommen voll auf ihre Kosten, wenn ein Deja-Vu das nächste jagt. Dabei wirkt das Ganze immer respektvoll und nie aufdringlich, ich kam jedenfalls aus dem Grinsen nicht mehr raus
wenn Stallone beispielsweise dieses mal eben nicht auf seine geliebten Rinderhälften einhauen darf – ist ja auch viel zu unhygienisch
!
Die hohe Qualität des Films lebt natürlich in nicht unerheblichem Maße von seinen beiden charismatischen Hauptdarstellern, die sichtbar Freude daran haben ihre Rollenklischees genüsslich durch den Kakao zu ziehen. Aber eben nicht nur, der Film bietet durchaus auch einige darstellerisch anspruchsvollere Szenen, in denen vor allem Stallone eine recht beachtliche Leistung liefert. De Niro ist die meiste Zeit des Films in seinem gewohnten Comedy-Modus, spielt also entweder den Mürrischen oder den Verkniffen-Gesichtigen. Das passt aber in der Gesamtkonstellation des Films durchaus und auch in den etwas (aber nur etwas) dramatischeren Szenen blitzt dann auch ein klein bisschen vom Charakterdarsteller De Niro auf. Der heimliche Star des Films ist Alan Arkin, der nicht nur seine Rolle als vorgeblich tattriger Boxtrainer von Stallone brillant spielt als situativ abwechselnde Parodie/Hommage auf Burgess Merediths Mickey sondern darüber hinaus wohl auch die besten Gags des Films auf seiner Seite hat und diese unnachahmlich trocken abfeuert. Umwerfend heiss ist die Darstellerin von Stallones Ex-Freundin, die aussieht wie die 20 Jahre jüngere Schwester von Kim Basinger. Aber im Ernst: die Basinger sieht heute besser aus denn je, man glaubt es nicht
.
Der Film hat neben der Hauptstory um die beiden alten Boxrivalen, die kurz vor der Rente endlich ausfechten wollen wer denn nun der Bessere von beiden ist noch zwei wirklich gelungen eingebaute Subplots zu bieten – Stallones Beziehungsprobleme mit seiner Ex-Freundin und De Niros Annäherung zu seinem Sohn. Bevor ich den Film sah befürchtet ich vor allem wegen des Basinger-Subplots eine lahme Beziehungskomödie, in der sich Stallone und De Niro um Basinger zoffen. Das ist aber glücklicherweise nicht der Fall, der Film handhabt stattdessen seine beiden Subplots weitgehend unabhängig voneinander und fügt sie problemlos in den launigen Rest ein.
Ein Boxfilm – auch eine Boxkomödie – braucht natürlich auch einen zünftigen Endkampf und Zwei vom alten Schlag hat auch den im Angebot. Natürlich sind die beiden alten Kempen nicht mehr in der Form ihrer Glanzzeit und entsprechend läuft alles eine Runde langsamer ab. Aber dennoch sind die Kampfszenen durchaus gelungen, Segal inszeniert auch hier das Ganze wieder als eindeutige Hommage an die großen Rocky-Ringschlachten und ist somit stilistisch weit näher an den älteren Filmen der Serie als der abschliessende sechste Teil mit seiner TV-Übertragungs-Optik. Vor allem die Szene, als De Niro Stallone den Cut über seinem Auge verpasst ist toll in Szene gesetzt, der Schlag kommt förmlich aus dem Nichts und man darf in jeder Einzelheit Stallones aufplatzende Wunde miterleben. Auch die sentimental-rührende Auflösung des Kampfes ist durchaus gelungen und lässt beide Kämpfer den Ring als moralische Sieger verlassen.
Zwei vom alten Schlag macht sehr viel richtig und was noch viel wichtiger ist: er macht sehr viel Spass. Die knapp zwei Stunden vergingen wie im Flug mit einem Dauergrinsen auf meinem Gesicht, das ist Old-School-Kino im besten Sinne des Wortes. Stallone und De Niro haben meiner Meinung nach in komödiantischen Rollen nie besser funktioniert als hier. Schon jetzt ist der Film für mich ein heisser Kandidat auf den Titel „Überraschung des Jahres 2014“.
Kampfwertung: 8,5 / 10
P.S. Abschliessend auch mal ein Lob an den deutschen Verleih, der einen viel besseren und passenderen deutschen Titel gewählt hat als den doch recht platten Originaltitel Grudge Match.