Wie findet ihr Moonraker?

1/10 - Grottenschlecht
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (1%)
2/10 - Sehr schlecht
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (1%)
3/10 - Schwach
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (4%)
4/10 - Mässig
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10 (7%)
5/10 - Durchschnittlich
Insgesamt abgegebene Stimmen: 15 (10%)
6/10 - Nicht übel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 17 (12%)
7/10 - Recht Gut!
Insgesamt abgegebene Stimmen: 19 (13%)
8/10 - Gut!
Insgesamt abgegebene Stimmen: 25 (17%)
9/10 - Sehr gut!
Insgesamt abgegebene Stimmen: 29 (20%)
10/10 - Überragend!
Insgesamt abgegebene Stimmen: 20 (14%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 145

Re: Bewertet: Moonraker

122
Gestern mal wieder gesehen... also: Moonraker revisited

Wie danielcc schon gesagt hat, ist der Film eine Augenweide. Die Ausstatung, diese wunderbaren Ausgeburten von Ken Adams Hirn: Wahnsinn! Ich habe in der Vergangenheit MR immer wieder in meinen Flop-3 gehabt, nach gestrigen sehen denke ich aber, dass ich dem Film etwas unrecht antue. Der Streifen ist in höchstem Maße Over-The-Top, aber in sich wenigstens koherent, im Gegensatz zum Halb-Halb-Film DAD. Auch ist er abgesehen von den üblichen Logiklöchern (Hey, it's a movie!) bei weitem nicht so lächerlich oder dramaturgisch misslungen wie OP (für Bond-Verhältnisse). Spätestens beim Weltraumkampf mit Lasern ist der Streifen Gaga, aber in der Verfolgungsjagd der Globen wieder ziemlich spannend (auch dank John Barry). Der Score ist wirklich fantastisch...

MR ordne ich nun eher in der unteren Hälfte der Skala ein, aber nicht mehr zu den Schlusslichtern. OP ist damit das aktuelle Schlusslicht bei mir, mit unausgegorener Dramaturgie, lächerlichen Einfällen und einem Roger Moore der seinen Zenit überschritten hatte.

Und nun wie gehabt zu den Trivia-Beobachtungen:
- Man hat nette Anspielungen an das Buch in den Film eingebaut. Der Minister sagt, dass er mit Drax Bridge spielte und Bond samt weiblichem Sidekick soll im Abluftschaft der Rakete warm beseitigt werden.

- Der Palazzo welcher später in CR versenkt wird ist zu sehen als Bond seine erste Unterhaltung mit Dr Goodhead in Venedig führt und sich dann vor ihr verabschiedet. Das Gebäude ist genau hinter Moores Kopf zu erkennen.

- Der Innenhof der Glasfabrik in Venedig sieht dem Innenhof in CR (in dem die Schiessrei vor der Versenkung stattfindet) verdammt ähnlich. Da haben sich das Production Design samt Setbauern in Pinewood (der Hof in CR war ein Nachbau im Studio) ein schönes Vorbild ausgesucht. Ich meine sogar die Statue ist identisch :wink:
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Venedig-Locations in "Moonraker"

123
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Hinweis zu den Locations in Venedig:

Es ist richtig, dass der Innenhof des "Conservatio Benedette Marcello" sowohl in "Moonraker" (1979) als auch in "Casino Royale" (2006) direkt als Schauplatz vor Ort genutzt wurde.
Aber das Anmachgespräch zwischen Dr. Goodhead und James Bond in der venezianischen Öffentlichkeit entstand in der Fondamanente de l'Abazia in Nähe der Misericorida Nuova im Norden der Lagune, während das einstürzende Gebäude in "Casino Royale" (2006), zum einem digital gefakt in eine real existierende Häuserzeile einmontiert wurde, bzw. als verkleinertes Modell im Studio nachgestellt wurde, und sich vom Standort her direkt am Canale Grande gegenüber dem Fischmarkt befindet.Was das Thema "Sachstörungen" in Bond-Filmen vor Ort anbetrifft, ist es richtig, dass die Produktionsgesellschaft in den letzten Jahren verstärkt dazu tendiert hat, die 'betroffene' Location entsprechend im Studio als Modell bzw. im Originalmaßstab nachzustellen.


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Re: Venedig-Locations in "Moonraker"

124
photographer hat geschrieben:.

Hinweis zu den Locations in Venedig:

Es ist richtig, dass der Innenhof des "Conservatio Benedette Marcello" sowohl in "Moonraker" (1979) als auch in "Casino Royale" (2006) direkt als Schauplatz vor Ort genutzt wurde.
Hab eben nochmal im betreffenden "Bond on Set"-Buch nachgeschlagen. Hast recht: der Hof wurde nicht nachgebaut, man filmte die Schiesserei am Originalort in Venedig Anfang Juni 2006.

Und natürlich war die versenkte Villa in CR eine Mischung aus Studiokulisse (innen) und eines Modells + CGI-Retuschen (außen). Meinte, dass das Vorbild für diese Villa in MR kurz zu sehen ist. :wink:

Find es ganz nett wie die Macher solche kleinen subtilen Anspielungen an die vorherigen Filme einbauen. Vor allem in CR und QOS fand ich dies sehr gelungen und charmant.

Solang keine kleinwüchsige Reinigungskraft das Goldfinger-Thema pfeift wie in OHMSS ist es in Ordnung :wink:


Nochmal zu MR: Ich denke der Film ist der wohl extravaganteste Bond, aber bestimmt nicht der schlechteste. Vielleicht ist OP näher am geerdeten Bond, aber dafür gibt es zu viele Drehbuchschwächen (Dramaturgie, Charaktere, Einfälle), was man im Endeffekt MR so nicht vorwerfen kann.
Ich muss auch sagen, dass sich auch die Spezialeffekte noch heute sehen lassen können. Die Weltraumaufnahmen sehen auch heute nicht billig aus.

Interessant wäre aber wenn man die Story des Romans heute für einen Film verwenden würde, natürlich mit geänderten Charakternamen. Könnte sehr interessant werden...
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Venedig-Locations in "Moonraker"

125
MX87 hat geschrieben: Interessant wäre aber wenn man die Story des Romans heute für einen Film verwenden würde, natürlich mit geänderten Charakternamen. Könnte sehr interessant werden...
Was finden nur alle an dem MR Roman??? Ich habs nicht mehr 100% in Erinnerung, aber das ist doch eine ziemlich lahme normalo-Krimi Handlung mit Bond in einer verdeckten Polizei-Aktion oder?
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Venedig-Locations in "Moonraker"

126
danielcc hat geschrieben:Was finden nur alle an dem MR Roman??? Ich habs nicht mehr 100% in Erinnerung, aber das ist doch eine ziemlich lahme normalo-Krimi Handlung mit Bond in einer verdeckten Polizei-Aktion oder?
Find ich auch, der Roman ist bisher wirklich der schlechteste Bond, den ich je gelesen habe. Nicht zu vergessen das ermüdende Bridge-Spiel am Anfang :| Die Detailbeschreibungen und Atmosphäre, etwa im Club, sind Fleming in MR wohl am besten gelungen aber die GEschichte eist einfach nur langweilig.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Venedig-Locations in "Moonraker"

127
danielcc hat geschrieben:
MX87 hat geschrieben: Interessant wäre aber wenn man die Story des Romans heute für einen Film verwenden würde, natürlich mit geänderten Charakternamen. Könnte sehr interessant werden...
Was finden nur alle an dem MR Roman??? Ich habs nicht mehr 100% in Erinnerung, aber das ist doch eine ziemlich lahme normalo-Krimi Handlung mit Bond in einer verdeckten Polizei-Aktion oder?
In Teilen ja, wobei man aus eben dieser Vorlage auch einen guten Film machen kann. Wollen denn nicht so viele gerne einen Bond sehen der Ermittelt?

Mal davon abgesehen, dass man aus dem Raketenlabor auch ein tolles Set zaubern kann....

Natürlich dürfte ein solcher Film nicht ausschließlich dort in dem Labor an der englischen Küste stattfinden, man müsste es in den Film integrieren ähnlich der Romanhandlung aus CR als Teil des Films CR.

Der Roman ist bei mir auch etwas her, aber fand ihn ganz gut. Das Bridgespiel fand ich meiner Erinnerung nach aber eher solala...
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Terence Young

Re: Bewertet: Moonraker

129
Etwas Trivia:

- Als man in Rio auf der Seilbahn drehen wollte, entdeckte der Besitzer derselbigen die Storyboards auf dem Set, inklusive der Szene in der die Station durch den Crash der Gondel zerstört werden sollte. Der Besitzer wollte den Produzenten eine ganze Zeit nicht glauben, dass dies in Pinewood als Effekt entstehen würde und blockierte die Dreharbeiten eine gewisse Zeit bis man ihn zur Vernunft brachte.

- Die Szenen in denen Bond und Jaws auf der Gondel zu sehen sind wurden per Rückprojektion gedreht. Da diese Rückprojektion allerdings viel größer als die sonst rückprojezierte Autofahrt ist, brauchte man besseres Bildmaterial um es als Hintergrund überzeugend zu projezieren. Man "entstaubte" extra eine alte Vistavision-Breitbildkamera von Paramount, die bestimmt 15 oder 20 Jahre nicht verwendet wurde.

- Die Szene in der Bond vom Dach der Gondel rutscht und an einem Arm über den Abgrund hängt: Der Stuntman war bei dieser Einstellung nicht angeseilt!

- Die Bootsverfolgung wurde in Florida gedreht. Es ist keine unberührte Landschaft á la Amazonas, sondern eine Art "Vorort": unmittelbar hinter den Bäumen am Ufer befanden sich Häuser.

- Als die Produzenten den Film aus Kostengründen (in England gab es neue Steuergesetze) in Frankreich drehen sollte, sagte Ken Adam dass man Verluste an "Production Value" nur dadurch ausgleichen konnte, wenn man jedes Verfügbare Studio von Paris nutzt. Und man bekam alle und legte die französische Filmindustrie für Monate lahm.

- Bei Ken Adams ambitionierten Sets musste dennoch Personal aus Pinewood geholt werden, da die Erfahrung und Fahigkeit der französischen Bühnenbildnern nicht ausreichte.

- Die Effekte-Szenen wurden dennoch in Pinewood gedreht.

- Bei der Raumstation verwendete man Teile (Lampen, Pulte) der Sets der Serie Space 1999, in Deutschland bekannt unter "Mondbasis Alpha 1"
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Terence Young

Re: Bewertet: Moonraker

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Sag mal hast du die Informationen aus einem der Audiokommentare zu MR?
Ist schon etwas länger her, als ich MR das letzte mal damit gesehen habe.
War es nicht Cubby Broccoli, der dann den Seilbahnbesitzer überzeugte?...
"Für England, James? - Nein, für mich!"

Re: Bewertet: Moonraker

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Vijay hat geschrieben:Sag mal hast du die Informationen aus einem der Audiokommentare zu MR?
Ist schon etwas länger her, als ich MR das letzte mal damit gesehen habe.
War es nicht Cubby Broccoli, der dann den Seilbahnbesitzer überzeugte?...
Jep Audiokommentar. Kann sein, so genau weis ich es nicht bzgl der Überzeugung des Seilbahneigners
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Terence Young

Re: Bewertet: Moonraker

134
Ein paar Beobachtungen zur jüngsten Sichtung von MR:

- für viele Fans – selbst MR-Gegner – ist die PTS die herausragende Szene des Films. Ich bin mir da mittlerweile nicht mehr so sicher, denn ich halte die Szene in der Corinne von den Dobermännern verfolgt und getötet wird für mindestens ebenbürtig. Die Szene ist wunderbar aufgebaut beginnend mit dem Dialog zwischen Drax und Corinne, der sich langsam steigernden Bedrohung durch die Hunde, die toll fotografierte Verfolgung im Wald mit den durch die Bäume durchbrechenden Lichtstrahlen bis hin zum Szenenhöhepunkt als Corinne in Zeitlupe von den Hunden zu Fall gebracht wird und die Kamera in steilem Winkel nach oben schwenkt – während bereits die Glocken der Anschlussszene in Venedig ertönen. Eine ganz bemerkenswerte Szene, großartig fotografiert und inszeniert, sehr spannend und beängstigend und vor allem ein für Bondverhältnisse ungewöhnlich düsterer Moment.

- Ebenfalls bemerkenswert finde ich Moores Spiel im Anschluss an das Attentat in der Zentrifuge, als er völlig benommen aussteigt und Hollys Hilfe abweist. Für mich ist dies einer der besten schauspielerischen Momente von Moore in all seinen sieben Filmen. Er spielt das völlig glaubwürdig und straight, keine Spur von Overacting oder ähnlichem und das trägt für mich in erheblichem Maße dazu bei diesen Mordanschlag ernst zu nehmen.

- Als ganz hervorragend empfinde ich jedes mal wieder aufs neue die Chemie zwischen Moore und Clery, die viel besser ist als die zwischen Moore und Chiles. Ich habe es schon mal früher erwähnt: Clery wäre als Hauptbondgirl die deutlich bessere Wahl gewesen, ich mag ihre verletzliche unschuldige Aura. Moore spielt die Szenen mit ihr auch super, vor allem als er in ihr Schlafzimmer kommt, toll wie selbstbewusst und mit welcher Ausstrahlung er da den Womanizer gibt.

- Erstaunlich auch, wie fürsorglich der Moore-Bond in MR gegenüber seinen Bondgirls auftritt. So vermittelt seine Antwort („Du auch!“) auf Corrines zum Abschied hingehauchtes „Pass auf dich auf!“ zumindest die Illusion von sowas wie echten Gefühlen. Auch als er Holly in Drax Pyramide wiedersieht gibt er sich erstaunlich emotional („Bin ich froh dass du noch lebst“). Eine bemerkenswerte Entwicklung wenn man bedenkt wie gefühlskalt der Moore-Bond in seinen ersten beiden Filmen gegenüber seinen Bondgirls aufgetreten ist.

- Der Kampf zwischen Bond und Chang bei Venini ist für mich ein weiterer Höhepunkt des Films, die Szene ist gut und abwechslungsreich choreographiert und entbehrt nicht eines gewissen Witzes durch die nichtzerstörte Gift-Phiole sowie dem alarmgesichterten Glaspokal. Höhepunkt der Szene ist das toll beleuchtete Finale vor dem Glasfresko, durch das der unglückliche Chang letztlich von Bond geworfen wird. Durch die Beleuchtung und Farbgebung ist dieser Moment der Schlägerei auf dem Hochhaus in Schanghai in SF gar nicht so unähnlich.

- Mir gefiel sehr gut wie die Szene in Venedig, in der Bond bei Venini Holly entdeckt und ihr hinterher schleicht fotografiert ist. Vor allem der Moment, in dem er Holly über den Hof verfolgt ist sehr stimmungsvoll festgehalten und hat fast schon etwas von ähnlichen Szenen in Hitchcock-Filmen.

- Ebenfalls sehr gut fotografiert und inszeniert finde ich Beissers Angriff auf Manuela während des Karnevals in Rio. Schön wie er zunächst nur in der Menge als allesüberragende Fastnachts-Figur zu sehen ist und die Spannung dann dadurch erhöht wird in dem sich die Figur langsam aber unaufhaltsam nähert und für den Zuschauer erst nach und nach als Gefahr erkennbar wird. Der Moment, in dem er dann den überdimensionierten Papp-Kopf abnimmt ist schön angsteinflössend inszeniert, vor allem auch angesichts der ungleichen Größen- und Kräfteverhältnisse zwischen Beisser und Manuela. Die Szene ist ganz klar die direkte Antwort auf die großartige Pyramidenszene in TSWLM und in vielen Dingen nahezu ebenbürtig. Die unerwartete Auflösung der Szene ist gut (im Prinzip Lehmanns alter Drehbuchniff aus North by northwest), aber im Endeffekt dann doch nicht ganz so gelungen wie die superbe Auflösung im Vorgänger.

- Die meisten Trickszenen in MR wirken auch heute noch fabelhaft, allen voran die Szenen beim Start und im All, hier hat der Film seine Oscarnominierung ohne Zweifel verdient gehabt. Aber auffällig ist wieder einmal, wie stark die Qualität der Rückprojektionen variiert. Einige Szenen sehe wirklich unangenehm künstlich aus, vor allem die Szenen mit Beisser während der Bootverfolgung auf dem Tapirape (oder war´s doch der Amazoco :D ), die ihren berühmt-berüchtigten „Cousins“ in OP und AVTAK in nichts nachstehen (wobei sie in MR glücklicherweise weniger inflationär eingesetzt wurden). Erstaunlicherweise sind dann zB die Szenen auf der Seilbahn aber ziemlich gut und wirken eher unauffällig. Dass man hier keine einheitliche Qualität hinbekommen hat ist sehr schade, denn es ist wirklich der einzige negative Aspekt in Bezug auf die Trickeffekte.

- Die Moneypenny-Szenen in MR sind für mich so ziemlich die schwächsten aller Filme mit Lois Maxwell. War sie bereits in TSWLM nicht gut ins Geschehen eingebunden, so wirkt sie in MR fast schon deplaziert und die Szenen, in denen ihr Bond erzählt was er alles erlebt hat und sie ihm nicht glaubt sind platt geschrieben und auch nicht sonderlich gut gespielt. Und das sagt jemand, der die Moneypenny-Szenen mit Maxwell eigentlich immer sehr gerne mag.

- Die Szene, in der Bond nachts via Gondel zu Venini schippert und als er an Bord geht seine Gondoliere-Hut auf die Spitze der Gondel wirft ist eine sehr nette Hommage an die klassische Hutständer-Szene.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"