EvilGenius "GE mit Dalton-Thread"
viewtopic.php?f=35&t=4784 hat mich zu zu folgenden Überlegungen inspiriert:
Goldeneye (1992)
James Bond –Timothy Dalton
Alec Trevelyan – David Morrissey
Gutes nordirisches Bondgirl – Nicole Kidman
Böses russisches Bondgirl – Elizabeth Hurley
Oroumov – Rade Serbedzija
Regie: Martin Campbell
Ausgangspunkt: Giancarlo Parretti hat 1990 nicht MGM übernommen wodurch die jahrelange unklare Rechtesituation nicht entstanden wäre. Wir können also davon ausgehen, dass Bond #17 im regulären Turnus produziert worden wäre, ich vermute aber dass man statt 1991 den Film erst 1992 in die Kinos gebracht hätte aus Anlass des 40jährigen DN-Jubiläums.
Desweiteren gehen wir davon aus, dass
Dalton auch weiterhin als Bond zur Verfügung gestanden hätte, da selbst bereit die Rolle weiter zu spielen und weiterhin stark unterstützt durch seinen „Förderer“ Cubby. Als Reaktion auf den eher verhaltenen Kassenerfolg von LTK hätte man vermutlich zum einen den Gewaltanteil zurückgefahren und gleichzeitig wohl auch darauf geachtet Bond wieder in typischer Agentenmanier mit dem typischen sophisticateden Verhalten darzustellen. Dennoch wäre eine weitere Erkenntnis aus LTK (wie gleichwohl aus dem Vorgänger TLD) sicherlich auch gewesen, dass Daltons Verkörperung von 007 auch weiterhin eine härtere und wenn man so will menschlichere sein sollte, da dies wesentlich mehr seinem Typ und seinem Schauspiel entsprach. Den Regiesessel hätte John Glen vermutlich nicht mehr besetzt, da die Zwischenfälle zwischen Dalton und ihm im Rahmen seiner Regie-Übernahme bei Christopher Columbus dies nicht mehr zugelassen hätten. Da vor allem Cubby immer schon ein glühender Fan von Ace of Spies gewesen ist liegt die Vermutung nahe, dass dessen Regisseur
Martin Campbell auch 1991/92 bereits als Regisseur für den folgenden Bondfilm engagiert worden wäre.
Durch den hypothetischen Bonddreh 1991 hätte Dalton nicht wie im echten Zeitverlauf die Hauptrolle in dem Thriller „Framed – Eiskaltes Duell“ übernehmen können. Ob dieser dann überhaupt ohne einen großen Star realisiert worden wäre ist fraglich. Folglich hätte auch sein Co-Star in Framed
David Morrissey zur Verfügung gestanden. Morrissey als junger, aufstrebender britischer Schauspieler hätte perfekt ins Anforderungsprofil von EON für die Besetzung einer der Hauptrollen im neuen Film gepasst (vgl zB Toby Stephens oder Rosamund Pike in DAD). Nehmen wir also an, Morrissey wäre auf die Rolle des 006/Trevelyan besetzt worden statt Bean. Dies hätte zunächst zur Folge gehabt, dass die Rolle durch einen wesentlich jüngeren Darsteller ausgefüllt worden wäre. Entsprechend wäre das Buddy-Verhältnis zwischen 007 und 006 entfallen. Statt dessen wäre es aber möglich gewesen, ein Mentor-Protege-Verhältnis zwischen beiden aufzubauen. Der erfahrene Bond (perfekt verkörpert durch den seinerzeit immerhin schon Mittvierziger Dalton) hätte den unerfahrenen Neuagenten Trevelyan (verkörpert durch den Endzwanziger Morrissey) unter seine „Fittiche“ nehmen können. Dadurch wäre die Bindung zwischen beiden wohl noch wesentlich enger gewesen als im 95er-GE. Die Vorgeschichte hätte sicherlich mehr Zeit in Anspruch genommen als nur die PTS, demzufolge wäre der Wechsel von Trevelyan vom MI6 zu Janus wohl direkt innerhalb des Filmes erfolgt und nicht wie im echten GE zeitlich erheblich nach den Geschehnissen der PTS. Bond hätte auch hier 006 für tot gehalten und wäre dann erst zum Ende des Filmes dahintergekommen, dass er und England von seinem Protege verraten worden wären. Man hätte also eine ganz ähnliche Konstellation wie bei Lucas in seinen neuen Star Wars-Filmen durch das Verhältnis zwischen Obi Wan und Annakin Skywalker. Die Figur des Oroumov stelle ich mir als eine Art „Königsmacher“ vor, der es Trevelyan durch seine Kontakte im sowjetischen Militär ermöglicht die Seiten zu wechseln und Janus aufzubauen. Das Motiv der russischen Mafia entfällt, da dies 1991 noch ein im Westen weit weniger bekanntes Phänomen war als drei Jahre später.
Das Handlungsgerüst des 92er GE würde also so aussehen: 007 und 006 arbeiten gemeinsam an einem Fall über das UK bedrohende Korruption im zerfallenden Sowjet-Militär. Die beiden kommen dadurch dem verräterischen Sowjetgeneral Oroumov auf die Schliche, der durch den privaten illegalen Verkauf von Atomsprengköpfen (ua an nordirische Terroristen) seine eigene Marktwirtschaft entwickeln möchte. Im Zuge der Ermittlungen stirbt 006 (was jedoch nur ein Täuschungsmanöver darstellt für dessen Seitenwechsel). Von nun an ermittelt Bond auch im eigenen Interesse die Hintermänner für die Ermordung von 006 zu ermitteln. Bond kommt den britischen Terroristen auf die Spur und verhindert im letzten Moment eine nukleare Katastrophe auf britischem Boden (Deckname: Goldeneye). Aber wo ein normaler Bondfilm endet kommt nun noch die persönliche Komponente hinzu. Bond erfährt von den Terroristen den Namen des wahren Hintermannes von Janus und stellt Trevelyan in dessen Unterschlupf. Es kommt zur Konfrontation und schliesslich zum tödlichen Endkampf.
Man hätte also so etwas wie eine vorweggenommene Kombination aus den Leitmotiven von The Peacemaker und Star Wars Episode I-III. Alle anderen Rollen hätten nur begleitenden Charakter. Sicherlich hätten wir wieder Brown und Bliss als M bzw Moneypenney zu sehen bekommen. Vermutlich hätten wir zwei Bondgirls zu sehen bekommen: eine verräterische, die im Rahmen der Ermittlungen von 007 aus „missionstechnischen Überlegungen“ verführt wird (vermutlich eine Russin, verkörpert durch eine junge
Liz Hurley, die Bond im Stile ihres Auftrittes in Teuflisch um den Finger zu wickeln versucht) und eine „Gute“, die Bond im Rahmen seiner Ermittlungen gegen die nordirischen Terroristen kennenlernt und ihm dabei hilft (könnte zB eine Nordirin sein, die durch die junge
Nicole Kidman verkörpert wird).
Wie hätte der fertige Film ausgesehen? Es wäre ein wesentlich ernsterer, durch die Mentor-Protege-Situation wohl auch was die Charaktere anbelangt tiefergehender Film geworden. Humor hätte es bondtypisch trotzdem gegeben, aber in geringerem Maße als im Brosnanfilm und vermutlich auch deutlich Episodenhafter als den durchgängigen fröhlichen Humor/Kalau der 95er Veröffentlichung. Die Beziehung Bond – Trevelyan wäre das Kernstück des Films und wäre auch so etwas wie die Beziehung von Großbritannien zu seinem unruhigen „Protege“ Nordirland. Aus dem Linzer Kossacken könnte im 92er GE eine nordirische Kriegswaise geworden sein, Trevalyan als Verkörperung der aufständischen britischen Commonwealth-Provinz. Mit einem Tim Dalton auf dem Zenit seiner Karriere (der seine beste Leistung statt in Framed in GE 1992 gebracht hätte) hätte uns sicherlich ein hochinteressanter, spektakulärer Film erwartet, der aufgrund seiner straffen Ernsthaftigkeit wohl in seiner Art mit den beiden Connery-Erstlingen verglichen worden wäre.