Wie findet ihr AVTAK?

1/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (2%)
2/10 (Keine Stimmen)
3/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (4%)
4/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (4%)
5/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (16%)
6/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (16%)
7/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 13 (26%)
8/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 11 (22%)
9/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (8%)
10/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (2%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 50

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

106
Ich verstehe mitunter allerdings nicht ganz was du an jener deiner Ansicht nach auf Wiedererkennungswert ausgelegten Wahl der Locations als derart verwerflich empfindest? Ist es nicht mal interessant, erfrischend anders Bond in einer Verfolgungsjagt am Eifelturm zu erleben, die obendrein mit 2 beeindruckenden Stunts versehen ist? Ist diese G.G Bridge Szene für damalige Verhältnisse nicht enorm überzeugend umgesetzt? (man vergleiche jene Szene mit den „Highlights“ anderer Filme aus dem Jahre 85!) Ist Grace Jones nicht ein genialer Henchman, C.Walken nicht einer der besten SCHURKEN überhaupt? Ich kann mir nicht so ganz erklären wie man diesen Film im direkt Vergleich zu anderen Moore Abenteuern als derart misslungen deuten kann. War das nicht alles typisch Moore Äa?

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

107
simon hat geschrieben: Ich kann mir nicht so ganz erklären wie man diesen Film im direkt Vergleich zu anderen Moore Abenteuern als derart misslungen deuten kann. War das nicht alles typisch Moore Äa?
Das dürfte wohl an Moores damaligen Alter liegen. Durch sein Alter und die im Film vollführten Stunts (mit teils sehr wohl sichtbaren Stuntmen)
wirkt der Film unglaubwürdig. Wahrscheinlich ist dies der tiefere Grund, der für die Meisten den Film das Genick bricht.

Ich finde der Film hat mit Grace Jones und Christopher Walken zwei sehr gute Schauspieler und auf der Seite der Guten mit Patrick MacNee ebenfalls einen sehr guten (Moore läuft schon unter "Inventar").
Ob jetzt Tanya Roberts nicht Schauspielern kann oder nur die Rolle so mies geschrieben weiss ich jetzt nicht so recht. Letzteres wäre aber wahrscheinlicher. Das Drehbuch ist denke ich wohl eines der schlechtesten der Moore-Bonds. So nimmt es etwa in der Mitte des Films viel zu viel fahrt heraus.
Die Schauwerte können dies allerdings auch nur bedingt kaschieren. Die Stunts sind toll, doch wie bereits erwähnt sieht man die Stuntmen zu deutlich: Illusion zerstört.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

108
Alles nur auf Moores Alter und die Glaubürdigkeit zu schieben wäre aber zu kurz gegriffen.
Wenn du schreibst, der Film biete doch all das was die Moore Ära ausgemacht hat, dann ist das eben gleichwohl auch eins der Probleme, denn
1. Erst mit OP und AVTAK hat die Moore Ära nämlich ein so unrümliches Ende genommen, wie ich finde. Oder anders: Nur weil es diese beiden Filme gibt, nimmt man die Moore Äre in Summe so wahr, wie wir das tun. Ob das gut war? Ich denke LALD bis FYEO wäre eine tolle Zeit gewesen.
2. Dem Film fehlt es an Kreativität! Die Skiverfolgung ist schwächer als in allen FIlmen zuvor, die anderen Actionszenen sind einfallslos oder in anderen Filmen besser, der Bösewicht und sein Plan eine Kopie von Goldfinger und anstatt die Zuschauer an unbekannte, exotische Ort zu entführen, zeigt man im Film genau das, was jeder beliebige Tourist selbst schon gesehen hat. Nach dem Motto: Wir sind in Paris, damit ihr es auch merkt, drehen wir am Eifelturm...
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

110
BOND – MARATHON / DETAILLIERTE FILMANALYSE .14

A VIEW TO A KILL

Die Story:

Roger Moore, s letzter Bond.
In der Rangliste vieler Fans meist eher im unteren Drittel angesiedelt zählt AVTAK eher zu den als schwächer deklarierten Filmen der Reihe. Und zugegeben: AVTAK bereichert die Serie im Gesamten nicht unbedingt mit Innovation, Einfallsreichtum oder weitgehend unverzichtbaren Elementen. Der Film orientiert sich strikt an lange erprobten Formeln ohne größere Risiken einzugehen. Dies macht sich gleich zu Beginn im Zuge der PTS bemerkbar, welche nicht gerade zu den unvergesslichsten gehört, stellt man sie in den Kontext zu uns bekannten Elementen. Eine weitere Verfolgungsjagt auf Skiern als Auftakt zu einem James Bond Film würde ich nicht gerade als einfallsreich bezeichnen zumal diese trotz der bewehrten Arbeit von W. Bogner auch deutlich unspektakulärer als in anderen Filmen der Reihe ausfällt. Da die PTS eines Bond Films meist dazu dient den Ton und die Richtung dessen aufzuzeigen wird auch im Falle dieser sofort klar was man von AVTAK zu erwarten hat. Der Film geht zielstrebig die mit OP eingeschlagene Richtung weiter.
Man verzichtet abermals nicht auf ein breites Spektrum an humorvollen Einlagen, bleibt im Gesamtbild realitätsnäher und mischt das Ganze mit alt bewährten Elementen. So uninspiriert dieses Schema einerseits auch sein mag, so unterhaltsam und solide ist es andererseits jedoch umgesetzt. Erwartet man keine bahnbrechenden Neuerungen oder gar Überraschungen so wird man hinsichtlich dieses Films mit einem grundsoliden Abenteuer belohnt welches in sich geschlossen eine Vielzahl an Stärken zu bieten hat.

Da wäre bspw. einer der charismatischsten Schurken der Serie, ebenso wie einer der präsentesten und interessantesten Henchman überhaupt (in diesem Fall handelt es sich um eine Hench“woman“ ), eine des Weiteren nicht uninteressante Auswahl an Locations, ein mit immensem Aufwand konstruiertes Set zum Showdown des Films, großartige Dialoge und das wie üblich breite Aufgebot an bahnbrechenden Stunts. Auch zu den zahlreichen Gags in AVTAK sei gesagt dass diese größtenteils gelungener sind als das bei Octopussy der Fall war. Doch der Reihe nach:
Ein gegen elektromagnetische Strahlung unempfindlicher Mikrochip fällt in die Hände des KGB was Bond auf den Plan ruft dieser zur Erforschung der Hintergründe auf den Industriellen Max Zorin angesetzt wird.
In Paris bekommt es Bond sogleich mit dessen gefährlicher Henchwoman Mayday zu tun was eine unglaublich schweißtreibende Actionszene zu Tage fördert die gleich zu Beginn des Films einen der Höhepunkte dessen markiert.
Ich finde die Idee ein derart beeindruckendes Wahrzeichen wie den Eifelturm zum Austragungsort einer rasanten Verfolgungsjagt zu erklären unglaublich erfrischend und vor allem spannend, wie auch die Szenen selbst. Bond wird beinahe über das Gitter geschleudert, springt auf das Dach eines sich in voller Fahrt befindlichen Aufzugs und anschließend gipfelt das Ganze noch in einen der wagemutigsten Stunts die je durchgeführt wurden – den spektakulären und wie üblich nicht getricksten Fallschirmsprung von der Spitze des Turms. Das ist Action auf höchstem Niveau.
Als hätte das noch nicht gereicht hängt man als Draufgabe noch eine serientypische Verfolgungsjagt auf offener Straße daran welche ebenso mit zumindest einem nervenaufreibenden Stunt zu überzeugen weiß.

Es folgt die Annährung an Zorin selbst. Schon die vollen 20 Minuten auf dessen Anwesen bieten Spannung pur, charmanten Witz und nach langem wieder ein großartiges Herantasten von Gut an Böse. Als Pferdeliebhaber getarnt schleust Bond sich gemeinsam mit dem Mi6 Agenten Tibbet in die feinen Kreise um Zorin ein. Einerseits ist ein hohes Level an Spannung vorhanden da die beiden der ständigen Gefahr ausgesetzt sind ihre Tarnung zu verlieren, andererseits ist die Chemie zwischen den sich im Kern der Handlung befindlichen Charakteren unglaublich intensiv und unterhaltsam. Da wäre zunächst der gelungene Humor zwischen Bond und Tibbet der auf hohem Niveau zu amüsieren weiß und sich entgegen der oftmals billigen Gags in OP stilvoll und vor allem charmant in Szene setzt.
Moore einen alt bekannten Veteranen des Agentenklischees aller Patrick Mcnee aus den Avangers zur Seite zu stellen erweist sich als zündender Gag zumal man deutlich merkt wie viel Spaß die beiden Darsteller an ihrer gemeinsamen Performance haben. Dann wäre da die Dreieckssituation um Bond, Zorin und Mayday die enorm viel an Spannung hergibt. Bond weiß nicht dass er es in Paris mit Mayday zu tun hatte und deshalb auch nicht um die unmittelbare Gefahr von dieser erkannt zu werden. Laufend fürchtet man als Zuseher Bond könnte auffliegen.
Die erste Begegnung zwischen Bond und Zorin strotzt nur so vor Unterhaltungswert und steht der ähnlichen Situation um Goldfinger in nichts nach. Die neckische Art in der die beiden miteinander auf Tuchfüllung gehen verdeutlicht wie sich Spannung bloß auf Grund interessanter Dialoge und starker Charaktere aufbauen lässt, und gerade dieser Aspekt blieb in vorhergegangenen Filmen gänzlich aus. So interessant war die Beziehung zwischen Held und Schurke zuletzt in Moonraker und auch dieser besticht entgegen AVTAK nicht mit einem derart charismatischen Fiesling.
Nicht minder interessant ist der Nebenplot um Dr.Mortner welcher für den KGB Experimente an Embryos durchführte und somit auch das Genie Zorin quasi im Labor heranzüchtete. (Dem hätte ich eventuell noch etwas mehr Platz in der Handlung eingeräumt um etwas mehr Glaubwürdigkeit zu gewährleisten).
Auch die Szene in welcher Zorin Bond in dessen Anwesenheit überprüft und somit als offensichtlichen Feind entlarft wartet mit großartigem Sarkasmus und subtiler Spannung auf. Die doppeldeutigen Aussagen des Schurken sind schlicht ein Brüller. Dahingehend gelungen finde ich auch die Szene um das Pferderennen, im Zuge derer es in erster Linie mehr um die Beziehung und den nicht ausgesprochenen Machtkampf zwischen den beiden, als um die Action selbst geht. Bzw. ist diese um die Fehde beider Charaktere konstruiert was mich ebenfalls an Goldfinger erinnert wo es ein Golfspiel war – welches gleiche Funktion im Plot hatte. Großartig! Aufgepeppt werden diese Szenen auf dem Anwesen Zorin, s mit einer der Serie würdigen, äußerst edlen Optik (das Schloss, C.Broccoli, s Royce Royce, die Party und natürlich einem Bond Girl das Schlicht eine Augenweide ist). Was will man mehr? Im Anschluss daran flaut der Film dann streckenweise jedoch merklich ab....

In San Francisco angelangt konzentriert sich die Handlung etwas zu vordergründig auf die Beziehung zwischen Bond und Stacey diese allerdings auf Grund des blassen Charakters selbst nicht genügend Substanz bietet um über derart weite Strecken zu unterhalten. Im Verlauf dieses Drittels werden wir Zeugen eines dümmlich, unspektakulären Kampfes im Haus des Bond Girls welcher ein wenig an einen Film der Bud Spencer Reihe erinnert , einer recht unnötigen und generell peinlichen Verfolgungsjagt auf den nächtlichen Straßen der Stadt und auch wirkt Bond der Stacey bekocht, ins Bett bringt und zudeckt eher wie ein monogam gewordener, alternder, lieber Onkel als der knallharte, kesse Superagent den wir kennen und lieben. Einzig das überaschende Zusammentreffen mit Zorin im Rathaus stellt sich erneut auf Grund von Walken, s fesselnder Darstellung als Lichtblick dieser Strecken heraus.
Schade ist all das vor allem deshalb weil der Film bisher ungewöhnlich viel geboten hat und durch diesen plötzlichen Verlust an Klasse eindeutig an vorhandenem Potential verliert. Gegen den Showdown hin legt AVTAK dann allerdings wieder an Fahrt zu und generell gibt es meiner Ansicht nach an der letzten halben Stunde nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil! Zorin plant die Vernichtung Silikon Valley, s mittels künstlich erzeugter Naturkatastrophe um dessen Vormachtstellung am weltweiten Mikrochipmarkt zu brechen und somit selbst Führend auf diesem Markt zu werden.
Viele meinen es handle sich hierbei um eine schwache Storylinie was ich im Grunde alleine deshalb nie nachvollziehen konnte weil die schrittweise Ergründung dieses Plans schlüssig im Zentrum der Handlung stehen. Es ist nicht so sehr die Idee Zorin, s selbst die den Kern des Plots markiert. Eben eher die Art der Umsetzung seines Plans. Und das ist doch alles intelligent eingefädelt und schön in den Ablauf des Films eingearbeitet.
Von der Verbindung Zorin, s zu Stacey an, über die daraus resultierende Situation um die Pipelines bis hin zur finalen Erklärung des Ganzen in der Mine. Und die Idee im Grunde ist doch gut durchdacht, nachvollziehbar in der Umsetzung und recht einfallsreich wie ich finde. Zumindest bin ich der Ansicht dass es bereits Bondfilme gab die mit mäßiger konstruierter Storyline auf zuwarten hatten.

Der Showdown beinhaltet dann gleich mehrere äußerst starke Aspekte. Das Minen Set bspw. ist in dessen enormen Ausmaßen einfach beeindruckend. Keine Sekunde bemerkt man dass es sich hierbei um das Innere der Pinewood Studios handelt. Die Flutung der Location und der aktive damit in Verbindung stehende Tross an Stuntmen musste unglaublichen Aufwand bereitet haben. Bitterböse und zugleich amüsant präsentiert sich im Verlauf dieser Szene erneut Christopher walken. Das hämisch, sadistische Grinsen im Gesicht als offensichtlicher Ausdruck für den Spaß welchen er am Töten hat lässt uns wahlweise bei jeder erneuten Sichtung entweder aufjubeln oder er schaudern. Die zeitgleiche Verfolgungsjagt zwischen Bond, Stacey und Mayday wird durch die plötzliche Sprengung noch rasanter, spannender und angsteinflößender als sie auf Grund der bedrohlichen Performance von Grace Jones ohnehin schon ist.
Lässt man die Szenerie auch dem Showdown Prinzip eines Bond Films nach in das übliche Chaos gipfeln so vergisst man gleichzeitig allerdings nicht auf die Charaktere und die darauf fokussierten Spannungssituationen. Besonders interessant dahingehend ist die Wandlung May Day, s und der damit verbundene Seitenwechsel. Alles darum und die prekäre Lage mit der Bombe geben dem Showdown mehr Substanz als eine reine Chaos oder Krieg Situation hätte hervorbringen können. Die anschließenden Szenen in der Luft – mit dem Zeppelin und vor allem die weiter, s tolle Idee einen Kampf auf der Golden Gate Bridge zu inszenieren stellen dann den Eigentlichen und absoluten Showdown dar -welcher meiner Ansicht nach zu den spannendsten und mit reissensten der Reihe generell zählt. Ein absolutes Highlight finde ich. Als Abrundung des Ganzen noch der Bond übliche Gag zum Schluss und komplett wäre ein gelungenes Abenteuer.

Die Figuren, Darsteller:

Roger Moore war zweifellos zu alt für seine Rolle was die Figur des James Bond in vielen Szenen etwas unglaubwürdig und harmlos erscheinen lässt. So gänzlich will man ihm den Frauenschwarm und Topagenten nicht mehr abkaufen, was allerdings ausschließlich an eben diesem Umstand und keines Falls an der Performance Moore, s selbst liegt. Dieser gibt ein letztes Mal alles und fasst seine Art der Darstellung nochmals gekonnt für uns in sich zusammen. Ich finde dass er diesen Film tatsächlich noch verdient hatte und denke dass auch die Zuseher ihn noch einmal als James Bond sehen wollten. Und dafür dass er bereits auf die 60 zuging macht er seine Sache noch erstaunlich gut. Alles in allem hatte er trotz der Schwächen von AVTAK dennoch die Gelegenheit zu einem rasanteren und qualitativ hochwertigeren Abgang als einst Connery. Und dies betrifft nicht bloß den Film selbst, sondern wirkt Moore auch in seiner Leistung selbst weit konsequenter, überzeugender und vor allem keines Wegs so ausgebrannt wie Connery bei DAF. Und das obwohl Connery zum Zeitpunkt seines letzten Einsatzes jünger war.
Tanya Roberts ist wahrlich nicht die beste Schauspielerin und folglich auch alles andere als ein gutes Bond Girl - wie man über sie sagt. Doch was macht ein gutes Bond Girl aus? Waren sie alle an der Komplexität ihres Charakters gemessen? Oder an der darstellerischen Leistung der Akteurinnen? Nein! Das war auch zu Connery Zeiten nie durchgehend der Fall. Es gab stets jene Girls welche einen anspruchsvolleren Charakter darstellten und maßgeblicher teil des Plots waren, ebenso wie es von jeher die Bond Girls gab diese einfach schön anzusehen waren und in gewisser Weise ein Klischee repräsentierten. Tanja Roberts gehört natürlich klar zu letzterer Riege. Und das finde ich durchaus in Ordnung. Ohne sexistisch sein zu wollen doch: Wo kämen wir denn hin wenn es bei den Girls nur noch um Anspruch ginge? Auch später war das nicht immer der Fall und wusste dennoch zu gefallen. Und zu gefallen weiß T.R wohl mehr als eindeutig.

Ihr bedrohlich bösartiges Gegenstück – Grace Jones hingegen wäre als eindeutiges Highlight in der Riege der Henchman zu werten. Sie vermittelt unglaublich viel an Extravaganz und Bond typischer Exotik. Ihr obskurer Kleidungsstil ist nur ein Teil dieser Extravaganz. Endlich kriegen wir einen Hench“man“ zu sehen der nicht bloß als Klischee herhalten muss um eben einen vom Publikum erwarteten Aspekt zu erfüllen. G.J spielt einen eigenständigeren Hench“man“ und kriegt dafür auch mehr Spielzeit und vor allem Spielraum zur Verfügung gestellt welchen sie gekonnt nutzt um neben Zorin ein tragender Charakter des Films zu werden. Wie erwähnt zählen die Szenen mit Bond um ihre tragische Wandlung zum Guten zu den Höhepunkten des Films. Und gerade in Bezug auf das Verhältnis zwischen Mayday und Bond lassen sich doch einige, meiner Meinung nach sehr gelungene, wirklich interessante, ernsthafte und auch ernst zu nehmende Elemente erkennen. Wenn das Monster als welches der Zuschauer sie den Film über erlebt hat sich plötzlich in der einsam, enttäuschten Rolle des von Zorin Hintergangenen wiederfindet um schließlich Bond zu helfen als würde sie ihren Fehler damit wieder gut machen wollen kommt definitiv Mitgefühl auf. (Als die Leichen an ihr im Wasser vorbeitreiben – quasi als erschütternd, ernüchternder Beweis für den kaltherzigen Wahnsinn Zorin,s und Bond sie beinahe tröstet war zumindest ich ergriffen). Nie zuvor hatte ein Handlanger derart Substanz bzw. war ein derart wichtiger Bestandteil des Films. Ich stelle den Charakter der May Day wie auch die Performance von Grace Jones sogar weit über die des Richard Kiel als Beißer.

Christopher Walken ist dann eindeutig tragender Charakter des Films und übertrumpft Moore nun mal in dessen bahnbrechender Darstellung. Doch ist eben auch das Verhältnis der beiden zueinander großartig in Szene gesetzt und auf dem Niveau von Filmen wie Goldfinger oder Dr. No angesiedelt. Seit damals gab es keine so interessante Konfrontation Bond, s mit einem seiner Gegenspieler. Der letzte Schurke der auch auf Grund der gemeinsamen Spielzeit mit Moore an dieses Niveau herankam war in meinen Augen Kananga. Seither habe ich die Feindschaft zwischen Helden und Fiesling nicht mehr derart überzeugend als maßgeblichen Teil des Plots wahrgenommen. Zweifellos einer der würdigsten und unverwechselbarsten Gegenspieler Bonds überhaupt.

Die Produktionswerte:

Zunächst gefällt mir die ungewöhnliche Wahl der Drehorte sehr gut. Ich finde nichts verkehrt an der Idee weltbekannte Sehenswürdigkeiten zu Schauplätzen des Films und vor allem der Action zu machen. Glen schafft es meiner Meinung nach diese Orte auf eine eigene Art exotisch wirken zu lassen und auch ist die damit in Verbindung stehende Action einfach verdammt gut! Eine interessante Abwechslung stellt jene Wahl der drehorte alle mal dar zumal diese auch schön fotografiert und mehr als nur sinnvoll genutzt wurden. Dadurch bekommt AVTAK vor allem im Kontext zu anderen Filmen der Reihe in meinen Augen einen sehr eigenständig-exotischen Touch.
Und warum sollte die GG.Bridge ebenso wie der Eifelturm weniger exotisch wirken als andere Locations der Bondfilme wenn diese Bauten schon großartig und spektakulär aussehen?
Außerdem ist dies mitunter eine Frage der Sichtweise des Zusehers.
Wären diese Orte nicht spektakulär so wären sie wohl kaum Sehenswürdigkeiten. Und in Verbindung mit einem derartigen Abenteuer und dieser Action hatte man eben diese sicherlich noch nie gesehen.

Das Peter Lamont im Gegensatz zu dessen Vorgänger ken Adam generell bodenständigere, realitätsnähere Sets entwarf war bereits mit FYEO klar. Sicherlich entsteht dadurch ein genereller Mangel an extravaganter Atmosphäre was allerdings als Teil der Richtung in die man wollte geschah und eine bewusste Entscheidung der Produzenten war. Lamont selber macht seine Sache gut und lieferte mit dem monströsen Minen Set seine bis Dato größte Arbeit ab. Das Ganze im inneren einer Halle auch noch künstlich zu fluten musste viel an Planung und Einfallsreichtum erfordert haben. Mich beeindruckt das bei jeder erneuten Sichtung des Films wieder. Die Musik und vor allem die Titelsequenz selbst ist meinem Empfinden nach so ziemlich die beste der 80er Jahre Ära und wird bloß von dem Score zu TLD getoppt. Zeitgemäß und dennoch zeitlos!

Die Rolle welche A VIEW TO A KILL im Kontext der Reihe spielt:

Wie Octopussy zuvor erfindet auch a AVTAK die Serie nicht neu und ist auf Grund der geradlinigen Umsetzung- welche sich der altbekannten Formel strikt nicht einen Augenblick lang abwendet kein Film der im Bond Universum besonders heraus sticht. Mit Sicherheit handelt es sich von Moores letztem Einsatz abgesehen, ebenso wenig um einen besonders wichtigen, maßgeblichen Film in der Geschichte der Reihe. Doch ist AVTAK für sich genommen ebenso wie dessen Vorgänger ein unglaublich solider Bond, der mit vielen Stärken und ebenso einigen Schwächen aufwartet.
Schafft man es dessen Stärken über die Schwächen zu stellen wird man sich ungezwungen und auf lockere Art unterhalten fühlen. Was der Film anderen der Reihe voraus hat sind eben: ein großartiger Schurke, ein extravaganter Henchman, eine interessant andersartige Wahl der Drehorte, durchgehend tolle Musik und ein weitgehend großartiges Zusammenspiel der Charaktere(Bond-Tippet, Zorin-Bond, Mayday-Bond). Warum ausgerechnet Filme wie OP und AVTAK stets mit derart scharfer Kritik konfrontiert werden oder gar als eindeutige Schwachpunkte der Reihe angesehen werden, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben. Gerade die Moore Ära betreffend gäbe es an Filmen wie TMWTGG meiner Ansicht nach deutlich mehr auszusetzen. Somit trotz vieler Schwächen und zweifellos entgegen der Meinung vieler meine eindeutigen:

5 VON 6 PUNKTEN

Mein Wertesystem für folgende Kritiken bezüglich meines Marathons:

1 PUNKT – SCHLECHT
2 PUNKTE - unter dem durchschnitt
3 PUNKTE – Mittelmaß, Durchschnitt
4 PUNKTE – überdurchschnittlich
5 PUNKTE – SEHR GUT
6 PUNKTE - Perfektion

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

111
Ich sehe genauso in AVTAK einen soliden Bond. Kritikpunkte meinerseit ist die Tatsache dass Moore zu alt ist. Moore ist vielleicht sogar mein Lieblingsschauspieler und ich find es eigentlich ok dass Bond in einem so hohen alter noch mitspielt, allerdings find ich war in dem Film Roger im Vergleicht zu OP deutlich ungelenkiger und im Vergleich zum Bondgirl einfach zu alt während die Schauspielerin von Octopussy deutlich näher an Moores Alter dran war daher kommt es ein bisschen komisch rüber. Die Drahorte fand ich persönlich nicht gerade exotisch. Der Eifelturm ist eine gute Idee, aber inicht gerade ein abenteuerlicher Drehort wie Crap Key oder gar der Indische Dschungel. Schon allein der See wo Bond hätte Versenkt werden solln war überhaupt kein schöner Drehort.Da gibt es in meiner Gegend schon deutlich schönere.
Des Thema Pferde hat mich persönlich halt nicht so ganz angesprochen. Aber das Luftschiff war eine originelle tolle Idee. Ich bin ja jemand der fast jeden Humor haben kann doch die Szene wo Bond am Anfang Snowboard fährt fand ich dann wieder übertrieben. Ähnlich halt wie die Tarzenszene bei OP, doch dass ist nur eine kleinigkeit. Ich finde halt dass der Film wenig wirklich beeindruckendes und neues enthält. Keine besondere Szene wie z.B. bei GF wo das Mädchen vergoldet auf dem Bett liegt. Aber dass ist nur Kritik. Die positiven Aspekt möchte ich gar nicht aufzählen ,da ich dafür seeehr lange brauchen würde.

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

112
Also, simon, die 5von6 kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Wenn es bei Bond nur darum ginge, dass bereits gesehen zu wiederholen oder marginal zu variieren, OK, aber mir fehlt doch da einiges. Kreativität, Inspiration, Spannung, Überraschung. Mir fehlt Exotik, mir fehlt Chemie zwischen Bond und Bondgirl und letztlich wirkt die Story auch wie zusammengeklebte Episoden. Was hat der Mikrochip für eine Bedeutung? Was hat der KGB mit dem Fall zu tun? Was macht Bond in einem "Saunaklub" der aussieht wie ein Stundenhotel? Was macht General Gogol in den USA? Was soll das "Superhirn-Thema" bei Zorin? Die ganze Pferdesache ist auch unnütz. Am Ende geht es "nur" um Silicon Valley und alles zuvor ist nur Ablenkung.
Letztlich entführt mich AVTAK in keinster Weise in eine andere, fantastische Welt. Den Eifelturm kenn ich von Tausend Postkarten, Serien und von Besuchen dort, ebenso die GG Bridge, Schlösser gibts in Deutschland auch genug und viele andere Drehorte will ich gar nicht bei Bond sehen (Staceys Haus, die Waschstraße, auch die S.F. TOwn Hall...). Mir ist das alles zu bodenständig und letztlich langweilig. AVTAK ist für mich ein Film, der Sonntags im Nachmttagsprogramm laufen kann.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

113
danielcc hat geschrieben:Also, simon, die 5von6 kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Wenn es bei Bond nur darum ginge, dass bereits gesehen zu wiederholen oder marginal zu variieren, OK, aber mir fehlt doch da einiges. Kreativität, Inspiration, Spannung, Überraschung. Mir fehlt Exotik, mir fehlt Chemie zwischen Bond und Bondgirl und letztlich wirkt die Story auch wie zusammengeklebte Episoden. Was hat der Mikrochip für eine Bedeutung? Was hat der KGB mit dem Fall zu tun? Was macht Bond in einem "Saunaklub" der aussieht wie ein Stundenhotel? Was macht General Gogol in den USA? Was soll das "Superhirn-Thema" bei Zorin? Die ganze Pferdesache ist auch unnütz. Am Ende geht es "nur" um Silicon Valley und alles zuvor ist nur Ablenkung.
Letztlich entführt mich AVTAK in keinster Weise in eine andere, fantastische Welt. Den Eifelturm kenn ich von Tausend Postkarten, Serien und von Besuchen dort, ebenso die GG Bridge, Schlösser gibts in Deutschland auch genug und viele andere Drehorte will ich gar nicht bei Bond sehen (Staceys Haus, die Waschstraße, auch die S.F. TOwn Hall...). Mir ist das alles zu bodenständig und letztlich langweilig. AVTAK ist für mich ein Film, der Sonntags im Nachmttagsprogramm laufen kann.

So ähnlich sehe ich das auch mit den einzelnen Episoden, die Handlung ist zu wirr. Was die Drehorte angeht, so kann ich eingeschränkt zustimmen. Normale Drehorte empfinde ich nicht als schlimm, in QOS gab es auch einige und die fielen nicht negativ auf. In AVTAK ist die Szenerie aber dennoch zu unspektakulär, ja geradezu langweilig. Man mischt die normale Szenerie nicht mit einer dramaturgischen Spannung und das lässt AVTAK mitunter gar nicht wie einen Bondfilm aussehen. Auf dem Eiffelturm hätte es z.B. eine spektakuläre Einlage geben müssen (Fight, Verfolgung), so rennt Bond aber nur ein paar Stufen und sieht zu wie die Böse mit dem Fallschirm verschwindet, Potential verschenkt. Richtig hat man es bei der Golden Gate Bridge gemacht, der Fight ist ganz gut gelungen.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich den Soundtrack des Films sehr mag. Besonders das mehrmals wiederkehrende marschähnliche Stück erinnert sehr an das geniale OHMSS-Thema.

Als Bondfilm ist AVTAK mittelmaß.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

114
Jo ,das ist auch mein Lieblingssoundtrack nach dem von TLD.
Was die Szene mit dem Eifelturm angeht muss ich zustimmen. Die Action in dem Film fand ich auch nichts besonderes. Die drehorte waren auch solche an denen nicht viel passieren konnte. Wenn man zum Beispiel an DN MR oder TSWLM denkt, gab es doch exotische Orte wo auch etwas geschehen kann, wie zum Beispiel der Wasserfall von MR oder die Ruinen in Ägypten. Die Verfolgungsjagden waren dagegen wieder wenig ernst zu nehmen. Die Snowboardfahrt am anfang und Die mit dem Feuerwehrauto. Naja teilweise schon lustig aber insgesamt muss ich sagen haben mir alle anderen Skiszenen deutlich besser gefallen.

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

115
AVTAK, der letzte Einsatz von Roger Moore als 007 markiert, und das kann man ohne Übertreibung sagen, das Ende einer Ära. 12 Jahre, so lange wie kein anderer Darsteller, hat Moore die Serie geprägt und ihr seinen Stempel aufgedrückt. Und das in einem Maße, wie es vermutlich keinem anderen Darsteller gelang. Humor, Leichtigkeit und Eleganz in Kombination mit immer spektakuläreren „Zirkusnummern“ kennzeichneten seine Bondauftritte und in der Beziehung stellt AVTAK keine Ausnahme dar.

Schaut man sich AVTAK genauer an, so scheint er in zwei Teile zu zerfallen. Auf der einen Seite hat man die typischen, atemberaubenden Actionszenen, die auf allerhöchstem Niveau daherkommen. Auf der anderen Seite dagegen einen fast schon ruhigen, sehr eleganten Agentenfilm, der die Stärken seines in die Jahre gekommenen Hauptdarstellers bestens zu nutzen weiss. Einzeln betrachtet also zwei ausgezeichnete Teile, doch irgendwie wollen sie trotz ihrer Qualitäten nicht recht zueinander passen. Der Grund hiefür liegt ohne Zweifel im oft diskutierten „biblischen“ Alter von Moore. Auch wenn er nach wie vor (wie in all seinen Filmen) jünger als sein tatsächliches Alter rüberkommt, so ist dennoch unübersehbar, dass die akrobatischen Hochleistungsactionnummern weitestgehend überhaupt nicht mehr zu dem damals 57jährigen Moore passen wollen. Beispiele: wir sehen in der PTS akrobatische, scheinbar den Gesetzen der Schwerkraft widersprechende Skiaction, im Closeup gibt es dann einen doch sehr schlaff wirkenden Moore. Oder die Autoverfolgung an der Seine: nachdem er ein paar Momente zuvor noch schwer atmend die Treppen des Eifelturms „hochgeschlichen“ war, präsentiert sich „Moore“ plötzlich dynamisch zupackend am Steuer des Wagens wie Belmondo zu besten Zeiten. Gleiches gilt für die Feuerwehrszene. Es ist in diesen Szenen praktisch unmöglich, Moore die gebotenen Actionnummern auch nur annähernd abzunehmen, zumal die Stuntmen nicht mal entfernt den Anschein erwecken, sie könnten Moore sein (Remy Julienne sieht selbst mit Perücke Roger Moore nicht mal ansatzweise ähnlich).

Und das ist eigentlich schade, denn ich bin mir sicher der Film würde wesentlich besser funktionieren, wenn man in einigen der größeren Actionszenen des Films etwas mehr „Rücksicht“ auf die physische Verfassung seines Hauptdarstellers genommen hätte. Dass dieser nämlich auch in Actionszenen durchaus noch zu überzeugen wusste zeigte er zB in der Prügelszene im unterirdischen Stall-Labor, in allen Unterwasserszenen, bei seinem beherzten Einschreiten in Stacys Haus (inklusive Steinsalzknarre). Ebenso funktionieren die Szenen in der Cityhall und selbst die Mienen- und die Goldengate-Bridge-Szene recht gut, da all diese Szenen nichts körperlich völlig abgedrehtes von Bond verlangen. Aber hier kommt das Dilemma ins Spiel, quasi der Fluch des immer „höher-schneller-weiter“ von Moores vorangegangenen Filmen: man wollte es offenbar nicht riskieren, das Publikum durch das Zurückfahren dieser Szenen zu enttäuschen. Einerseits sicher verständlich, andererseits beweist der Film, dass diese Entscheidung dem Film nicht wirklich gut getan hat.

Denn Alter hin oder her: Moore liefert eine großartige Abschiedsvorstellung ab. Er ist charmant, witzig, kultiviert, geistreich, ironisch und versprüht auch in AVTAK diese unglaubliche Leichtigkeit. Dazu kommt, dass man ihm den Spass förmlich ansieht, vermutlich weil er sich während des Drehs durchaus bewusst war, dass dies sein letzter Auftritt als Bond sein würde. Auch in den ernsteren Passagen (Tibbetts Tod, der Dialog mit Zorin in der Cityhall) überzeugt er völlig.

Die restliche Hauptrollenbesetzung ist unverkennbar eine Reaktion auf NSNA. Wir haben mit Christopher Walken einen deutlich jüngeren Schurken als sonst (siehe Brandauer), mit Grace Jones eine todgefährliche Killeramazone (siehe Barbara Carrera). Und selbst Tanya Roberts könnte man mit Abstrichen als Reaktion auf Kim Basingers Domino verstehen (gerade wenn man sie mit den Bondgirls der vorangegangenen vier Moore-Bonds vergleicht). Hier zeigt sich, dass gut geklaut durchaus funktionieren kann. Walken spielt superb, der genetische Superschurke Zorin hätte leicht auch zur Comicfigur werden können aber Walken gelingt es, der Figur Leben einzuhauchen. Und mehr noch als das, seine Darstellung ist die einzige in der ganzen Serie, in denen der offensichtliche Wahnsinn der Figur auch offen als Teil der Darstellung erkennbar ist. Bestes Beispiel hierzu sind wohl der Dialog mit Bond nach Tibbetts Tod und der Dialog mit Bond in der Cityhall, wo Bond ihm seine Herkunft als psychisch gestörtes Experiment unter die Nase reibt. Man sieht in Walkens Darstellung förmlich, wie der Wahnsinn kurz vorm Ausbruch steht, aber dann durch die verbrecherische Ratio doch wieder kontrolliert wird (die ja nicht weniger wahnsinnig ist). Grandios!

Auch Grace Jones weiss als Killeramazone Mayday zu überzeugen. Auch ohne ein typisches Utensil wie Oddjobs Hut, Teehees Arm oder Beissers Zähne reiht sie sich nahtlos ein in die lange Reihe der Larger-than-Life-Henchmen. Als wäre sie für diese Rolle geboren. Tanya Roberts geht sicherlich nicht als eindrucksvollstes Bondgirl in die Geschichte der Serie ein, aber so schlecht wie sie oft gemacht wird finde ich sie nicht. Sie ist bildhübsch, gibt die perfekte permanent zu rettende Unschuld ab und ist insofern schon passend besetzt. Die Rolle gibt einfach auch deutlich weniger her als zB die einer Holly Goodhead, Melina oder Octopussy. Nix weltbewegendes, aber ganz ok.

Beim supporting cast weiss vor allem Patrick Bauchau als Zorins Mann fürs Grobe Scarpine zu überzeugen. Seine Rolle hätte ich gerne noch etwas ausgeweitet gesehen, Bauchau versprüht diese kalte, bedrohliche Gefahr wie sie zB auch ein Robert Shaw in FRWL hatte. Ebenfalls gerne mehr hätte ich von Willoughby Gray als Dr. Mortner gesehen. Die Figur mit dem KZ-Arzt-Hintergrund hätte noch wesentlich mehr Potenzial geboten und Gray überzeugt eigentlich in allen seiner wenigen Szenen, sowohl als jovialer Opa auf Zorins Gartenparty wie auch als diabolischer Verbündeter und Ersatzvater von Zorin. Der ganz große Wurf war aber die Verpflichtung von „Mit Schirm, Charme und Melone“-Legende Patrick MacNee als Bonds Sidekick Sir Tibbett. Wie sich MacNee und Moore die Bälle zuspielen ist einfach großartig. Für mich vermutlich der beste Sidekick der ganzen Serie, vor allem weil Moore und MacNee auch altersmäßig perfekt passen.

Die Story ist nicht weiter erwähnenswert, sie ist einfach nur Mittel zum Zweck um die einzelnen Szenen und Schauplätze miteinander zu verbinden. Natürlich ist Zorins Plan nix anderes als der von Goldfinger und die Erdbeben-Idee hat man in ähnlicher Form auch schon in Superman gesehen, aber was solls: die Handlung ist effektiv genug, um das Abenteuer voranzutreiben und kaum Langeweile aufkommen zu lassen. Zu großer Form läuft der Film wie schon angedeutet immer dann auf, wenn es etwas ruhiger und stilvoller zu geht. Beste Beispiele sind die kompletten Szenen auf Zorins prächtigem Gestüt sowie die Szenen in Staceys malerischem Haus: die fantastisch gefilmten Bilder in Kombination mit Barrys majestätischer Musik bieten die perfekte Basis für Moores elegantes Auftrumpfen. Der Showdown in der Mine ist verglichen mit denen vorangegangener Filme eher etwas mau geraten, hier verliert der Film deutlich an Tempo und hat doch die ein oder andere Länge. Der finale Clinch auf der Golden Gate Bridge ist zwar von der Idee und Umsetzung spektakulär genug für ein Bondfinale (auch wenn man viele der Einstellungen als Studioaufnahmen erkennen kann), trotzdem fällt auch diese Szene im Vergleich zu vielen der Vorgänger etwas ab.

Wenn man sich erstmal damit abgefunden hat, dass der gute Roger eben keine 45 mehr ist, dann hat AVTAK durchaus sehr viel positives zu bieten. Die eleganten Locations, die stimmungsvollen ruhigeren Passagen, die erstklassige Besetzung und ein Roger Moore, der noch einmal zu ganz großer Form aufläuft machen den Film in vielen Szenen zu einem Genuß. Ein Genuß, der leider durch einige nicht wirklich zum Hauptdarsteller passende Actionszenen und die ein oder andere Länge getrübt wird. Und ob man ausgerechnet den Beinahepensionär Moore zum Sexualhochleistungssportler (4 vernaschte Bondgirls sind nach wie vor einsamer Rekord) stilisieren musste, darüber lässt sich streiten. Immerhin war Moore auch hier souverän genug, um das ganze immer mit einem Augenzwinkern zu spielen, so dass man auch in diesem Fall beide Augen zudrücken darf. Fazit: eine über weite Strecken gelungene Abschiedsvorstellung von Moore, die aber durch einige Änderungen leicht auch noch deutlich besser hätte ausfallen können. 7,5 / 10.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

116
gelungene und gut beobachtete Kritik, Kompliment!

Ich sehe AVTAK in Summe viel kritischer als du aber macht ja nix. Was du als letztes Aufbäumen zum Ende einer Ära beschreibst, würde ich eher als "längst den Zenit überschritten und nicht die Zeichen der Zeit erkannt" bezeichnen. Das gilt nicht nur für Moore sondern eben die ganze Machart des Films.

Für mich will auch die Story nicht überzeugen, zumal es wie immer in den 80ern merkwürdig verschachtelte Subplots gibt. Das wirkt alles eher zusammengewürfelt als wie aus einem Guss.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

117
danielcc hat geschrieben:gelungene und gut beobachtete Kritik, Kompliment!

Ich sehe AVTAK in Summe viel kritischer als du aber macht ja nix. Was du als letztes Aufbäumen zum Ende einer Ära beschreibst, würde ich eher als "längst den Zenit überschritten und nicht die Zeichen der Zeit erkannt" bezeichnen. Das gilt nicht nur für Moore sondern eben die ganze Machart des Films.

Für mich will auch die Story nicht überzeugen, zumal es wie immer in den 80ern merkwürdig verschachtelte Subplots gibt. Das wirkt alles eher zusammengewürfelt als wie aus einem Guss.

Danke für die Blumen! Ich weiss nicht, ob die Zeichen der damaligen Zeit wirklich etwas anderes verlangt haben oder gar verkraftet hätten. Man darf ja nicht vergessen, dass die 80er Jahre Moorebonds von Seiten der Macher durchaus mit dem Anspruch der Erneuerung der Serie produziert wurden. Änderungen wie realistischere Bedrohungsszenarien, deutlich geerdetere Schurken und komplexere Handlungsstränge mögen heute vielleicht nicht mehr wie die ganz großen Neuerungen wirken, waren es aber in der damaligen Zeit sicherlich, gerade auch gemessen an dem was diesbezüglich in der Phase zwischen GF und MR geboten wurde.

Bei AVTAK stellte sich eigentlich eh nur eine Frage: ziehen wir das mit Roger Moore durch oder nicht. Da man sich für Moore entschloss, waren größere Konzeptänderungen ohnehin praktisch unmöglich. Ich empfinde es auch als eine der Stärken des Films, dass man die Stärken von Moore zu nutzen wusste und den Film quasi drumherum aufgebaut hat. Es ist ja nicht so, dass man das Alter von Moore völlig ignoriert hätte, siehe Tibbett oder die von dir so treffend als „Rentnerschlägerei“ titulierte Szene (man stelle sich vor, wie unglaubwürdig ein Fight Moore gegen zb Dolph Lundgren gewirkt hätte). Nur hätte ich mir gewünscht, dass dieser Ansatz auch in Bezug auf die großen Actionszenen durchgezogen worden wäre.

Die „Subplot-Verschachtelung“ fand ich bei AVTAK deutlich straffer als noch in Octopussy. Die Dopinggeschichte sah ich eigenlich immer als Unterstreichung des Mortner-Charakters. Erst hat er in den KZs an Frauen rumexperimentiert, heutzutage führt er seine Arbeit an Vierbeinern fort. Der KGB-Subplot ist insofern interessant, als sich dadurch bereits früh zeigt, dass Zorin alles und jeden verrät wie es ihm in den Kram passt (was Mayday und seine komplette Organisation viel später schmerzlich erfahren müssen). Dass die Sowjets ihn jahrzehntelang protegiert haben ist im völlig egal, hier zählen nur seine eigenen Interessen. Das verrät schon eine Menge über Zorins Charakter. Insofern ist Maibaum Script trotz der deutlichen „Fremdinspiration“ so unambitioniert gar nicht.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

118
Hierzu habe ich mal die Kurzgeschichte von Fleming gelesen und einige Kritiker haben jahrelang behauptet, dass es sich um ein ganz neue Geschichte im Film handelte - falsch. Maibaum und Wilson haben einfach das Konzept der Geschichte als Grundlage genommen. Der Sinn der beiden Storys ist der gleiche nur mit einigen Änderungen.

Kurzgeschichte - A View To A Kill (Tod im Rückspiegel)
Ein französischer NATO Meldefahrer wird von einem anderen Motorrad auf seiner Fahrt bei Paris zu einem Militärstützpunkt überfallen und seiner militärischen Post beraubt. James Bond wird beauftragt das Geheimnis dieses Überfalls zu ergründen und findet heraus, dass der Ostblock in einem Wald und Wiesenstück eine unterirdische Anlage installiert hat mit einem Geheimausgang für das Motorrad. Dies war möglich, weil sich östliche Agenten als Zigeuner getarnt ins Land geschmuggelt haben, dort genau Rast machten und plötzlich verschwanden, nachdem sie ihr Versteck errichtet hatten.

Film - A View To Kill (Im Angesicht des Todes) oder Ein Blick zum töten
James Bond findet in Sibiren einen Microchip, der einem Westlichen gleicht wie ein Zwilling. Max Zorin, der Hersteller des Chips, ist ein Retortenbaby aus dem Ostblock und hat ein unterirdisches Labor für Experiment an Pferden auf seinem Gestüt bei Paris. Seine Handlangerin May Day bringt für ihn lässtige Gegner mit einem Würgegriff von hinten oder mit Gift präparierten Kunstschmetterlingen um. Der Rest ist die moderne Goldfinger Story.

Die Ähnlichkeiten erkannt?

Geheimpapiere/Meldefahrer = Microchip
Attentäter/Motorrad = May Day
Zigeuner/Agenten = Zorin und seine Firma
Unterirdisches Wiesenversteck = Unterirdisches Labor im Gestüt

Also mir gefällt dieser Film auch nur wegen Christopher Walken. Ironischerweise erinnerte später Le Chiffre Darsteller Mads Mikkelsen sehr in Mimik und Verhalten sehr an Walkens Darstellung von Zorin. Aber wie schon erwähnt merkt man das Alter von Moore sehr hier an. Aber ein würdiger Abgang.
Bild

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

119
Marseille77 hat geschrieben:Hierzu habe ich mal die Kurzgeschichte von Fleming gelesen und einige Kritiker haben jahrelang behauptet, dass es sich um ein ganz neue Geschichte im Film handelte - falsch. Maibaum und Wilson haben einfach das Konzept der Geschichte als Grundlage genommen. Der Sinn der beiden Storys ist der gleiche nur mit einigen Änderungen.

Kurzgeschichte - A View To A Kill (Tod im Rückspiegel)
Ein französischer NATO Meldefahrer wird von einem anderen Motorrad auf seiner Fahrt bei Paris zu einem Militärstützpunkt überfallen und seiner militärischen Post beraubt. James Bond wird beauftragt das Geheimnis dieses Überfalls zu ergründen und findet heraus, dass der Ostblock in einem Wald und Wiesenstück eine unterirdische Anlage installiert hat mit einem Geheimausgang für das Motorrad. Dies war möglich, weil sich östliche Agenten als Zigeuner getarnt ins Land geschmuggelt haben, dort genau Rast machten und plötzlich verschwanden, nachdem sie ihr Versteck errichtet hatten.

Film - A View To Kill (Im Angesicht des Todes) oder Ein Blick zum töten
James Bond findet in Sibiren einen Microchip, der einem Westlichen gleicht wie ein Zwilling. Max Zorin, der Hersteller des Chips, ist ein Retortenbaby aus dem Ostblock und hat ein unterirdisches Labor für Experiment an Pferden auf seinem Gestüt bei Paris. Seine Handlangerin May Day bringt für ihn lässtige Gegner mit einem Würgegriff von hinten oder mit Gift präparierten Kunstschmetterlingen um. Der Rest ist die moderne Goldfinger Story.

Die Ähnlichkeiten erkannt?

Geheimpapiere/Meldefahrer = Microchip
Attentäter/Motorrad = May Day
Zigeuner/Agenten = Zorin und seine Firma
Unterirdisches Wiesenversteck = Unterirdisches Labor im Gestüt
Ja, könnte gut sein, dass sich die Autoren von "A View To a Kill" (1985) von der Kurzgeschichte Flemings inspirieren ließen. Sie müssen versuchen diese alten Geschichten zu adaptieren, damit sie für die heutigen Zuseher noch interessant ist. So denke ich waren es bei "Casino Royale" die Kommunisten, die Geld in Bordelle u.a. gesteckt hatten um ihre Streikkasse durch höhere Rendite zu füllen. Durch die Gesetzesänderung der französischen Regierung wurde das Geschäft ruiniert und einer der Gewerkschafter sah seine letzte Chance darin das Geld am Baccarattisch zu erspielen.

Aber weder Kommunisten (die heute als Feindbild durch die Islamisten ersetzt wurden), noch Baccarat würde heute so viele Zuseher ins Kino locken wie Risikospekulanten (Le Chiffre), die Poker spielen.
Marseille77 hat geschrieben:Also mir gefällt dieser Film auch nur wegen Christopher Walken. Ironischerweise erinnerte später Le Chiffre Darsteller Mads Mikkelsen sehr in Mimik und Verhalten sehr an Walkens Darstellung von Zorin. Aber wie schon erwähnt merkt man das Alter von Moore sehr hier an. Aber ein würdiger Abgang.
Mir gefiel die Idee von "A View To A Kill" sehr gut, Christopher Walken gab einen überzeugenden Bösewicht ab. Roger Moore fand ich ebenfalls schon eindeutig zu alt für die Rolle - ich hatte es ihm damals nicht (mehr) abgekauft lauter Frauen zu verführen.
Ich hatte noch gar nicht daran gedacht, dass die Darstellung von Zorin und Le Chiffre ähnlich ist - das stimmt.

Liebe Grüße,
Tanaka
Plenty O'Toole: I'm Plenty!
James Bond: But of course you are!
("Diamonds Are Forever", 1971)

Re: Filmbesprechung: A view to a kill

120
Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn Moores Leistung in AVTAK einzig auf sein stattliches Alter reduziert wird. Kann es sein, dass euch allen deshalb seine großartige Abschiedsvorstellung entgangen ist? Dass ihm, gerade im Vergleich zum direkten Vorgänger OP, die reine Spielfreude anzusehen ist, dass er eine Glanzleistung als charmanter, humoriger, souveränder und auch ein bisschen weiser Agent gibt? Schaut doch mal etwas weniger auf die Falten als mehr auf das was der gute Roger in dem Film veranstaltet, meiner Meinung nach liefert er in AVTAK eine seiner besten Leistungen all seiner sieben Bondfilme ab. (ich rede nicht vom Film, sondern vom Schauspieler Roger Moore). Da interessiert es mich dann auch herzlich wenig, ob es realistisch ist dass ein 57jähriger die Welt rettet und die Frauen im dutzend flach legt. Es ist ein Bondfilm, noch dazu einer der Moore-Ära: wenn interessiert da allen ernstes Realitätsbezug? Komisch auch, dass man anscheinend klagloser einen völligen Schauspielamateur in der Hauptrolle eines Millionendollarspektakel toleriert als einen erfahrenen, etwas in die Jahre gekommenen Profi. Seltsame Welt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"