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von Cinefreak
Agent
Kürzlich gesehen und reviewt
OT: Die another day
Jahr: 2002
Produktionsland: Großbitannien, USA
Länge: 127 min.
FSK: 12
Regie: Lee Tamahori
Cast: Pierce Brosnan, Halle Berry, Rosamund Pike, Judi Dench, John Cleese u. a.
ACHTUNG GEFAHR VON SPOILERN!!!
Bei einer Mission in Nordkorea wird James Bond verraten und gerät in Gefangenschaft. Er wird gefoltert und soll zum Tode verurteilt werden. Einer der Gründe dafür: Der Sohn eines einflussreichen Generals starb durch Bonds Schuld im Kampf...
Mit Wehmut betrachte ich diesen Bond mal wieder. Eine Ära geht hier zuende. Dies ist der letzte Bond, der nach dem höher-schneller-weiter-Prinzip funktioniert und der Bond in der Form zelebriert, wie die Macher ihn über die letzten Jahre geschrieben haben und wie viele Fans in schätzen und lieben gelernt haben. Fangen wir an mit Miss Moneypenny - was war es immer erheiternd, wie sie mit Bond herumgeshakert hat, auch wenn der Zuschauer erahnen konnte, dass die beiden niemals zusammenkommen würden. Was wäre Bond ohne Q - oder nach Desmond Llewelyns Tod - R - richtig: längst mausetot. Und in den letzten zwanzig Jahren kam kein Bond aus ohne mindestens eine Szene, in der James Bond irgendeine total verrückte Stunt-Aktion machen durfte, begleitet vom klassischen Bond-Jingle...alles vorbei, aus...aber kommen wir nun noch einmal zum 20. Bond-Abenteuer.
Absolutes Highlight des 142 Millionen Dollar teuren Agenten-Actionspektakels ist die Eröffnungsszene, die selten so lang, selten so genüsslich zelebriert und noch dazu selten so explosiv und actiongeladen aufwartete. Nach kurzem Auftakt explodiert der Film geradezu, und bildschirmsprengende Feuerbälle breiten sich aus. Die Action rockt derbe, ist mit Sicherheit größtenteils echte Handarbeit und gipfelt in einer Luftkissenbootverfolgungsjagd, bei der erneut pulverisiert werden darf, bis der Arzt kommt. In einer Szene ballert Bonds Gegner dabei geradezu wie Rambo auf Droge, bis die rasante, todbringende Fahrt sich einem gefährlichen "Point of no return" nähert...
Kommen wir nochmal zu der für die Bond-Reihe wie ich finde todbringenden Veränderungen. Diese Änderungen (beginnend ab Bond Nr. 21) wären nicht nötig gewesen, um Bond neue Züge und Nuancen beizubringen. Schon „Die another day“ wartet mit einer verdammt guten Idee auf – erstmals in 40 Jahren Bond-Geschichte wird Bond gefangengenommen – und das zum einen nicht nur für kurze Zeit, nein, sein starker Bartwuchs und die im jetzt beginnenden (wieder mal äußerst gut gelungenen Vorspann zum Film) zeigen, dass es dieses Mal um Leben und Tod geht. Und genau das war die Sache, die den Film für mich bei der ersten Sichtung im Kino zu einem echten Spannungsspiel machte. Keine Gimmicks, keine Wunder, keine Fehler des Gegners helfen Bond in dieser Situation...was kann jetzt noch helfen...diese Szenerie ist unheimlich spannend gemacht, und ich möchte sie darum auch hier nicht weiter ausführen, um niemandem die Spannung zu nehmen.
Dass Bond nicht stirbt (der Film läuft ja gerade mal eine Viertelstunde), kann sich jeder denken, von daher setze ich hier weiter an. Bond ist irgendwann frei und wird von M hart zur Rede gestellt. Auch hier wieder eine Neuerung: Bisher kämpfte Bond für Königin und Vaterland – hier kämpft er, um seine Ehre wieder herzustellen, geradezu besessen davon, den Verräter, der ihn ans Messer geliefert hat, zu finden - um jeden Preis!
Eine Spur führt nach Kuba zu einer Genklinik. Dort kommt es nicht nur zu einem erneuten Gefecht, sondern auch zu einer ersten Begegnung mit der geheimnisvollen Jacintha Jinx Johnson (Halle Berry - Ich weiß nicht wirklich, was die Männer alle an dieser Frau finden, ich finde die eher Mittelmaß, aber egal...), – ich bin sicher, manchem Mann läuft allen beim Gedanken an diese an Dr. No erinnern sollende Szene, wie sie im Bikini aus dem Wasser steigt, das Wasser zusammen, bei mir hält sich das in Grenzen. Bis einschl. Kuba ist die Action übrigens absolut top inszeniert, knallt und kickt derbe und gibt zu KEINER Zeit irgendwelche Gründe zur Klage.
Fans der etwas härteren Action kommen übrigens auf ihre Kosten bei dem für einen FSK 12-Film knallharten Fechtduell auf Leben und Tod.
Optisches Highlight bei den Bond-Girls ist natürlich nicht Halle Berry, sondern die superhübsche Rosamund Pike.
Die größten Schwächen des Filmes sind meines Erachtens nach die ab Island zu sehr und zu schlampig eingesetzten CGI-Sequenzen, die den Spaß – gerade bei erneutem Ansehen – doch gehörig trüben. Sei es die Bond-Flucht-Szene auf dem Schneegleiter, die zum Teil sehr mageren Effekte bei der Autojagd oder die Showdown-Action, da hätte man sicher – auch ohne lebensgefährlichen Stunt-Einsatz – manches besser machen können. Was dagegen tierisch Laune macht, ist die Car-Crash-Jagd durch den Eispalast, da sieht man auch klar, da hat man mal wieder die Stuntleute machen lassen. Hier wird deutlich, wie stark sich Stunts und CGI voneinander unterscheiden.
Vor allem der Showdown vermag beim öfteren Ansehen des Films nicht mehr so zu fesseln, was vor allem an einigen sehr mäßigen, auch nicht immer druckvollen Computertricks liegt. Auch hier bin ich der Meinung, einiges hätte man da besser machen können. Dennoch, Bond Nr. 20 macht Spaß, ist spannend gemacht und beschreitet neue Wege. Brosnan smart wie immer, die Bond-Girls klasse und die Action groß und rasant, so soll es sein.
Hätte man genau dort weitergemacht und die CGI-Einsätze vielleicht ein wenig zurückgefahren, Bond hätte sich auch weiter zu einer spektakulären und packenden Agenten-Reihe entwickeln können. Mit den eher mäßigen Nachfolgern „Casino Royale“ und „Ein Quantum Trost“ ist dieser Traum jedoch ausgeträumt...alleine schon die Action kann nicht annähernd mit den Brosnan-Bonds mithalten, wirkt so, als hätte man alles einfach halten wollten, es gibt keine Überlebensgroßen Actionsequenzen, die den Bildschirm sprengen wie man es von Bond immer gewöhnt war, die neuen Bonds sind vielleicht keine Nullnummern, aber für Brosnan-Bond-Fans ein echter Schlag ins Gesicht...wer bitteschön will den größten Ladykiller und Mann mit der Lizenz zum Töten bitte eine komplette Stunde (!) Pokern sehen?!
Einige Hintergründe zum Film:
Dies ist nicht nur Bond Nr. 20, seit dem ersten Bond-Abenteuer Dr. No sind exakt 40 Jahre vergangen. Aus diesem Anlass ließen sich die Macher einige Hommagen an alte Bond-Filme einfallen:
-alte Q-Gadgets sind dessen Lager zu sehen, die in früheren Filmen zum Einsatz kamen oder von Gegnern benutzt worden (z. b. der Messerschuh aus "Liebesgrüße aus Moskau" oder der Acrojet aus "Feuerball".
-Bond und R unterhalten sich über Bonds Uhren und dass er nun schon die 20. bekommt
-An "Goldfinger" sollen die Laserstrahlen erinnern, mit der Jinx sterben soll
Weitere Infos:
-Für den kompletten Dreh der Verfolgungsjagd zweier Sportwagen, die im Eispalast ihren Höhepunkt findet, benötigte man drei Wochen Drehzeit
-Dieses ist der dritte Bond ohne direkten bezug zu Ian Fleming
-Stirb an einem anderen Tag war bis zu diesem Zeitpunkt der teuerste Bond-Film und spielte bei 142 Mio. Dollar Produktionskosten weltweit 430 Mio. Dollar ein
-für ihren Kurzauftritt erhielt Madonna, die übrigens auch den Titelsong zum Film sang, die Goldene Himbeere.
-Bei der Premiere des Filmes am 18. Nov. 2002 waren sämtliche bisherigen Bond-Darsteller zum 40-jährigen Jubiläum anwesend.
Bewertung: 8,5/9 Punkten...Brosnan hat einfach nen Bonus bei mir. Abzug für die mageren CGI-Sequenzen, die das Vergnügen trüben
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/