Daniel_Craig hat geschrieben:Ich habe mir lange Zeit gelassen, um diese Review zu schreiben. QoS (Mit dem deutschen EQT werde ich nicht warm) habe ich zweimal im Kino gesehen. Die deutsche Synchro in der Preview und dann 1 Woche später in der OV. Der erste Eindruck des Films. Wow! Aber ich gehe einfach mal ins Detail und Spoiler auch ein bisschen rum.
Noch eine Anmerkung zum Soundtrack. David Arnold hat sehr viel Atmosphäre reingebracht. Und noch was Gutes. Dieser Soundtrack wirkt auch ohne bewegte Bilder. Das ist ja leider bei vielen Soundtracks nicht möglich.
Nun gut. Dann fange ich einfach mal an:
Die von vielen verhasste Anfangssequenz fängt stimmungsvoll an. So wie die Kamera über den Gardasee auf diesen Tunnel “zufliegt“. Da fühlt man dieses Gribbeln und auf der 19 m breiten Leinwand war das auch sehr schön anzusehen.
Die Verfolgungsjagd wurde auf jeden Fall sehr gut in Szene gesetzt. Der schnelle Schnitt sollte einfach nur die Geschwindigkeit der Autos auf den Zuschauer vermitteln. Und das ist auch gelungen. Das besondere war ja der aufgemotzte Mercedes ML mit dem fernsteuerbaren „ultimate arm“. Die sind ja mit diesem Wagen mit 200 Sachen zwischen den Autos rumgefahren und konnten dadurch erstklassige Bilder einfangen.
Die Streckenführung von Lake Garda über Tremosine und dem Carrera Massiv nach Siena ist mir sowas von egal, als ob in China sein Sack Reis umfällt. Marc Forster wollte einfach nur die Location in Bildern sprechen lassen. Und das ist ihm auch gelungen. Da pfeife ich auf die Realität. Dieser Film soll ja schließlich eine „Traumwelt“ auf die Leinwand zaubern. Wenn ich die Realität sehen will, schalte ich auf N-TV um. Die Einfahrt nach Siena mit dem tollen Schriftzug… Klasse!
Bond´s Sarkasmus gefällt mir, als er im „Siena Save House“ Mr. White den Kofferraum öffnet: „Sie dürfen aussteigen…“
Auch die Titelsequenz ist ihrer würdig. Es gibt nackte Frauenkörper, die sich als Siluette aus dem Sand erheben. Passend für den Titelsong „Another Way to die“ gemacht. Diese Sequenzen stellen bei jedem Bondfilm ein Kunstwerk da.
Die „Beziehung“ zwischen Bond und M ist auf einen gewissen Respekt voneinander aufgebaut. Beide hegen ein gewisses Misstrauen gegenüber dem anderen. Woran das nur liegen kann? Schließlich hat M Bond in den Doppelnullstatus erhoben. Wenn M ihrem persönlichen Leibwächter Mitchell so hätte trauen können….
Aber damit sollte ja gezeigt werden, dass „Quantum“ seine Leute überall hat, so wie es Mr. White im Verhör zu Bond und M gesagt hatte. Wenn man seinen eigenen Leuten nicht trauen kann, wem dann?
Auch der Szenenaufbau Verhör vs. Palio ist interessant gemacht worden. Mr. White verhöhnt den MI 6 und den CIA und draußen laufen die Vorbereitungen für das Pferderennen…
Als der Startschuss für das Pferderennen fällt, schießt Mitchel um sich und flüchtet. Die Verfolgungsjagd durch die alten Zisternen wurde gut mit den Szenen aus dem Pferderennen zusammengeschnitten. Auch hier vermittelt die Handkamera, dass man als Zuschauer da mit rennen soll. Es wurde einiges passend dargestellt. Stürzt der Reiter vom Pferd, fällt einer der beiden während der Verfolgung, usw.
Als die Leute den Platz nach dem Rennen verlassen, hat Mitchell ausgedient. Auch wenn es M lieber gewesen wäre, ihn zu verhören. Aber bei der Verfolgung war es nun mal so, dass es nur einen Sieger (wie beim Pferderennen auch) geben kann, und der war Bond…
Aber ich will jetzt nicht den Film Szene für Szene auseinandernehmen. Da müsste ich ja zig Seiten schreiben. Das will ich mir nicht antun.
Der Film bringt ein gutes Bondfeeling rüber und ist ein würdiger Abschluss für den, „nicht vollendeten“, Casino Royale.
Die Locations sprechen für sich und auch die Charaktere sind gut ausgelegt worden. Leider ist der Film insgesamt zu kurz geraten. Marc hätte dem noch eine gute Viertelstunde drauf packen sollen. Dann wäre er immer noch unter dieser 2 Stunden Grenze geblieben. Zum Glück hat das der Handlung nicht geschadet. Es hätten einfach nur bestimmte Szenen etwas länger sein müssen. Mehr nicht.
Bonds Kampf mit Slate in diesem schäbigen Hotelzimmer wurde ganz ohne musikalische Untermalung gezeigt. Musik wäre da auch fehl am Platze gewesen. Das Aufeinandertreffen mit Camille erfolgte ja aus einer Verwechslung raus, da Camille Bond für Slate gehalten hatte. Der Typ sah ja auf dem ersten Blick Bond verdammt ähnlich.
Camille ist ein resolutes Bondgirl. Sie musste nicht, wie viele Vorgängerinnen, am Händchen geführt werden. Dass Olga viele ihrer Stunts auch selbst gemacht hat, finde ich gut.
Auch vor Daniel ziehe ich meinen Hut. Denn was der Kerl stunttechnisch bei den Dreharbeiten geleistet hat, Wahnsinn. Er meinte ja auch, dass es für den Zuschauer glaubhafter ist, wenn er das selbst macht und kein Stuntman. Nur bei ganz gefährlichen Einsätzen musste Ben ran. Denn da hat Daniels Versicherung nicht mehr mitgespielt.
Zu Daniels schauspielerischer Leistung sage ich nur eins. Klasse! Der Kerl steigert sich vor der Kamera in die Rolle rein und in den Drehpausen blödelt er mit dem Team rum. Auch eine Art, diesen Drehstress zu bewältigen. Dass Daniel diese Rolle Spaß macht, sieht man auch.
Mathieu Almeric´s Rolle als Bösewicht wurde der heutigen Zeit angepasst. Denn da hat keiner mehr auffällige Narben, streichelt eine Katze oder hat ein Gebiss aus Stahl. Dominic Greene lächelt dich ganz nett an und im Endeffekt denkt er drüber nach, wie er dich platt machen kann. Oder besser… .machen lässt. Denn dafür hat er seine Leute. Greene spielt in der Öffentlichkeit den Wohltäter. Eine gute Tarnung. Denn wer verdächtigt solche Leute?
Elvis kommt in der OV am besten rüber. Gerade in der Szene am Hafen, wo er mit seiner Mutter auf schweizerdeutsch telefoniert. Ansonsten hat Elvis auch einen gewaltigen Huscher. Der Typ ist eitel bis zum geht nicht mehr. Die Sache mit seinen Haaren war der Brüller schlechthin.
Gemma Arterton kam als Fields leider etwas zu kurz. Aber sie durfte ja mit Bond ins Bett und dem Elvis auf der Party zu einem kleinen Freiflug verhelfen.
Giancarlo Nannini hat als Mathis auch einen guten Part abgeliefert. Man konnte auch hier sehen, wie sich zwei Männer, trotz Hass, miteinander verbünden. Nur blöd, dass Mathis seinen eigenen „Freunden“ nicht trauen konnte…
Ist aber auch gut so, denn sonst wäre die Geschichte zu aalglatt verlaufen.
Zu Judi Dench als M muss ich nicht viel sagen. Sie gefällt mir sehr gut in der Rolle.
Alles in allem ein spannender und stimmungsvoller Film. Die Stimmung spiegelt sich gut durch die gewählten Locations wieder.
Auch wenn La Paz auf 3800 m über N. N. liegt und im Film als Tropenstadt gezeigt wurde. Wat solls. Ist ja nicht das wahre Leben.
Bregenz hat im Film einen internationalen Flughafen erhalten. Ist doch ein nettes Gimmick. Der reale Flughafen Friedrichshafen hätte da nicht reingepasst. Von daher…
Der Dogfight mit der alten DC3 Dakota war auch ein Highlight im Film gewesen. Auch da hat der Schnitt die Geschwindigkeit während so einer Verfolgung gut vermittelt.
Ich gebe dem Film, trotz der kurzen Lauflänge, 10 von 10 Punkten. Es hat einfach alles gepasst. Story, Locations, die Schauspieler/innen. Was will man mehr?
Das Q und Moneypenny, und auch die Floskel „Geschüttelt und nicht gerührt“, gefehlt haben, hat dem Film keineswegs geschadet. Sie hätten nicht da reingepasst. Und dieser Bourne-Vergleich ist einfach nur lächerlich.