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von simon
Agent
Warum ich A View to A Kill für einen gelungenen Bond halte:
…eine Ansicht welche nur wenige mit mir teilen wie ich weiß. Der Ehrlichkeit halber sei erwähnt dass es mir nur schwer gelang den mitunter wenig objektiven Nostalgiker in mir zu ignorieren um sachlich Kritik üben zu können. Doch ist mir das schließlich doch geglückt… und siehe da – ich finde auch ohne meine rosa rote Brille unzählige Gründe dafür AVTAK als äußerst gelungenen (obgleich nicht makellosen) Bond zu bezeichnen.
Die fragwürdigen Aspekte des Films zuerst:
Da wäre zunächst einmal natürlich die leidige Kontroverse RM,s Alter betreffend. Auch ich bin der Ansicht dass ein in die Jahre gekommener Bond für so manchen Moment unfreiwilliger Komik sorgt. Ist man besonders schonungslos könnte man in diesem Zusammenhang fast das Wort „Peinlichkeit“ gebrauchen. Doch das werde ich nicht tun weil ich fest davon überzeugt bin dass man trotz der ein oder anderen dadurch entstandenen schwäche, die richtige Entscheidung getroffen hat.
Auch die Story könnte man auf Grund deren Schlichtheit bemängeln.
Ich denke jedoch dass der Film sich in diesem Fall zu recht und ganz bewusst auf völlig andere Elemente konzentriert. Die Geschichte dient meiner Ansicht nach bloß als Rahmen einer - Best of Bond Kollage. Ein Best of der Roger moore Ära quasi. Man wollte alles was einen Moore Bond und Moore selbst in seiner Rolle auszeichnete zusammenfassend und dadurch auch oftmals etwas überspitzt, in einen letzten Film packen um diese Ära etwas bewusster zu beschließen als OP das geschafft hätte. Zumindest kommt mir das so vor. In AVTAK wird schonungslos alles noch so Moore - Bond typische zelebriert um das Herz der Fans noch einmal so richtig höher schlagen zu lassen. Genau darin liegt die Stärke und gleichzeitig die Schwäche des Films, je nachdem von welcher warte aus man es betrachtet. Ich gehöre zu der Gruppe jener die sich darüber freuen: einem zynisch, überspitzt charmant, galanten Moore ein letztes mal dabei zu zu sehen wie er seine Darstellung (wenn auch auf Kosten der Ernsthaftigkeit) derart auf die Spitze treibt, ein Bondgirl an seiner Seite zu sehen welches bloß dümmlich, dafür enorm gutaussehend ist, einen Henchman mit übermenschlichen Kräften und einen Superschurken der praktisch im Labor gezüchtet wurde gegen ihn zu wissen. Dazu stilvoll, schmissige 80er Musik und fertig ist ein Cocktail aller Elemente des „leichten“ Bondfilms. Das mag nicht anspruchsvoll sein und schon gar nichts an Weiterentwicklung mit sich bringen. Doch ich denke das wollte dieser Film auch nicht und wage zu behaupten dass man sich das ruhig noch einmal leisten konnte bevor man die Serie in eine völlig andere Richtung brachte. Andere werden jene Elemente welche AVTAK für mich zu einem Erlebnis machen umgekehrt als Zumutung oder den Grund dafür ansehen dass AVTAK für sie eben kein guter Bonfilm ist.
Was man ebenso keines Falls außer Acht lassen sollte ist der Umstand dass AVTAK wie kein anderer Bond dieses Jahrzehnts den Zeitgeist der 80er reflektiert. Dazu trägt nicht nur Grace Jones einen enormen Teil bei sondern ebenso die Musik und vor allem (!!!) die lockere Grundstimmung des Films, „die Farbe“ wenn man so will. ( im übertragenen Sinn). Die 80er haben sich generell selbst nicht sonderlich ernst genommen. Waren die 70er doch sehr wild, ungezügelt und von Aufsässigkeit geprägt (was sich in Politik, Musik, Filmen, dem gravierenden Konsum von Drogen etc. zeigte) so repräsentierten die 80er einen auf Leichtigkeit und Entertainment ausgerichteten Gegenpol dazu der sich vor allem, im auf die breite Masse ausgerichteten, Entertainment erkennen ließ. AVTAK ist somit irgendwo ein Partyfilm.
Ich halte in diesem Zusammenhang die kleine Omage an den Charme der 60er durch das Auftreten von Patrick Mcnee oder Tanja Roberts für sehr unterhaltsam, ja - amüsant. Weiters kann man von Grace jones halten was man will, doch auch oder gerade die Idee sie als Gegenspielerin Bond,s einzusetzen finde ich unglaublich interessant und erfrischend zumal sie ihre Sache auch wirklich gut macht. Und gerade in Bezug auf das Verhältnis zwischen Mayday und Bond lassen sich doch einige, meiner Meinung nach sehr gelungene, wirklich interessante, ernsthafte und auch ernst zu nehmende Elemente erkennen. Wenn das Monster als welches der Zuschauer sie den Film über erlebt hat sich plötzlich in der einsam, enttäuschten Rolle des von Zorin Hintergangenen wiederfindet um schließlich Bond zu helfen als würde sie ihren Fehler damit wieder gut machen wollen kommt definitiv Mitgefühl auf. ( Als die Leichen an ihr im Wasser vorbeitreiben – quasi als erschütternd, ernüchternder Beweis für den kaltherzigen Wahnsinn Zorin,s und Bond sie beinahe tröstet war zumindest ich ergriffen). Walken liefert uns den Prototyp des Bondschurken und repräsentiert zweifellos das Highlight des Films.
Auch die Wahl der Drehorte finde ich interessant. Die Idee Bondaction um Wahrzeichen (Eifelturm, Golden Gate Brdg. )sehr beliebter Hauptstädte zu arrangieren fasziniert mich. Das hat man auf diese Art in keinem Bondfilm zuvor so gesehen. Dadurch werden einem jeden bekannte Orte zu Teilen des James Bond Universums was für mich als weiteres Highlight des Films gilt. Die Titelsequenz des Films halte ich ebenso für ästhetisch, sehr gelungen – ja sogar für die beste und ausgefallenste aller 80er Bondfilme. ( man vergleiche diese mit den optisch schwächelnden der beiden folgenden filme!!!wobei mein Seitenhieb sich in diesem Fall konkreter gegen LTK richtet)
Die Action ist wie ich finde( mit Ausnahme der Feuerwehrauto Verfolgungsjagt welche tatsächlich bloß billig und dümmlich wirkt )spannend in Szene gesetzt und um vieles interessanter arrangiert als in den vorhergegangenen Filmen von John Glen. Die Verfolgung am Eifelturm welche nach Bond,s waghalsigem Sprung auf das Dach des Aufzug,s in dieses schier unglaubliche Fallschirm Manöver gipfelt( Gratulation BJ.), der Kampf auf der GG B und das gesamte Zeppelin Szenario, Bond und Staycey Im brennenden Aufzugsschacht, die Flutung der Miene und die unglaublich spannende Verfolgung Mayday,s auf Bond… etc. So spannend war Bondaction lange nicht mehr.( und das gänzlich ohne tatsächlichen Krieg und dergleichen)
Fazit: AVTAK bietet leichte Unterhaltung im Sinne einer Art „Best Of „ Darbietung der Moore Ära die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Betrachtet man es von dieser warte aus könnte man AVTAK vielleicht nicht als einen der besten Bond Filme, doch zumindest als einen der unterhaltsamsten wahrnehmen - welcher viele kleine und größere Highlights zu bieten hat ( wenn man sich darauf einlässt)