Buchreview zu „Niemand Lebt Für Immer - Nobody Lives Forever"
Als Medien habe ich zwischen der deutschen Erstausgabe von 1987 und dem englischen Hörbuch hin und her gewechselt oder simultan genutzt.

"A face on a lover with a fire in his heart
A man under cover but you tore me apart
Now, I've found a real love you'll never fool me again"
Wham!

Hauptschauplätze: Strasbourg, Lago Maggiore, Salzburg, Key West

Wichtige Charaktere (neben Bond): Sukie Tempesta, Tamil Rahani

Worum geht es in „Nobody Lives Forever“ ?:
Bond wird Zeuge einiger Morde und Anschläge, die ihn auf seinem Weg (im privaten Bentley) von London über Ostende, Strasbourg, Lago Maggiore "begleiten". Er nimmt die die gestrandete Sukie mit Richtung Rom.
SPECTRE ist (mal wieder am Start), aber wer ist der neue Chef….?
Bond ist selber im Mittelpunkt des reichlich blöden Plots…. Der vermeintlich totgeglaubte "neue" SPECTRE Chef Tamil Rahani möchte vor seinem eignen Tod Bonds Kopf auf dem Silbertablett serviert bekommen (ja, ist wortwörtlich gemeint).
May und Moneypenny werden als Geiseln genutzt, um Bond zu ködern. Action gibt es nur in sehr geringem Umfang - eher teils metzelnde Gewalt.

Was halte ich davon ? "Nobody Lives Forever“ bekommt von mir auf der 007er-Skala 000/007 Punkte
SPECTRE will Bonds Kopf einem Silbertablett - wäre ich Glidrose gewesen, hätte ich Gardner für den Mist um den selbigen kürzer gemacht.

Ich finde Gardner gibt Bond in diesem Roman sehr viele Eigenschaften, die er laut Fleming nicht hat (dünnhäutig, leichtsinnig, egozentrisch). Auch dass May und Moneypenny so große Rollen spielen und als Geiseln genutzt werden ist mir eigentlich zu blöd.

Entweder Bond ist ein Promispion, den jeder Geheimdienst und jede Verbrecherorganisation kennt. Dann ist es aber kein Problem ihn eben in London zu erledigen. Oder aber Bond ist ein Geheimagent dessen Sekretärin und dessen Haushälterin niemand kennt.

Gardner beweist, dass er keine konstante Leistung bringen kann, es wäre Aufgabe des Verlegers gewesen das Buch nicht zu veröffentlichen. Wie hat er es geschafft Brokenclaw sogar noch zu unterbieten?

Im 10er-System würde ich das ganze auf 0,5/10 bewerten.

Keine Ahnung, was Revokeds Problem ist. NLF ist bisher wohl mein Lieblingsbuch von Gardner.

Dass May und Moneypenny verschleppt werden ist genauso eine doofe Idee wie dass das Bondgirl in FSS Leiters Tochter ist, aber genau wie in FSS kann man fair sein und es für 90% der Lektüre ganz gut ausblenden (das fällt mir bei Büchern eh leichter als bei Filmen). Dann hat man weitgehend einen sehr rasanten und abwechslungsreich strukturierten Roadtrip-Thriller, der mich in vielen Dingen etwas an LTK erinnert - nicht nur wegen der Location Key West, sondern auch wegen der Härte und der Art wie Bond ausserhalb eines starren Missionsschemas überwiegend improvisierend und auf sich gestellt vorgehen muss. Diese sehr freie Struktur ermöglicht so manchen Twist and Turn, weniger in der Art klassischer Plottwists (auch wenn Gardner auch hier wieder mal einige Doppelagenten und Verräter auffährt), sondern mehr in der Art dass man selten vorausahnen kann, was in den nächsten zwei Kapiteln noch alles passieren wird.

Ich mochte NLF, und es ist viel besser als das mittelmässige ROH, welches im Nachhinein noch schlechter dasteht. Wissend dass beide den gleichen Oberschurken haben hatte ich erwartet dass einige wirre Dinge aus ROH (zum Beispiel all die Handlanger und sonstigen Charaktere die dort im Haus von Dingsbums noch eingeführt wurden) hier abgerundet werden, was nicht der Fall war, NLF ist weitgehend ein Standalone-Abenteuer.

Bin jetzt bei NDMB...

Ha, eine 7/10, Mann müsst ihr in der Schweiz gutes Weed haben….

Das klingt so spannend, vielleicht sollte ich doch mal wieder mit dem Lesen anfangen und mir dann diesen Roman hier vornehmen.

Agent 009 hat geschrieben: 4. November 2021 20:01 Das klingt so spannend, vielleicht sollte ich doch mal wieder mit dem Lesen anfangen und mir dann diesen Roman hier vornehmen.

Es gibt locker 30 bessere Bond-Romane. Du solltest wirklich nicht mit dem Buch starten.

Wir drei hatten das Thema ja schon letzten Monat.

Anfangen würde ich jetzt auch nicht zwingend mit NLF, aber es ist nach acht Schinken wohl mein zweitliebster Gardner. Die sind alle ein bisschen mehr Fanfiction und Bonusmaterial als wirklich tolle Lektüre, jedoch sind auch die meisten Flemings nicht gerade Meisterwerke für die Ewigkeit. Gardner ist wechselhaft, aber wenn du NLF so katastrophal siehst dann weiss ich nicht was für dich denn die wirklich guten Gardners sind.

1. Win, Lose or Die
2. Nobody Lives Forever

3. Icebreaker
4. No Deals, Mr. Bond
5. For Special Services

6. Scorpius
7. Licence Renewed

8. Role of Honour (ich glaube mittlerweile der ist noch schlechter als Solo)

GoldenProjectile hat geschrieben: 4. November 2021 22:41 … aber wenn du NLF so katastrophal siehst dann weiss ich nicht was für dich denn die wirklich guten Gardners sind.
…

Meine Gardner Guide aus dem Gardner-Thread:

Revoked hat geschrieben: 25. Oktober 2020 20:26 Wer sich mal mit Gardner-Bonds befassen möchte, dem gebe ich diese lockere Rangliste mit.
Außer den "Gut"en ist der Rest wirklich verzichtbar (auch für Hardcore-Bondfans).

Gut
- Icebreaker („Operation Eisbrecher“, „Eisbrecher“ 1983)
- Win, Lose or Die („Sieg oder stirb, Mr. Bond“, „Flottenmanöver“ 1989)
- The Man From Barbarossa („Der Mann von Barbarossa“, 1991)

Ganz OK
- Licence Renewed („Countdown für die Ewigkeit“, „Kernschmelze“ 1981)
- For Special Services („Moment mal, Mr. Bond“, „Der Kunstsammler“ 1982)
- Role of Honour („Die Ehre des Mr. Bond“, „Eine Frage der Ehre“ 1984)
- Death is Forever (1992)

Zeitverschwendung
- Nobody Lives Forever („Niemand lebt für immer“, „Niemand lebt ewig“ 1986)
- Scorpius („Scorpius“, 1988)
- Cold oder "Cold Fall" (1996)

Unlesbar
- No Deals Mr. Bond („Nichts geht mehr, Mr. Bond“, „Das Spiel ist aus“ 1987)
- Brokenclaw („Fahr zur Hölle, Mr. Bond“, „Operation Jericho“ 1990)
- Seafire (1994)

Ohne Wertung
- (Licence to Kill („Lizenz zum töten“, 1989) – Romanfassung des Drehbuchs)
- Never Send Flowers (1993) - der Umschlagtext verheißt aber nichts Gutes...
- (GoldenEye („GoldenEye“, 1995) – Romanfassung des Drehbuchs)

Wenn wir gutes Weed haben, dann habt ihr gute Pilze. Anders kann ich mir die Platzierung der mächtigen Gurke Role of Honour in der zweitbesten Gruppe nicht erklären, besonders gegenüber den Gardners fünf bis sieben:

- Scorpius verschleudert Potential und ist am Ende zu hastig, aber das Konzept des Sektenthrillers in und um London ist interessant und der Bösewicht mitsamt seiner Macken und seinem brutalen aber gerechten Ende einer der besten bei Gardner.
- NDMB hat die Meckpomm-PTS, das Gladiatorenfinale auf der Hong-Kong-Insel und den spannenden Teil in der irischen Burg mit dem eindeutig besten Auftritt eines Gardner-Doppelagenten. Man kann sicher geteilter Meinung sein aber "unlesbar" finde ich unfair.
- NLF hat derart bildhafte Beschreibungen und einen abwechslungsreichen Handlungsaufbau, dass ich mich frage ob du dich hier nicht etwas zu sehr an der Kopfgeld-Prämisse aufhängst. Wie gesagt, kein Gardner ist bisher überragend, ausser vielleicht Teile von WLOD, aber bei einem Buch wie NLF macht es meiner Meinung nach Sinn, die etwas blöderen Ideen auszublenden und sich auf die guten Aspekte zu konzentrieren.

Immerhin seid ihr euch insofern einig: Wer unter Einfluss von Weed und Pilzen noch lesen kann, ist bei Gardner gut aufgehoben.

GoldenProjectile hat geschrieben: 5. November 2021 10:43 1. Wenn wir gutes Weed haben, dann habt ihr gute Pilze. …

2. - Scorpius verschleudert Potential und ist am Ende zu hastig, aber das Konzept des Sektenthrillers in und um London ist interessant …

3. dass ich mich frage ob du dich hier nicht etwas zu sehr an der Kopfgeld-Prämisse aufhängst. …

1. hier auf dem konservativen Land wird nur gesoffen

2. Ja

3. Ja, wahrscheinlich

Aber „Potential verschleudert“ wäre eine passende Grabinschrift für den Zeitgenossen gewesen.

Er hat bei vielen Büchern tolle Grundideen, teils geniale Szenen (hast du ja oben auch einige aufgezählt)!
Aber er schafft es kaum innerhalb eines Romans die Leistung konstant zu halten. Das ist als Leser frustrierend.
Und wenn du meine Einzelreviews liest, bin ich da ja durchaus differenzierter. (Einzig Sea Fire… da fehlte mir die Kraft.