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von HCN007
Agent
Buchreview zu „James Bond 22: Scorpius“
Im Original „Scorpius“ von John Gardner in der Neuübersetzung von Cross-Cult aus dem Januar 2016 nach der Erstveröffentlichung am 01.06.1988
„James Bond 22: Scorpius“ ist das 22. Bondbuch und der 7. Roman von John Gardner
In meinem Ranking der Gardner-Romane befindet sich „Scorpius“ auf dem geteilten 1. Platz. Das Ranking nach den ersten 7 gelesenen Romanen sieht wie folgt aus:
1. „Eisbrecher“ und „Scorpius“
2. „Niemand lebt ewig“ und „Das Spiel ist aus“
3. „Der Kunstsammler“
4. „Kernschmelze“
5. „Eine Frage der Ehre“
Worum geht es in „Scorpius“ ?:
Eine Tochter eines hochrangigen britischen Finanzbeamten wird als Wasserleiche aus der Themse gezogen, dabei hat sie die Telefonnumer des britischen Agenten James Bond in ihrem Notizbuch und eine spezielle Kreditkarte, die zu einem jahrzehntelang von den amerikanischen und britischen Geheimdiensten gesuchten Terroristen und Waffenhändler führt, der nebenbei im Hintergrund und unter neuer Identität eine geheimnisvolle Sekte geschaffen hat. Da Bond scheinbar in die Sache verwickelt sein muss und der britische Geheimdienst gerade die Wirtschaftsprüfer im Haus hat, wird Bond, um für M einen guten Eindruck zu schinden, in ein tödliches Spiel geworfen, bei dem der Gegner scheinbar immer einen Schritt voraus ist und nichts mehr sicher ist.
Kapitelverzeichnis der deutschen Version 2016:
1. Die längste Meile
2. Treibgut
3. Der Zwischenfall an der Kreuzung
4. Avante Carte
5. Die Sanftmütigen werden erben
6. Zwei vom gleichen Schlag
7. Mr. Hathaway & Company
8. Das Blut der Väter
9. Der Trostpreis
10. Finden Sie die Teufel
11. Nenn mich Harry
12. Todesname
13. Scatter
14. Lockvögel und Smart Cards
15. Jung und töricht
16. Eine kleine Nachtmusik
17. Die Gebetshalle
18. Mrs. Scorpius
19. Warum nicht heute Abend ?
20. Die Vergangenheit ist ein Eimer voll Asche
21. Tödliches Vermächtnis
22. Der letzte Feind
Seitenanzahl: 366 / Kapitelanzahl: 22 = Kapitelfrequenz von 16-17 Seiten.
Hauptschauplätze: London und South Carolina
Wichtige Charaktere (neben Bond):
Wladimir Scorpius / Pater Valentine
Harriet „Harry“ Horner
Seargent John „Pearly“ Pearlman
Chief Superintendent Bailey
Trillby Shrivenham
Emma Dupre
Ruth Pearlman
David Wolkowsky
Was halte ich davon ?
„Scorpius“ hat sich bei mir bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit „Eisbrecher“ geliefert und es geschafft, einen Platz auf dem geteilten Ersten zu erkämpfen. Ich muss sagen, dass eine Kombination aus beiden Romanen der perfekte Gardner-Roman wäre. In „Eisbrecher“ hat mich vor allem die spannende Ausgangssituation und die eiskalte Atmosphäre fasziniert. Das was „Eisbrecher“ etwas gefehlt hat, war ein faszinierender Bösewicht und eine extrem mutige Thematik in der Story sowie ein wenig mehr persönliches Drama für Bond.
Dies hat „Scorpius“ nun geschafft. Wie für Gardner typisch wird hier mit doppelten und dreifachen Böden und Twists gearbeitet, die selbst geübte Gardner-Leser überraschen und super integriert sind. Hatte man in „Eisbrecher“ noch einen modernen, neonazistischen Hitler-Nachahmer, der eine „neue Welt-Ordnung“ zum Ziel hat, ist in „Scorpius“ der titelgebende Gegner eine weitaus größere Hausnummer. Der Charakter und die Motivation hinter seinem Plan sind sehr gut herausgearbeitet worden. Die Einbindung von finanzmarkttechnischen, politischen und quasireligiösen Themen in der Story sind nicht nur selbst für diese Zeit hochaktuell, sondern auch sehr mutig gewählt und mit die beste Thematik einer Story von John Gardner. Und was für mich richtig gut funktioniert und die Story auch noch bissiger gemacht hat, ist die Schilderung wie effektiv die Manipulations- und Tötungsmaschinerie funktioniert und welche Folgen und Konsequenzen diese hat.
Mit Harriet Horner wird uns eine intelligente, attraktive Frau geschildert, die am Ende für die gewisse Portion Drama bei Bond sorgt. Alle anderen wichtigen Nebencharaktere sind typische Gardner-Figuren nach Schema F , die aber prächtig integriert wurden und super funktionieren.
Die Schauplätze mit London und South Carolina haben auf mich nicht die große Ausstrahlung wie die eiskalte Einöde in Eisbrecher gehabt und sind auch etwas formelhaft für Bondverhältnisse eingebunden worden.
Alles in allem bleibt zwar bis auf die bereits geschriebenen Details „Scorpius“ ein unheimlich spannendes Buch, was anders ist als Eisbrecher, aber in meinen Augen genauso gut.
„Scorpius“ bekommt von mir auf der 007er-Skala 007/007 Punkte
Im 10er-System würde ich das ganze auf 10/10 bewerten.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "