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Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 24. Januar 2020 12:54
von Maibaum
Das wäre noch mal ne andere Frage über Authentizität, all die vielen halb verwesten Leichen, ich glaube kaum daß man die tagelang hätte herum liegen lassen. Ist es nicht eher so, daß auch im schlimmsten Krieg die Toten stets nach einer Schlacht geborgen wurden? Auch im Niemandsland zwischen den Frontlinien?

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 24. Januar 2020 13:03
von Maibaum
Casino Hille hat geschrieben: 24. Januar 2020 12:23 Warum genau fuhren da eigentlich Wagen entlang? Andrew Scott und Co. haben vom Rückzug der Deutschen keine Ahnung, genauso wenig wie das Batallion, zu dem unsere zwei Helden wollen, aber in dem eigentlich von Deutschen besetzten Gebiet fahren britische Militärwagen durch?
Ich denke die sind einfach von anderen Positionen nachgerückt in das unbesetzte Terrain.

Letztendlich ist das auch alles nicht so ganz logisch. Wenn der Auftrag der Beiden so bedeutsam war, dann hätte man da noch mehr unternehmen müssen und können. Z.b. noch mehr Leute losschicken, oder durch die Flieger Befehle abwerfen lassen. Auch waren Cumberbatchs Truppen zwar ohne Nachrichtenverbindung, aber auch nicht eingeschlossen, nicht hinter den feindlichen Linien, also sehr wohl auch zu Land erreichbar. Und da die Engländer ja wussten, daß die Deutschen ihre Stellungen aufgegeben haben, dann wären sie längst nachgerückt, und hätten diese Stellungen besetzt.
Außerdem hätte unser Held sich auch von Strongs Kompanie Hilfe erbeten können und müssen usw

In den kurzen Auftritten bekannter Schauspieler sehe ich dagegen überhaupt kein Problem. Ist doch egal ob die von Stars oder von sonstwem gespielt werden. Firth hätte ich übrigens nicht mal erkannt.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 24. Januar 2020 17:51
von GoldenProjectile
Casino Hille hat geschrieben: 24. Januar 2020 11:57 Ja, der fällt im Direktvergleich mit Vorgänger und Nachfolger ziemlich ab, ist aber prächtig inszeniert.
Ich fand den recht normal inszeniert. Nichts allzu besonderes. Das schlichte Ende ist schön gemacht, aber im Grossen und Ganzen ist mir da wenig herausgestochen, obwohl der Film in Summe doch noch ziemlich gut war.
Maibaum hat geschrieben: 24. Januar 2020 13:03 In den kurzen Auftritten bekannter Schauspieler sehe ich dagegen überhaupt kein Problem. Ist doch egal ob die von Stars oder von sonstwem gespielt werden. Firth hätte ich übrigens nicht mal erkannt.
Insgesamt ist es eigentlich ziemlich egal, aber es fällt halt doch noch einmal auf wenn man weiss, dass ein grosser Star wie z.B. eben Cumberbatch mitspielt und man zwar schon erwartet, dass er eine recht belanglose Nebenrolle spielen wird, aber er dann sogar nur für ein paar Sekunden steif rumsteht. Okay, vielleicht liegt es auch an den Rollen. In Thin Red Line fand ich die ausufernde Starbesetzung (die der Film prinzipiell auch nicht nötig hat), bei der z.B. Clooney und Travolta nur kurz zu sehen sind ganz cool, in 1917 ist es ein wenig seltsam, weil der Film stark aus der Perspektive der beiden Normalos (ich kannte die zwei vorher auch gar nicht) erzählt wird und dann so bekannte Gesichter am Rande rumstehen. Firth habe ich übrigens so wie er auftritt (alt, fett und im Dunkeln) auch nur anhand der Stimme identifizieren können.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 24. Januar 2020 17:54
von Casino Hille
Andrew Scott war klasse - und ja, prinzipiell ist mir das egal, aber es reißt mich tatsächlich raus, wenn die Soldaten zwei Stunden versuchen, zu diesem ominösen General oder was der war zu kommen, und das dann völlig unerwartet Benedict Cumberbatch (von dessen Beteiligung ich vorher nichts wusste) ist. In dem Moment sehe ich keinen Charakter, sondern einen hospitierenden Star und sowas kann ein Atmo-Breaker sein, muss es aber nicht. Bei ihm stört natürlich besonders, wie schlecht er in dieser kurzen Szene spielt - mit Blofeld-Narbe, Kurtz-Gegrummel und Meinungswechsel nach viereinhalb Sekunden und einem Stirnrunzler...

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 25. Januar 2020 01:27
von Nico
Sehe ich ähnlich. Mit den anderen Auftritten hatte ich kein Problem. Firth, Strong und vor allem Scott waren super, aber dass plötzlich Cumberbatch der gesuchte General war, hat mich auch rausgerissen...

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 25. Januar 2020 11:21
von HCN007
iHaveCNit: Jojo Rabbit (2020)
24.01.2020

Was passiert, wenn ein Polynesier jüdischen Ursprungs eine Coming-Of-Age-Kriegssatire auf Grundlage des Buches „Caging Skies“ von Christine Leunens erschafft und diese mit sehr viel Witz und Humor anreichert ? „Jojo Rabbit“ ist dieses filmische Experiment, bei dem man sich die ganze Zeit fragen soll, ob man über Hitler und die damalige Zeit lachen darf und ob der Film den Spagat und die notwendige Balance zwischen Tragik und Komik hinbekommt. Für meinen persönlichen Geschmack nur bedingt.

Der 10-jährige Johannes Betzler, genannt Jojo, ist ein blühender Nazi mit schmächtiger Statur, der alles dafür tun würde, den Führer glücklich zu machen. In einem militärischen Jugendlager wird er bei einer Granatenübung verletzt und muss die Zeit zu Hause verbringen. Dabei macht er eines Tages die Entdeckung, dass seine Mutter in den Wänden des Hauses eine junge Jüdin namens Elsa versteckt hält, was in den folgenden Tagen und Monaten sein bisheriges Weltbild gehörig auf den Kopf stellen wird – und natürlich auch die Freundschaft zu seinem imaginären Freund Adolf Hitler.

Ich glaube dass es mir noch nie so schwer gefallen ist, ein Urteil über einen Film zu fällen als zum Beispiel bei diesem hier. Wir bekommen den Großteil des Films aus der Sicht eines 10-jährigen naiven, von Nazi-Propaganda geblendeten und nicht wirklich hellen Jungen präsentiert, was natürlich dazu führt, dass wir hier vieles sehr plakativ und oberflächlich gezeigt bekommen mit einer Intention das Gezeigte bitterbös aufzubrechen. Hier habe ich jedoch das Problem gehabt, dass das für mich nicht immer funktioniert hat, denn es ist hier ein schmaler Grat zwischen der vermutlichen Intention des Films und natürlich dem Punkt, an dem man sich hier wirklich darüber lustig macht und der Lächerlichkeit preisgibt nur als Mittel zum Zweck. Aber darüber hinaus als großer Fan des Coming-Of-Age-Sektors hat mir der Film in diesem Bereich am Besten gefallen. Und gerade hier im Kern natürlich die Beziehung des jungen Johannes Betzler zu seiner Mutter Rosie und auch die Verbindung zu der Jüdin Elsa. Hier haben mir die schauspielerischen Darstellungen des jungen Roman Griffin Davis aber vor allem von der jungen Thomasin McKenzie (die mir zuletzt auch sehr gut in „Leave No Trace“ an der Seite von Ben Foster gefallen hat) und natürlich auch Scarlett Johansson. Gerade in diesem Aspekt des Films gibt es die besten Szenen des Films ganz abseits des Humors, denn hier hat mich der Film emotional bekommen und gerührt. Vor allem auch, weil ich aus persönlicher Sicht ebenfalls einmal die Rolle des ältesten Manns im Haus übernehmen musste, als meine Mutter alleinerziehend war – und diese Verbindung von Jojo und Rosie das Ganze schon sehr gut trifft.

„Jojo Rabbit“ - My First Look – 8/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 25. Januar 2020 11:59
von Casino Hille
Naja, warum soll man sich über Hitler und den Zweiten Weltkrieg nicht lustig machen oder dies ins Lächerliche ziehen? Ich freu mich auf Jojo Rabbit und der urkomische Stil von Taika Waititi liegt mir ungemein, zumal er sogar schon beweisen konnte, dass er selbst bei einer großen Studioproduktion wie Thor 3 kompromisslos sein Ding durchzieht. Und in der Hinsicht ist in den letzten Jahren außer Rian Johnson weit und breit niemand in Sicht.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 25. Januar 2020 13:53
von GoldenProjectile
Casino Hille hat geschrieben: 25. Januar 2020 11:59 dass er selbst bei einer großen Studioproduktion wie Thor 3 kompromisslos sein Ding durchzieht. Und in der Hinsicht ist in den letzten Jahren außer Rian Johnson weit und breit niemand in Sicht.
Da wäre noch Matthew Vaughn zu nennen, der seinen X-Men sehr individuell ausgestalten durfte (nicht zuletzt in der Art wie er seine Vorliebe für den klassischen Connery-/Gilbert-/Adam-Bond ausgelebt hat), bevor er angefangen hat seinen Kingsman-Film in Endlosschleife wiederzukäuen.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 25. Januar 2020 14:15
von Casino Hille
Stimmt, Vaughn könnte man nennen, wobei der mit den Kingsmen bei mir sämtliche Sympathien verspielt hat.
Guy Ritchie hätte ich im Hinblick auf Holmes, Uncle und hoffentlich die Gentlemen auch noch genannt, aber da ist halt Aladdin...

Und so sehr du mit Vaughn vielleicht recht hast, ist First Class trotz aller Individualität trotzdem noch sehr viel mehr im X-Men Kosmos verhältnismäßig klassisch eingegliedert als es bei Thor 3 und The Last Jedi der Fall ist. Gut erkennbar daran, dass diese zwei Filme in ihren jeweiligen Fandoms teils übel einstecken durften, was bei First Class eher ausblieb.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 25. Januar 2020 22:09
von HCN007
iHaveCNit: (on Netflix): Fractured (2019)
First Look: 23.01.2020


So manchmal kommen die ein oder anderen Filmtipps für mich auch aus meinem Bekannten- und Kollegenkreis. Da kam es einmal dazu, dass ein guter Kollege mir den Film „Fractured“ empfohlen hat, der ihn komplett begeistern konnte. Und da er mir etwas in den Ohren damit gelegen hat, habe ich ihn mir dann doch einmal komplett angesehen und kann irgendwie die Begeisterung nicht vollends mitgehen.

Ray Monroe ist gerade mit seiner Frau Joanne und seiner Tochter Abby mit dem Auto unterwegs. Die Ehe mit seiner Frau kriselt etwas. Bei einem kurzen Zwischenstopp bei einem kleinen Laden am Wegesrand kommt es zu einem Unfall, bei dem sich die Tochter eine Kopfverletzung zuzieht, die die Familie zwingt, ins nächst gelegene Krankenhaus zu fahren. Ray hat sich dabei auch eine Kopfverletzung zugezogen, aber es ist ihm erst mal wichtiger, dass seine Tochter medizinisch versorgt wird. Als es dann soweit ist, darf nur eine der beiden Eltern mit der Tochter zum Behandlungsraum. Ray schläft während seiner Wartezeit in der Notaufnahme ein. Wieder aufgewacht scheinen seine Frau und seine Tochter verschwunden zu sein.

Regisseur Brad Anderson hat ja bereits in „The Machinist“ einen abgemagerten Christian Bale auf eine Reise in die tiefsten Wahnvorstellungen geschickt. In „Fractured“ macht er nun auch den Versuch mit einem Sam Worthington. Leider wirken sowohl die Rolle als auch Sam Worthington etwas überfordert mit der gesamten Situation und leider finde ich den Aufbau des doch interessanten Psychothrillers etwas unglücklich, da man als geübter Zuschauer dann doch schon relativ früh anhand diverser Kleinigkeiten weiß, was dahinter steckt und passieren wird. So habe ich dann doch im relativ zähen Film eher mitgefiebert, dass Sams Charakter endlich die Wahrheit erkennt und akzeptiert. Aber die düstere Atmosphäre hat der Film gut aufgebaut und natürlich auch ein wenig Kritik am amerikanischen Gesundheitssystem hat der Film auch angerissen. Ein bisschen mehr Fokus hätte dem Film hier definitiv gut getan. Klar könnte ich ein paar große Filmbeispiele nennen, an die der Film mit seiner Konklussion erinnert, aber das würde dann doch zu viel spoilern, selbst wenn man es bereits an der Kritik selbst erahnen kann.

„Fractured“ - First Look – 6/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 29. Januar 2020 19:24
von dernamenlose
Maibaum hat geschrieben: 6. Januar 2020 23:30 Na ja , den Prognosen nach zu urteilen wird der Film zwar ca 700 - 800 000 Zuschauer hierzulande haben, aber damit gehört er kaum zu den Hits des Jahres.
Um hier die Box Office Spekulationen für Knives Out nochmal nach oben zu holen:

Aktuell ist Knives Out bei 810.183 Zuschauern in Deutschland, dieses WE waren es noch 95.513. Da erscheint es durchaus wahrscheinlich, dass er die Million Zuschauer noch schafft. Wäre auf jeden Fall wünschenswert.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 29. Januar 2020 19:51
von dernamenlose
1917

Hochgelobt, mit zahlreichen Preisen versehen und einer der Hauptfavoriten für die Oscars. Sam Mendes One- oder besser gesagt Two-Shot Film „1917“ überzeugt bislang sowohl Kritiker als auch Zuschauer, die bislang schon über 200 Mio US-Dollar in die Kassen spülten.
Auch mir hat „1917“ sehr gefallen, dennoch kann ich die Euphorie nicht ganz teilen, auch wenn ich es gerne würde. Der Blackscreen in der Mitte des Films markiert nicht nur seinen einzigen sichtbaren Schnitt sondern teilt den Film auch in zwei stilistisch unterschiedliche Hälften. Dass das durchaus so gewollt ist hat auch Regisseur Sam Mendes bereits bestätigt und insofern muss man ihm definitiv zugestehen, dass er diese Zielsetzung erfolgreich umgesetzt bekommen hat. Für mich funktionierte die erste Hälfte allerdings deutlich besser. Das Grauen des Krieges wird hier effektiv und deutlich dargestellt, die Bilder sind für ein FSK 12 stellenweise erstaunlich schonungslos und brutal. Die Spannung lässt keine Sekunde nach, Thomas Newman unterlegt das ganze musikalisch hervorragend und für ihn eher ungewöhnlich und bis auf wenige Kameraschwenks, die mir auf der Kinoleinwand irgendwie ungewollt unscharf vorkamen, unterstützt der One-Shot die Atmosphäre perfekt und fühlt sich quasi nie als pures Gimmick an.
Nach dem Schnitt entwickelt sich 1917 dann eher zu einem konventionellen Helden-Epos wie man es von Hollywood gewohnt ist. Zwar immer noch hervorragend in Szene gesetzt, gerade die Bilder direkt nach dem Break sind atemberaubend und faszinierend. Doch eine durchgehende, keine Sekunde nachlassende Spannung stellt sich nicht mehr ein. Zwar kommt zu keiner Sekunde Langeweile auf, Kameramann Roger Deakins macht weiterhin einen tollen Job,das Setdesign ist fantastisch (Ob alles historisch korrekt ist kann ich nicht beurteilen) und auch Thomas Newmans Score unterstützt das Geschehen auf der Leinwand äußerst gut, wird aber wie die erzählte Geschichte deutlich generischer und weniger einzigartig.
Die beiden bislang recht unbekannten Hauptdarsteller haben zwar nicht das Charisma vieler großer Namen, beweisen aber großes Talent und funktionieren einwandfrei. Von den kurzen Gastauftritten britischer Schauspielgrößen hat mir der von Andrew Scott am besten gefallen, doch auch Mark Strong weiß in den wenigen Minuten zu überzeugen.
Grundsätzlich kann ich den Film nur weiterempfehlen auch wenn ich ihn nicht als das große Meisterwerk sehe. Die erste Hälfte erhält eine 9/10, die zweite eine 7/10.

8/10

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 30. Januar 2020 01:23
von GoldenProjectile
Jojo Rabbit (Taika Waititi)

Ein bisschen Schindlers Liste, ein bisschen mehr Junge im gestreiften Pyjama, ein Vorspann der an Cross of Iron erinnert, sehr viel mehr Familienfreundlichkeit und Humor als diese Vergleiche vermuten liessen und fertig ist der Hitler-Hase. Ich bin bei einer Reichssatire wie dieser erst einmal recht skeptisch, weil es mir gerade im Trailer ein bisschen so vorkam als ob ein neuseeländischer Regisseur und ein paar amerikanische Geldgeber in der Schule mal was vom Nationalsozialismus gehört haben und das Ganze jetzt ein bisschen durch den Kakao ziehen wollen. Zugegeben, der Film verarbeitet die Satire besser als der Trailer vermuten liess, trotzdem, etwas wie Inglourious Basterds erscheint mir im Vergleich einfach um ein Vieles reifer und, blödes Wort, authentischer. Aber der kleine Junge war ganz charmant, es gab auch viele nette Ideen und gute Gags und insgesamt habe ich mich doch ganz ordentlich amüsiert.

Wertung: 6 / 10

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 31. Januar 2020 00:06
von HCN007
iHaveCNit: Little Women (2020)
30.01.2020

Wenn irgendein bekannter Stoff auf einer Buchvorlage bereits mehrfach verfilmt worden ist, ist es bei mir oft so, dass ich weder das Buch gelesen noch irgendeine der vorherigen Verfilmungen gesehen habe. Das nimmt mir zwar die Möglichkeit Vergleiche zu ziehen, gibt mir aber das größtmögliche Maß an Unvoreingenommenheit, damit ich genau diesen Stoff zum ersten Mal sehen, erleben und in die Geschichte abtauchen kann. Seit „Lady Bird“ scheint sich ein großartiges Dou gefunden zu haben – Greta Gerwig und Saoirse Ronan – und dieses Dou hat es nun in diesem starbesetzten Film erneut geschafft, mich emotional abzuholen.

Die 4 Schwestern Jo, Amy, Meg und Beth leben in einfachen Verhältnissen und versuchen ihre Mutter während der kriegsbedingten Abwesenheit des Vaters so gut zu unterstützen wie nur möglich. Dabei ist es für die 4 heranwachsenden Mädchen auch klar, dass sie sich mit ihren eigenen Träumen und Zielen für die Zukunft auseinandersetzen müssen, was sowohl berufliche als auch private Selbstverwirklichung angeht – allen Widerständen zum Trotz.

Greta Gerwig ist es in „Little Women“ gelungen einen sehr natürlichen, bodenständigen und warmherzigen Film zu kreieren. Erzählerisch bedient sie sich hier einer durchaus für die Thematik des Films vielleicht zu komplexen nonlinearen Narration mit diversen auch schnellen Zeitsprüngen, was sowohl etwas irritieren, aber auch in Schlüsselmomenten des Films seine emotionale Wucht richtig entfalten kann. Sehr hilfreich ist hier die Art, wie die Bilder eingefangen worden sind. Wenn wir die Ereignisse in der Vergangenheit betrachten liegt den Bildern eine wärmere, herzliche Farbgebung zugrunde, während sie in der Gegenwart etwas kälter und trister rüber kommt. Ein weiterer Punkt, der die Warmherzigkeit des Films unterstützt ist der wie immer sehr gefühlvolle Score eines Alexandre Desplats. Desweiteren sind natürlich auch die Kostüme des Films sehr gut gelungen. Den Kern des Films bildet jedoch das großartige Ensemble mit unter anderem Chris Cooper, Tracy Letts, James Norton, Meryl Streep, Bob Odenkirk, Laura Dern, Timothee Chalamet und dem Quartett aus Emma Watson, Eliza Scanlen, Florence Pugh und Saoirse Ronan. Hier möchte ich vor allem ein besonderes Trio hervorheben. Timothee Chalamet ist mal wieder so natürlich entwaffnend charmant, Saoirse Ronan überzeugt hier in der wohl wichtigsten Rolle des Films, aber am stärksten hat mir Florence Pugh gefallen, die ich bereits in „Fighting With My Family“ und „Midsommar“ großartig fand. Allgemein muss ich sagen, dass ich mich durchaus mit den 4 Schwestern identifizieren konnte, da ich privat auch in einer ähnlichen Situation mit 2 Brüdern groß geworden bin und daher den innigen Zusammenhalt trotz aller Umstände kenne. So habe ich mich sehr oft im Film den Tränen nahe gefühlt und habe die emotionale Reise sehr genossen. Die im Film auch vorhandene gesellschaftliche Thematisierung von Selbstbestimmung selbst in Zeiten, in denen solche eigenen Lebensentscheidungen noch unüblich waren und somit noch auf etwas Argwohn gestoßen sind ist hier wunderbar natürlich, bodenständig und nicht mit dem Holzhammer erzwungen. Ich habe auch das Gefühl, dass die im Film verwobene Botschaft auch rein universell einsetzbar ist und sich nicht rein auf ein Geschlecht fokussiert. Ich kann mich auch wunderbar mit durchaus dem ein oder anderen Thema identifizieren. Wie auch „Lady Bird“ ist „Little Women“ für Greta Gerwig ein sehr persönliches Werk gewesen – und ich wünsche ihr viel Erfolg bei der Kategorie für das „beste adaptierte Drehbuch“.

„Little Women“ - My First Look – 9/10 Punkte.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 2. Februar 2020 14:11
von HCN007
Hier mal eine kleine Übersicht, was mir diesen Monat durchs Raster gefallen ist:

- Judy (ich bin absolut nicht in die Karriere und das Leben von Judy Garland investiert und nur wegen Zellwegers vermutlichen Oscargewinn den Film zu schauen finde ich ist zu wenig um mich in den Film zu ziehen)
- Queen & Slim
- Attraction 2: Invasion (gab es bei mir leider nur in der russischen Fassung mit Untertiteln zu sehen, für mich als Nichtrusse ohne Sprachkenntnisse wäre das als Experiment mehr anstrengend als vergnügsam)
- Ein verborgenes Leben (Ich habe gerade wenig Zeit für einen vermutlich sehr meditativen Dreistünder von Malick, bei dem auch dieses Mal nicht Lubezki an der Kamera war, dessen Bilder ich neben Deakins großartig finde)
- Die fantastische Reise des Dr. Dolittle (auch hier war die letztendlich richtige Lust auf den Film nicht mehr gegeben so dass ich mich auch nicht dazu zwingen wollte. Zumal ich bei der wenigen Zeit aktuell sehr selektiv sein muss)