Casino Hille hat geschrieben: 26. Oktober 2021 01:31
Bei all dem sei noch gesagt, dass auch CR und SF auf dem Papier kontroverse Bond-Filme hätten sein müssen, aber mitnichten eine solche Radikalität der Ablehnung entfachen konnten, wie es nun NTTD bei einem Teil des Fan-Publikums "gelingt".
Ist das wirklich so? Immerhin 50 % der hier abgegebenen Stimmen geben dem Film 8, 9 oder 10 Punkte. So ablehnend finde ich das nicht.
Das Kriterium der "Bondigkeit" finde ich schwierig zu fassen, weil jeder, gerade der angesprochene Hardcore-Fan, sicherlich seine ganz eigenen Vorstellungen von Bondigkeit hat; ich finde allerdings den Vergleich zu den Star-Wars-Filmen und den Reaktionen in Fan-Kreisen ganz interessant. Ich darf mich ja als Star-Wars-Fan der ersten oder vielleicht zweiten Stunde bezeichnen, für Epsiode IV war ich mit vier Jahren noch etwas zu jung, ab Epsiode V dann aber voll dabei, Episode VI sogar noch im Kino gesehen. Skywalker war der Held meiner Kindheit, noch vor Bond. Und für mich atmet jede Sekunde der Sequel-Trilogie mehr Star-Wars-Feeling als die komplette unsägliche Prequel-Trilogie zusammen. Epsiode VII und VIII haben extrem viel richtig gemacht (Episode IX wiederum nicht, aber das ist ein anderes Thema). Die Tonalität stimmt hier meines Erachtens total. Wenn mir im "Projekt Star Wars"-Forum ein 20-Jähriger kommt und behauptet, "Revenge of the Sith" sei besser als "The Last Jedi"´, kann ich nur müde lächeln. Das Bond-Franchise hatte die Ära Brosnan, Star Wars hatte die Prequels. Schwamm drüber.
Aber selbst das ist nur mein subjektives Empfinden. Sicherlich gibt es da Nerds, die in Star-Wars-Bettwäsche schlafen und jede Clone-Wars-Folge am Geruch erkennen, die das ganz anders empfinden. Eine einheitliche Meinung wird es kaum geben. Die einen werden voll abgeholt, die anderen nicht, das hat aber nicht damit zu tun, wie "hardcore" der Fan ist und wieviel Ahnung und Wissen er von der Filmreihe hat. Wieso funktioniert die Tonalität für manche und für andere nicht? Abgesehen von der Problematik, dass den Machern "Fan-Service" vorgeworfen wird, wenn sie versuchen, die richtige Atmosphäre zu treffen, das ist dann auch wieder nicht recht...
Ich war und bin von SP tief enttäuscht, schätze dagegen NTTD sehr, wenn auch nicht ohne Einschränkung; aber beiden Beiträgen kann ich ausgerechnet fehlendes Bond-Feeling eigentlich nicht vorwerfen. Wenn man mich nach Beispielen für dieses "Bond-Feeling" fragte, würde ich aus dem Bauch heraus die Enten-Verfolgung in FYEO und die Flucht im Cellokasten (TLD) nennen. Action, Innovation, Witz, Alleinstellungsmerkmale. Einfach Bond. Das macht kein anderer. Das sehe ich in NTTD vielleicht nicht so ausgeprägt, ist aber mit der PTS und Kuba durchaus ansatzweise vorhanden, soweit es der Machart der Craig-Bonds angemessen ist. Selbst in SP flackerte das mal auf ("atmosphere").
Langer Rede kurzer Sinn, solange ich persönlich als langjähriger Fan einer Filmreihe ein Gefühl vermittelt bekomme, eine Bondigkeit oder Star-Wars-igkeit, solange mich das anspricht und abholt, kann ich diese Vorwürfe eigentlich nicht unterschreiben, weil es für mich eben funktioniert. Und ich glaube nicht, dass ich hier ganz andere Kriterien habe als andere. Dass also die (behauptete) Ablehnung von NTTD durch weite Teile der Fan-Szene ausgerechnet in der fehlenden Bond-Tonalität begründet ist, würde ich nicht so sehen. Auch unter der Prämisse, dass das, was wir suchen und erwarten, mehr ist als die Summe aus Q, Moneypenny, Casino-Szene, "Geschüttelt, nicht gerührt" und" Bond, James Bond". Das wäre zu einfach.