Re: Zuletzt gesehener Film

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@anatol
Bin beim Hurra-Patriotismus made in USA bekanntlich ja auch sehr unempfidnlich, wenn Sly, Arnold und Chuck irgendwelche Gangster, Terroristen etc. platt machen. :mrgreen: Das sind launige Fantasy-Streifen.

Geht es allerdings um historische Kriege, dann ändert sich das. Ob es am Geschichtsstudium (mit Schwerpunkt u.a. auf WWI und II) liegt, vermag ich nicht zu sagen. Aber Kriegsfilme als reine Unterhaltungsprodukte haben bei mir einen ganz schweren Stand, v.a. wenn sie eindimensional daher kommen. Noch schlimmer sind vermeintlich kritische Werke wie "Saving Private Ryan" oder eben "American Sniper". Ist natürlich kein singuläres Phänomen Hollywoods, v.a. aus Russland kommt da ganz übler Schund.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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vodkamartini hat geschrieben:@anatol
Bin beim Hurra-Patriotismus made in USA bekanntlich ja auch sehr unempfidnlich, wenn Sly, Arnold und Chuck irgendwelche Gangster, Terroristen etc. platt machen. :mrgreen: Das sind launige Fantasy-Streifen.

Geht es allerdings um historische Kriege, dann ändert sich das.
Da besteht für mich kein Unterschied. Die meisten „ausbeuterischen“ Kriegsfilme nutzen die historische Komponente ja eh nur als Backdrop und schon allein deshalb bin ich da sehr nachsichtig wenn es um eine akkurate Wiedergabe des geschichtlichen Kontextes geht. So wie ich kein wirkliches Problem damit habe wenn an sich ernsthafte Themen wie Mord oder Terrorismus zu Unterhaltungszwecken ausgeschlachtet werden sehe ich dasselbe Muster auch bei Kriegsfilmen sehr entspannt. Nervig finde ich nur, wenn die Macher allzu manipulativ vorgehen wie Märchenonkel Stevie oder die von dir angesprochenen russischen Filmgrobiane. Letztlich steht aber wie immer über allem der Unterhaltungsanspruch, den ich an einen Film stelle oder anders ausgedrückt: wenn ein Film ordentlich brettert kann er gern auch manipulativ sein. Im speziellen Fall von Kriegsfilmen kommt bei mir auch noch hinzu, dass ich mit den 60er Jahre Abenteuerstreifen aufgewachsen bin und diese entsprechend bis heute heiss und innig liebe, diese Prägung hat meine eher entspannte Sichtweise sicher nachhaltig beeinflusst (trotz Geschichts-LK, der kam dann aber halt eh schon ein paar Jahre zu spät, um noch wirklich etwas zu ändern :mrgreen: ).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

7818
Mit dem Erzählen eines Abenteuers an sich hab ich keine so großen Probleme. Wenn man aber historische Tatsachen zum Zweck der Heroisierung verdreht, oder den Gegner bewusst falsch darstellt, dann kritiesiere ich das stets gnadenlos. Es ist schon immer drollig zuu sehen, wie in zahllosen WWII Kriegsfilmen die GIs durch die Reihen der dillettantischen und ängstlichen Wehrmacht pflügen, dabei hatten sie in Wahrheit einen Höllenrespekt und im Verhältnis zu ihrer totalen Materialüberlegenheit enorme Verluste. In den USA weiß das kein Kind, obwohl in den Soldatenakademien (wie Westpoint) die Wehrmacht bis heute immer als militärisches Vorbild gepriesen und studiert wird.

Beim Vietnamkrieg dagegen hat sich Hollywood insgesamt wesentlich differenzierter und ausgewogener gezeigt.

Und bei Mord wie Terrorismus handelt es sich in den allermeisten Fällen um völlig fiktive und erkennbar total übetriebene Szenarien. Das ist für mich schon ein signifikanter Unterschied zum Kriegsfilm.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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vodkamartini hat geschrieben:Mit dem Erzählen eines Abenteuers an sich hab ich keine so großen Probleme. Wenn man aber historische Tatsachen zum Zweck der Heroisierung verdreht, oder den Gegner bewusst falsch darstellt, dann kritiesiere ich das stets gnadenlos. Es ist schon immer drollig zuu sehen, wie in zahllosen WWII Kriegsfilmen die GIs durch die Reihen der dillettantischen und ängstlichen Wehrmacht pflügen, dabei hatten sie in Wahrheit einen Höllenrespekt und im Verhältnis zu ihrer totalen Materialüberlegenheit enorme Verluste. In den USA weiß das kein Kind, obwohl in den Soldatenakademien (wie Westpoint) die Wehrmacht bis heute immer als militärisches Vorbild gepriesen und studiert wird.
Das hängt finde ich aber stark vom jeweiligen Einzelfall ab. Die meisten Kriegsfilme basieren inhaltlich ja nur auf historischen Ereignissen bzw. erzählen eine fiktive Geschichte in einer realen historischen Episode. In solchen Film finde ich es auch nicht verwerflicher, wenn die (amerikanischen) Helden maßlos überhöht dargestellt werden (und um das zu erreichen gehört dann eben auch dazu die gegnerische Partei eher unfähig darzustellen) als wenn z.B. ein stinknormaler New Yorker Cop mal schnell internationale Topterroristen oder militärische Spezialeinheiten im Dutzend niedermacht. Werden hingegen spezifische historische Ereignisse filmisch nachgestellt, dann teile ich deinen Punkt schon eher. Wobei ich auch hier eher nachsichtig bin, da ich selbst wenn ich weiss, dass ein Film historische Aspekte komplett umdichtet meinen Spass damit haben kann (z.B. der Schlachtverlauf in Battle of the Bulge oder die romantisierende Verklärung von Vassili Zaitsev in Enemy at the Gates) – ich für meinen Teil weiss ja, wie es wirklich war (oder zumindest wie die historische Schulmeinung dazu ist).
vodkamartini hat geschrieben:Beim Vietnamkrieg dagegen hat sich Hollywood insgesamt wesentlich differenzierter und ausgewogener gezeigt.
Den Krieg haben sie halt auch verloren. :wink:
vodkamartini hat geschrieben:Und bei Mord wie Terrorismus handelt es sich in den allermeisten Fällen um völlig fiktive und erkennbar total übetriebene Szenarien. Das ist für mich schon ein signifikanter Unterschied zum Kriegsfilm.
Das ist in Kriegsfilmen aber auch nicht anders, da wie bereits angesprochen die meisten Handlungen ja ebenfalls fiktiv sind und lediglich vor dem großen historischen Hintergrund eines Krieges spielen. Zumal du ja schon völlig richtig geschrieben hast, dass auch viele Kriegsfilme derart übertrieben in ihrer Darstellung sind, dass eigentlich kein vernünftiger Mensch mit einer halbwegs brauchbaren Allgemeinbildung auf die Idee kommen sollte, ihm würde hier historisch astreiner Wein eingeschenkt. :)
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Was deinen letzten Satz angeht, da täuscht du dich leider sehr. Ich bin da weit weniger nachsichtig, da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass die Allermeisten das in den Kriegsfilmen Dargestellte für bare Münze nehmen. Im übrigen sind die US-Schulbücher da wenig besser. Da musst du schon an die Uni, oder eben Militärakademien gehen. Dass man den Gegner klein macht, ist natürlich seit jeher ein beliebtes propagandistisches Element. Nur macht es das keineswegs besser.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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vodkamartini hat geschrieben:Was deinen letzten Satz angeht, da täuscht du dich leider sehr. Ich bin da weit weniger nachsichtig, da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass die Allermeisten das in den Kriegsfilmen Dargestellte für bare Münze nehmen. Im übrigen sind die US-Schulbücher da wenig besser. Da musst du schon an die Uni, oder eben Militärakademien gehen. Dass man den Gegner klein macht, ist natürlich seit jeher ein beliebtes propagandistisches Element. Nur macht es das keineswegs besser.
Ok, das glaube ich dir gern. Für mich persönlich spielt das aber keine wirkliche Rolle, wohl auch da ich hier recht fatalistisch denke. Die Leute sind wie sie sind. Wenn die Bildung oder der intellektuelle Horizont nicht ausreicht, um sich ein ausgewogenes Bild der realen Welt zu machen, dann richten Filme auch keinen zusätzlichen Schaden an. Was ich meine ist: wenn jemand ignorant ist, dann wäre er das auch in einer idealen Welt mit historisch völlig akkuraten Kriegsfilmen. Die Leute sehen eh nur das, was sie sehen wollen. Wenn jemand sein historisches Verständnis Kriegsfilmen entnimmt, dann liegt der grundsätzliche Fehler doch ganz woanders als in den konsumierten Filmen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

7822
iHaveCNit: The Founder (2017)

Der April 2017 hat mit seinen Kinostarts, die für mich relevant sind, genau 2 Felder abgedeckt - „Blockbuster“ und „Deals“ - Nach Waffendeals und Goldhandel an der Wall Street geht es nun ins Burgergeschäft. Letzte Woche war ich von „Gold“ ein wenig enttäuscht, weil er zu langatmig war und im 2. Akt etwas abgefallen ist. Da „The Founder“ wie „Gold“ auf wahren Begebenheiten fußt, stellte sich für mich die Frage, wieviel „Gold“ in „The Founder“ steckt. Im Schürfergeschäft wäre ich auf eine Silberader gestoßen – im Burgergeschäft hätte ich einen perfekten Royal TS erhalten, der mir wohltuend so gut schmeckt, wie ich es erwartet habe – nicht mehr und nicht weniger !

Wenn man von Burgern hört, gibt es ein Wort, was untrennbar mit diesem „Fast Food“ verbunden ist - „McDonalds“. McDonalds ist ein fester Bestandteil der Popkultur und eine echte Weltmacht geworden. Doch wie hat alles angefangen ? Dieser Frage geht „The Founder“ auf den Grund. Erzählt wird uns die Geschichte vom erfolglosen Geschäftsmann Ray Kroc, der gerade Milkshakemixer an Drive-In-Läden zu verkaufen zu versucht. Bis die Gebrüder McDonald bei ihm eine Großbestellung aufgeben und er sich zu Verhandlungen in San Bernadino in deren Burgerbude einfindet. Er ist erstaunt über das neuartige, innovative und schnelle Konzept, das Burger nicht in 30 Minuten, sondern 30 Sekunden zubereitet. Kroc wittert das große Geschäft doch die Brüder wollen aufgrund früherer Rückschläge kein Risiko eingehen. Das sorgt dafür, dass sich Kroc auf eigene Faust an den Vertrieb des neuen Konzepts macht und Weltgeschichte schreibt.

Im Zeitraum, in dem ich mich vor ca. 10 Jahren auf dem Weg zur beruflichen Ausbildung befand, habe ich mir als Karriereguide „Die Abenteuer von Johnny Bunko – Der einzige Karriere-Guide, den du wirklich brauchst“ von Daniel H. Pink geholt – hier werden uns 6 wichtige Lektionen auf den Weg gegeben:

1.Es gibt keinen Plan
2.Konzentriere dich auf deine Stärken, nicht deine Schwächen
3.Es geht nicht um dich
4.Beharrlichkeit übertrumpft Talent
5.Mache exzellente Fehler
6.Hinterlasse einen Eindruck

Wer „The Founder“ sieht, wird feststellen, dass diese 6 Lektionen einen wichtigen Bestandteil in der kommunizierten Philosophie und Geschichte des Films sowie im Leben von Ray Kroc einnehmen. „Batman“ Michael Keaton hat in seiner aktuellen Renaissance seiner Karriere, die für mich mit „Birdman“ und „Spotlight“ zwei großartige Filme und auch zwei großartige Leistungen von ihm hervorgebracht hat, nun mit „The Founder“ einen weiteren Eintrag im Kerbholz von Keaton erhalten. Wie Keaton hier mit einer bissigen, selbstverliebten Beharrlichkeit und Skrupellosigkeit Ray Kroc mit einer Portion Schleimigkeit spielt hätte so unglaublich stark daneben und „Over-The-Top“ sein können, doch Keaton gelingt dieser Spagat blendend. Seine Faszination für das innovative Konzept und auch die sehr tollen und rasanten Montagen zur Geschichte der Brüder McDonald und der ersten Filiale, bishin zur Perfektion in der Produktion der Burger und dem kompletten Aufbau des Franchises sorgen dafür, dass dieses Biopic immer interessant und temporeich bleibt und sich für mich ein wenig wie „The Social Network“ von Fincher im Burgersektor angefühlt hat, aber dann letztendlich ein klassisches Biopic durch und durch bleibt. Genau wie der Umstand, dass wir es hier mit nicht klar verteilten Gut oder Böse-Rollen zu tun bekommen, da die Sympathien sich nicht wirklich entfalten wollen. Die letzte Bunko-Lektion lautet ja „Hinterlasse einen Eindruck“. Das hat „The Founder“ geschafft, aber nicht im vollumfänglichen meisterlichen Ton.

„The Founder“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

7829
GoldenProjectile hat geschrieben:Ach komm schon, wer andauernd neue Elegien zu Chuck-Norris-Prügeleien verfassen kann wird wohl noch Zeit und Musse finden für den besten Film der letzten Jahre. :wink:
Selbst für Chuck finde ich im Moment keine Zeit. :wink:
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