Der öfters beschriebene extreme Gegensatz zwischen zwischen US W und IW ist halt nie so extrem gewesen. So naiv, sauber und simpel heroisch wie die deueschen Karl May Filme war der US W eher selten, und schon gar nicht mehr Anfang der 60er. Trotzdem unterscheidet sich der IW massiv vom US W.Casino Hille hat geschrieben:So ist es natürlich, ich habe das bewusst relativ kurz gefasst. Auch wenn ich schon finde, dass in dieser Stärke und Häufung Leone da relativ innovativ gewesen ist. Selbstredend findest du alles, was gemacht wird, irgendwo in groben Zügen auch schon bei früheren Sachen, aber es geht ja dann auch um die Gestalt, die die Zusammensetzung dieser Elemente annimmt.Maibaum hat geschrieben:eigentlich hat er nur Motive verstärkt die auch vorher schon da waren
In den ersten beiden Dollar Filmen hat Leone noch die letzte Konsequenz gescheut, oder sogar selber noch nicht ganz verstanden wie revolutionär das war. Am Ende von Für eine Handvoll Dollar scheint Eastwood kaum reicher zu sein als zu Beginn, und in Für ein paar Dollar mehr träumt er gar davon mit dem Zaster eine Farm zu kaufen. Erst im nächsten Film verzichtet er auf so kleine konventionelle und überflüssige Einsprengsel.Darf ich daraus Kritik deinerseits an Leones Film ableiten oder ist das eine nüchterne Tatsachen-Betrachtung? Wie würdest du Dollar 1 denn im Detail sehen und gerne auch im Hinblick auf Leones späteres Werk?Maibaum hat geschrieben: auch wenn Leone sich da noch nicht alles traute
Nein, da widerspreche ich vehement. "Joe" ist ein Antiheld und hat gar nichts heroisches an sich, beziehungsweise darf nur einmal ein tatsächlich heldenhaftes Verhalten an den Tag legen, dass dann aber sofort bestraft wird - und zwar wirklich bestraft und auch genauso wirkt. Joe ist kein von Idealen oder sonstiges gezeichneter Charakter, sondern ein Profit-gieriger Mensch, der aber im Gegensatz zu beispielsweise Ramòn sich einen Rest Menschlichkeit bewahren konnte. Das er damit zum Helden stilisiert wird, ist purer Zynismus und eine arg pessimistische Betrachtung. Auch seine Rettung von Silvanito am Ende ist in Wahrheit kaum durch edle Motivlagen gezeichnet, sondern ein persönliches Abrechnen mit Ramòn und dessen Bande.Maibaum hat geschrieben: Eastwood ist ein richtiger Held, und eindeutig ein Sympathieträger mit dem sich der Zuschauer nur zu gerne identifiziert.
Das ist jetzt wieder die Diskussion was ein Held und was ein Anti-Held ist.
In der eigentlichen und ursprünglichen Definition ist der Anti-Held eine passive Figur die weder die Motivation noch die Fähigkeiten besitzt um irgendwas heldenhaftes zu tun. Eastwood aber verkörpert eine modifizierte Variation des positiven klassischen Helden, und macht all das was der Held immer tut. Trotz allen Zynismusses und Egoismusses sind die Filme doch immer so angelegt daß der Held am Ende die Guten rettet und die Bösen besiegt. Vor allem aber ist Eastwood immer die überlegene und aktive Figur (immer des beste Schütze), und schon das macht ihn zum Helden.
Die angesprochenen negativen Eigenschaften des Leone Helden sind eben Bestandteile dieser neuen Ausgestaltung des Helden, und dazu gehört auch daß er mal moralisch zweifelhafte Dinge tun darf, aber das wird relativiert dadurch daß die Bösen dann auch noch Böser sind, so daß der Held dann doch wieder eindeutig der Positive bleibt. Es gibt ein paar IW mit Anti Helden, oder zumindest einer Ausformung desselben, aber nicht bei Leone. Wenn dann trägt bei Leone erst später mit De Niro der Protagonist von Es war einmal in Amerika Züge des Anti Helden.
Jedenfalls, solange der Protagonist durch seine Fähigkeiten beeindruckt und aktiv seine Gegenspieler besiegt (oder zumindest bekämpft), ist er immer ganz eindeutig der Held. Das ist auch dann noch nicht wirklich anders wenn er am Ende verliert. Auch Trintigant in Il grande Silenzio ist kein Anti-Held.