Re: Der Hitchcock Thread
76Aber der Flughafen Abschied, den ich nur von Fotos kenne, ist das ungewöhnlichere Ende. Eines das mit den Klischees bricht. Das würde Topas für mich aufwerten.
Es lässt einem als Zuschauer aber auch zurück mit dem Gefühl, dass der Film keine echte Auflösung hat. Nach all den Toten und zT sehr drastischen Szenen (die Folter auf Kuba) gehen die Herren Agenten einfach fröhlich ihrer Wege. Das ist auf dem Papier eine clevere und böse Auflösung, im Film funktioniert es aber für mich nicht aus genanntem Grund. Es fühlt sich auch wie ein Stimmungsbruch an, da der Film zuvor viel dunkler rüberkam. Das Selbstmord-Ende leidet dafür natürlich an seinen technischen Unzulänglichkeiten: Noiret muss für Piccoli Selbstmord begehen, was für einen begnadeten Techniker wie Hitchcock es zeitlebens war schon eine kleine Bankrotterklärung darstellt.Maibaum hat geschrieben:Aber der Flughafen Abschied, den ich nur von Fotos kenne, ist das ungewöhnlichere Ende. Eines das mit den Klischees bricht. Das würde Topas für mich aufwerten.
Scheint die ganz "normale" Version zu sein: Jarré/Noiret landet auf dem geparkten Wagen im Hof, Granville/Piccoli erschiesst sich in seiner Wohnung nachdem er beim Treffen mit den CIA-Leuten von der Sitzung ausgeschlossen wird und sich dadurch enttarnt weiss. Es ist nur zu sehen, wie er das Appartement betritt, dann hört man den Schuss.AnatolGogol hat geschrieben: [...] der getrickste Selbstmord? Letztere ist die Version, die mir immer noch am besten gefällt, die Duellszene ist mir zu abgehoben und die Flughafenszene ist mir zu "leichtgewichtig".
AnatolGogol hat geschrieben:
Es lässt einem als Zuschauer aber auch zurück mit dem Gefühl, dass der Film keine echte Auflösung hat. Nach all den Toten und zT sehr drastischen Szenen (die Folter auf Kuba) gehen die Herren Agenten einfach fröhlich ihrer Wege. Das ist auf dem Papier eine clevere und böse Auflösung, im Film funktioniert es aber für mich nicht aus genanntem Grund. Es fühlt sich auch wie ein Stimmungsbruch an, da der Film zuvor viel dunkler rüberkam.
ja, im Bonusmaterial. Der Film auf der DVD hat das Flughafenende, die Kinoversion die ab und an mal im TV läuft hat das Selbstmordende. Eine veröffentlichte Version mit dem Duell gibt es glaube ich nicht. Leonard Maltin meint in seinem Kommentar zu Topas übrigens, dass der Film daran krankt dass er im Gegensatz zu den meisten anderen Hitchcock-Filmen keine Stars hat. Ich weiss nicht, ob ich da zustimme. Wäre der Film mit zB Connery in der Hauptrolle besser? Ich glaube eigentlich nicht, da die SToryentwicklung in der zweiten Hälfte ja immer noch genau so schleppend bliebe.Maibaum hat geschrieben:Sind die alle auf der DVD?
Ich habe das auch gerade nicht mehr im Kopf, aber das Duell ist nie veröffentlicht worden (oder?), während die anderen beiden in verschiedenen Ländern gezeigt wurden?
Naja, die zeigen ja die restaurierten Fassungen ergo Solbach bei Vertigo.AnatolGogol hat geschrieben:Schade, auf 3sat läuft doch wieder nur die Solbach-Synchro von Vertigo...
Ja, das ist der Kinoschluss. Vernon fand ich auch sehr gut und sehr überzeugend in seiner Rolle. Es ist auch so ziemlich die einzige Rolle von ihm, in der er auf mich nicht „alternd“ oder „verbraucht“ wirkt. In seinen Filmen in den 70ern wie Dirty Harry oder Der Texaner wirkte er optisch immer so müde und alt, obwohl er ja gerade erst knapp über 40 war. In Topas dagegen verkörpert er den vor Kraft und Energie strotzenden Parra sehr überzeugend. Und Roscoe Lee Browne ist für mich auch der zweite herausstechende Darsteller, mir gefällt wie er seine Rolle mit einem Augenzwinkern spielt. Die von dir angesprochene isolierten Geschichten empfinde ich eigentlich nicht so schlimm. Es stimmt natürlich schon, dass das große Leitthema Kubakrise, mit deren Beendigung ja auch der Film endet, sowie die daraus resultierende Spionagetätigkeit Staffords auf Kuba recht wenig mit dem Topas-Spionagering zu tun hat. Aber ich finde, der Übergang ist eigentlich filmisch ganz geschickt eingebettet, so dass man als Zuschauer der Story eigentlich gut folgen kann auch ohne sie wirklich zu verstehen oder zu hinterfragen. Ist ein bisschen wie bei FYEO, wo man als Zuschauer auch nie so weit denkt, dass Gogol eigentlich derjenige ist der Kriegler die Liquidierung von Bond befohlen haben muss.GoldenProjectile hat geschrieben: Scheint die ganz "normale" Version zu sein: Jarré/Noiret landet auf dem geparkten Wagen im Hof, Granville/Piccoli erschiesst sich in seiner Wohnung nachdem er beim Treffen mit den CIA-Leuten von der Sitzung ausgeschlossen wird und sich dadurch enttarnt weiss. Es ist nur zu sehen, wie er das Appartement betritt, dann hört man den Schuss.
Stafford spielt solide, mir sind aber auch Forsythe und nicht zuletzt John Vernon als Rico Parra überaus positiv aufgefallen. Mir gefällt die gesamte Szene als der Martinique-Blumenverkäufer (Roscoe Lee Browne) sich im Hotel als Journalist ausgibt und gemeinsam mit dem korrupten Sekretär den Koffer entwendet. Ich finde es aber wie gesagt ein kleines bisschen befremdlich, wie wenig die gesamte Kuba-Geschichte mit den gesuchten Fotos und Rico Parra, und der Topas-Handlungsstrang um die Intrige im französischen Geheimdienst eigentlich miteinander zu tun haben. Fast wirkt es, als führe der Film zwei isolierte Geschichten. Dem eigentlich durchweg positiven Gesamtbild tut es aber keinen gewaltigen Abbruch.
Als Nächstes ist im Marathon ürigens wahrscheinlich Psycho an der Reihe, oder evtl. die 56er-Version vom Mann, der zu viel wusste.
Die vor kurzem erschienene BR-Collection hat die 84er Synchro mit an Bord. Bei der Collection ist auch erstmals die lange als verschollen geglaubte Erstsynchro von Cocktail für eine Leiche aus den 60ern enthalten. Da das ZDF vor ein paar Wochen genau diese Fassung von Cocktail ausgestrahlt hat war ich eigentlich frohen Mutes, dass ihr Tochterkanal 3sat bei ihrer kleinen Hitchcock-Reihe auf die gleiche Quelle zurückgreifen würde, was für Vertigo die Schneider-Synchro von 84 bedeutet hätte. Dem war aber leider nicht so. Muss ich halt weiterhin mit dem Ton meiner alten VHS leben (und warten bis die Vertigo-BR einzeln zu kaufen ist).danielcc hat geschrieben:Naja, die zeigen ja die restaurierten Fassungen ergo Solbach bei Vertigo.
Oder gibt es auch eine Kombination Restauration mit Alt-Synchro?
Der falsche Mann: Für mich eher enttäuschend. Ich erinnere mich, dass Hitchcock selbst hierzu meinte, es sei eben doch ein Fehler eine zu realistische Umsetzung einer auf Tatsachen basierenden Story zu inszenierenGoldenProjectile hat geschrieben:@Anatol
Wie bewertest/empfiehlst du die Filme Der falsche Mann, Die rote Lola, Ich beichte, Bei Anruf Mord und Der Fremde im Zug? Falls sie zu empfehlen sind werde ich sie mir zusammen mit dem Unsichtbaren Dritten in der Collection kaufen. Aktuell habe ich neben Psycho und dem Mann, der zuviel wusste noch Im Schatten des Zweifels, Marnie und Der zerrissene Vorhang bei meinen Pendenzen.
Alles gute Filme die durch die Bank sehenswert sind. Für meinen Geschmack ist aber keiner der Filme Hitch-Oberklasse, aber was heisst das schon bei seinem Oevre. Der falsche Mann nimmt schon viele Motive von Hitchs "ernsten" Filmen ab Vertigo vorweg, er wirkt verglichen mit Filmen wie Vertigo, Psycho, Vögel oder Marnie aber noch deutlich trister und trostloser durch seinen fast schon dokumentarischen Ansatz. Aber dennoch sehr interessant, vor allem im Gesamtkontext von Hitchs Werk. Die rote Lola hat einen der wohl umstrittensten filmischen Kniffe aller Zeiten, mehr darf ich nicht sagen weil ich ansonsten die Überraschung verderbe. Man hat Hitch diesen Kniff häufig vorgeworfen, ich finde ihn genial, wie auch den ganzen Film sehr gelungen. Ich beichte ist sehr düster, was aber der Thematik absolut angemessen ist und zudem sehr gut gespielt (OE Hasse ist klasse). Bei Anruf Mord ist ein spannendes Kammerspiel, leidet aber etwas daran dass es weniger Spielfilm als mehr abgefilmtes Theaterstück ist. Ähnlich wie bei Cocktail für eine Leiche, nur dass es da ja ein bewusstes Stilmittel war, während Bei Anruf Mord eher einen unfreiwilligen Studiolook hat. Ist aber dennoch ein guter Film und verglichen mit den anderen von dir genannten wohl der leichteste und humorvollste. Der Fremde im Zug hat eine sehr interessante Thematik und einige sehr gut inszenierte Szenen, allerdings für meinen Geschmack auch einige Längen. Wie gesagt, gut sind aber alle genannten.GoldenProjectile hat geschrieben:@Anatol
Wie bewertest/empfiehlst du die Filme Der falsche Mann, Die rote Lola, Ich beichte, Bei Anruf Mord und Der Fremde im Zug?
Auch alles gute bis sehr gute Filme, da kannst du dich darauf freuen!GoldenProjectile hat geschrieben:Aktuell habe ich neben Psycho und dem Mann, der zuviel wusste noch Im Schatten des Zweifels, Marnie und Der zerrissene Vorhang bei meinen Pendenzen.
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