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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

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AnatolGogol hat geschrieben:Ich finde den SciFi-Anteil in DAF aber eigentlich kaum erwähnenswerter als in OHMSS – sieht man mal vom fehlenden Weltraum-Bezug im direkten Vorgänger ab. Der psychedelisch in Szene gesetzte Killerbakterien-Plot war ja auch nicht weniger dem Reich der Fantasie entspungen wie auch bei DAF sich ein Grossteil der Handlung eher bodenständig abspielt und die Überzeichnung eher über die Figuren erfolgt.
Ich denke da vor allem an Blofelds grauenvoll getrickste Satelliten-Attacke auf das weltweite Kriegsarsenal - also weniger die tricktechnisch überzeugende Darstellung des Diamantensatelliten sondern mehr die Art wie die Raketen und U-Boote weltweit "verglühen".
AnatolGogol hat geschrieben:ich finde das Auto-Schaulaufen in SP noch schwächer.
Die hat wenigstens erkennbar inszeniert bzw. folgt einer gewissen Dramaturgie. Ich finde sie auch nicht besonders toll aber habe immerhin das Gefühl, dass sich Mendes dabei etwas überlegt hat. Die ziellose und lahme Blechverschrottung in DAF halte ich aktuell tatsächlich für die schwächste Bond-Actionszene.
AnatolGogol hat geschrieben:Ich mag Gray als Blofeld sehr gern, er hat so etwas arrogant-sobistisches. Die Eleganz (und Eloquenz), mit der er auftritt gibt der Blofeld-Figur eine ganz neue und eigene Komponente, von daher finde ich den Vorwurf Gray würde keine Akzente setzen nicht gerechtfertigt.
Schwierig zu beschreiben, aber ich finde Gray passt als Blofeld bzw. als Bösewicht überhaupt nicht. Viel Eleganz versprüht er für mich auch nicht, auf mich wirkte er immer schon ziemlich albern, die Verbindung zwischen seinem Typ und der Rolle und wie sie angelegt ist passt überhaupt nicht, wirkt ein bisschen so als wäre ein schlechter Komiker in einer Blofeld-Parodie besetzt worden. Ich habe keinen Zweifel dass Gray in einer anderen Rolle und einem anderen Film als Bösewicht gut funktionieren würde, man denke nur an seine markanten, stahlblauen Augen. Ich kenne Gray nur aus den Bondfilmen aber denke er könnte (hätte können) sehr von einer Stromberg-artigen Rolle profitieren, also viel ruhiger und bedrohlicher. Als Blofeld wirkt er immer ein bisschen wie der Direktor des DAF'schen Zirkus, nur schon die Art wie die Frisur (die sehr nach Toupet aussieht) und der Mao-Anzug nicht zu seinem markanten Gesicht passen wollen. Fairerweise muss ich aber sagen dass er für mich nicht mehr der schlechteste Bondschurke ist, nicht einmal der schlechteste Blofeld: Pleasance in YOLT ist schon ein ziemliches Trauerspiel und auch Waltz einfallsloses Typecasting in SP ist nicht viel besser.
AnatolGogol hat geschrieben:Ich kann dir eine anbieten: Blofeld lebt (siehe FYEO) und ist nach wie vor ihr Boss. Von daher besitzt ihr finaler Angriff die gleiche Motivation wie der von Klebb in FRWL. Du hast aber insofern recht, dass dies vom Film nicht thematisiert wird. Ich denke auch, dass das komplett offen gelassene Ende von Blofeld ein schwerer Fehler war und auch schlecht umgesetzt wurde. Man hätte zumindest in einer kurzen Einstellung noch ein mögliches Überleben andeuten sollen (oder eben seinen Tod zeigen).
Es ist schon merkwürdig wie Bond den ollen Ernst eine halbe Ewigkeit slapstickartig am Kran baumeln lässt ohne dass sein Schicksal auch nur ansatzweise aufgelöst wird. Vor allem da es in Hinblick auf den Film als Ganzes weniger wie eine bewusste Auslassung wirkt sondern vielmehr als hätte man es einfach vergessen. FYEO zählt für mich nicht, die PTS war zehn Jahre vorher sicherlich noch nicht geplant. Ich kenne die genauen zeitlichen Abläufe der NSNA-Produktion nicht, aber ich habe das immer so verstanden dass die Broccoli-Equipe diese Szene in FYEO als Reaktion auf den sich am Horizont schon abzeichnenden NSNA eingebaut haben, à la "Guckt mal, ihr könnt euer Filmchen drehen wie ihr wollt und sogar Max von Sydow an Bord holen, aber in der richtigen Bondreihe wird Blofeld jetzt der Garaus gemacht". Ich denke ohne NSNA, bzw. die Möglichkeit eines McClory-Bonds hätte FYEO direkt mit der St. Georges Szene begonnen. Vielleicht weisst du da genaueres?

Dass Wint und Kidd am Ende auf Blofelds Befehl hin erscheinen, daran habe ich nie gedacht. Die fehlende Motivation ist mehr in Bezug auf einen selbstständigen "Racheakt" gemeint, den ich ihnen nicht abkaufen würde. Wenn Tee-Hee am Ende von LALD eigenständig noch hinter Bond her ist macht das Sinn, da der Film eine viel stärkere Verbundenheit zum Bösewicht impliziert (alleine schon dadurch, dass Tee-Hee häufig an Bigs/Kanangas Seite gezeigt wird, was bei Wint und Kidd gar nicht der Fall ist). Auch Schnickschnack scheint zwar nicht immer nur blind die Interessen Scaramangas zu verfolgen und ist eine etwas zwielichtige Figur, dass er Bond am Ende aus freien Stücken die Zerstörung der Insel und die Ermordung seines langjährigen Meisters heimzahlen möchte ist aber stimmig. Und bei Wint und Kidd sähe ich das gar nicht, ihre Verbindung zu Blofeld ist den ganzen Film hindurch viel zu vage , die Fahrstuhlszene in der sie Bond auf der Baustelle "entsorgen" (und danach wegrennen wie Kinder nach einem Klingelstreich) ist der einzige Moment der sie einigermassen explizit als rechte Hände Ernsts zeigen. Überhaupt machen sie auch mehr den Anschein käuflicher Killer, die sich nach Blofelds Untergang viel eher einen neuen Job suchen würden (ähnlich wie Jaws in MR) als Bond weiter nachzujagen.

Übrigens fällt mir ausser DAF, LALD und TMWTGG kein Bondfilm mehr ein in dem der Handlanger nach dem Tod des Schurken am Ende noch "nachträglich" gegen Bond kämpft (höchstens noch FRWL, wobei aber dort die Hierarchie eigentlich genau umgekehrt ist - Klebb greift an, nachdem Grant gescheitert ist). Lustigerweise wird aber genau das auf Wikipedia als typisches Bond-Element genannt.
AnatolGogol hat geschrieben:mMn in der Synchro – auch dank der kongenialen Bestzung – sogar noch mehr: I told u before :wink:
Ich habe deinen Vorschlag nicht vergessen, aber ironischerweise habe ich DAF am Samstag ja sogar zum ersten Mal im Original gesehen. Die meisten Übersetzungen hatte ich an den jeweiligen Stellen auch noch auf dem Schirm, insgesamt denke ich nicht dass ich den Film auf Deutsch grossartig besser finden würde. Um die Einheitlichkeit der Neusichtungen zu wahren und eben weil es in diesem Falle sogar das erste Mal war habe ich mich folglich für das Original entschieden, schliesse eine zusätzliche Synchronsichtung zum Vergleich aber noch nicht aus (wenn auch bestimmt nicht heute oder morgen).
AnatolGogol hat geschrieben:Es funktioniert vieles nicht oder nicht so richtig in DAF, aber das was funktioniert ist wie ich finde dafür allererste Sahne. Man muss zugegebenermaßen allerdings auch Spass an dieser Art von launig-grotesker Szenen-Revue haben.
Kann ich alles gut nachvollziehen, vor allem da dieser Satz bei mir eins zu eins und mit Ausrufezeichen auf einen gewissen Bondfilm zutrifft, der unter anderem mit herrlich schlechten Kung-Fu-Szenen und einem passiv-aggressiven Zwerg als Endgegner aufwartet :D Es ist auch schwer zu sagen, was genau an DAF für mich so wenig funktioniert, ich kann mich nämlich nicht entscheiden ob der Film für mich zu grotesk oder gar nicht grotesk genug ist. Ich denke es sind viele unveränderliche persönliche Eindrücke die hier zusammenkommen. Insgesamt war ich sogar überrascht dass er mich nicht zu Tode genervt hat, ich hatte schon mit einer offenbarenden Katastrophe gerechnet, aber am Ende war es doch eher eine an wenigen Stellen ganz lustige (Connery lässt ein paar tolle Sprüche vom Stapel, Wint und Kidd haben die eine oder andere ganz coole Szene) Angelegenheit, überwiegend aber eine Sammelsurium an schlechten und unausgegorenen Bond-Elementen (hanebüchene Story, wirre Dramaturgie, lahme Inszenierung, wenig Schauwerte).
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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

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GoldenProjectile hat geschrieben:Übrigens fällt mir ausser DAF, LALD und TMWTGG kein Bondfilm mehr ein in dem der Handlanger nach dem Tod des Schurken am Ende noch "nachträglich" gegen Bond kämpft
Da wären dann auf jeden Fall noch YOLT, TSWLM und TND zu nennen: Sicher, in diesen Fällen ist die Lage etwas anders als im Hamilton Triple, da dort der eigentliche Plot bereits vorbei und das Bedrohungsszenario beendet sind, doch auch diese drei Filme legen als "Schlussaction" einen Fight zwischen Bond und einem Henchman des Schurken in den Fokus.
https://filmduelle.de/

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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

723
GoldenProjectile hat geschrieben: Es ist schon merkwürdig wie Bond den ollen Ernst eine halbe Ewigkeit slapstickartig am Kran baumeln lässt ohne dass sein Schicksal auch nur ansatzweise aufgelöst wird. Vor allem da es in Hinblick auf den Film als Ganzes weniger wie eine bewusste Auslassung wirkt sondern vielmehr als hätte man es einfach vergessen. FYEO zählt für mich nicht, die PTS war zehn Jahre vorher sicherlich noch nicht geplant. Ich kenne die genauen zeitlichen Abläufe der NSNA-Produktion nicht, aber ich habe das immer so verstanden dass die Broccoli-Equipe diese Szene in FYEO als Reaktion auf den sich am Horizont schon abzeichnenden NSNA eingebaut haben, à la "Guckt mal, ihr könnt euer Filmchen drehen wie ihr wollt und sogar Max von Sydow an Bord holen, aber in der richtigen Bondreihe wird Blofeld jetzt der Garaus gemacht". Ich denke ohne NSNA, bzw. die Möglichkeit eines McClory-Bonds hätte FYEO direkt mit der St. Georges Szene begonnen. Vielleicht weisst du da genaueres?
Ja, da hast du schon recht, auch mit den Hintergründen der PTS von FYEO (die zusätzlich zum „NSNA-Seitenhieb“ im Zuge des angedachten Darstellerwechsels auch als Bindeglied zu den älteren Bondfilmen dienen sollte, daher Blofeld und Bonds Besuch an Tracys Grab), allerdings lässt DAF unabhängig davon Blofelds Ende ja offen. D.h. da der Tod nicht gezeigt wurde, besteht zumindest der berechtigte Verdacht, dass der olle Ernst auch dieses Mal wieder davon gekommen ist. Dass man sich gegen einen engültigen Abschied von Blofeld entschieden hat ist ja auch nachvollziehbar, da man sich so die Möglichkeit einer Rückkehr offen liess. Sein Schicksal aber komplett auszusparen ist einfach eine schwache Lösung und kaum anders, als wenn zB Goldfinger von der einen zur anderen Einstellung im Flugzeug plötzlich nicht mehr da wäre und der Film wie gewohnt zu Ende ginge. Das ist vermutlich die schwächste Passage des ganzen Films für mich.

GoldenProjectile hat geschrieben:Dass Wint und Kidd am Ende auf Blofelds Befehl hin erscheinen, daran habe ich nie gedacht. Die fehlende Motivation ist mehr in Bezug auf einen selbstständigen "Racheakt" gemeint, den ich ihnen nicht abkaufen würde. Wenn Tee-Hee am Ende von LALD eigenständig noch hinter Bond her ist macht das Sinn, da der Film eine viel stärkere Verbundenheit zum Bösewicht impliziert (alleine schon dadurch, dass Tee-Hee häufig an Bigs/Kanangas Seite gezeigt wird, was bei Wint und Kidd gar nicht der Fall ist). Auch Schnickschnack scheint zwar nicht immer nur blind die Interessen Scaramangas zu verfolgen und ist eine etwas zwielichtige Figur, dass er Bond am Ende aus freien Stücken die Zerstörung der Insel und die Ermordung seines langjährigen Meisters heimzahlen möchte ist aber stimmig. Und bei Wint und Kidd sähe ich das gar nicht, ihre Verbindung zu Blofeld ist den ganzen Film hindurch viel zu vage , die Fahrstuhlszene in der sie Bond auf der Baustelle "entsorgen" (und danach wegrennen wie Kinder nach einem Klingelstreich) ist der einzige Moment der sie einigermassen explizit als rechte Hände Ernsts zeigen. Überhaupt machen sie auch mehr den Anschein käuflicher Killer, die sich nach Blofelds Untergang viel eher einen neuen Job suchen würden (ähnlich wie Jaws in MR) als Bond weiter nachzujagen.
Ich sehe da wenig Unterschied in den genannten Filmen. Es ist doch im Prinzip immer die gleiche Situation: der Obermotz ist bereits passe und bevor der Abspann rollt macht Bond dann auch noch dem Handlanger den Garaus. Sieht man es unter dem Gesichtspunkt, dass die Arbeit- (und Leben) gebenden Organisationen zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr existent sind macht keiner der Angriffe wirklich Sinn. Warum sollte Teehee noch ein Hühnchen mit Bond rupfen? Während des gesamten Films über scheint er keinerlei Animosität gegen ihn zu hegen und zu gewinnen gibt es für ihn ja auch überhaupt nichts. Bei Schnischnack kann ich es noch insofern nachvollziehen, da er es ja auf Scaramangas Vermögen abgesehen hatte und Bond ihm mit der Zerstörung der Insel einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wobei auch hier die Frage bleibt, was mit Scaramangas Vermögen passiert, u.a. dem ehemaligen Konzern von Hai-Fat. Wäre Schnickschnack tatsächlich Scaramangas legaler Erbe wie er es vorm Showdown gegenüber Bond äussert, dann wäre es ja wirklich saudämlich diese Zukunft durch einen mies ausgeführten Rachakt gegen einen körperlich haushoch überlegenen Gegener zu gefährden. Da macht für mich dann DAF tatsächlich noch am meisten Sinn, da Wint und Kidd als Spectre-Killer eingeführt werden und man aus früheren Bondfilmen weiss, was diese bei Fehlschlägen (also wenn Bond am Leben bleibt) zu erwarten haben. Da gemäß dem Film Blofeld nicht tot ist, müssen sie also ihren Job erledigen. Passt für mich.

GoldenProjectile hat geschrieben:Übrigens fällt mir ausser DAF, LALD und TMWTGG kein Bondfilm mehr ein in dem der Handlanger nach dem Tod des Schurken am Ende noch "nachträglich" gegen Bond kämpft (höchstens noch FRWL, wobei aber dort die Hierarchie eigentlich genau umgekehrt ist - Klebb greift an, nachdem Grant gescheitert ist). Lustigerweise wird aber genau das auf Wikipedia als typisches Bond-Element genannt.
FRWL ist diesbezüglich auch etwas anders, da Bond gegen den eigentlichen Oberschurken nicht antritt, da Blofeld ja gesichtslos bleibt und eigentlich sowohl Klebb als auch Grant als Handlanger einzustufen sind. In YOLT kämpft Bond abschliessend auch noch gegen den Handlanger (Hans), nachdem er es bereits mit Blofeld zu tun bekam. Ebenso TWINE, da Renard ja auch nur die Nr.2 hinter Elektra ist. Bei TND kommt Stamper auch nach Carver dran. Bonds Abrechnung mit Beisser in TSWLM erfolgt auch erst nachdem er Stromberg ins Gemüse geballert hat. Sind also doch noch einige Film mehr, in denen dieses Muster vorkommt.

Edit: Hille war schneller. :)
GoldenProjectile hat geschrieben:Ich habe deinen Vorschlag nicht vergessen, aber ironischerweise habe ich DAF am Samstag ja sogar zum ersten Mal im Original gesehen. Die meisten Übersetzungen hatte ich an den jeweiligen Stellen auch noch auf dem Schirm, insgesamt denke ich nicht dass ich den Film auf Deutsch grossartig besser finden würde. Um die Einheitlichkeit der Neusichtungen zu wahren und eben weil es in diesem Falle sogar das erste Mal war habe ich mich folglich für das Original entschieden, schliesse eine zusätzliche Synchronsichtung zum Vergleich aber noch nicht aus (wenn auch bestimmt nicht heute oder morgen).
Das mit der Einheitlichkeit hatte ich mir fast schon gedacht. Ob die Synchro den Film nun „besser“ macht, hängt natürlich auch davon ab, ob einem die Skurrilität des Films überhaupt Freude bereitet. Dann steigert die Synchro wie ich finde den Zirkus nochmal in nicht unerheblichem Maße. Der Film wird dadurch aber sicher auch kein besserer „normaler“ Bondfilm, aber zumindest für mich deutlich unterhaltsamer.
GoldenProjectile hat geschrieben:Es ist auch schwer zu sagen, was genau an DAF für mich so wenig funktioniert, ich kann mich nämlich nicht entscheiden ob der Film für mich zu grotesk oder gar nicht grotesk genug ist.
Ich finde, er ist nicht grotesk genug. Vor allem im letzten Drittel spult DAF zu sehr das erwartbare Standardprogramm ab und vernachlässigt hier die zuvor in so schöner Regelmäßigkeit auftretenden skurrilen Szenen. Ebenso halten die ermüdenden Actionszenen den Zirkus nur auf. Hätte man stattdessen noch mehr von dem Quatsch wie mit Shady Tree, Klaus Hergesheimer oder Professor Metz eingebaut wäre der Film für mich deutlich besser (aber dann wäre es tatsächlich mehr Austin Powers als Bond).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

725
Ihr habt schon recht mit den Handlangern, aber ich dachte auch eher an Fälle die deutlich vom grossen Showdown losgelöst sind. In dieser Hinsicht war ich selber überrascht, dass es nur drei sind.

FRWL ist in dieser Hinsicht ein Sonderfall, eigentlich sind alle vier (Grant, Klebb, Kronsteen, Blofeld) auf eine gewisse Art der Oberschurke des Films. Diese Rolle alleine Blofeld zuzuschreiben wäre mir zu einfach, dann müsste man nämlich dasselbe in TB tun, und dort ist nun wirklich Largo Bonds primärer Gegenspieler, was in FRWL wiederum in erster Linie Grant ist, während Klebb bis auf das Ende sogar am wenigsten in die ganze Sache involviert ist. Knifflig.
AnatolGogol hat geschrieben:Ich sehe da wenig Unterschied in den genannten Filmen. Es ist doch im Prinzip immer die gleiche Situation: der Obermotz ist bereits passe und bevor der Abspann rollt macht Bond dann auch noch dem Handlanger den Garaus. Sieht man es unter dem Gesichtspunkt, dass die Arbeit- (und Leben) gebenden Organisationen zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr existent sind macht keiner der Angriffe wirklich Sinn. Warum sollte Teehee noch ein Hühnchen mit Bond rupfen? Während des gesamten Films über scheint er keinerlei Animosität gegen ihn zu hegen und zu gewinnen gibt es für ihn ja auch überhaupt nichts. Bei Schnischnack kann ich es noch insofern nachvollziehen, da er es ja auf Scaramangas Vermögen abgesehen hatte und Bond ihm mit der Zerstörung der Insel einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wobei auch hier die Frage bleibt, was mit Scaramangas Vermögen passiert, u.a. dem ehemaligen Konzern von Hai-Fat. Wäre Schnickschnack tatsächlich Scaramangas legaler Erbe wie er es vorm Showdown gegenüber Bond äussert, dann wäre es ja wirklich saudämlich diese Zukunft durch einen mies ausgeführten Rachakt gegen einen körperlich haushoch überlegenen Gegener zu gefährden. Da macht für mich dann DAF tatsächlich noch am meisten Sinn, da Wint und Kidd als Spectre-Killer eingeführt werden und man aus früheren Bondfilmen weiss, was diese bei Fehlschlägen (also wenn Bond am Leben bleibt) zu erwarten haben. Da gemäß dem Film Blofeld nicht tot ist, müssen sie also ihren Job erledigen. Passt für mich.
Das macht Sinn, aber meine Überlegungen setzen auch voraus dass Blofeld tot oder zumindest irgendwo im Pazifik verschollen ist. Genaueren Nachforschungen hält natürlich nichts davon stand, aber ich finde zumindest dass Tee-Hee deutlicher mit Kananga verknüpft ist, bzw. stärker von diesem abhängig wirkt. Als wäre er nicht bloss eben mal als temporärer Schläger/Bodyguard angeheuert worden, sondern als wäre die Organisation, andere Handlanger, die Schlupfwinkel in den USA und auf San Monique etc. auch ein Teil seines Lebens und seiner Familie gewesen. Dazu trägt auch seine Aussage bezüglich seiner Vergangenheit mit der Krokodilfarm bei, der ist da schon lange dabei und bestens mit allem vertraut. Bei Wint und Kidd dagegen sehe ich das nicht und SPECTRE im Sinne wie es in FRWL, TB und YOLT gezeigt wurde scheint in DAF ja auch nicht mehr wirklich zu existieren, zumindest wird nicht darauf eingegangen. Immer noch angenommen dass der Ernstle am Ende von DAF auf dem Grund des Pazifiks schlummert ist es folglich viel weniger plausibel dass Wint und Kidd Bond auf eigene Faust noch zu töten versuchen, während ich es bei Tee-Hee nicht hinterfrage ob er jetzt noch ein Hühnchen mit Bond zu rupfen hat, wenn alles eigentlich schon vorbei ist.
AnatolGogol hat geschrieben:Ich finde, er ist nicht grotesk genug. Vor allem im letzten Drittel spult DAF zu sehr das erwartbare Standardprogramm ab und vernachlässigt hier die zuvor in so schöner Regelmäßigkeit auftretenden skurrilen Szenen. Ebenso halten die ermüdenden Actionszenen den Zirkus nur auf. Hätte man stattdessen noch mehr von dem Quatsch wie mit Shady Tree, Klaus Hergesheimer oder Professor Metz eingebaut wäre der Film für mich deutlich besser (aber dann wäre es tatsächlich mehr Austin Powers als Bond).
Ja, das kann ich so unterschreiben. Auf jeden Fall wäre der Weg zu einem ernsthaften und vor allem auf ernsthaften Gebieten überzeugenden Bondfilm bei DAF viel länger als derjenige zu einer totalen Rummelplatzveranstaltung.
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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

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GoldenProjectile hat geschrieben:FRWL ist in dieser Hinsicht ein Sonderfall, eigentlich sind alle vier (Grant, Klebb, Kronsteen, Blofeld) auf eine gewisse Art der Oberschurke des Films. Diese Rolle alleine Blofeld zuzuschreiben wäre mir zu einfach, dann müsste man nämlich dasselbe in TB tun, und dort ist nun wirklich Largo Bonds primärer Gegenspieler, was in FRWL wiederum in erster Linie Grant ist, während Klebb bis auf das Ende sogar am wenigsten in die ganze Sache involviert ist. Knifflig.
Wobei ich da schon einen Unterschied zwischen Blofeld in FRWL und TB sehe, ganz einfach weil er in ersterem mehr Szenen hat und in TB lediglich zu Beginn bei der Konferenz in Erscheinung tritt. Auch ist er in TB meinem Empfinden nach noch "gesichtsloser", da er in den Szenen in FRWL zum einen näher an seinen Leuten dran ist (er ist ihnen gegenüber ja nicht unsichtbar, während sein Auftritt in TB so inszeniert ist, dass er selbst vor seiner Führungscrew inkognito bleibt) und auch mehr agiert (zB in der Szene mit den Kampffischen). Für mich ist daher Blofeld in FRWL schon der Oberschurke, während Kronsteen, Klebb und Grant als Handlanger-Troika dahinter agieren. Wobei der Handlanger/Henchman-Begriff im klassischen Sinn eigentlich nur auf Grant passt, da die beiden anderen dafür zu sehr Schreibtischtäter sind. FRWL ist da halt wirklich ein Sonderfall. Ich finde Klebb übrigens kaum weniger involviert als Grant, nichtzletzt da sie den ganzen Film über in Erscheinung tritt (also am Anfang, in der Mitte und am Schluß). Sie mag weniger Szenen und insgesamt auch Screentime haben als Grant, ist aber eben durchgängig präsent (anders als zB der TB-Blofeld oder Dr. No).
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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

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SomeKindOfHero hat geschrieben:Da DAF einer meiner Lieblingsfilme ist könnte ich mir vorstellen auch eine Rezension zu schreiben, wobei das dann eher ein Love-Letter für DAF wäre ;)
Wobei ich durchaus auch objektiv sein kann.
Objektivität ist in der Kunst doch eine Illusion, und für eine Diskussion nur kontraproduktiv. Was zählt sind Eindrücke und Meinungen. In dem Sinne: Hau rein in die Tasten! :D
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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

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AnatolGogol hat geschrieben:
GoldenProjectile hat geschrieben: Auch der grosse Helikopterangriff auf Blofelds Bohrinsel ist nicht viel besser und hinkt den ähnlich gestrickten Showdowns in beiden Vorgängerfilmen deutlich hinterher, was neben der Regie auch am wenig attraktiven, geschweige denn aufregenden Schauplatz liegt.
Absolut, wie man sich auch keinen Gefallen damit tat das YOLT-Ende in kaum abgeänderter, aber eben deutlich unspektakulärerer Form zum dritten Male hintereinander zu verwursten.
Mit YOLT habe ich das noch nie in Verbindung gebracht. Die Ähnlichkeit zu OHMSS ist hingegen offensichtlich.
AnatolGogol hat geschrieben:
GoldenProjectile hat geschrieben: Ein feixender, graumelierter Onkeltyp als Nemesis Blofeld? Charles Gray setzt als Oberschurke keinerlei Akzente und scheint völlig fehl am Platz.
Ich mag Gray als Blofeld sehr gern, er hat so etwas arrogant-sobistisches. Die Eleganz (und Eloquenz), mit der er auftritt gibt der Blofeld-Figur eine ganz neue und eigene Komponente, von daher finde ich den Vorwurf Gray würde keine Akzente setzen nicht gerechtfertigt. Schade finde ich, dass seine Interpretation durch das Drehbuch zu Gunsten einiger einfacher Lacher schon etwas kompromittiert wird (am deutlichsten durch die Drag-Szene, aber auch am Ende hadernd im U-Boot).
Absolut. Gray passt grundsätzlich gut in die Rolle. Das Drehbuch ist das Problem.

AnatolGogol hat geschrieben:
GoldenProjectile hat geschrieben:Für ihre letzte Szene hat DAF ausserdem keine wirkliche Motivation anzubieten.
Ich kann dir eine anbieten: Blofeld lebt (siehe FYEO) und ist nach wie vor ihr Boss. Von daher besitzt ihr finaler Angriff die gleiche Motivation wie der von Klebb in FRWL. Du hast aber insofern recht, dass dies vom Film nicht thematisiert wird. Ich denke auch, dass das komplett offen gelassene Ende von Blofeld ein schwerer Fehler war und auch schlecht umgesetzt wurde. Man hätte zumindest in einer kurzen Einstellung noch ein mögliches Überleben andeuten sollen (oder eben seinen Tod zeigen).
Ich habe es noch nie so deutlich wahrgenommen, dass Blofelds Tod tatsächlich sehr wahrscheinlich ist. Es wäre zwar nicht abwegig, dass er das nicht überlebt, aber für mich auch nicht besonders naheliegend. In anderen Filmen sieht man den Tod des Bösewichts, hier nicht. Da ist es schon naheliegend, dass er das überlebt hat.

Ähnelt SP, wo Blofeld ja auch die Explosion überlebt hat.
GoldenProjectile hat geschrieben:FRWL ist in dieser Hinsicht ein Sonderfall, eigentlich sind alle vier (Grant, Klebb, Kronsteen, Blofeld) auf eine gewisse Art der Oberschurke des Films. Diese Rolle alleine Blofeld zuzuschreiben wäre mir zu einfach, dann müsste man nämlich dasselbe in TB tun, und dort ist nun wirklich Largo Bonds primärer Gegenspieler, was in FRWL wiederum in erster Linie Grant ist, während Klebb bis auf das Ende sogar am wenigsten in die ganze Sache involviert ist. Knifflig.
Warum eigentlich nicht? Das selbe kann man auch in DN machen (auch wenn die deutsche Synchro das etwas schwerer macht) und auch in CR, QOS und SF. Für mich hat Blofeld in allen Filmen die selbe Rolle als Oberschurke, selbst wenn er nicht auftritt.

Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

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SomeKindOfHero hat geschrieben:Mit objektiv meinte ich dass ich die Wahnsinns Special Effects der Explosionen nicht über den grünen Klee loben werde :lol:
Das würde ich dir auch nicht abkaufen. :lol:

Übrigens, da ich es erst jetzt sehe: Schön, hier einen Landsmann begrüssen zu dürfen!
Henrik hat geschrieben:Warum eigentlich nicht? Das selbe kann man auch in DN machen (auch wenn die deutsche Synchro das etwas schwerer macht) und auch in CR, QOS und SF. Für mich hat Blofeld in allen Filmen die selbe Rolle als Oberschurke, selbst wenn er nicht auftritt.
Da würde ich aber vehement widersprechen: Was ist ein Bösewicht, wenn der Zuschauer nicht auf ihn trifft, geschweige denn Bond? Ausserdem lasse ich mir nicht weismachen dass CR und QoS und ich denke auch nicht SF mit Blofeld im Hinterkopf gemacht wurden, das ist eindeutig eine Erfindung von SP und wie ich immer noch finde auch keine besonders gute (nett ausgedrückt).

Und nach dieser Logik müssten die wahren Schurken in YOLT doch die sein, die Blofeld bezahlen. Da war doch was?
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Re: Filmbesprechung: "Diamonds Are Forever (DAF)"

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Ich bin mir schon bewusst, dass CR, QOS und SF ohne Blofeld in Planung produziert wurden und verstehe es auch, wenn man dort anderer Meinung ist.
Das aktuellste was wir wissen ist jedenfalls, dass Blofeld auch dort im Hintergrund die Fäden führt.
Ich will es mal so ausdrücken: Würden wie in B25 erfahren, dass Blofeld nicht Oberhauser ist, dann wäre das zwar eine sehr komische Entwicklung, die ich nicht begrüßen würden, aber es wäre die beste Informationsquelle mit der größten Wahrscheinlichkeit auf Korrektheit. Für mich würde das dann stimmen.