Gestern auf DVD
Thunderbirds
Hier muss ich etwas weiter ausholen. Was sind die
Thunderbirds? Ursprünglich eine britische TV Serie aus den 60ern und deutlich für jüngeres Publikum kreiert. Es spielt in der Zukunft des Jahres 2065 und erzählt von International Rescue, einer familiär geführten Organisation, die mit ihren fantastischen Maschinen in Unglücksfällen und bei Naturkatastrophen Hilfe leistet. Das Besondere daran ist, dass nicht mit Schauspielern gedreht wurde, sondern in Supermarionation, also mit Marionetten. Wer jetzt an die Augsburger Puppenkiste denkt, ist auf dem totalen Holzweg. Denn technisch war Supermarionation damals seiner Zeit um Jahrzehnte voraus. Die Figuren konnten die Münder bewegen und die Fäden sah man fast garnicht. Desweiteren legte die Serie ihr Hauptaugenmerk auf die Action. Explosionen und der Einsatz von fantastischen Maschinen aller Art bestimmten jede Folge. Hier leistete damals James Bond Veteran Derek Meddings als Modellbauer und Pyrotechniker Pionierarbeit.
Thunderbirds geniesst noch heute in eingeweihten Fankreisen Kultstatus.
2004 kam dann ein Remake als realverfilmter Kinofilm auf den Markt. Die Zutaten ließen zunächst auf schmackhaftes hoffen. Die Regie übernahm Jonathan Frakes, der bereits mit diversen TV Serien und zwei Big Budget Star Trek Filmen gute Arbeit geleistet hatte. Auf der Castliste tauchten die Namen Bill Paxton und Ben Kingsley auf, letzterer eine absolute Idealbesetzung des Bösewichts The Hood. Die Specialeffects kamen von Framestore und die Musik von Hans Zimmer. Aber sehen wir uns das Ergebnis mal an.
Positiv
Optisch erreicht der Film den sehr schwierigen Spagat zwischen Vorbildtreue (eben 60er Jahre) und Modernität. Das Produktionsdesign ist beeindruckend und macht einfach nur Spaß. Die Maschinen, also die Thunderbirds, sind sehr getreu und liebevoll gestaltet. Die Musik von Hans Zimmer ist eines seiner besten Werke der letzten Jahre. Er zitiert das Originaltheme von Barry Gray und lässt uns einen schwungvollen und fröhlichen Score hören. Die Story ist einfach strukturiert und in den Grundzügen hätte sie der Originalserie zur Ehre gereicht. Außerdem zeigt der Film viele Reminiszenzen an die Serie, bis hin zu einer an Fäden geführten Hand. Das macht dem Fan der alten Serie richtig Spaß.
Negativ
Den größten Fehler machte man mit der Alterstruktur der Darsteller. Waren in der Originalserie die Charaktere alles junge Männer im Alter zwischen 20 und 30, sind es hier allesamt halbstarke Teenager. Der jüngste von ihnen, Alan ist in der Originalserie eher ein Nebencharakter, spielt hier aber faktisch die Hauptrolle. Der Film zielt damit deutlich auf ein junges Publikum, wie es die Serie seinerzeit auch tat. Dabei wird aber außer Acht gelassen, dass die Fans von damals mittlerweile erwachsen geworden sind. Deshalb musste sich der Film nicht ohne Grund Vergleiche mit
Spy Kids gefallen lassen.
Ebenso unangenehm fällt das agressive Productplacement von Ford auf, deren Autos alle 5 Minuten aufzutauchen scheinen.
Fazit
Dieser Film musste von Fans viel Kritik einstecken und war finanziell gesehen ein totales Desaster. Er spielte nur die Hälfte seiner Kosten wieder ein. In Deutschland lief er nur in wenigen Kinos. Aber dennoch gefällt mir der Streifen. Er ist liebevoll inszeniert, unterhält sehr kurzweilig. Die Tricks und Effekte sind exzellent und unterm Strich macht mir der Film einfach Laune. Deshalb bekommt er von mir nominell nicht gerechtfertigte 9 von 10 Punkten.